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Veröffentlicht am 07.11.2017

Ein raffiniert gestrickter Kriminalroman, der durch seinen zu komplex angelegten Plot Spannung einbüßt

Die Entscheidung
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Anstatt mit seinen Kindern ein ruhiges Weihnachtsfest in Südfrankreich zu verbringen, reist der aus Hamburg stammende Simon alleine in die Provence. Dort trifft er während eines Strandspazierganges auf ...

Anstatt mit seinen Kindern ein ruhiges Weihnachtsfest in Südfrankreich zu verbringen, reist der aus Hamburg stammende Simon alleine in die Provence. Dort trifft er während eines Strandspazierganges auf eine verwahrloste Frau, die ihn um Hilfe bittet. Simon, der sich viel zu oft von seinen Mitmenschen ausnutzen lässt, geht auf das verzweifelte Flehen der jungen Französin ein und nimmt sie, ohne über die Folgen seines Tuns nachzudenken, in das Ferienhaus seines Vaters mit. Und schon bald wird er mit den Machenschaften einer Verbrecherbande konfrontiert, die über Leichen geht.

"Die Entscheidung" ist ein sehr komplexer und vielschichtiger Kriminalroman, der seinen Hörer einiges abverlangt. Denn bereits von Beginn an wird er mit mehreren Handlungssträngen und einer Vielzahl an Figuren konfrontiert, deren Zusammenhänge er erst einmal erkennen muss. Deshalb ist es wichtig, von der ersten Minute an genau zuzuhören, um die Ereignisse, die in verschiedenen Ländern angesiedelt sind, auch wirklich zu durchschauen. Doch nicht nur der an manchen Stellen viel zu überladene Plot sorgt dafür, dass die Spannung nur auf einem mittleren Level bleibt. Auch die oftmals zu ausufernden Details haben einen nicht zu unterschätzenden Anteil daran.

Dafür aber überzeugen die Figuren mit einer von Charlotte Link gewohnt dargestellten Glaubwürdigkeit, sodass der Hörer, wenn er sie erst einmal kennengelernt hat, schnell Anteil an ihrem Schicksal nimmt. Wie an dem von Natalie, die zwar zu keiner Zeit wirklich sympathisch ist, aber trotzdem ein gewisses Mitgefühl erzeugt oder an dem von Simon, der durch seine unterwürfige Art eine schlechte Position in dem verhängnisvollen Geschehen einnimmt und somit nur ein Verlierer sein kann.

Gelesen wird "Die Entscheidung" von Friedericke Kempter, die es mit ihrer ruhigen und wunderbar nuancierten Stimme versteht, den verschiedenen Charakteren einen eigenen Ausdruck zu verleihen. So spricht sie die auf der Flucht befindlichen Natalie mit einem nervösen und gleichzeitig fordernden Unterton, während der gutmütige Simon stets unsicher und mutlos klingt. Aber auch alle anderen Figuren grenzt sie gut voneinander ab und versteht es jederzeit, ihre Gedanken und Emotionen nachvollziehbar darzustellen.

Fazit:
Ein raffiniert gestrickter Kriminalroman, der durch seinen zu komplex angelegten Plot Spannung einbüßt und deshalb nur Hörern zu empfehlen ist, die vielschichtige Verwicklungen mögen.

Veröffentlicht am 06.11.2017

Ein zauberhafter Weihnachtsroman

Der Weihnachtswald
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Jedes Jahr zu Weihnachten begibt sich Anna Koffler in ein Waisenhaus, um dort lebende Kinder mit Geschenken zu erfreuen. Aber nicht nur hübsche Mitbringsel hat die inzwischen Fünfundneunzigjährige im Gepäck. ...

Jedes Jahr zu Weihnachten begibt sich Anna Koffler in ein Waisenhaus, um dort lebende Kinder mit Geschenken zu erfreuen. Aber nicht nur hübsche Mitbringsel hat die inzwischen Fünfundneunzigjährige im Gepäck. Auch die schüchterne Antonie lädt sie diesmal die für den Weihnachtsabend zu sich sein, da sie sich von dem Mädchen angezogen fühlt. Fast zur gleichen Zeit ist Annas Enkelin Eva nach München unterwegs, um die Weihnachtsfeiertage im Haus ihrer Großmutter zu verbringen. Doch anstatt sich auf das gemütliche Beisammensein zu freuen, ist sie genervt von dem Trubel, den das Heilige Fest umgibt. Als sie dann auch noch auf die kleine Antonie trifft, überschlagen sich die Ereignisse und Eva findet sich nach einem verheerenden Sturm mit ihrem Jugendfreund Philipp und dem schweigsamen Waisenkind in der Vergangenheit wieder, wo sie merkwürdige Dinge erlebt.

"Weihnachtswald" ist ein angenehm anheimelnder Roman der die Geschichte eines Waisenmädchens erzählt, das eine neue Familie findet. Das allerdings nicht auf die herkömmliche Art. Denn anstatt von lieben Menschen adoptiert zu werden, mischt sich ein höheres Wesen in die Suche ein und nutzt den Zauber des Weihnachtsfestes dafür, um dem einsamen Kind eine ganz besondere Bescherung zu bereiten. Ein Weihnachtswintermärchen, das einige Überraschungen mit sich bringt, und den Leser in eine Atmosphäre eintauchen lässt, die ein bewegendes Leseerlebnis beschert.

Angelika Schwarzhuber verfügt über einen flüssigen und emotional ansprechenden Schreibstil, der frei von gängigen Klischees oder übertrieben kitschigen Beschreibungen ist. Mit einfachen Worten erzählt sie ein modernes Märchen, in dem eine Handvoll Figuren eine Rolle spielen, die in unserer heutigen Zeit zu Hause sind. Da ist zum einen die erfolgreiche Wirtschaftsanwältin Eva, die kein Sinn für Geduld und Mitgefühl besitzt und nur für ihre Arbeit lebt. Zum anderen lernt der Leser ein kleines Mädchen kennen, das durch seine stotternde Aussprache gehemmt und überaus schüchtern ist. Und dann sind da noch mit Anna, ihrer Haushälterin Margret und deren Sohn Philipp drei liebevolle Menschen mit dem Herzen am rechten Fleck, die zur richtigen Zeit wunderbar selbstlos sind.

Fazit:
Wer Lust auf einen zauberhaften Weihnachtsroman mit viel Atmosphäre und einem ordentlichen Happy End hat, ist bei „Weihnachtswald“ von Angelika Schwarzhuber genau richtig.

Veröffentlicht am 05.11.2017

Ein tiefgründiger und fesselnder Kriminalroman

Kreuzschnitt
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Mein Leben für das deiner Lieben. Ein grausamer Grundsatz, den ein auf Abwege geratener Sohn wohlhabender Eltern nutzt, um Rache zu üben. Als Amokfahrer in Oslo unterwegs, tötet er Kommissar Bogard Bulls ...

Mein Leben für das deiner Lieben. Ein grausamer Grundsatz, den ein auf Abwege geratener Sohn wohlhabender Eltern nutzt, um Rache zu üben. Als Amokfahrer in Oslo unterwegs, tötet er Kommissar Bogard Bulls Frau und ihre gemeinsame Tochter Anine. Bogard, der den Unfall nicht verwinden kann und glaubt, mitschuldig am Tod seiner Familie zu sein, findet von nun an seinen Trost im Alkohol. Allerdings nur bis zu dem Tag, als ihn seine Chefin zu einer Sondereinheit versetzt, die länderübergreifende Morde in Europa löst. Denn von nun an gilt seine Aufmerksamkeit einem mysteriösen Fall, der mit einem frühen Gemälde des norwegischen Kunstmalers Edvard Munch zusammenhängt.

"Kreuzschnitt" ist nach einer erfolgreich veröffentlichen Jugendkrimireihe der erste Kriminalroman für Erwachsene, den der aus der Film- und Werbebranche stammende norwegische Autor Øistein Borge geschrieben hat. Beginnend mit dem Mord an einem schwerreichen Unternehmer und Kunstsammler, dem ein Unbekannter ein Kreuz in den Rücken geschnitten hat, über ein verschwundenes Gemälde, dessen Wert lange Zeit nicht bekannt gewesen ist, bis hin zu einem ungesühnten Verbrechen, das in den Kriegswirren um 1943 seinen Ursprung hat, wird der Leser in ein Geflecht aus brutal verübten Verbrechen gezogen, das nur schwer zu durchschauen ist.

In mehreren Zeitebenen und an verschiedenen Orten erzählt, verwirrt die Handlung zunächst, bis der für Europol arbeitende norwegische Kommissar Bogard Bulls durch den fachkundigen Hinweis seines Vaters einen vagen Zusammenhang erkennt. Von da an geht es strikt voran. Verdächtige werden aufgespürt und befragt, Ermittlungsansätze neu ausjustiert und umgesetzt und auch der Killer wird wieder aktiv und wendet sich dem nächsten Opfer zu. Ein wendungsreiches Geschehen, das in einer ungeschönten Sprache geschildert wird und mit bildhaften Beschreibungen versehen, ungemein fesselt. Und obwohl die Rückblicke in die Vergangenheit zum Teil sehr ausufernd geraten sind und dadurch die Spannung ab und an zum Erliegen kommt, überzeugt die Geschichte einer perfiden Rache vor allem durch ihre Glaubwürdigkeit und einem nicht zu unterschätzenden emotionalen Aspekt.

Fazit:
"Kreuzschnitt“ ist ein tiefgründiger Kriminalroman, der eine brutale Mordserie in der Gegenwart mit einem grausamen Verbrechen in der Vergangenheit geschickt verbindet und damit abwechslungsreich und fesselnd unterhält.

Veröffentlicht am 29.10.2017

Ein anheimelnder Wohlfühlroman mit kleinen Schwächen

Der kleine Teeladen zum Glück
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In der Valerie Lane, einer romantischen Gasse in Oxford betreibt Laura Harper einen kleinen Teeladen, in dem ihre Kunden nach Herzenslust stöbern und probieren können. Aber nicht nur das Ausschenken von ...

In der Valerie Lane, einer romantischen Gasse in Oxford betreibt Laura Harper einen kleinen Teeladen, in dem ihre Kunden nach Herzenslust stöbern und probieren können. Aber nicht nur das Ausschenken von Tee bereitet der sympathischen Ladenbesitzerin viel Freude, sondern Laura ist auch immer mit dem Herzen dabei, wenn sie jemandem helfen kann. Nur mit der Liebe will es nicht so richtig klappen, obwohl Laura bereits seit einem halben Jahr von dem smarten Teelieferanten Berry träumt. Doch so unbeholfen, wie sie in diesen Dingen ist, gibt es kaum eine Chance, mit Berry glücklich zu sein. Ein Dilemma, dass ihre Freundin Orchid erkennt und für das sie auch gleich eine Lösung weiß.

"Der kleine Teeladen zum Glück" ist ein anheimelnder Wohlfühlroman, der am besten auf der heimischen Couch mit einer Tasse Tee zu genießen ist. Denn das erfrischende Getränk und jede Menge Herzensangelegenheiten bilden den Mittelpunkt des turbulenten Geschehens, das mit viel Gefühl, einer kleinen Portion Humor und mit einigen Lebensweisheiten in Szene gesetzt worden ist. So geht es in diesem Roman vor allem darum, Menschen glücklich zu machen und wenn es nur mit einer warmen Strickjacke oder einem Lieblingsessen ist. Denn neben Lauras Liebesproblem kümmern sich die fünf in der Valerie Lane ansässigen Ladenbesitzerinnen auch darum, dass ein Obdachloser ein Stück Heimat findet und eine alte Frau nicht mehr so einsam ist.

Als Auftakt einer neuen Reihe funktioniert "Der kleine Teeladen zum Glück" wunderbar. Bereits nach einigen Seiten fühlt sich der Leser in der Valerie Lane zu Hause und nimmt Anteil an den Ereignissen, die eine quirlige Geschenkeverkäuferin, eine aufopferungsvolle Antiquitätenhändlerin, eine als graue Maus zu bezeichnende Wolladenbesitzerin, eine begnadete Pralinenherstellerin und die bereits hinlänglich erwähnte Lauri als Teeladenbesitzerin erleben. Angenehm flüssig erzählt, mit sympathischen Charakteren und einer interessanten Geschichte über die Namensgeberin der Straße versehen, versteht es dieser Roman gut zu unterhalten. Allerdings dauert es etwas zu lange, bis die eigentliche Story in Fahrt gerät, die dann auch noch viel zu plötzlich ein Ende findet.

Fazit:
Mit vielen Gefühlen und der Aussicht auf weitere Besuche in der Valerie Lane hat es "Der kleine Teeladen zum Glück" verstanden, den Leser für sich zu gewinnen und mit einigen interessanten Teerezepten aus Laries Lädchen zum Nachkochen und Selberprobieren zu verführen.

Veröffentlicht am 29.10.2017

Ein humorvoller Mix aus Krimi und Chick-Lit

Mord au chocolat
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Am frühen Morgen bricht Heather Wells mühselig zum Joggen auf, um ihrem Freund Tad zu beweisen, dass auch sie etwas für ihren Körper tut. Doch anstatt die von ihnen anvisierten 12 Runden zu drehen, gibt ...

Am frühen Morgen bricht Heather Wells mühselig zum Joggen auf, um ihrem Freund Tad zu beweisen, dass auch sie etwas für ihren Körper tut. Doch anstatt die von ihnen anvisierten 12 Runden zu drehen, gibt Heather bereits nach den ersten Metern auf und grübelt darüber nach, ob sie überhaupt eine Gemeinsamkeit mit Tad besitzt. Ein seltsamer Start in den Tag, der nach diesem Fiasko noch einige Katastrophen mehr in petto hat. Denn nach einem verpatzen Hochzeitsantrag von Tad findet Heather ihren ungeliebten Chef mit einer Kugel im Kopf vor und fühlt sich animiert, den Dingen auf den Grund zu gehen.

Nach einer toten Studentin im Fahrstuhl und dem vor sich hinköchelnden Kopf einer Cheerleaderin ist "Mord au Chocolat" der dritte Teil mit der Hobbydetektivin Heather Wells, die es einfach nicht lassen kann, ihre Nase in ungelöste Mordfälle zu stecken. Mit einigen Pfund zu viel auf den Rippen und einem Faible für Schokoladenriegel erkörpert sie den Typ Frau, der täglich seine Speckrollen kritisch beäugt, den Kampf um Kalorien und Sport aber regelmäßig verliert. Allerdings täuscht das äußere Bild, das ihren Mitmenschen eine oftmals etwas verrückte Dreißigjährige präsentiert. Denn tief im Innern ist das einstige Teenidol ordentlich tough und bereit, sich jeder Gefahr zu stellen.

Lockerleicht und amüsant präsentiert sich Heathers neuer Fall, in dem sie wieder einmal treffsicher in jedes Fettnäpfchen tappt und es trotzdem schafft, einem Verbrechen auf die Spur zu kommen. Das allerdings erst ganz zum Schluss. Bis dahin aber wird der Leser mit viel Charme, witzigen Szenen und einer nicht zu unterschätzenden Portion Spannung gut unterhalten und mit einer Hauptprotagonistin, die wieder einmal alles an sich reißt. So haben die Männer um sie herum kaum eine Chance neben ihr zu bestehen, was sie blass und farblos werden lässt. Wen das aber nicht stört und wer gerne Anteil an den Kapriolen einer liebenswerten Chaotin hat, wird diesen Roman lieben und in einem Rutsch verschlingen.

Fazit:
Ein humorvoller Mix aus Krimi und Chick-Lit, der zwar auch einige Längen aufweist, insgesamt aber wunderbar kurzweilig unterhält.