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Veröffentlicht am 14.11.2017

Ein spannender und nah an der Realität angesiedelter Kriminalroman

Scherbennacht
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Auf ihrer täglichen Joggingtour stolpert eine junge Polizistin über einen toten Kollegen, der mit seiner eigenen Waffe regelrecht hingerichtet wurde. Doch anstatt mit Kommissar Waechter und seinem Team ...

Auf ihrer täglichen Joggingtour stolpert eine junge Polizistin über einen toten Kollegen, der mit seiner eigenen Waffe regelrecht hingerichtet wurde. Doch anstatt mit Kommissar Waechter und seinem Team zu kooperieren, sorgt ihr Gruppenführer dafür, dass die zu einer Eliteeinheit gehörenden Beamtin kaum noch zu sprechen ist. Zur gleichen Zeit tobt in der Münchener Innenstadt der Mob. Und während Straßenschlachten eskalieren und Polizeiautos in Brand geraten, verfolgt die Münchener Mordkommission eine heiße Spur. Die allerdings hat nichts mit den katastrophalen Zuständen in der bayerischen Landeshauptstadt zu tun, sondern führt in die eigenen Reihen, wo die Aufrollung eines alten Falls mehr als nur Unzulänglichkeiten ans Tageslicht bringt.

"Scherbennacht" ist nach "Kellerkind" und "Moorfeuer" der dritte Teil der Reihe um den Ersten Hauptkommissar Michael Waechter und seine Münchner Mordkommission des K 11. Einer eingeschworenen Gruppe, in der jeder seinen Platz einnimmt, um mit hoher Effizienz gemeinsam zu ermitteln. Da ist zum einen Waechter selbst, der zwar im Dienst wunderbar funktioniert, bei dem aber zu Hause das blanke Chaos herrscht. Oder der aus dem Krankenstand geholte Hannes Brandl, der aufgrund seiner gesundheitlichen Probleme sehr empfindsam reagiert, dafür aber engagiert seinen Dienst versieht. Und dann gibt es noch einen Kollegen, dessen Stärke sein Schweigen ist oder eine frisch gebackene Hauptkommissarin, die wunderbar schlagfertig ist und das richtige Gespür für komplexe Fälle besitzt. Vor allem durch ihr Zusammenspiel und durch die zutage tretenden menschlichen Probleme erscheint die Ermittlungsarbeit wunderbar real.

Nicole Neubauer verfügt über einen Schreibstil, der einerseits sachlich ist, andererseits durch seine mitreißende Art den Leser unmittelbar ins Geschehen versetzt. Ohne ausufernd zu werden, berichtet sie bis ins Detail, wie die Ermittlungsarbeit verläuft und mit welchen Problemen sich ihre Figuren herumplagen müssen. Gleichzeitig baut sie geschickt brisante Themen in die Handlung ein, sodass der Leser nicht nur von dem eigentlichen Fall gefesselt wird, sondern auch von seinem Drumherum.

Fazit:
"Scherbennacht" ist ein nah an der Realität angesiedelter Kriminalroman, der mit interessanten Charakteren und einem wendungsreichen Fall spannend zu unterhalten versteht.

Veröffentlicht am 10.11.2017

Ein kurzweiliges Häppchen für Romantik-Thriller-Fans

Im Sturm der Erinnerung
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An einem scheußlichen Regentag ist der Antiquitätenladen von Laine Travish gut besucht. Deshalb bleibt der jungen Inhaberin wenig Zeit auf einen alten Mann zu achten, der mit einem Regenschirm in der Hand ...

An einem scheußlichen Regentag ist der Antiquitätenladen von Laine Travish gut besucht. Deshalb bleibt der jungen Inhaberin wenig Zeit auf einen alten Mann zu achten, der mit einem Regenschirm in der Hand um ihre Aufmerksamkeit ringt. Nur die Bitte ihn später anzurufen gesteht sie ihm zu, bevor sie sich um die nächsten Kunden kümmert. Doch nur kurze Zeit später ist der Mann tot und Laine muss erkennen, dass der von einem Auto angefahrene Fremde der beste Freund ihres Vaters ist. Von nun an häufen sich die Probleme für Laine, die als Tochter eines Betrügers aufgewachsen ist und plötzlich im Visier eines Killers steht. Zum Glück aber scheint nicht nur er interessiert an den bei ihr vermuteten Diamanten zu sein, sondern auch ein gut aussehender Detektiv, in den sich Laine Hals über Kopf verliebt.

"Im Sturm der Erinnerung" ist einer von zwei Romanen, der bereits im Janura 2006 in dem Doppelband "Ein gefährliches Geschenk" erschienen ist. In ihm werden die Ereignisse kurz nach einem Diamantenraub erzählt, während der zweite Roman dazu dient, dieses Verbrechen fast sechs Jahrzehnte später aufzuklären. Doch zunächst einmal hat Nora Roberts mit ihrer Geschichte um die achtundzwanzigjährige Laine und um den großen Coup ihres Vaters einen gewohnt kurzweiligen Romantik-Thriller verfasst, der mit spannenden und feinfühligen Elementen gut funktioniert. Zwar bemüht sie auch hier wieder die gängigen Klischees. Doch die Leser dieses Genres werden auch kaum etwas anderes erwarten.

Die beiden Hauptfiguren, die Antiquitätenhändlerin Laine und der Privatdetektiv Max, werden sympathisch und mit kleineren Mängeln dargestellt, während der auftauchende Killer und seine Handlanger den Part des Bösen übernehmen. Doch bevor es bezüglich der Diamanten und ihrem Besitzanspruch ordentlich zur Sache geht, finden sich Laine und Max erst einmal eng aneinandergeschmiegt im Hotelbett wieder. Eine kontinuierlich voranschreitende Handlung, nette Dialoge und ein flüssiger Schreibstil runden das Ganze gekonnt ab und lassen den Leser einige turbulente Momente erleben und einen Schluss, der als Beginn für einen neuen Fall mit Lieutenant Eve Dallas gut geeignet ist.

Fazit:
Kurzweilige Unterhaltung für Zwischendurch und ein angenehmes Häppchen für alle Romantik-Thriller-Fans.

Veröffentlicht am 07.11.2017

Ein raffiniert gestrickter Kriminalroman, der durch seinen zu komplex angelegten Plot Spannung einbüßt

Die Entscheidung
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Anstatt mit seinen Kindern ein ruhiges Weihnachtsfest in Südfrankreich zu verbringen, reist der aus Hamburg stammende Simon alleine in die Provence. Dort trifft er während eines Strandspazierganges auf ...

Anstatt mit seinen Kindern ein ruhiges Weihnachtsfest in Südfrankreich zu verbringen, reist der aus Hamburg stammende Simon alleine in die Provence. Dort trifft er während eines Strandspazierganges auf eine verwahrloste Frau, die ihn um Hilfe bittet. Simon, der sich viel zu oft von seinen Mitmenschen ausnutzen lässt, geht auf das verzweifelte Flehen der jungen Französin ein und nimmt sie, ohne über die Folgen seines Tuns nachzudenken, in das Ferienhaus seines Vaters mit. Und schon bald wird er mit den Machenschaften einer Verbrecherbande konfrontiert, die über Leichen geht.

"Die Entscheidung" ist ein sehr komplexer und vielschichtiger Kriminalroman, der seinen Hörer einiges abverlangt. Denn bereits von Beginn an wird er mit mehreren Handlungssträngen und einer Vielzahl an Figuren konfrontiert, deren Zusammenhänge er erst einmal erkennen muss. Deshalb ist es wichtig, von der ersten Minute an genau zuzuhören, um die Ereignisse, die in verschiedenen Ländern angesiedelt sind, auch wirklich zu durchschauen. Doch nicht nur der an manchen Stellen viel zu überladene Plot sorgt dafür, dass die Spannung nur auf einem mittleren Level bleibt. Auch die oftmals zu ausufernden Details haben einen nicht zu unterschätzenden Anteil daran.

Dafür aber überzeugen die Figuren mit einer von Charlotte Link gewohnt dargestellten Glaubwürdigkeit, sodass der Hörer, wenn er sie erst einmal kennengelernt hat, schnell Anteil an ihrem Schicksal nimmt. Wie an dem von Natalie, die zwar zu keiner Zeit wirklich sympathisch ist, aber trotzdem ein gewisses Mitgefühl erzeugt oder an dem von Simon, der durch seine unterwürfige Art eine schlechte Position in dem verhängnisvollen Geschehen einnimmt und somit nur ein Verlierer sein kann.

Gelesen wird "Die Entscheidung" von Friedericke Kempter, die es mit ihrer ruhigen und wunderbar nuancierten Stimme versteht, den verschiedenen Charakteren einen eigenen Ausdruck zu verleihen. So spricht sie die auf der Flucht befindlichen Natalie mit einem nervösen und gleichzeitig fordernden Unterton, während der gutmütige Simon stets unsicher und mutlos klingt. Aber auch alle anderen Figuren grenzt sie gut voneinander ab und versteht es jederzeit, ihre Gedanken und Emotionen nachvollziehbar darzustellen.

Fazit:
Ein raffiniert gestrickter Kriminalroman, der durch seinen zu komplex angelegten Plot Spannung einbüßt und deshalb nur Hörern zu empfehlen ist, die vielschichtige Verwicklungen mögen.

Veröffentlicht am 06.11.2017

Ein zauberhafter Weihnachtsroman

Der Weihnachtswald
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Jedes Jahr zu Weihnachten begibt sich Anna Koffler in ein Waisenhaus, um dort lebende Kinder mit Geschenken zu erfreuen. Aber nicht nur hübsche Mitbringsel hat die inzwischen Fünfundneunzigjährige im Gepäck. ...

Jedes Jahr zu Weihnachten begibt sich Anna Koffler in ein Waisenhaus, um dort lebende Kinder mit Geschenken zu erfreuen. Aber nicht nur hübsche Mitbringsel hat die inzwischen Fünfundneunzigjährige im Gepäck. Auch die schüchterne Antonie lädt sie diesmal die für den Weihnachtsabend zu sich sein, da sie sich von dem Mädchen angezogen fühlt. Fast zur gleichen Zeit ist Annas Enkelin Eva nach München unterwegs, um die Weihnachtsfeiertage im Haus ihrer Großmutter zu verbringen. Doch anstatt sich auf das gemütliche Beisammensein zu freuen, ist sie genervt von dem Trubel, den das Heilige Fest umgibt. Als sie dann auch noch auf die kleine Antonie trifft, überschlagen sich die Ereignisse und Eva findet sich nach einem verheerenden Sturm mit ihrem Jugendfreund Philipp und dem schweigsamen Waisenkind in der Vergangenheit wieder, wo sie merkwürdige Dinge erlebt.

"Weihnachtswald" ist ein angenehm anheimelnder Roman der die Geschichte eines Waisenmädchens erzählt, das eine neue Familie findet. Das allerdings nicht auf die herkömmliche Art. Denn anstatt von lieben Menschen adoptiert zu werden, mischt sich ein höheres Wesen in die Suche ein und nutzt den Zauber des Weihnachtsfestes dafür, um dem einsamen Kind eine ganz besondere Bescherung zu bereiten. Ein Weihnachtswintermärchen, das einige Überraschungen mit sich bringt, und den Leser in eine Atmosphäre eintauchen lässt, die ein bewegendes Leseerlebnis beschert.

Angelika Schwarzhuber verfügt über einen flüssigen und emotional ansprechenden Schreibstil, der frei von gängigen Klischees oder übertrieben kitschigen Beschreibungen ist. Mit einfachen Worten erzählt sie ein modernes Märchen, in dem eine Handvoll Figuren eine Rolle spielen, die in unserer heutigen Zeit zu Hause sind. Da ist zum einen die erfolgreiche Wirtschaftsanwältin Eva, die kein Sinn für Geduld und Mitgefühl besitzt und nur für ihre Arbeit lebt. Zum anderen lernt der Leser ein kleines Mädchen kennen, das durch seine stotternde Aussprache gehemmt und überaus schüchtern ist. Und dann sind da noch mit Anna, ihrer Haushälterin Margret und deren Sohn Philipp drei liebevolle Menschen mit dem Herzen am rechten Fleck, die zur richtigen Zeit wunderbar selbstlos sind.

Fazit:
Wer Lust auf einen zauberhaften Weihnachtsroman mit viel Atmosphäre und einem ordentlichen Happy End hat, ist bei „Weihnachtswald“ von Angelika Schwarzhuber genau richtig.

Veröffentlicht am 05.11.2017

Ein tiefgründiger und fesselnder Kriminalroman

Kreuzschnitt
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Mein Leben für das deiner Lieben. Ein grausamer Grundsatz, den ein auf Abwege geratener Sohn wohlhabender Eltern nutzt, um Rache zu üben. Als Amokfahrer in Oslo unterwegs, tötet er Kommissar Bogard Bulls ...

Mein Leben für das deiner Lieben. Ein grausamer Grundsatz, den ein auf Abwege geratener Sohn wohlhabender Eltern nutzt, um Rache zu üben. Als Amokfahrer in Oslo unterwegs, tötet er Kommissar Bogard Bulls Frau und ihre gemeinsame Tochter Anine. Bogard, der den Unfall nicht verwinden kann und glaubt, mitschuldig am Tod seiner Familie zu sein, findet von nun an seinen Trost im Alkohol. Allerdings nur bis zu dem Tag, als ihn seine Chefin zu einer Sondereinheit versetzt, die länderübergreifende Morde in Europa löst. Denn von nun an gilt seine Aufmerksamkeit einem mysteriösen Fall, der mit einem frühen Gemälde des norwegischen Kunstmalers Edvard Munch zusammenhängt.

"Kreuzschnitt" ist nach einer erfolgreich veröffentlichen Jugendkrimireihe der erste Kriminalroman für Erwachsene, den der aus der Film- und Werbebranche stammende norwegische Autor Øistein Borge geschrieben hat. Beginnend mit dem Mord an einem schwerreichen Unternehmer und Kunstsammler, dem ein Unbekannter ein Kreuz in den Rücken geschnitten hat, über ein verschwundenes Gemälde, dessen Wert lange Zeit nicht bekannt gewesen ist, bis hin zu einem ungesühnten Verbrechen, das in den Kriegswirren um 1943 seinen Ursprung hat, wird der Leser in ein Geflecht aus brutal verübten Verbrechen gezogen, das nur schwer zu durchschauen ist.

In mehreren Zeitebenen und an verschiedenen Orten erzählt, verwirrt die Handlung zunächst, bis der für Europol arbeitende norwegische Kommissar Bogard Bulls durch den fachkundigen Hinweis seines Vaters einen vagen Zusammenhang erkennt. Von da an geht es strikt voran. Verdächtige werden aufgespürt und befragt, Ermittlungsansätze neu ausjustiert und umgesetzt und auch der Killer wird wieder aktiv und wendet sich dem nächsten Opfer zu. Ein wendungsreiches Geschehen, das in einer ungeschönten Sprache geschildert wird und mit bildhaften Beschreibungen versehen, ungemein fesselt. Und obwohl die Rückblicke in die Vergangenheit zum Teil sehr ausufernd geraten sind und dadurch die Spannung ab und an zum Erliegen kommt, überzeugt die Geschichte einer perfiden Rache vor allem durch ihre Glaubwürdigkeit und einem nicht zu unterschätzenden emotionalen Aspekt.

Fazit:
"Kreuzschnitt“ ist ein tiefgründiger Kriminalroman, der eine brutale Mordserie in der Gegenwart mit einem grausamen Verbrechen in der Vergangenheit geschickt verbindet und damit abwechslungsreich und fesselnd unterhält.