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Veröffentlicht am 25.12.2020

Ein unterhaltsamer Regionalkrimi mit einer erfrischend unperfekten Amateurdetektivin

Der falsche Friese
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Die als Amateurdetektivin bekannt gewordene Autorin Elli Vogel nimmt einen Aushilfsjob beim „Ostfrieland-Reporter“ an, ohne zu ahnen, dass ihre erste Artikelserie in einem Verbrechen münden wird. Mit dem ...

Die als Amateurdetektivin bekannt gewordene Autorin Elli Vogel nimmt einen Aushilfsjob beim „Ostfrieland-Reporter“ an, ohne zu ahnen, dass ihre erste Artikelserie in einem Verbrechen münden wird. Mit dem Ziel, erfolgreiche Insel-Persönlichkeiten vorzustellen, besucht sie die namhafte Künstlerin Violetta Kalski, die in einer Seniorenresidenz ihren Lebensabend verbringt. Doch kaum hat Elli ihr eine Frage nach dem vor 40 Jahren spurlos verschwundenen Sohn gestellt, wirft diese sie raus und will sie nicht mehr sehen. Als dann auch noch ein Bild ihrer Mutter mit ebendiesen vermissten Sohn auftaucht, ist Ellis Neugier geweckt. Sie stöbert in der Vergangenheit und bringt Dinge an Tageslicht, die besser im Verborgenen geblieben wären.

„Der falsche Friese“ ist nach „Kluntjemord“ der zweite Fall für die in Aurich lebende Elli Vogel, die sich mit einer an Naivität grenzenden Unbeschwertheit in brenzlige Situationen begibt. Dabei scheint die Suche nach dem einst begehrtesten Junggesellen Andreas Kalski zunächst ganz harmlos zu sein. Denn dieser hatte sich nach den Aussagen seiner Freunde ins Ausland abgesetzt. Nur gemeldet hat er sich seit dem nicht. Warum also gerät die Pommes liebende Autorin in höchste Gefahr und welche Rolle spielt ihre vor den Traualtar tretende Mutter dabei? Fragen, die in einem turbulenten und sehr unterhaltsamen Handlungsverlauf beantwortet werden und zu einer Auflösung führen, die so nicht vorherzusehen war.

Mit viel Atmosphäre, realitätsnahen Figuren und einer ordentlichen Portion Humor schreibt Martina Aden in ihrem Küstenkrimi über Eifersuchtsdramen, Täuschungsmanöver, Rachegelüste und handfeste Verbrechen. Keiner wird verschont und nicht nur die viel zu oft chaotisch agierende Elli entgeht in letzter Sekunde einem Mordversuch. Auch weitere Personen müssen um ihr Leben bangen. Wie ihre beste Freundin Diana, die seit Neuestem mit einem Clown befreundet ist oder ihre Cousine Alex, die Elli mit der Künstlerin Violetta Kalski bekannt gemacht hat. Das alles wir mit viel Liebe zu Land und Leuten erzählt und in einem Schreibstil, der sich angenehm flüssig und kurzweilig liest.

Fazit und Bewertung:
Ein unterhaltsamer Regionalkrimi, der von seiner erfrischend unperfekten Hauptfigur lebt und kriminelle Machenschaften mit humorvollen Begebenheiten geschickt verwebt.

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Veröffentlicht am 23.12.2020

Ein heimeliger Kriminalroman mit einem spannenden Fall und authentischen Figuren

Humboldt und der kalte See
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Der Oybiner Postbote Silvio Sterz wird sitzend im Schnee tot aufgefunden. Nur eine blutverkrustete Wunde am Kopf weist darauf hin, dass er nicht freiwillig aus dem Leben geschieden ist. Wie auch seine ...

Der Oybiner Postbote Silvio Sterz wird sitzend im Schnee tot aufgefunden. Nur eine blutverkrustete Wunde am Kopf weist darauf hin, dass er nicht freiwillig aus dem Leben geschieden ist. Wie auch seine schwer kranke Ehefrau, die kurz darauf ohne Lebenszeichen in ihrem Pflegebett liegt. Ein neuer Fall für den Dresdener Hauptkommissar Humboldt und sein Team, der diesmal tief in einem emotionalen Desaster steckt. Ausgerechnet mit der Boulevard-Journalistin Christin Weißenburg hat er unter Alkoholeinfluss eine Nacht verbracht und weiß nun nicht, wie er sich verhalten soll.

„Humboldt und der kalte See“ ist ein heimeliger Kriminalroman, der mit einem spannenden Fall und authentischen Figuren gut zu unterhalten weiß. Dabei ist lange Zeit nicht klar, wer und was hinter dem Tod des Oybiner Ehepaares steckt und wie ein zurückliegender Leichenfund im Olbersdorfer See mit den tragischen Vorkommnissen in Zusammenhang steht. So ist viel Polizeiarbeit vonnöten. Spuren sind zu vergleichen, Nachbarn und Bekannte zu befragen und Tatabläufe zu rekonstruieren. Doch erst ein Blick in die Vergangenheit offenbart das Motiv für die Morde, die anfangs noch wie Unfälle aussehen.

Es macht Spaß den Krimi zu lesen, der mit einer lang gehegten Tradition beginnt und in seinem Verlauf viel von den Menschen in dem idyllischen Landstrich am Fuße des Berges Oybin erzählt. Vor allem der Bürgerpolizist Karl Neumann, der im urigen Dialekt an der Aufklärung des komplizierten Falls mitwirkt, ist ein typisches Original und belebt die Handlung auf seine ganz eigene Art. Aber auch die neue Ermittlerin im Team, die vom LKA zu ihnen gewechselt ist sowie das unklare Verhältnis zwischen Humboldt und Christin tragen dazu bei, dass es im zwischenmenschlichen Bereich niemals langweilig wird.

Fazit und Bewertung:
Ein sehr atmosphärischer und mit einem kniffligen Fall einhergehender Regionalkrimi, der für spannende und kurzweilige Unterhaltung sorgt und viel zu schnell gelesen ist.

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Veröffentlicht am 13.12.2020

Ein brisanter und fesselnder Thriller

Amissa. Die Verlorenen
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Auf dem Weg nach Hause wird das Ermittlerehepaar Rica und Jan Kantzius Zeuge eines schweren Unfalls. Ein junges Mädchen rennt von Panik getrieben auf die Autobahn und wird kurz darauf von einem Fahrzeug ...

Auf dem Weg nach Hause wird das Ermittlerehepaar Rica und Jan Kantzius Zeuge eines schweren Unfalls. Ein junges Mädchen rennt von Panik getrieben auf die Autobahn und wird kurz darauf von einem Fahrzeug erfasst. Aber vor wem hatte sie Angst und wer ist verantwortlich dafür, dass sie schwer verletzt noch am Unfallort verstirbt? Rica und Jan, denen das schreckliche Ereignis keine mehr Ruhe lässt, stellen bereits vor Ort erste Nachforschungen an. Dabei treffen sie auf einen Zeugen, der später nicht mehr aufzufinden ist und werden mit einem Selbstmord konfrontiert, welcher in unmittelbarer Nähe stattgefunden hat. Nur ein Zusammenhang erschließt sich ihnen nicht, während eine weitere Spur zu der Hilfsorganisation „Amissa“ führt, die in der ganzen Welt nach vermissten Menschen sucht.

„Amissa. Die Verlorenen“ ist der erste Fall für das ungleiche Ermittlerduo Rica und Jan, das sich durch die Klärung eines früheren Verbrechens kennen und lieben gelernt hat. Seitdem sind der Ex-Bulle und die aus der Karibik stammende Schönheit ein Paar. Vom Leben gezeichnet und mit speziellen Fähigkeiten bestückt, ergänzen sie sich gut. Jan, der einen untrüglichen und geschulten Jagdinstinkt besitzt, greift bei seinen Ermittlungen schnell die richtige Fährte auf und Rica, die als studierte Informatikerin über enorme Kenntnisse hinsichtlich digitaler Welten verfügt, stellt in kürzester Zeit erfolgreich Recherchen an. Deshalb wundert es nicht, dass sie in kurzer Zeit mehr Ergebnisse aufweisen können, als die für den Fall zuständige Polizei und auf weitere Teenager stoßen, die von zu Hause weggelaufen sind.

Erzählt wird das brisante und mit einem spürbaren Tempo versehende Geschehen in verschiedenen Zeitebenen und aus verschiedenen Perspektiven heraus. So erhält der Leser einen guten Einblick in den verzwickten und arg verschachtelten Fall und erlebt gleichzeitig die oft zur Gefahr werdenden Probleme und wechselnden Emotionen der handelnden Figuren hautnah mit. Zartbesaitet allerdings sollte err nicht sein. Denn der Stoff, der hier geboten wird, ist viel zu nah an der Realität angelehnt und zeigt die Schwächen der zunehmenden Digitalisierung und unüberlegten Freigabe privater Daten deutlich auf. Kombiniert mit einem Schreibstil, der über die Seiten fliegen lässt und kurzen Kapiteln, die zügig gelesen sind, wird eine unaufhaltsame Spannung aufgebaut, die das letztlich schwach geratene Ende gut verschmerzen lässt.

Fazit und Bewertung:
„Amissa. Die Verlorenen“ ist der erste Band einer Thriller-Trilogie mit einem hochaktuellen Thema und einem spannenden Handlungsverlauf.

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Veröffentlicht am 11.12.2020

Eine gelungene Kombination aus Spannung und Realität

Zerrissen
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Die kleine Siara Zhou wird in der Wohnung ihrer Mutter schwer verletzt. Obwohl diese behauptet, dass das aufgeweckte Mädchen verunfallt ist, zieht der behandelnde Arzt einen Gutachter hinzu. Den Gerichtsmediziner ...

Die kleine Siara Zhou wird in der Wohnung ihrer Mutter schwer verletzt. Obwohl diese behauptet, dass das aufgeweckte Mädchen verunfallt ist, zieht der behandelnde Arzt einen Gutachter hinzu. Den Gerichtsmediziner Dr. Fred Abel, der das knapp zweijährige Kind untersucht und feststellen muss, dass es von fremder Hand misshandelt worden ist. Ohne mit seiner Kollegin Sabine Yao zu sprechen, die als Tante von Siara ein persönliches Interesse an dem Fall hat, sagt Fred Abel vor Gericht aus. Die folgenschweren Untersuchungsergebnisse, die er dort vor aller Augen präsentiert, sorgen von nun an dafür, dass das Verhältnis zu seiner engsten Mitarbeiterin gespalten ist.

Fast zur gleichen Zeit findet Abels alter Freund, der Privatermittler Lars Möwig, in seinem Kickboxclub eine grausam zugerichtete Leiche vor. Eingenäht in einem Boxsack, der mit Schlagstöcken malträtiert worden ist, bietet sie einen Anblick, den der hartgesottene Einzelkämpfer nicht so schnell wieder vergessen wird. Mit der Bitte, ihm zu helfen, ruft er den Gerichtsmediziner Dr. Fred Abel an, wodurch dessen Familie schon bald in eine lebensgefährliche Situation gerät. Denn die aufgenommenen Ermittlungen gegen einen libanesischen Drogen-Clan haben auch fatale Folgen für sie.

„Zerrissen“ ist nach "Zerschunden", "Zersetzt" und "Zerbrochen der vierte Band der Fred Abel-Reihe, in der Michael Tsokos auf der Grundlage wahrer Verbrechen eine nervenaufreibende Thrillerhandlung erzählt. Dabei scheut er sich nicht, neben Tätern und Opfern auch die Missstände zu benennen, die bei der Verbrechensbekämpfung an der Tagesordnung sind. Gleichzeitig bietet er einen Einblick in seine Tätigkeit, die nicht für jeden Leser gleichermaßen geeignet ist und spart weder an unschönen Details, noch lässt er die Gefahren außen vor, die mit diesem Job verbunden sind.

Superspannend, unter Nennung von Ort und Zeit geht Michael Tsokos dazu vor und schildert, was in einem Berliner Kickboxclub geschehen ist, wie die Beteiligten damit umzugehen versuchen und welche Ermittlungen der Privatermittler Lars Möwig anstellt. Nebenher verläuft ein weiterer Handlungsstrang, der den Fall eines schwer verletzten Mädchen zum Inhalt hat und Gefühle freilegt, die weder für die Angehörigen, noch für den unbeteiligten Leser zu ertragen sind. Das alles wird in knapp gehaltenen Sätzen, mit vielen Informationen und lebendigen Dialogen erzählt und schafft es, ein Kopfkino zu entfachen, das unangenehm tief in menschliche Abgründe blicken lässt.

Fazit und Bewertung:
Eine gelungene Kombination aus Spannung und Realität, die zu jeder Zeit Gänsehaut erzeugt und nach dem Lesen noch lange Zeit nicht vergessen ist.

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Veröffentlicht am 06.12.2020

Ein spannender und bewegender dritter Fall für Kate Linville

Ohne Schuld
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Kate Linville hat Scotland Yard verlassen, um in das Haus ihres toten Vaters zu ziehen und von nun an bei der North Yorkshire Police tätig zu sein. Doch bevor sie ihren Dienst im Team von Detective Chief ...

Kate Linville hat Scotland Yard verlassen, um in das Haus ihres toten Vaters zu ziehen und von nun an bei der North Yorkshire Police tätig zu sein. Doch bevor sie ihren Dienst im Team von Detective Chief Inspector Caleb Hale antreten kann, verbringt sie mit ihrem besten Freund Cole ein Wochenende in einem Wellnessresort. Das Geschenk ihrer ehemaligen Kollegen, die nicht ahnen können, dass Kate schon auf dem Weg dorthin in ein Verbrechen gerät. Eine völlig verängstigte Frau wird im fahrenden Zug von einem Fremden mit einer Waffe verfolgt und nur ihrer Geistesgegenwart ist es zu verdanken, dass sie sich auf der Toilette in Sicherheit bringen kann. Zwei Tage danach stürzt eine weitere Frau mit ihrem Fahrrad über einen eigens für sie gespannten Draht und wird durch den anschließenden Schuss aus einer Waffe schwer verletzt. Kate, die noch im Urlaub weilt, beginnt mit den Ermittlungen und kommt bald einem Geheimnis auf die Spur, dass auch für sie gefährliche Folgen hat.

„Ohne Schuld“ ist ein komplexer und mit verschiedenen Handlungssträngen erzählter Kriminalroman, der von der Schauspielerin Claudia Michelsen gelesen wird. In ihm trifft der Hörer erneut auf Detective Sergeant Kate Linville, die er aus „Die Betrogene und „Die Suche“ gut kennt und die trotz ihrer zurückhaltenden Erscheinung eine geniale Ermittlerin ist. Und begegnet dem bereits bekannten DCI Caleb Hale, der immer mehr dem Alkohol zuspricht, was ihm diesmal zum Verhängnis wird. Deshalb hat Kate auch gleich zu Beginn des merkwürdigen Falls mit ihrem neuen Vorgesetzten Robert Stewart einen Polizisten an der Seite, den sie nicht kennt und der ihr keine große Hilfe ist. Trotzdem agiert sie gewohnt professionell und verfolgt gewissenhaft jede sich neu ergebende Spur. Neben ihnen und als weitere Hauptfiguren lernt der Hörer die beiden weiblichen Opfer kennen sowie die Mitglieder einer Familie, deren Kinderwunsch sie in höchste Bedrängnis geraten lässt.

Auch der dritte Teil mit Kate Linville, die diesmal für die North Yorkshire Police tätig ist, bietet kurzweilige und fesselnde Unterhaltung. Da ist zum einen der verzwickte und nur schwer zu lösende Fall, der die Nerven aller Beteiligten bis zum Zerreißen spannt und viele Momente der Ohnmacht und Angst auslöst. Zum anderen werden durch die umfangreichen Einblicke in das Privatleben der Figuren tragische Einzelschicksale offenbart, die voller dramatischer Wendungen und erdrückender Probleme sind. Ein Wust an Gefühlen ist die Folge, der mitreißt und bewegt, obwohl der Spannungsverlauf dadurch öfter einmal unterbrochen wird. Und genau an solchen Stellen ist der Einsatz der Erzählerin gefragt, die den Übergang zwischen ausführlichen Schilderungen und handlungsreichen Passagen abzufangen versteht. Doch leider ist die Lesung von Claudia Michelsen in dieser Hinsicht zu monoton geraten, was sehr schade ist.

Fazit und Bewertung:
Ein spannender und abwechslungsreicher dritter Fall für Detective Sergeant Kate Linville, der vor allem durch seine Realitätsnähe und durch die in ihm verarbeiteten Einzelschicksale erschüttert und bewegt.

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