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Veröffentlicht am 04.06.2017

Ein atmosphärischer und spannender Frankenkrimi

Bocktot
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Der Lateinlehrer Holger Mechtinger liebt es, jagen zu gehen. Deshalb ist er auch mit dabei, als seine Frau, die Revierförsterin Astrid Mechtinger, am Abend den Wald betritt, um die notwendige Abschussquote ...

Der Lateinlehrer Holger Mechtinger liebt es, jagen zu gehen. Deshalb ist er auch mit dabei, als seine Frau, die Revierförsterin Astrid Mechtinger, am Abend den Wald betritt, um die notwendige Abschussquote zu erfüllen. Doch kaum ist es ihm gelungen, einen Rehbock zu erlegen, wird er selbst zum Ziel eines unbekannten Jägers, der ihn mit einem gezielten Schuss auf dem Hochsitz niedergestreckt. Nicht der erste Tote während der laufenden Saison. Und schon bald hat Kommissar Richard Levin alle Hände voll zu tun, um die Hintergründe der todbringenden Vorkommnisse zu klären, während in Coburgs Innenstadt ein politisch brisanter Pfingstkongress den Ordnungshütern ordentlich zu schaffen macht.

„Bocktot“ ist der erste Fall für den Coburger Kommissar Richard Levin, einem scharfsichtigen Einzelgänger, der in seiner Freizeit dem Mittelalter verfallen ist. Aber auch seine eigene Vergangenheit lässt ihn nicht ruhen und sorgt für einige Probleme. Hinzu kommt, dass die erhoffte Beförderung ad acta gelegt worden ist und sich sein Team nach der Verabschiedung des bisherigen Kripochefs einer weiblichen Vorgesetzten unterordnen muss. Eine nicht gerade einfache Situation und doch liegt die Konzentration im Kommissariat auf der Klärung des undurchsichtigen Geschehens, das allen Beteiligten ordentlich zu schaffen macht.

Erzählt wird der knifflige Fall aus der Sicht verschiedener Personen heraus. So kommen neben dem ermittelnden Kommissar und der neuen Dienststellenleiterin Maxi Frohn, auch die geschockte Frau des Toten und der Polizist Tobias Schneider zu Wort, der aufgrund seiner Jagdkenntnisse an den Ermittlungen beteiligt worden ist. Angenehm knapp gehaltene Kapitel, überraschende Wendungen und geschickt eingebaute Nebenhandlungen sorgen dafür, dass die Spannung bis zum Schluss erhalten bleibt und der Leser ordentlich miträtseln kann. Gleichzeitig erhält er informative Einblicke in die Jagd- und Waffenkunde und in den Ablauf eines Mittelaltermarkts.

Fazit:
„Bocktot“ ist ein atmosphärischer und spannender Frankenkrimi, der sich neben einem schwer zu knackenden Fall auch mit einer brisanten Thematik auseinandersetzt. Und obwohl die Handlung einige Zeit braucht, um richtig in Fahrt zu kommen, versteht es Levins erster Fall mit interessanten Charakteren, vielschichtigen Ermittlungen und einer unvorhersehbaren Entwicklung gut zu unterhalten.

Veröffentlicht am 26.05.2017

Ein gelungener erster Einsatz für den Polizeiseelsorger Martin Bauer

Glaube Liebe Tod (Ein Martin-Bauer-Krimi 1)
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Menschen, die in Notlagen stecken, gehören zu Martin Bauers Job. Deshalb ist der Polizeiseelsorger auch vor Ort, als ein Polizist von der Duisburger Rheinbrücke springen will, um sich das Leben zu nehmen. ...

Menschen, die in Notlagen stecken, gehören zu Martin Bauers Job. Deshalb ist der Polizeiseelsorger auch vor Ort, als ein Polizist von der Duisburger Rheinbrücke springen will, um sich das Leben zu nehmen. Doch Bauers Bemühungen bringen nicht den gewünschten Erfolg. Und plötzlich ist er es, der springt mit dem Ziel, dass der lebensmüde Polizist nun ihn retten muss. Eine ungewöhnliche Methode, die ihm zwar viel Ärger einbringt, dessen Ergebnis sich aber sehen lassen kann. Allerdings nicht lange. Nur Stunden später ist der Duisburger Polizist tatsächlich tot, nachdem er vom Deck eines Parkhauses gesprungen ist. Ein merkwürdiger Fall, der Bauer keine Ruhe lässt und so beginnt der einstige Gemeindepfarrer auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen und gerät dabei selbst in Gefahr.

„Glaube, Liebe, Tod ist der erste Einsatz für den Polizeiseelsorger Martin Bauer. Ein Geistlicher, der keine Mühe scheut, um anderen zu helfen und dabei alles auf eine Karte setzt. Dass ihn sein Wagemut oft in Bedrängnis führt, nimmt er billigend in Kauf und riskiert sogar, dass sein Privatleben den Bach runtergeht. Doch nicht nur er beweist, dass ein Beruf auch Berufung sein kann. Auch die Polizistin Verena Dohr ist mit vollem Einsatz dabei, obwohl es auf ihrem Kommissariat einige Störenfriede und Neider gibt. Zwei Figuren, die weder sympathisch, noch unsympathisch sind und die, trotzdem sie den Fortgang der Handlung in großem Maße bestimmen, in ihrer charakterlichen Darstellung etwas flach geraten sind.

Dafür aber überzeugt der Plot mit einem spannenden Verlauf und mit immer wieder auftauchenden Actionszenen, was wohl dem Umstand geschuldet ist, dass beide Autoren im Drehbuchbereich zu Hause sind. Hinzu kommen interessante Wendungen, die das Geschehen zusätzlich beleben, ein undurchsichtiger Dschungel aus Korruption und Verbrechen und wie sollte es anders sein, die leidigen privaten Probleme. Eine flüssige Schreibweise und die Einbindung regionaler Gegebenheiten sorgen dafür, dass der Leser stets am Ball bleibt. Und obwohl einige begonnene Handlungsfäden nicht konsequent zu Ende geführt werden und sogar auftauchende Personen irgendwann ins Nirvana verschwinden, ist ein dramatischer Fortgang des Krimis garantiert.

Fazit:
Mit dem Polizeiseelsorger Martin Bauer haben die Autoren Peter Gallert und Jörg Reiter eine gut funktionierende und erfrischend andere Ermittlerpersönlichkeit ins Krimigenre gebracht, auf deren weiteren Fälle man gespannt sein kann.

Veröffentlicht am 25.05.2017

Ein ruhiger und doch sehr fesselnder Thriller

Du stirbst nicht allein
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Im Norden Londons treibt ein Killer sein Unwesen, der bereits drei Mädchen ermordet hat. Mit dem Wort „Sorry“ auf den Schenkeln geschrieben, wurden ihre leblosen Körper im Wald entdeckt, ohne dass ihr ...

Im Norden Londons treibt ein Killer sein Unwesen, der bereits drei Mädchen ermordet hat. Mit dem Wort „Sorry“ auf den Schenkeln geschrieben, wurden ihre leblosen Körper im Wald entdeckt, ohne dass ihr Mörder sie geschändet hat. Und während alle Bemühungen, den Täter zu finden im Sande verlaufen, schlägt der Killer erneut wieder zu. Diesmal ist es die siebenjährige Poppy Glover, die inmitten einer Menschenmenge vor einem Eiswagen verschwindet und wie die anderen Mädchen tot in einem Waldstück aufgefunden wird. Zwar ist auch diesmal nicht klar, ob ein Einzeltäter oder ein geheim agierender Pädophilenring hinter den Verbrechen steckt. Aber die Zuversicht wächst, mit den neuen Spuren einen Durchbruch zu erzielen und dem sogenannten Kenwood-Killer endlich das Handwerk legen zu können.

„Du stirbst nicht allein“ ist nach „Während du stirbst“ der zweite Thriller der Londoner Autorin Tamy Cohen, die es versteht, das Grauen in ihren Büchern aufleben zu lassen. Denn es gibt nichts Schlimmeres, als das eigene Kind zu vermissen und nach Stunden der Hoffnung und Angst zu erfahren, dass es von einem Fremden getötet worden ist. Ein Albtraum, der kein Ende nimmt und der in dem neuen Fall der Opferschutzbeamtin Leanne Miller gleich vier Familien betrifft. Menschen, deren Schicksal durch den tragischen Verlust eng miteinander verbunden ist. Deshalb gründen sie eine Selbsthilfegruppe und versuchen sich gegenseitig beizustehen. Doch niemand von ihnen weiß, was der andere vor allen verbirgt.

Erzählt wird das traumatische Geschehen aus verschiedenen Perspektiven und unterschiedlichen Zeitebenen heraus. So lernt der Leser zum einen die Familien der getöteten Mädchen kennen und erfährt, welche Auswirkungen das jeweilige Verbrechen auf ihr Leben hat. Zum anderen ist er dabei, wenn eine einst erfolgreiche Journalistin verzweifelt versucht, mit einer unseriösen Berichterstattung die ins Stocken geratene Karriere in Gang zu bringen und dann wiederum schaut er den Ermittlern bei ihrer lange Zeit erfolglosen und überaus nervenaufreibenden Arbeit zu und hofft, dass sie bald den Mörder finden. Figuren, die lebensecht beschrieben sind und genauso mannigfaltig in Erscheinung treten, wie die Ereignisse selbst.

Eine flüssige Erzählweise, ständig wechselnde Szenen und geschickt gesetzte Andeutungen sorgen dafür, dass der Leser in den Bann der Geschichte gezogen wird. Allerdings sollte er das Buch nicht übermäßig oft zur Seite legen. Denn viele Figuren und abwechselnd erzählte Handlungsstränge benötigen einige Aufmerksamkeit, um ihr Zusammenspiel zu verstehen, während der geschickt konstruierte Plot seine volle Wirkung nur entfalten kann, wenn der Überblick behalten wird.

Fazit:
„Du stirbst nicht allein“ ist ein eher ruhiger Thriller, der viel aus dem Leben seiner Figuren erzählt, gleichzeitig aber auch die Jagd nach einem perfiden Killer in den Mittelpunkt seiner Handlung stellt. Mit einem überraschenden Ende versehen versteht er es, nicht nur die auf Hochtouren arbeitenden Ermittler lange Zeit zu täuschen.




Veröffentlicht am 25.05.2017

Ein bewegender Familienroman und eine Hommage an die Schokolade

Die Frauen der Rosenvilla
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Anna Kepler liebt es, zart schmelzende Schokoladenvariationen zu kreieren und Pralinen herzustellen. Ein Talent, das die junge Unternehmerin von ihrem Großvater geerbt hat und das bei den Kunden ihrer ...

Anna Kepler liebt es, zart schmelzende Schokoladenvariationen zu kreieren und Pralinen herzustellen. Ein Talent, das die junge Unternehmerin von ihrem Großvater geerbt hat und das bei den Kunden ihrer Chocolaterie großen Anklang findet. Deshalb ist es nur eine Frage der Zeit, bis Anna mit der „Schokolust“ einen weiteren Laden eröffnet und auch die Feinschmecker in der Dresdner Altstadt mit köstlichen Schokoladenkreationen versorgt. Doch die Liebe zur Schokolade ist nicht die einzige Hinterlassenschaft ihres Großvaters, von der Anna profitiert. Auch eine alte Familienvilla befindet sich seit einiger Zeit in ihrem Besitz, die sie liebevoll renoviert und eingerichtet hat. Nun steht nur noch die Gestaltung des Rosengartens an, bei dessen Bepflanzung Anna plötzlich eine alte Schatulle entdeckt. In ihm liegt ein Tagebuch liegt, das von dem Leben der Frauen in der Rosenvilla erzählt und von einem Geheimnis, das sogar Anna noch zum Verhängnis werden kann.

„Die Frauen der Rosenvilla“ ist ein ergreifender Familienroman, der wendungsreich und emotional mitreißen in Erscheinung tritt. ist. Beginnend mit einem Brief, den eine Mutter an ihre Tochter schreibt und in dem sie einen nicht wieder gut zu machenden Fehler gesteht, taucht der Hörer in das verhängnisvolle Schicksal der Frauen ein, die in der Rosenvilla zu Hause waren. Aus verschiedenen Sichten und Zeitebenen heraus, wird ihr Leben in Form von Tagebucheinträgen erzählt. So lernt der Hörer die Vorfahren von Annas Familie kennen und erfährt ganz nebenbei interessante Dinge aus der Vergangenheit und über die im Besitz der Familie befindliche Schokoladenfabrik. Darüber hinaus lässt es sich die Autorin Teresa Simon nicht nehmen, ihrer Vorliebe für Schokolade Tribut zu zollen und schildert neben der Herstellung verschiedenartiger Pralinen auch wissenswerte Details über die für sie verwendeten Zutaten.

Gelesen wird der schicksalsträchtige Roman von Nadine Heidenreich, die es wunderbar versteht, den einzelnen Familienmitgliedern einen passenden Ausdruck zu verleihen. Mit einer spürbaren emotionalen Wärme geht sie dabei vor und setzt sie ihre variantenreiche Stimme geschickt für die Darstellung von vorherrschenden Stimmungen und aufkommenden Gefühlen der Figuren ein. So fiebert der Hörer regelrecht mit Anna mit und hofft, dass der Disput um das Erbe ihres Großvaters ein gutes Ende nimmt, oder ist entsetzt über die Gefühlskälte eines Mannes, der seine junge Ehefrau wissentlich unglücklich macht. Ein Hörbuch, das durchgängig vor allem durch die berührenden Lebensgeschichten der völlig unterschiedlichen Frauen und die vom Schicksal herbeigeführten Verwicklungen unheimlich fesselt.

Fazit:
„Die Frauen der Rosenvilla“ ist eine bewegende Familiengeschichte, die in wunderbarer Weise Vergangenheit und Gegenwart miteinander vereint und dem Hörer die Gelegenheit gibt, gleich eine ganze Handvoll starker Frauen in verschiedenen Epochen kennenzulernen.

Für alle Hörer, die während der genussvollen Lesung Appetit auf eine köstliche Schokoladenkreation bekommen und dazu auch noch selbst tätig werden wollen, gibt es ein Schmankerl obendrauf. In einem kleinen Heft sind dem Hörbuch sechs Rezepte für die Herstellung von Pralinen beigefügt, die mit ein wenig Aufwand in der eigenen Küche ausprobiert werden können.

Veröffentlicht am 21.05.2017

Ein Krimi mit viel französischem Flair und zwei wunderbar kniffligen Fällen

Madame le Commissaire und das geheimnisvolle Bild
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An einem strahlend schönen Tag beschließt Kommissarin Isabelle Bonnet, dass es Zeit für erholsame Betriebsferien ist. Ein Zettel wird an die Tür geklebt und ab geht es an den Lieblingsstrand, um die volle ...

An einem strahlend schönen Tag beschließt Kommissarin Isabelle Bonnet, dass es Zeit für erholsame Betriebsferien ist. Ein Zettel wird an die Tür geklebt und ab geht es an den Lieblingsstrand, um die volle Pracht der Sonne zu genießen. Doch kaum ist Isabelle dort angekommen, reißt sie ihr oberster Dienstherr aus der Lethargie. Nur einen klitzekleinen Gefallen soll sie ihm tun und sozusagen aus Spaß und um der müßigen Langenweile zu entgehen, den merkwürdigen Tod des Staatssekretärs überprüfen. Dabei kommt sie einem hinterhältigen Komplott auf die Spur, während ihr Freund, der Kunstsammler Rouven Mardrinac, für weitere Aufregung sorgt. Mit der Behauptung einer Fälschung aufgesessen zu sein, brüskiert er den Besitzer der örtlichen Galerie und schon bald steckt Isabelle gleich in zwei Ermittlungen fest, die es in sich haben.

Im verschlafenen Hinterland der Côte d’Azur ticken die Uhren langsamer. Ein Gefühl, das sich in dem Krimi um die Kommissarin der Police national, Isabelle Bonnet, auf wundersame Weise widerspiegelt. Ohne Stress und Hektik taucht der Leser in das sich allmählich entwickelnde Geschehen ein, und während er noch glaubt, genau wie die scharfsinnige Ermittlerin im Urlaub zu sein, nimmt das Unheil seinen Lauf. Denn ein Hilferuf der ganz besonderen Art macht der Kommissarin zu schaffen und ist verantwortlich dafür, dass die mit guten Vorsätzen angetretene Auszeit bald in Vergessenheit gerät. Von nun an macht es besonders viel Spaß der sympathischen Polizistin über die Schulter zu schauen und dabei zu sein, wenn sie mit hohem Einsatz und viel Sachverstand Verbrecher jagt. Aber nicht nur sie ist den Missetätern auf der Spur. Auch ihr schrulliger Assistent Apollinaire ist wie gewohnt mit dabei und unterstützt seine Vorgesetzte nach allen Kräften. Genau wie der Bürgermeister von Fragolin, Blés Thierry, und nicht zuletzt Rouven Mardrinac, die beide erneut um die Gunst der smarten Kommissarin buhlen.

Fazit:
Das vierte Buch der Reihe um die einstige Pariser Top-Ermittlerin Isabelle Bonnet überzeugt mit viel französischem Flair, einem brillanten Ermittlerteam und zwei wunderbar kniffligen Fällen.