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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.04.2018

Ein packender und spannender Psychothriller

Der Reporter
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Mitten in der Hitze des Sommers geschieht in Miami ein Mord, der sich als überaus spektakulär und medienträchtig erweist. Denn schon kurz nachdem ein junges Mädchen aus gutem Hause tot aufgefunden wird, ...

Mitten in der Hitze des Sommers geschieht in Miami ein Mord, der sich als überaus spektakulär und medienträchtig erweist. Denn schon kurz nachdem ein junges Mädchen aus gutem Hause tot aufgefunden wird, ruft der Mörder einen Reporter an, der für eine auflagenstarke Tageszeitung schreibt. Von nun an sitzen beide in einem Boot. Der vermeintliche Nummernkiller liefert die Morde, der aufstrebende Reporter die Story dazu. Ein perfides Spiel, das keine Grenzen kennt und bei dem nur die Opfer die Verlierer sind.

"Der Reporter" ist ein superspannender Thriller, der im Jahr 1975 angesiedelt ist, als Journalisten noch mit Schreibmaschinen ihre Artikel tippten und die Polizei, soweit man John Katzenbachs Ausführungen Glauben schenken darf, der Pressemeute noch gewogen war. So wird ausgerechnet ein Vertreter der schreibenden Zunft von den ermittelnden Detectives mit Insideriformationen zu einem Verbrechen versorgt, wofür er im Gegenzug plötzlich auch für sie eine große Hilfe ist. Ein gegenseitiges Geben und Nehmen, das mit hoher Wahrscheinlichkeit einer realistischen Grundlage entbehrt, in diesem Thriller aber seinen Zweck erfüllt. Dadurch stellt sich das Zusammenspiel des Dreiergespanns Killer-Reporter-Polizei als überaus interessant heraus und schafft es, den Leser zu fesseln.

Erzählt werden die dramatischen Ereignisse aus der Sicht des Reporters Malcolm Anderson, der beim Miami Journal tätig ist und sich durch die Berichterstattung zu einem Mord vom Tod seines Onkels ablenken will. Ein Vorhaben, das zwar gelingt, ihn aber nach einer einer Phase des Ruhms in eine Krise manövriert. Doch nicht nur ihn setzen die Ereignisse rund um einen medienträchtigen Killer über alle Maßen zu. Auch sein Chef Nolan und die beiden ermittelnden Detectives besitzen von einem Tag auf den anderen kein Privatleben mehr und drohen im Strudel der sich immer mehr zuspitzenden Ereignisse unterzugehen.

John Katzenbach versteht es auf subtile Weise seine Geschichte zu erzählen, die neben einem gut funktionierenden Katz- und Mausspiel einige sehr bewegende Einblicke in den Vietnamkrieg beschert. So erlebt der Leser während der Lektüre des Thrillers ein emotionales Auf und Ab indem er durch eine Handlung mit grausamen Verbrechen getrieben wird und gleichzeitig ein stiller Zuhörer der geschilderten Erlebnissen eines traumatisierten Soldaten ist. Mit einem angenehm zu lesenden und unkomplizierten Schreibstil konfrontuert, wird sein Augenmerk stets auf die nervenaufreibenden Ereignisse gelenkt, denen er sich nur schwer entziehen kann.

Fazit:
Mit "Der Reporter" ist John Katzenbach ein packender und spannender Psychothriller gelungen, den man kaum aus der Hand legen kann. Seite für Seite fiebert man mit und fragt sich, wie lange es der Mörder noch gelingt, sein perfides Spiel aufrechtzuerhalten.

Veröffentlicht am 30.03.2018

Eine gelungenen Kombination aus Verbrechen und Humor

Ostfriesenfete
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Als der ostfriesische Kommissar Rupert von seiner einstigen Schulkameradin Nadja eine Einladung zu einer Loserparty auf Langeoog erhält, wundert er sich. Schließlich war Nadja immer darauf erpicht, die ...

Als der ostfriesische Kommissar Rupert von seiner einstigen Schulkameradin Nadja eine Einladung zu einer Loserparty auf Langeoog erhält, wundert er sich. Schließlich war Nadja immer darauf erpicht, die Beste zu sein. Nun aber lädt ausgerechnet sie zu einem Treffen in ihrem Ferienhaus ein, wo jeder der Anwesenden seine schlimmste Niederlagen präsentiert. Soll das etwa eine späte Rache, weil Rupert damals in puncto Liebe zu ihr nicht ehrlich war? Oder ist er einfach nur der Ersatz für einen tollen Hecht, der kurzfristig abgesprungen ist? Rupert will´s wissen und stürzt sich in ein Abenteuer, das schon bald mit einem handfesten Verbrechen aufwarten kann.

Es ist eine wundervolle Idee, die Klaus-Peter Wolf in seinem Krimi verarbeitet hat. Denn anstatt mit tollen Häusern, schicken Autos und erfolgreichen Kindern zu buhlen, lässt er seine Figuren als Trottel oder Loser dastehen, um mit Häme im Gesicht über fremde Misserfolge herzuziehen. Dass das nicht gut gehen kann, ist wohl klar. So macht es zum einen keinen Spaß, sich vor anderen als Verlierer zu präsentieren und zum anderen ist mit Kommissar Rupert ein Mann mit dabei, dessen täglich Brot das Aufklären von Morden ist. Deshalb kommt es auch, wie es kommen muss. Einer der ehemaligen Schulkameraden ist am nächsten Morgen tot und ausgerechnet Rupert, der sein Licht nur ungern unter den Scheffel stellt, verpatzt seine Chance, ein Superbulle zu sein.

"Ostfriesenfete" ist eine kurze Episode aus dem unermüdlichen Schaffen des ostfriesischen Kult-Kommissars Rupert, dem diesmal wieder herrlich schräge Sachen passieren. Mit viel Humor, krimineller Energie und einem untrüglichen Gespür für die Verhaltensweisen von Menschen in Szene gesetzt, erlebt der Leser neben vielen amüsanten Dialogen, einen überheblichen Rupert, der sich mit Bruce Willis vergleicht und trotzdem einem schmierigen Fernsehkommissar unterlegen ist. Das Ganze wird wie gewohnt, mit einer ordentlichen Portion Lokalkolorit erzählt und einer Spannung, die in diesem Fall eher unterschwellig zutage tritt. Denn neben der genüsslichen Ausschlachtung menschlicher Schwächen bleibt halt wenig Platz für eine ausgiebige Mörderjagd.

Fazit:
Ob kurzes Intermezzo oder vielschichtiger Kriminalroman. Klaus-Peter Wolf weiß seine Leser mit einer gelungenen Kombination aus Verbrechen und Humor zu unterhalten.

Veröffentlicht am 25.03.2018

Ein subtiler Thriller, der leider viel zu lange braucht, um in Fahrt zu kommen

The Woman in the Window - Was hat sie wirklich gesehen?
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Die Psychologin Anna Fox verbringt ihre Tage damit, aus dem Fenster zu schauen und zu beobachten, was in ihrer Nachbarschaft vor sich geht. Denn bereits seit einem Jahr lebt sie allein in einem viel zu ...

Die Psychologin Anna Fox verbringt ihre Tage damit, aus dem Fenster zu schauen und zu beobachten, was in ihrer Nachbarschaft vor sich geht. Denn bereits seit einem Jahr lebt sie allein in einem viel zu großen Haus, das sie aufgrund ihrer Krankheit nicht verlassen kann. Ein tristes Dasein, das Anna nur mit Alkohol erträgt und so greift sie viel zu oft zu einem Glas Wein, obwohl sie von Psychopharmaka abhängig ist. Ein gefährlicher Cocktail, der Anna zum Verhängnis wird, als jemand ihre Nachbarin mit einem Messer niedersticht. Von Panik übermannt, ruft sie die Polizei, wird aber selbst von einer aufkommenden Ohnmacht niedergestreckt. Später dann, als Anna erwacht, werden ihre Beobachtungen als Hirngespinste abgetan, da es im Haus der Nachbarn keine Spuren eines Überfalls gibt.

"Woman in the Window" ist eine Adaption des Hitchcock-Klassikers "Das Fenster zum Hof", in dem ein im Rollstuhl sitzender Reporter aus purer Langeweile die Marotten seiner Nachbarn auspioniert und ist sich sicher, dass einer von ihnen seine Frau ermordet und zerstückelt hat. Eine merkwürdige Situation, die in diesem Fall nur auf die Wahrnehmungen einer einzigen Person basiert und dadurch mit enormen Zweifeln behaftet ist. Deshalb passt auch in A. J. Finns Version des Klassikers die gewählte Hauptfigur besonders gut. Denn Anna Fox ist eine Frau, der man aufgrund ihres seltsamen Verhaltens nur wenig Glauben schenken kann, da sie durch ein traumatisches Ereignis geprägt, labil und süchtig ist.

In wunderbar kurzen Kapiteln erzählt A. J. Finn in seinem Debüt die Geschichte eines perfiden Verbrechens, bei dem sich der Leser nie sicher sein kann, was Fiktion und was Wahrheit ist. So erhält er immer nur scheibchenweise wichtige Informationen, die er für die Einschätzung der Ereignisse braucht, während gleichzeitig beunruhigende Dinge geschehen. Wie ein Foto, das Anna erhält und das zeigt, dass ein Fremder sie beim Schlafen beobachtet hat oder eine Nachbarin, die sie besucht und Tage später eine ganz andere ist. Leider aber sind diese Angst einflößenden Vorkommnisse vor allem zu Beginn des Buches nur rar gesät und darum braucht der Leser Einiges an Geduld, bis er von der verhängnisvollen Handlung gefesselt wird.

Fazit:
Ein vielschichtiger Thriller, der subtil und mit gut gewählten Figuren ins Rennen geht, leider aber viel zu lange braucht, um durchgängig spannend zu sein.

Veröffentlicht am 21.03.2018

Eine witzige und unterhaltsame Geschichte mit viel schrägem Humor und wunderbar schrulligen Figuren.

Frauen, die Bärbel heißen
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Auf ihrem morgendlichen Spaziergang mit dem Mischlingshund Frieda entdeckt die Tierpräparatorin Bärbel ein perfektes Stöckchen, das im Auge eines Toten steckt. Mit einem Anflug von Bedauern informiert ...

Auf ihrem morgendlichen Spaziergang mit dem Mischlingshund Frieda entdeckt die Tierpräparatorin Bärbel ein perfektes Stöckchen, das im Auge eines Toten steckt. Mit einem Anflug von Bedauern informiert sie die Polizei und wird nach einer wenig hilfreichen Aussage schon bald nach Hause geschickt. Doch kaum hat sie es sich auf der heimischen Couch gemütlich gemacht, steht auch schon eine Fremde vor ihrer Tür, die behauptet die Gattin des Mordopfers zu sein. Völlig grundlos fällt sie über Bärbel her, die sich trotz des zum Einsatz kommenden Elektroschockers gut wehren kann. Ein perfides Katz- und Mausspiel nimmt seinen Lauf, in dessen Folge nicht nur die Fremde in Bärbels Keller ausharren muss, sondern auch weitere Mitmenschen am eigenen Leib erfahren, dass mit Bärbel nicht zu spaßen ist.

"Frauen, die Bärbel heißen" ist ein humorvoller Kriminalroman, der mit einem harmlosen Spaziergang beginnt und mit einer Reihe an Verbrechen endet. Denn die im Haus ihrer Eltern zurückgezogen lebende Bärbel sitzt seit vielen Jahren auf einem Pulverfass, das nach der ungewollten Begegnung mit der Frau des Stöckchenopfers zu explodieren droht. Und das mit voller Kraft. Da hilft es auch nicht, ihr mit netten Worten um den Bart zu gehen oder gar um Freundschaft zu buhlen. Durch unglückliche Umstände in eine prekäre Lage geraten, bleibt Bärbel hart und hat ein untrügliches Händchen dafür, mit den aus der Not heraus geborenen Schandtaten umzugehen. Dass sie dabei oft ein wenig naiv erscheint, gibt dem Krimi den richtigen Kick und sorgt dafür, dass der Leser bestens unterhalten wird.

Voll gepackt mit witzigen Dialogen, skurrilen Figuren und schwarzem Humor versteht es die als Drehbuchautorin der Erfolgsserie "Mord mit Aussicht" bekannt gewordene Marie Reiners ihren auf gefährlichen Verstrickungen beruhenden Roman mit Leben zu füllen. Mit einem untrüglichen Blick für seltsame Verhaltensweisen und Merkwürdigkeiten aller Art geht sie dabei vor und beschreibt die mit sich und ihrem Wunsch ringende Bärbel, das perfekte Stöckchen aus dem Auge des Toten zu ziehen genauso gekonnt, wie die zur Lachnummer mutierte Frisur des neugierigen Journalisten. Ein wahrer Spaß für den Leser und bitterer Ernst für die Figuren, die glauben, es mit Bärbel aufnehmen zu können.

Fazit:
Eine witzige und unterhaltsame Geschichte mit viel schrägem Humor und wunderbar schrulligen Figuren.

Veröffentlicht am 19.03.2018

Ein ergreifender Roman, der einer traurigen Geschichte zu einem glücklichen Ende verhilft.

Abschiedsküsse zählt man nicht
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Nach ihrer Rückkehr aus Irland beginnt Diane sich mit neuer Kraft dem Leben zu stellen. Sie kauft das kleine Literaturcafé von ihren Eltern ab und beginnt mit ihrem besten Freund Felix die kleine Oase ...

Nach ihrer Rückkehr aus Irland beginnt Diane sich mit neuer Kraft dem Leben zu stellen. Sie kauft das kleine Literaturcafé von ihren Eltern ab und beginnt mit ihrem besten Freund Felix die kleine Oase des Glücks zu einem beliebten Treffpunkt für Bücherliebhaber auszubauen. Nach einiger Zeit gelingt es ihnen, neue Kunden anzuziehen und als dann auch noch ein netter und einfühlsamer Physiotherapeut Interesse für sie zeigt, scheint einem Neuanfang nichts mehr im Wege zu stehen. Doch das Schicksal hat etwas anderes mit ihr vor. Denn gerade als sie glaubt, den größten Schmerz überwunden zu haben, wird sie von ihrer Vergangenheit eingeholt und muss erkennen, was ihr wirklich wichtig ist.

"Abschiedsküsse zählt man nicht" ist die Fortsetzung des Romans "Glückliche Menschen küssen auch im Regen", in dem es um die von einem schweren Schicksalsschlag heimgesuchte Literaturcafébetreiberin Diana geht. Durch einen Unfall hat sie ihren Mann und die gemeinsame Tochter verloren und versucht nun, irgendwie damit klarzukommen. Doch weder ihre Eltern geben ihr den nötigen Halt, noch ihrem besten Freund Felix gelingt es trotz großer Bemühungen, ihr wirklich beizustehen. Deshalb tut ihr die genommene Auszeit in Irland gut, da sie dort den nötigen Zuspruch erfährt, allerdings auch einem Mann begegnet, der sie in ein riesiges Gefühlschaos stürzt.

Agnès Martin-Lugand hat es wundervoll verstanden, eine traurige und doch zum Leben gehörende Thematik darzustellen und einen Roman zu verfassen, der Hoffnung gibt. Denn der Verlust geliebter Menschen, vor allem wenn es um die eigenen Kinder geht, ist kaum zu ertragen und braucht neben liebevollem Zuspruch unendlich viel Zeit. Mit einfühlsamen Worten, mit durchlittenen Rückschlägen und einer immer wieder aufflammenden Kraft erzählt sie die Geschichte einer jungen Frau, die ebendiese Trauer durchlebt und trotz vieler schwerer Stunden einen Weg zurück ins Leben findet. Deshalb ist es auch egal, dass die Hauptfigur Diana immer wieder zur Zigarette greift oder der Einstieg in den Roman ein wenig schwerfällig geraten ist. Denn die vielen sympatischen Nebenfiguren, die nachvollziehbare Entwicklung Dianas und der lebendige Schreibstil lassen die kleinen Mankos untergehen und sorgen dafür, dass der Leser von der Handlung gefesselt wird.

Fazit:
"Abschiedsküsse zählt man nicht" ist ein ergreifender Roman, der einer traurigen Geschichte zu einem glücklichen Ende verhilft.