Profilbild von Kristall86

Kristall86

Lesejury Star
offline

Kristall86 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Kristall86 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.04.2022

Wenn Wege auseinander gehen

Eine andere Zeit
0

Klappentext:
„Die Schwestern Enne und Suse wachsen in den 1970ern in einem Dorf in Vorpommern auf, wo es kaum mehr gibt als die Fahrradfähre nach Usedom und das so abgelegen ist, dass Fremde schon einmal ...

Klappentext:
„Die Schwestern Enne und Suse wachsen in den 1970ern in einem Dorf in Vorpommern auf, wo es kaum mehr gibt als die Fahrradfähre nach Usedom und das so abgelegen ist, dass Fremde schon einmal befürchten, »über den Rand zu kippen«. Suse ist oft krank und Enne muss zurückstecken, weil die Sorge und Zuwendung der Eltern vor allem Suse gilt, was das Verhältnis der beiden Schwestern nicht ganz einfach macht. Es gibt nur wenige Momente der Nähe zwischen ihnen.
Als 1989 Ungarn die Grenzen öffnet, nutzt Suse die Chance und verschwindet in den Westen. Sie lässt nie wieder von sich hören, die Familie rätselt jahrzehntelang darüber, was aus ihr geworden ist. Enne versucht sich in Berlin als Schauspielerin, aber der große Durchbruch bleibt aus und sie geht wieder zurück in ihr Heimatdorf. Dreißig Jahre nach Suses Verschwinden zieht eine geheimnisvolle Frau Pohl bei Enne gegenüber ein und die Gerüchte, wer das sein könnte, schießen ins Kraut …“

Helga Bürster hatte mich damals mit ihrem Roman „Luzies Erbe“ komplett gefesselt und eingenommen. Ihr neuestes Werk „Eine andere Zeit“ reicht nicht ganz an dieses Maß von damals heran aber dennoch war ihr aktuelles Werk lesenswert. Die Geschichte von Enne und Suse zeigt ein Schwestern-Bild der anderen Art. Suses Flucht in den Westen war dann wie ein Bruch zwischen ihnen obwohl das Level an Emotionen eh schon gering war, aber es war da. Schnell erkennen wir Leser das jeder seinen Weg im Leben gehen wird, mal steiniger mal geradliniger. Die Zeiten ändern sich, nicht nur politisch.
Nicht nur die Fragen der Protagonisten geben einen Rätsel auf, man stellt sich selbst die Frage, wie man reagiert hätte bzw. würde. Zugegeben, der Charakter der Frau Pohl war etwas fraglich aber er verhunzte die Geschichte auch nicht. Bürster beschreibt verschiedenen Zeiten der DDR von damals recht gut und ja, wenn man selber in den neuen Bundesländern bzw. der DDR aufgewachsen ist, versteht man Dinge und Situationen besser oder einfacher. Die Geschichte rund um Suse und Enne muss man verstehen können was die politischen Belange von damals betrifft. Ja, es war einen andere Zeit und vieles war anders als im Westen. Hier wird es, so denke ich, verschiedene Sichtweisen geben und die Meinungen hier und da auseinander gehen.
Bürster wählte für diese Geschichte einen besonderen Sprachstil und blieb mit ihren Protagonisten dem Leser gegenüber immer wieder auf Distanz. Man muss nicht immer alles hinterfragen als Leser sondern auch einfach mal nur lesen und aufnehmen. Sie schreibt offen und klug, aber wie gesagt, man muss es verstehen. Ihr Ausdruck ist passend und auch ihr Verlauf der Geschichte hat wieder das gewisse Flair. Wie bereits gesagt, erreicht er für mich nicht das Level von „Luzies Erbe“ und deshalb vergebe ich sehr gute 4 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 26.04.2022

Der HGArten ist die beste Medizin für unsere Seele

Vom Wachsen und Werden
0

Klappentext:

„Im Garten finden viele Menschen Entspannung, schöpfen neue Kraft und kommen zur Ruhe. Der Prozess des Pflanzens und Pflegens, Säens und Erntens beeinflusst unser Wohlbefinden, unsere Fähigkeit ...

Klappentext:

„Im Garten finden viele Menschen Entspannung, schöpfen neue Kraft und kommen zur Ruhe. Der Prozess des Pflanzens und Pflegens, Säens und Erntens beeinflusst unser Wohlbefinden, unsere Fähigkeit zur Selbstreflexion und unsere Kreativität. Gartenarbeit ist aber auch ein bewährtes Heilmittel zur Behandlung vieler psychischer Probleme – von Sucht- und Angststörungen bis hin zu Depressionen und Traumata. In diesem Buch zeigt die Psychiaterin und begeisterte Gärtnerin Sue Stuart-Smith, wie sich die Natur positiv auf unsere innere Welt auswirkt, uns Inspiration bietet und den Geist bereichert.“



Autorin Sue Stuart-Smith beleuchtet in ihrem Buch „Vom Wachsen und Werden“ ein sehr aktuelles Thema. Stuart-Smith geht bei einigen Stellen nicht zimperlich vor und zeigt uns Lesern genau das was wir manches Mal gar nicht uns eingestehen wollen. Wenn uns die Kraft für den Garten fehlt, kann dies viele gründe haben. Aber der Garten gibt Kraft und Energie zurück, das steht fest, wenn wir sie erkennen und nutzen. Sie erläutert viele Sichtweisen, beschreibt Situationen und deren Lösungen/ Lösungsansätze bzw. deren andere Seite. Selbstredend geht sie dabei immer positiv vor. Wir lesen hier keinen Motivationstrainer sondern ein zartes Buch zum Thema Krankheiten der Psyche. Ihr Heilmittel ist nunmal eben oft der Garten und diese „Medizin“ finde ich wunderbar. Ihre Töne sind zart und nicht mahnend. Sie zeigt vieles durch klare Worte und schont nicht mit den negativen und belastenden Dingen die uns krank machen. Fest steht: sie erzählt hier vom Wachsen und Werden und zwar über uns hinaus wenn wir es denn zulassen wollen.

Ein sehr sensibles Buch welches 4 von 5 Sterne von mir erhält.

Veröffentlicht am 26.04.2022

Die Story braucht noch etwas Dünger...

Die Waterperry Girls – Blütenträume
0

Klappentext:

„Oxford, 1935: Die willensstarke Tilda und die modebewusste Sibylla sind neu an der Gartenschule von Waterperry. Zwischen Beeten und Obstbäumen wächst ihre Freundschaft, und auch missgünstige ...

Klappentext:

„Oxford, 1935: Die willensstarke Tilda und die modebewusste Sibylla sind neu an der Gartenschule von Waterperry. Zwischen Beeten und Obstbäumen wächst ihre Freundschaft, und auch missgünstige Mitschülerinnen können ihnen nichts anhaben. Während Sibylla in den Nachhilfestunden bei Gärtner Francis die Liebe nicht nur zu den Blumen entdeckt, kann Tilda ihre Zuneigung zum legendären Botaniker Bennet Morris nicht länger leugnen. Als Sibylla sich in emotionale Wirrungen verstrickt und Tilda fast der Schule verwiesen wird, müssen die beiden Freundinnen mehr denn je zusammenhalten….“



„Die Waterperry Girls - Blütenträume“ ist der Auftakt einer neuen Reihe aus der Feder von Rebecca Maly. Die Autorin ist für mich keine Unbekannte und so war ich gespannt auf ihr neuestes Werk. Das Ergebnis beläuft sich bei mir auf nur 3 gute Sterne von 5. Warum? Es fehlt irgendwie das gärtnerische Flair. Hier sucht man die üppigen Englischen Rosen, die berühmten Englischen Gärten uvm.. Man erwartet nicht nur beim Cover und Klappentext Frauen mit Erde zwischen den Fingern sondern eben auch vom Inhalt. Leider sucht man dies bislang etwas vergeblich. Hier geht es um Freundschaften, Feindschaften und natürlich um die Liebe und somit fällt der Auftakt leider unter das Thema: Liebe und Klischee aber eben nicht Gartenarbeit bzw. Gartenschule. Hinter „Waterperry School of Horticulture“ (Beatrix Havergal war die Leiterin und hatte eine gewisse Vision für den Gartenbau und die Frauenwelt) versteckt sich eine Gartenschule die es in der Realität gegeben hat und somit war der Rahmen sehr gut dafür gewählt und das Potential für die Geschichte ist enorm, wurde aber leider nicht so ausgeschöpft wie erhofft. Viele Parts sind vorhersehbar und wirken hier und da etwas gestellt. Andere Parts zogen sich leider unnötig in die Länge. Malys Schreibstil ist dennoch wieder gewohnt gut. Ihr Ausdruck ist der Zeit angepasst und auch der roten Faden ist trotz allem sichtbar. Momentan fehlt mir einfach das Fachformat Garten und die Mädels die in der Erde wühlen weil sie Freude daran haben und den Beruf als Ziel ihres Lebens sehen. Schauen wir mal was Teil 2 der Geschichte bringen wird, ich hoffe nur nicht verbrannte Erde die man erst wieder ordentlich düngen muss um das etwas darauf blüht. 3 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 21.04.2022

Die Natur schreibt ihre eigenen Geschichten

Vom Gehen und Bleiben
0

Klappentext:

„Vischnanca ist klein und wunderschön am sonnigen Hang gelegen. Aber die Natur birgt Gefahr: der Berg über dem Dorf droht abzurutschen. Das betrifft alle: die junge Bäuerin Ria ist hier zu ...

Klappentext:

„Vischnanca ist klein und wunderschön am sonnigen Hang gelegen. Aber die Natur birgt Gefahr: der Berg über dem Dorf droht abzurutschen. Das betrifft alle: die junge Bäuerin Ria ist hier zu Hause, hat ihren Hof als Biobetrieb zukunftsfähig gemacht. Die deutsche Familie Blom ist neu ins Dorf gezogen und liebt alles daran – die Natur, den Garten am Haus, die gute Nachbarschaft. Doch jetzt muss die Dorfgemeinschaft abstimmen und steht vor der Entscheidung: »Bleiben oder gehen?« Ria und die Menschen um sie herum müssen sich fragen, wie sie leben wollen und was ihnen wirklich wichtig ist.“



Autorin Petra Hucke hat den Roman „Vom Gehen und Bleiben“ verfasst. Wobei man sagen muss, eine Geschichte ist es nur bedingt anhand ihrer Protagonisten, denn wenn wir mit wachen Blick auf unsere Umwelt und Natur durch die Welt laufen, wissen wir, die Natur verändert sich immer und immer wieder. Die Natur schreibt ihre eigene Geschichten genau wie das Leben. In Vischnanca verändert sich ebenfalls die Natur - ein Berg droht ein Dorf unter sich zu begraben. Höchst interessant ist dabei wie Hucke ihre Figuren mit diesem Thema umgehen lässt. Es gibt Einheimische wie Ria die mit dieser Angst leben und sich Gedanken machen, das Dorf irgendwann verlassen zu müssen und dann gibt es noch die Zugezogenen die von dem ganzen Problem nichts wissen (oder wissen dürfen/ wollen?! Wenn einer keinen warnt, kann man so etwas auch nicht wissen). Hucke lässt ihre Figuren ruhig durch diese Geschichte laufen. Wir erfahren viele Begebenheiten zu den Personen, lernen sie besser kennen, erleben so manche persönliche Geschichte, aber der Berg wird dabei niemals aus den Augen gelassen. Huckes Schreibstil ist ruhig und unaufgeregt - gut so, denn der Berg ist schon Bedrohung genug. Und als der Berg dann erstmals seine Stimme erhebt, sind seine Bewohner zu seinen Füßen still und fassungslos. Petra Hucke verwebt sehr gekonnt Realität mit kleinen Geschichtchen der Menschen ohne Kitsch und Lärm. Ihr Ausdruck und ihre Sprachwahl sind dabei mit einem gewissen Lokalkolorit untermalt und bringt uns die Gegend noch näher. Man fühlt sich als Leser als stiller Beobachter des Dorfes, man fiebert mit ihnen mit und hat den großen und gefährlichen Berg vor Augen. Die Idylle täuscht und aus einem traumhaften Fleckchen Erde wird plötzlich Angst und Schrecken. Hucke hat all dies gekonnt und harmonisch zusammen gesetzt. Der Buchtitel beschäftigt den Leser immer wieder und das eigene Kopfkino beginnt. Wie würde man selbst mit dieser Situation umgehen? Kurzum: ein Roman der nachhallt, egal ob man in den Bergen wohnt oder an der Küste. Ich vergebe sehr gern 5 von 5 Sterne und spreche eine Leseempfehlung aus!

Veröffentlicht am 21.04.2022

4,5 Sterne

Töchter der Speicherstadt – Der Duft von Kaffeeblüten
0

Klappentext:

„Hamburg 1889: Als die junge Brasilianerin Maria den Kaffeehändler Johann Behmer heiratet, fühlt sie sich fremd in Hamburg und einsam in Johanns zerstrittener Familie. Doch Maria ist eine ...

Klappentext:

„Hamburg 1889: Als die junge Brasilianerin Maria den Kaffeehändler Johann Behmer heiratet, fühlt sie sich fremd in Hamburg und einsam in Johanns zerstrittener Familie. Doch Maria ist eine Kämpferin, und als Tochter eines Kaffeeplantagenbesitzers liegt ihr das »schwarze Gold« im Blut. Begierig lernt sie in der neu eröffneten Speicherstadt alles, was man über den Handel mit dem Luxusgut wissen muss. Schon bald erweist sie sich als kluge Geschäftsfrau. Aber dann beginnt der Erste Weltkrieg, der Kaffeehandel kommt fast zum Erliegen, und Maria merkt, dass jemand in der Familie ihren Mann aus der Firma drängen möchte …“



In der heutigen Zeit dreht es sich in der Buchwelt entweder um Tee, Ärzte, Krankenschwestern oder um Kaffee. Hamburg und Kaffee gehören zusammen wie das Amen in der Kirche und es ist für Autoren nicht gerade leicht diese Themen, wenn sie denn bereits von anderen Autoren ebenfalls behandelt worden sind, gekonnt zu verpacken und sich somit aus dieser Masse abzuheben. Anja Marschall hat es versucht und es ist ihr sehr gut mit ihrem Auftakt „Töchter der Speicherstadt“ gelungen. Ihre Protagonistin Maria schließt man schnell ins Herz, man spürt ihr Temperament und ihre brasilianischen Wurzeln und das ist gut so. Die Geschichte rund um sie und ihren Mann Johann und dem Kaffee ist der rote Faden und dieser zieht sich elegant bis hin zum Ende des Buches durch. Der Spannungsbogen ist wirklich gekonnt gezogen und somit erweist sich die Geschichte als echter Pageturner. Es gibt die Guten und es gibt die Bösen, es gibt Frieden und es kommt der Krieg. Die Zeiten werden hart und es wird noch härter kommen. Maria wird zur Kämpferin und auch zur Vorreiterin der Frauen der damaligen Zeit. Was hier ebenso aus dem Kaffee-Nebel heraussticht sind die bildhaften Beschreibungen. Marschall vergisst hier nicht den Kaffeeduft den Lesern immer wieder unter der die Nase zu reiben, wie es bei anderen Autoren gern mal der Fall ist. Als Leser erleben wir nicht nur die Geschichte der Familie Behmer sondern auch eine ganzen Menge zum Kaffee-Handel der damaligen Zeit.

Der Rahmen für die Geschichte ist sehr gut gewählt und ich bin gespannt ob er Anspruch sich auch in den nächsten beiden Bänden der Trilogie fortsetzen wird! Ich vergebe 4,5 von 5 Sterne.