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Veröffentlicht am 17.06.2017

Ein Psychothriller, der geschickt Fiktion und Realität vermischt

AMNESIA - Ich muss mich erinnern
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Es ist schwer mit der Erkenntnis zu leben, bald sterben zu müssen. Aber noch schwerer ist es, die verhängnisvolle Diagnose mit der Familie zu teilen und sich verabschieden zu müssen. So jedenfalls geht ...

Es ist schwer mit der Erkenntnis zu leben, bald sterben zu müssen. Aber noch schwerer ist es, die verhängnisvolle Diagnose mit der Familie zu teilen und sich verabschieden zu müssen. So jedenfalls geht es der in Berlin lebenden Helen Richter, die zwar mit guten Vorsätzen zu ihrer Mutter und ihrer kleinen Schwester fährt, es aber einfach nicht schafft, ihnen die Wahrheit zu sagen. Stattdessen taucht sie in einen riesigen Berg von Problemen ein, die hinter der scheinbar heilen Familienfassade schlummern und in ein Netz von Intrigen, in denen sie eine ganz besondere Rolle spielt. Denn jemand nutzt die verheerenden Umstände ihrer Krankheit dazu aus, um sie für sein mörderisches Spiel zu benutzen.

„Amnesia – Ich muss mich erinnern“ ist ein ruhiger, regelrecht vor sich hinschleichender Thriller, der erst sehr spät erkennen lässt, worum es in seiner Handlung geht. Denn zunächst einmal steht die an Lungenkrebs erkrankte Helen Richter im Fokus des Geschehens, die, nachdem sie ihr Freund verlassen hat, nun ihrer Familie von der unheilbaren Krankheit erzählen muss. Etwas, das ihr enorm zu schaffen macht, zumal ihr Verhältnis zur Mutter überaus problembehaftet ist, weil sie mit deren Kaltherzigkeit nicht umgehen kann. Hinzu kommt, dass die von ihr eingenommenen Medikamente enorme Nebenwirkungen haben und sich Helen, von Erinnerungslücken und Halluzinationen geplagt, oftmals nicht an das, was sie tut erinnern kann.

Jutta Maria Herrmann baut in ihrem Thriller rund um ihre Hauptprotagonistin Helen ein Netz aus merkwürdig erscheinenden Ereignissen auf, sodass letztendlich niemand weiß, welche Rolle sie in einem perfiden Mörderspiel spielt. Mal ist es ein blutiges Messer, das in ihrem Koffer liegt, ein anders Mal ist ihr Tagebuch mit einem Geständnis gefüllt. Und obwohl der Leser ahnt, dass ein ausgeklügelter Plan hinter allem steckt, ist er sich bis zum Schluss nicht sicher, wer denn nun hier der Intrigant und Mörder ist. Mit einem gut zu lesenden Schreibstil zu Papier gebracht, weiß die Autorin ihre Leser in den Bann zu ziehen, allerdings leider etwas spät. Denn erst nach einem zähflüssigen Beginn kommt die Geschichte in Fahrt und beweist, welches Potenzial sie besitzt.

Fazit:
Ein spannender und dennoch ruhiger Psychothriller, der geschickt Fiktion und Realität vermischt und emotional nahe geht.

Veröffentlicht am 11.06.2017

Ein übersinnliches Krimivergnügen

Tödliches Handicap
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Im Linzer Landhaus findet ein Krisengipfel statt, bei dem der tschechische Ministerpräsident zur Erweiterung des Atomkraftwerks Templin Stellung beziehen soll. Doch die medienträchtige Zusammenkunft gipfelt ...

Im Linzer Landhaus findet ein Krisengipfel statt, bei dem der tschechische Ministerpräsident zur Erweiterung des Atomkraftwerks Templin Stellung beziehen soll. Doch die medienträchtige Zusammenkunft gipfelt in einem Desaster. Denn kaum sind die kritischen Worte des österreichischen Landesvaters verklungen, wird der zur Absicherung der Veranstaltung eingeteilte Gruppeninspektor Mark Sollstein mit einem Schuss niedergestreckt. Allerdings ist er nicht der einzige Polizist, der an diesem Abend das Opfer eines perfiden Anschlags wird. Und während er durch eine glückliche Fügung überlebt, wird sein Chef an der Hintertür von einem Killer regelrecht hingerichtet. Warum aber hat es ein Unbekannter auf die Beamten des LKA Oberösterreich abgesehen, während Gott im Himmel sein Handicap zu verbessern sucht?

„Tödliches Handicap“ ist der dritte Kriminalroman, der im Rahmen der himmlischen Linz-Krimi-Reihe der österreichischen Autorin Eva Reichl erschienen ist und mit einer merkwürdig anmutenden Nebenhandlung kurzweilig unterhält. Doch zunächst einmal geht es dem Linzer Chefinspektor Thomas Neuhorn an den Kragen, der entgegen sonstiger Gepflogenheiten selbst das Opfer eines grausamen Verbrechens wird. So jedenfalls sehen es die mit seinem heimtückischen Mord beschäftigten Kollegen, während oben im Himmel der vom „Burn-out“ bedrohte Petrus mit dem Ablauf des verhängnisvollen Abends überaus zufrieden ist. Denn vor allem an der Himmelspforte herrscht ein kaum zu bewältigendes Gedrängel und wie überall wird auch hier händeringend versiertes Personal gesucht.

Wer nun aber glaubt, dass in dem von göttlichen Wesen beeinflussten Krimi nicht ordentlich ermittelt wird, der irrt. Denn der eigentliche Fall, der im Fokus der streckenweise sehr ernst zu nehmenden Handlung steht, ist gut konstruiert und weiß mit überraschenden Wendungen und einem engagierten Ermittlerteam zu überzeugen. Zwar bleibt die Spannung manchmal auf der Strecke, weil im Himmel Merkwürdiges geschieht. Dafür aber ist der Unterhaltungswert durch den zweiten Handlungsstrang und durch die mit ihm einhergehenden übersinnlichen Erklärungen entsprechend hoch. So hält der Leser mit dem tödlichen Handicap ein angenehm flüssig geschriebenes Buch in den Händen, das mitten im Leben angesiedelt ist und uns Menschen gerne einmal auf die Schippe nimmt.

Fazit:
Ein unkonventioneller und manchmal etwas schräger Krimi, der trotz hanebüchener Ereignisse mit einem handfesten Fall, einer ordentlichen Portion Humor und gesellschaftskritischen Anmerkungen kurzweilig unterhält. Allerdings sollte man als Leser für himmlische Belange empfänglich sein, um den vollen Lesespaß für sich verbuchen zu können.

Veröffentlicht am 09.06.2017

Ein wunderbar atmosphärischer und authentischer Kriminalroman

Tödliches Treibgut
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An der zerklüfteten Westküste Schottlands wird eine weibliche Leiche angeschwemmt, die übel zugerichtet ist. Mit Würgemalen am Hals und Fesselspuren am Körper bietet sie einen Anblick, der selbst hartgesottene ...

An der zerklüfteten Westküste Schottlands wird eine weibliche Leiche angeschwemmt, die übel zugerichtet ist. Mit Würgemalen am Hals und Fesselspuren am Körper bietet sie einen Anblick, der selbst hartgesottene Polizisten erschreckt. Deshalb wird mit Detective Chief Inspector Jim Daley einen versierten Ermittler aus Glasgow eingeflogen, der das Verbrechen schnell aufklären soll. Aber die Frau, die in dem in dem kleinen Fischerdorf Kinloch einen zweifelhaften Ruf genießt, bleibt nicht das einzige Mordopfer mit dem sich Daley und sein nachgereister Partner Detective Constable Brian Scott herumplagen müssen. Schon bald gibt es eine weitere Tote und anstatt die Arbeit der Ermittler nach allen Kräften zu unterstützen, fängt die Dorfgemeinschaft zu mauern an und auch der der Leiter der Polizeidienstelle vor Ort zeigt sich nicht sehr hilfreich.

„Tödliches Treibgut“ ist der erste Band der Kriminalreihe um den Glasgower Detective Chief Inspector Jim Daley, der während seines Einsatzes an der Westküste befördert wird und trotz problembehafteter Ermittlungen beweist, dass es zurecht geschehen ist. Doch bevor er mit seinem Team einem weitverzweigten Geflecht aus Korruption und Drogenhandel auf die Schliche kommt, muss er sich zunächst einmal mit der eigens angereisten Gattin um die kriselnde Ehe bemühen. Aber auch sein stetig wachsender Bauch und die damit enger werdenden Kleidungsstücke sowie der nervende Kleinstadtklatsch machen ihm zu schaffen, zumal die Küstenbewohner bei der Verbreitung von Neuigkeiten wesentlich redseliger sind, als bei den durchgeführten Befragungen. Doch zum Glück hat er mit Brian einen Kollegen an der Seite, auf den er sich einhundertprozentig verlassen kann und auch der junge Polizist Archie Fraser entwickelt sich trotz tollpatschiger Zwischenfälle während der notwendigen Zusammenarbeit ausnehmend gut.

Der Schreibstil ist locker und lässt sich bis auf die mit der Zeit störende Verwendung des Wortes „Aye“ angenehm lesen. Die Beschreibungen von Land und Leute sind gelungen. Zwar geschieht es auch mal, dass die Schilderungen der Umgebung zu ausufernd geraten sind oder private Probleme mit einer nervenden Selbstverständlichkeit überhandnehmen, aber das tut dem gut konstruierten und überaus lebendig dargestellten Kriminalfall keinen Abbruch. Vor allem, weil die vorhandenen Dialoge authentisch sind und mit dem in Schottland üblichen Humor durchzogen wurden. Während die Figuren regelrecht zum Leben erwachen und mit angenehm schrulligen Eigenarten versehen sind, was deren Zusammenspiel umso interessanter werden lässt. Und eine Überraschung ganz zum Schluss rundet das wendungsreiche Geschehen gekonnt ab.

Fazit:
„Tödliches Treibgut“ ist ein wunderbar atmosphärischer Kriminalroman mit einer guten Portion Humor, authentischen Figuren und einem spannenden Fall. Bei dieser Reihe freut man sich als Leser schon auf die nächsten Verbrechen.

Veröffentlicht am 08.06.2017

Ein verhängnisvoller zweiter Fall für die Försterin Julia Sommer

Wolfstanz
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Im Ebersberger Forst wird ein freilaufender Wolf gesichtet, der die Bewohner des kleinen Dorfes Grafenried in Angst und Schrecken versetzt. Und obwohl niemand weiß, ob das unter Naturschutz stehende Tier ...

Im Ebersberger Forst wird ein freilaufender Wolf gesichtet, der die Bewohner des kleinen Dorfes Grafenried in Angst und Schrecken versetzt. Und obwohl niemand weiß, ob das unter Naturschutz stehende Tier überhaupt eine Gefahr darstellt, verlangen sie, dass es getötet wird. Zur gleichen Zeit verschwindet die sechszehnjährige Leonie spurlos, und als ihre Leiche kurz darauf mit verdächtigen Bissspuren am Hals aufgefunden wird, nimmt eine wilde Hetzjagd ihren Lauf. Von nun an haben die Försterin Julia Sommer und ihr Chef, der Waldbesitzer Tom, alle Hände voll zu tun, um den Mörder des Mädchens zu finden und dem Wolf das Leben zu retten.

„Wolfstanz“ ist der zweite Fall der Försterin Julia Sommer, die bereits schon einmal einem perfiden Mörder das Handwerk legen konnte. Damals allerdings, um ihre eigene Haut zu retten, da sie selbst als Hauptverdächtige in einer Mordermittlung galt. Diesmal nun geht es um einen Wolf, der ausgerechnet dann im Ebersberger Forst auftaucht, als ein Mädchenmörder dort sein Unwesen treibt. Ein verhängnisvoller Kriminalroman, der wunderbar lebensnah in Erscheinung tritt und neben einem kniffligen Fall viele wissenswerte Details über den Beruf der Försterin und, wie sollte es anders sein, zu den Verhaltensweisen eines Wolfes vermittelt. Aber nicht nur die Realitätsnähe und der mit Herzblut geführte Kampf um einen Wolf verstehen es, den Leser in den Sog der Ereignisse zu ziehen. Auch die Einschübe aus dem früheren Leben von Julias Oma Martha stellen sich als interessant und in ihrem Verlauf sehr spannend heraus und vermitteln trotz ihrer knappen Schilderung ein gutes Bild der damaligen Ereignisse und der Widrigkeiten, der die sympathische Frau ausgesetzt war.

Kurze Kapitel, ein flüssiger Schreibstil und eine sich stetig steigernde Spannung sorgen dafür, dass das Buch regelrecht verschlungen wird. Dabei sind es eher die sehr menschlichen Reaktionen der verängstigten Dorfbevölkerung und der zunächst aussichtslose Kampf der Försterin, die diesem Krimi eine spürbare Dynamik verleihen, die in ihrem Verlauf unberechenbar ist. Deshalb hofft der Leser, dass die beunruhigenden Geschehnisse ein gutes Ende nehmen, merkt aber schnell, dass er damit auf dem Holzweg ist. Eine bedrohliche Stimmung, die Ursula Hahnenberg ganz allmählich und mit einfachen Mitteln aufbaut und die ihre Wirkung bis zum Schluss nicht verfehlt.

Fazit:
„Wolfstanz“ ist trotz seines gemächlichen Einstiegs ein spannender Kriminalroman, der mit gut gezeichneten Figuren und einem interessant erdachten Fall gut zu unterhalten weiß.

Veröffentlicht am 04.06.2017

Ein spannender und beklemmender Thriller

Killing Lessons
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Seit drei Jahren werden im Westen der USA Frauen verschleppt, vergewaltigt, verstümmelt und ermordet. Und als wäre das nicht schon grausam genug, hinterlassen ihre Peiniger auch noch merkwürdige Gegenstände ...

Seit drei Jahren werden im Westen der USA Frauen verschleppt, vergewaltigt, verstümmelt und ermordet. Und als wäre das nicht schon grausam genug, hinterlassen ihre Peiniger auch noch merkwürdige Gegenstände in ihren Körpern. Mal ist es eine bunte Keramikgans, die in der ausgeräumten Bauchhöhle eines der Opfer steckt, ein anders Mal ein unaufgeblasener Luftballon, der die Kehle einer der Frauen verstopft. Nun hat es mit Rowena Cooper die Mutter zweier halbwüchsiger Kinder erwischt, die vor ihrem gewaltsamen Tod im eigenen Haus nur noch dafür sorgen kann, dass ihre zehnjährige Tochter Nell die Flucht durch den Wald antritt. Doch auch sie befindet sich nicht in Sicherheit. Denn während Detective Valerie Hart vom San Francisco Police Department fieberhaft versucht, die beiden Mörder zu fassen, befinden diese sich schon auf dem Weg, um die einzige Zeugin ihrer brutal verübten Tat zu finden.

„Killing Lessons“ Ist ein spannender und beklemmender Thriller, der schonungslos über das Martyrium seiner Opfer erzählt und über den Kampf der Ermittler, zwei äußerst brutale Mörder zu stellen. Aber nicht nur sie und ihre Taten stehen im Mittelpunkt des sehr eindringlich geschilderten Geschehens. Auch ein kleines Mädchen und ein körperlich schwer angeschlagener Autor sorgen mit ihren oftmals hilflos erscheinenden Bemühungen dafür, den dramatischen Handlungsverlauf auf die Spitze zu treiben. Ein Buch, das neben einigen Wendungen und einem unvorhersehbaren Ende auch seinen Figuren ausreichend Spielraum lässt. So lernt der Leser trotz der tragischen Ereignisse neben der mit dem Fall beauftragten Ermittlerin Valerie Hart auch den im Wald lebenden Autor oder die kleine Nell besser kennen und versteht plötzlich, warum sie manchmal gut durchdacht und dann wiederum völlig unsinnig agieren.

Die Handlung selbst wird aus verschiedenen Sichtweisen heraus erzählt. So kommen zum einen die beiden Täter zu Wort, die sich erstaunlich uneinig sind und doch lange Zeit unerkannt ihre grausamen Taten begehen. Zum anderen nehmen die Ermittlungen und mit ihnen Detective Valerie Hart und ihr Team einen großen Teil des Geschehens ein und ihre bis an körperliche Grenzen gehenden Bemühungen, die psychopathischen Killer zu fassen. Und dann wiederum wird es etwas ruhiger und nachdrücklicher, wenn der Blickwinkel auf Nell und Angelo fällt, die trotz großer Unterlegenheit den Kampf um ihr Leben bestreiten. Das alles wird in einer Art und Weise erzählt, die zwar nicht durchgängig rasant in Erscheinung tritt, dafür aber unheimlich fesselt.

Fazit:
„Killing Lessons“ ist ein gut durchdachter Thriller, der zwar im ersten Moment sehr actionlastig erscheint, später aber seine bewegende und ergreifende Geschichte offenbart. Allerdings ist dieses Buch für zartbesaitete Leser nicht geeignet, da die Schilderung der Taten schonungslos brutal erfolgt.