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Veröffentlicht am 24.04.2018

Wunderbar spannend und unvorhersehbar

Ihr totes Herz
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Jessie amüsiert sich auf einer Party, als das Schreckliche geschieht. Gerade noch mit einem Drink an der Bar wacht sie auf einem Steg am Wasser wieder auf und spürt, dass sie vergewaltigt worden ist. Ein ...

Jessie amüsiert sich auf einer Party, als das Schreckliche geschieht. Gerade noch mit einem Drink an der Bar wacht sie auf einem Steg am Wasser wieder auf und spürt, dass sie vergewaltigt worden ist. Ein Trauma, das Jessie schon einmal durchlitten hat, nur, dass es damals mehrere Opfer gab und sie nicht mit Blut an den Händen in der Nähe einer Leiche zu sich gekommen ist. Deshalb ergreift Jessie völlig verstört die Flucht und hofft, dass der grausame Albtraum bald ein Ende hat.

"Ihr totes Herz" ist nach "Schwarze Magnolien" der zweite Thriller von Rebeca M. Williams. Einem Pseudonym, hinter dem eine erfolgreiche deutsche Romanautorin steckt, die zuvor als Juristin tätig war. Deshalb wundert es nicht, dass sie mit Jessies Ex-Verlobten Bert einen versierten Anwalt ins Rennen schickt, der seine einstige Freundin aus dem Schlamassel herauspauken soll. Und das, obwohl sie sich an überhaupt nichts erinnern kann und aufgrund der eindeutigen Spurenlage als Hauptverdächtige gilt.

Wunderbar spannend und mit einem Plot, der lange Zeit nicht verrät, was in der Partynacht geschehen ist, versteht es "Ihr totes Herz" zu fesseln. Sei es durch Andeutungen über Jessies früheres Leben, das von Gedächtnisausfällen und diversen Männerbekanntschaften geprägt ist oder durch Bedenken von Jessie selbst, die sich das fremde Blut an ihrer Kleidung nicht erklären kann. Und dann sind da noch Zeugen, die Jessie gesehen haben wollen und Gegenstände, die in ihrer Wohnung auftauchen und vom Tatort sind.

Rebeca M. Williams hat mit Jessie eine Figur geschaffen, die nicht jedermanns Sache ist. Einerseits erregt sie das Mitleid des Lesers, weil sie ohne eigenes Verschulden in eine missliche Situation gerät. Andererseits aber macht sie ihn wütend, weil sie völlig naiv und unkontrolliert von einem Dilemma in das nächste tappt. Hier wäre etwas mehr Glaubwürdigkeit angebracht, damit die Handlung realer erscheint und das durchlittene Martyrium einer jungen Frau noch lebendiger und nachvollziehbarer wirkt.

Fazit:
Ein gut geschriebener und unterhaltsamer Thriller, der nicht so schnell aus der Hand gelegt werden kann und bis ganz zum Schluss offen lässt, wer hier ein gefährliches Spiel mit allen Beteiligten treibt.

Veröffentlicht am 08.04.2018

Ein eher schwacher Mosby

Nachtschatten
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Er dringt in die Häuser seiner Opfer ein, legt sich unter ihre Betten und schlägt, wenn sie tief und fest schlafen, erbarmungslos zu. Fünf Frauen hat der Creeper bereits die Hölle beschert, hat sie misshandelt ...

Er dringt in die Häuser seiner Opfer ein, legt sich unter ihre Betten und schlägt, wenn sie tief und fest schlafen, erbarmungslos zu. Fünf Frauen hat der Creeper bereits die Hölle beschert, hat sie misshandelt und missbraucht und hat sie, wenn er fertig mit ihnen war, wie nutzlosen Müll liegen gelassen. Nun aber gibt es einen ersten Mord und noch immer wissen Detective Inspector Zoe Dolan und ihr Team nicht, wer hinter den brutalen Verbrechen steckt. Denn der Creeper scheint ungemein clever zu sein und während er ohne Spuren zu hinterlassen, weiter auf Beutezug geht, merkt Zoe nicht, dass auch sie längst ein Objekt seiner Begierde geworden ist.

"Nachtschatten" ist ein Thriller, der ungemein spannend beginnt, dann aber schnell an Fahrt verliert. So geht es dem Leser nicht anders, als den Ermittlern. Immer, wenn sie händeringend versuchen, hinter die Identität eines gefährlichen Verbrechers zu kommen, verstricken sie sich in nebensächlichen Details und erkennen einfach nicht, was wirklich wichtig ist. Deshalb dauert es einige Zeit, bis es gelingt, die Spreu vom Weizen zu trennen und ein Geheimnis ans Tageslicht tritt, das fatale Folgen hat. Dabei spielt vor allem die Seelsorgerin Jane Webster eine große Rolle, die nach einem verstörenden Anruf die richtigen Schlüsse zieht.

Das erschreckende Geschehen wird in mehreren Handlungssträngen erzählt, von denen einer über Zoe Dolans Ermittlungen berichtet, ein anderer die Ereignisse rund um Jane Webster thematisiert und ein weiterer die Bemühungen einer Frau namens Margarete in den Mittelpunkt stellt, die gleich mit zwei Männern arge Probleme hat. Aber auch der Mörder selbst kommt zu Wort, der Einiges über sich und seine Taten verrät. Und während der Leser das emsige Treiben der im Buch vorkommenden Figuren verfolgt, lernt er sie immer besser kennen und hegt schon bald einen Verdacht, wer die abscheulichen Taten begangen hat. Ob er damit aber richtig liegt, erfährt er erst zum Schluss, wenn ein packendes Finale die Lösung präsentiert.

Fazit:
Ein eher schwacher Mosby, der zu viele Spannungsschwächen besitzt und nur durch seine interessanten Figuren punkten kann.

Veröffentlicht am 08.04.2018

Ein packender und spannender Psychothriller

Der Reporter
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Mitten in der Hitze des Sommers geschieht in Miami ein Mord, der sich als überaus spektakulär und medienträchtig erweist. Denn schon kurz nachdem ein junges Mädchen aus gutem Hause tot aufgefunden wird, ...

Mitten in der Hitze des Sommers geschieht in Miami ein Mord, der sich als überaus spektakulär und medienträchtig erweist. Denn schon kurz nachdem ein junges Mädchen aus gutem Hause tot aufgefunden wird, ruft der Mörder einen Reporter an, der für eine auflagenstarke Tageszeitung schreibt. Von nun an sitzen beide in einem Boot. Der vermeintliche Nummernkiller liefert die Morde, der aufstrebende Reporter die Story dazu. Ein perfides Spiel, das keine Grenzen kennt und bei dem nur die Opfer die Verlierer sind.

"Der Reporter" ist ein superspannender Thriller, der im Jahr 1975 angesiedelt ist, als Journalisten noch mit Schreibmaschinen ihre Artikel tippten und die Polizei, soweit man John Katzenbachs Ausführungen Glauben schenken darf, der Pressemeute noch gewogen war. So wird ausgerechnet ein Vertreter der schreibenden Zunft von den ermittelnden Detectives mit Insideriformationen zu einem Verbrechen versorgt, wofür er im Gegenzug plötzlich auch für sie eine große Hilfe ist. Ein gegenseitiges Geben und Nehmen, das mit hoher Wahrscheinlichkeit einer realistischen Grundlage entbehrt, in diesem Thriller aber seinen Zweck erfüllt. Dadurch stellt sich das Zusammenspiel des Dreiergespanns Killer-Reporter-Polizei als überaus interessant heraus und schafft es, den Leser zu fesseln.

Erzählt werden die dramatischen Ereignisse aus der Sicht des Reporters Malcolm Anderson, der beim Miami Journal tätig ist und sich durch die Berichterstattung zu einem Mord vom Tod seines Onkels ablenken will. Ein Vorhaben, das zwar gelingt, ihn aber nach einer einer Phase des Ruhms in eine Krise manövriert. Doch nicht nur ihn setzen die Ereignisse rund um einen medienträchtigen Killer über alle Maßen zu. Auch sein Chef Nolan und die beiden ermittelnden Detectives besitzen von einem Tag auf den anderen kein Privatleben mehr und drohen im Strudel der sich immer mehr zuspitzenden Ereignisse unterzugehen.

John Katzenbach versteht es auf subtile Weise seine Geschichte zu erzählen, die neben einem gut funktionierenden Katz- und Mausspiel einige sehr bewegende Einblicke in den Vietnamkrieg beschert. So erlebt der Leser während der Lektüre des Thrillers ein emotionales Auf und Ab indem er durch eine Handlung mit grausamen Verbrechen getrieben wird und gleichzeitig ein stiller Zuhörer der geschilderten Erlebnissen eines traumatisierten Soldaten ist. Mit einem angenehm zu lesenden und unkomplizierten Schreibstil konfrontuert, wird sein Augenmerk stets auf die nervenaufreibenden Ereignisse gelenkt, denen er sich nur schwer entziehen kann.

Fazit:
Mit "Der Reporter" ist John Katzenbach ein packender und spannender Psychothriller gelungen, den man kaum aus der Hand legen kann. Seite für Seite fiebert man mit und fragt sich, wie lange es der Mörder noch gelingt, sein perfides Spiel aufrechtzuerhalten.

Veröffentlicht am 30.03.2018

Eine gelungenen Kombination aus Verbrechen und Humor

Ostfriesenfete
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Als der ostfriesische Kommissar Rupert von seiner einstigen Schulkameradin Nadja eine Einladung zu einer Loserparty auf Langeoog erhält, wundert er sich. Schließlich war Nadja immer darauf erpicht, die ...

Als der ostfriesische Kommissar Rupert von seiner einstigen Schulkameradin Nadja eine Einladung zu einer Loserparty auf Langeoog erhält, wundert er sich. Schließlich war Nadja immer darauf erpicht, die Beste zu sein. Nun aber lädt ausgerechnet sie zu einem Treffen in ihrem Ferienhaus ein, wo jeder der Anwesenden seine schlimmste Niederlagen präsentiert. Soll das etwa eine späte Rache, weil Rupert damals in puncto Liebe zu ihr nicht ehrlich war? Oder ist er einfach nur der Ersatz für einen tollen Hecht, der kurzfristig abgesprungen ist? Rupert will´s wissen und stürzt sich in ein Abenteuer, das schon bald mit einem handfesten Verbrechen aufwarten kann.

Es ist eine wundervolle Idee, die Klaus-Peter Wolf in seinem Krimi verarbeitet hat. Denn anstatt mit tollen Häusern, schicken Autos und erfolgreichen Kindern zu buhlen, lässt er seine Figuren als Trottel oder Loser dastehen, um mit Häme im Gesicht über fremde Misserfolge herzuziehen. Dass das nicht gut gehen kann, ist wohl klar. So macht es zum einen keinen Spaß, sich vor anderen als Verlierer zu präsentieren und zum anderen ist mit Kommissar Rupert ein Mann mit dabei, dessen täglich Brot das Aufklären von Morden ist. Deshalb kommt es auch, wie es kommen muss. Einer der ehemaligen Schulkameraden ist am nächsten Morgen tot und ausgerechnet Rupert, der sein Licht nur ungern unter den Scheffel stellt, verpatzt seine Chance, ein Superbulle zu sein.

"Ostfriesenfete" ist eine kurze Episode aus dem unermüdlichen Schaffen des ostfriesischen Kult-Kommissars Rupert, dem diesmal wieder herrlich schräge Sachen passieren. Mit viel Humor, krimineller Energie und einem untrüglichen Gespür für die Verhaltensweisen von Menschen in Szene gesetzt, erlebt der Leser neben vielen amüsanten Dialogen, einen überheblichen Rupert, der sich mit Bruce Willis vergleicht und trotzdem einem schmierigen Fernsehkommissar unterlegen ist. Das Ganze wird wie gewohnt, mit einer ordentlichen Portion Lokalkolorit erzählt und einer Spannung, die in diesem Fall eher unterschwellig zutage tritt. Denn neben der genüsslichen Ausschlachtung menschlicher Schwächen bleibt halt wenig Platz für eine ausgiebige Mörderjagd.

Fazit:
Ob kurzes Intermezzo oder vielschichtiger Kriminalroman. Klaus-Peter Wolf weiß seine Leser mit einer gelungenen Kombination aus Verbrechen und Humor zu unterhalten.

Veröffentlicht am 25.03.2018

Ein subtiler Thriller, der leider viel zu lange braucht, um in Fahrt zu kommen

The Woman in the Window - Was hat sie wirklich gesehen?
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Die Psychologin Anna Fox verbringt ihre Tage damit, aus dem Fenster zu schauen und zu beobachten, was in ihrer Nachbarschaft vor sich geht. Denn bereits seit einem Jahr lebt sie allein in einem viel zu ...

Die Psychologin Anna Fox verbringt ihre Tage damit, aus dem Fenster zu schauen und zu beobachten, was in ihrer Nachbarschaft vor sich geht. Denn bereits seit einem Jahr lebt sie allein in einem viel zu großen Haus, das sie aufgrund ihrer Krankheit nicht verlassen kann. Ein tristes Dasein, das Anna nur mit Alkohol erträgt und so greift sie viel zu oft zu einem Glas Wein, obwohl sie von Psychopharmaka abhängig ist. Ein gefährlicher Cocktail, der Anna zum Verhängnis wird, als jemand ihre Nachbarin mit einem Messer niedersticht. Von Panik übermannt, ruft sie die Polizei, wird aber selbst von einer aufkommenden Ohnmacht niedergestreckt. Später dann, als Anna erwacht, werden ihre Beobachtungen als Hirngespinste abgetan, da es im Haus der Nachbarn keine Spuren eines Überfalls gibt.

"Woman in the Window" ist eine Adaption des Hitchcock-Klassikers "Das Fenster zum Hof", in dem ein im Rollstuhl sitzender Reporter aus purer Langeweile die Marotten seiner Nachbarn auspioniert und ist sich sicher, dass einer von ihnen seine Frau ermordet und zerstückelt hat. Eine merkwürdige Situation, die in diesem Fall nur auf die Wahrnehmungen einer einzigen Person basiert und dadurch mit enormen Zweifeln behaftet ist. Deshalb passt auch in A. J. Finns Version des Klassikers die gewählte Hauptfigur besonders gut. Denn Anna Fox ist eine Frau, der man aufgrund ihres seltsamen Verhaltens nur wenig Glauben schenken kann, da sie durch ein traumatisches Ereignis geprägt, labil und süchtig ist.

In wunderbar kurzen Kapiteln erzählt A. J. Finn in seinem Debüt die Geschichte eines perfiden Verbrechens, bei dem sich der Leser nie sicher sein kann, was Fiktion und was Wahrheit ist. So erhält er immer nur scheibchenweise wichtige Informationen, die er für die Einschätzung der Ereignisse braucht, während gleichzeitig beunruhigende Dinge geschehen. Wie ein Foto, das Anna erhält und das zeigt, dass ein Fremder sie beim Schlafen beobachtet hat oder eine Nachbarin, die sie besucht und Tage später eine ganz andere ist. Leider aber sind diese Angst einflößenden Vorkommnisse vor allem zu Beginn des Buches nur rar gesät und darum braucht der Leser Einiges an Geduld, bis er von der verhängnisvollen Handlung gefesselt wird.

Fazit:
Ein vielschichtiger Thriller, der subtil und mit gut gewählten Figuren ins Rennen geht, leider aber viel zu lange braucht, um durchgängig spannend zu sein.