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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.04.2022

Bis auf das Ende einfach nur wunderschön

Das Lied des Waldes
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Klappentext:

„Nach dem Tod ihrer Mutter kehrt Veronika in ihr Elternhaus im Nürnberger Reichswald zurück, um dessen Verkauf abzuwickeln. Ganz ungelegen kommt ihr diese Flucht aufs Land nicht: Ihre Ehe ...

Klappentext:

„Nach dem Tod ihrer Mutter kehrt Veronika in ihr Elternhaus im Nürnberger Reichswald zurück, um dessen Verkauf abzuwickeln. Ganz ungelegen kommt ihr diese Flucht aufs Land nicht: Ihre Ehe liegt in Scherben, von ihrem Job und sich selbst ist sie entfremdet. Die Kindheitserinnerungen in dem alten Forsthaus und das Wiedersehen mit ihrer Jugendliebe überwältigen Veronika – da entdeckt sie alte Aufzeichnungen über Anna Stromer, die sich im 14. Jahrhundert mit Pioniergeist für den Schutz des Waldes eingesetzt hat. In Annas Geschichte findet sie Trost und Inspiration, und es entwickelt sich ein besonderes Band zwischen den beiden Frauen, denen derselbe Ort durch die Zeiten hindurch Kraft gibt.“



Nachdem ich von „Die Farbe des Nordwinds“ aus der Feder von Klara Jahn restlos begeistert war, war die Vorfreude auf ihren Neuzugang richtig groß. Mit „Das Lied des Waldes“ führt sie ihren Weg durch zwei Zeiten wieder extrem gekonnt fort. Schnell ist der Zauber der Zeit wieder da, denn Jahn switcht sprachlich hervorragend um und bringt uns Leser mit ihrer Protagonistin Veronika vom Hier und Jetzt zu Anna in die Vergangenheit des 14. Jahrhunderts. Wir werden bei beiden Figuren wahrlich verzaubert und erleben ein bildgewaltiges Werk aus der Feder Jahns. Ihre Figuren haben Ecken und Kanten, haben Farbe, haben Gesichter. Emotionen und Gefühle werden gekonnt eingesetzt und die bildhaften Beschreibungen und auch die zarten Untertöne bieten dem Leser ein besonderes Werk. Tenor bei beiden Figuren: den Wald als besonderen und schützenswerten Raum zu erhalten und zu pflegen. Beide Geschichten gehen ohne Kitsch ans Herz und mahnen unbewusst mit den richtigen Worten. Warum vergebe ich aber nur 4 Sterne von 5? Jahn hat für meine Begriffe das Ende bei Veronika einfach zu extrem ausufern lassen. Die Geschichte war bis auf die letzten 50 Seiten traumhaft aber dann kam eine kleine Wende und schlussendlich wurde Veronika unglaubwürdig. Alles schien vollgepackt mit Action und Dramatik die es überhaupt nicht benötigt hätte bei dieser Geschichte. Klara Jahn schreibt so wunderbar zwischen den Zeilen, streut leise und auch laute Gedanken ein, zeigt durch Metaphern viele Situationen auf aber mit Action und einem „Überlebensführer a la Rüdiger Nehberg“ braucht sie uns Lesern hier wirklich nicht in gefährlichen Situationen kommen - zudem es alles in völliger Dunkelheit abgelaufen ist. Sorry, aber das war mir zu unrealistisch und zu unglaubwürdig und verhagelte mir schlussendlich das gesamte Buch.

Dennoch freue ich mich auf weitere Werke aus der Feder Klara Jahns und bin immer noch begeistert wie sie mit diesem Pseudonym so eine komplett andere Richtung eingeschlagen hat als all ihre anderen Werke (unter ihrem richtigen Namen Julia Kröhn). Leider fehlte zudem auch ein ausführliches Nachwort zu diesem Werk! Warum? Ihre Figur Anna Stromer gab es wirklich in Nürnberg der damaligen Zeit. Hier wäre es sinnvoll gewesen den Lesern noch so einige Dinge/ Fakten mit auf den Weg zu geben. Schließlich hat ihr Vater Ullmann mit seiner Arbeit die Welt ein wenig revolutioniert. Die Geschichten hier wird ein wenig von Jahns Fantasie beeinflusst, was aber keinen Abbruch tut.

Es gibt, wie gesagt, 4 von 5 Sterne von mir und eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 09.04.2022

Ein besonderer Künstler

Renoir
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Klappentext:

„Wie kaum ein anderer Künstler hat Pierre-Auguste Renoir unser Verständnis von den stimmungsvollen Figurenbildern des Impressionismus geprägt. Sein Gemälde La fin du déjeuner, das sich seit ...

Klappentext:

„Wie kaum ein anderer Künstler hat Pierre-Auguste Renoir unser Verständnis von den stimmungsvollen Figurenbildern des Impressionismus geprägt. Sein Gemälde La fin du déjeuner, das sich seit 1910 im Städel Museum in Frankfurt befindet, ist nun Ausgangspunkt für eine weitreichende Auseinandersetzung mit einer für ihn zeitlebens bedeutenden Inspirationsquelle: dem Rokoko. Galt diese Malerei nach der französischen Revolution als frivol und unmoralisch, so erlebte sie im 19. Jahrhundert eine Renaissance und war zu Lebzeiten Renoirs überaus präsent. Dieser umfangreiche Band erscheint anlässlich der großangelegten Ausstellung des Städel Museums und untersucht Renoirs facettenreiche Traditionsverbundenheit ausgehend von erhellenden Gegenüberstellungen seiner Kunst mit Werken des 18. Jahrhunderts sowie von Zeitgenossen.“



In diesem Buch wird nur bedingt die Person Pierre-August Renoir beleuchtet als vielmehr seine Werke. Richtig so, dennoch verstehen wir die Intensionen des Künstlers durch kurze Erläuterungen. In diesem Buch, mit festem Einband, finden wir nicht nur eine Vielzahl seiner Werke, sondern eben auch kleine und größere Geschichten/ Anekdoten dazu. Diese werden von bekannten Persönlichkeiten aus der Kunstszene und von Kunstliebhabern oder vom Meister selbst erläutert/ beleuchtet. Kein anderer Maler hatte eine Stilrichtung so in Szene gesetzt wie Renoir. Er war ein Meister mit dem Pinsel, aber bewegte sich auf dünnem Eis. Er hat mit seinen Werken zwar die Zeit eingefangen aber den Zeitgeist ebenso, was nicht jedem schmeckte.

Im zweiten Teil des Buches finden wir einen ausführlichen Katalog seiner Werke.

Optik und Haptik sind entsprechend hochwertig und edel und selbstredend dem Buchpreis entsprechend. Die Buchgröße, die feste Bindung, die Aufteilung, die Druck-Farben aber auch das Gewicht zeichnen hier einen perfekten Rahmen für diesen Künstler.

Ich vergebe sehr gern 5 von 5 Sterne für dieses gelungene Werk!

Veröffentlicht am 09.04.2022

1,5 Sterne

Unsere Zeit ist immer
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Klappentext:

„Zwei Dinge weiß Minnie ganz genau: Dass an ihrem Geburtstag immer alles schiefläuft, was nur schieflaufen kann – und dass ein Mann namens Quinn der Grund dafür ist. Minnie ist ihm noch nie ...

Klappentext:

„Zwei Dinge weiß Minnie ganz genau: Dass an ihrem Geburtstag immer alles schiefläuft, was nur schieflaufen kann – und dass ein Mann namens Quinn der Grund dafür ist. Minnie ist ihm noch nie begegnet. Doch sie weiß, dass sie beide am Silvesterabend kurz nach Mitternacht im selben Londoner Krankenhaus geboren wurden. Quinn kam eine Minute früher zur Welt und gewann als erstes Neunzigerjahre-Baby fünfzigtausend Pfund, während Minnie leer ausging. Als sie sich an ihrem gemeinsamen 30. Geburtstag durch einen Zufall kennenlernen, weiß Minnie endgültig, dass Quinn die für sie bestimmte Portion Glück einfach gestohlen hat: Im Leben des gutaussehenden, charmanten Unternehmers läuft alles glatt, während sie kurz davor ist, ihre Wohnung und den geliebten Job als Köchin zu verlieren. Doch wenn sie aus so unterschiedlichen Welten kommen, warum laufen sie sich fortan immer wieder über den Weg? Und warum lässt jede Begegnung Minnies Herz ein bisschen schneller schlagen?“



Autorin der Geschichte ist Sophie Cousins. Zugegeben die Geschichte hat einen gewissen Humor aber das war es auch. Ihre Charaktere sind flach und langweilig beschrieben, der Plot der Geschichte hat null Niveau und wirkt komplett klischeehaft. Hier geht die Autorin nach dem Motto „Schwarz oder Weiß“ vor. Es gibt nur „Gut oder Böse“. Protagonistin Minnie (die auch noch „Cooper“ als Nachtnamen hat - welch gähnende Werbung für ein Fahrzeug auf vier Rädern) ist das arme Opfer und Quinn ist der Sieger (sein arroganter Charakter passt wiederum perfekt zur Figur) - alles steht im Vorfeld bereits fest ohne das man tief in die Story eintauchen muss. Der Verlauf ist ohne großes Flair und an sehr vielen Stellen vorhersehbar. Man soll als Leser mit Minnie Mitleid haben, welches sich aber mit ihrer ganzen und vor allem naiven Art bei mir keineswegs eingestellt hat. Zudem spielen hier noch eine, gefühlt unzählige, Anzahl an weiteren Darstellern mit - das verwirrt, ist zu viel und einfach nur langweilig. Das letzte Drittel des Buches habe ich quer gelesen - das sagt alles. Ich empfand null Tiefgang für diese wohl rührselige Geschichte, oder ich war einfach die falsche Zielgruppe. Ein wirklicher Pluspunkt, und deshalb gibt es auch 1,5 Sterne von mir, war der Humor. Der war an den passendsten Stellen eingewoben und lockerte alles ein wenig auf. Dennoch brachte es keine Wendung für meine Meinung zum Buch.

Veröffentlicht am 08.04.2022

Wirklich empfehlenswert!

100 Highlights Wildes Deutschland
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Klappentext:

„Deutschland hat eine wilde Seite und einzigartige Nationalparks und Naturparadiese zu bieten. Die kompetent recherchierten Reisetipps in diesem Bildband inspirieren zu Deutschlandurlaub ...

Klappentext:

„Deutschland hat eine wilde Seite und einzigartige Nationalparks und Naturparadiese zu bieten. Die kompetent recherchierten Reisetipps in diesem Bildband inspirieren zu Deutschlandurlaub in der Natur. Wandern auf den Ross- und Buchstein in den Bayerischen Alpen oder auf den Großen Arber im Bayerischen Wald, zum Schafstein in der Rhön oder auf den Brocken im Harz. Hohe Berge, klare Seen, dunkle Wälder und wilde Natur gibt es in Deutschland in Hülle und Fülle zu entdecken. Die 100 schönsten Highlights des wilden Deutschlands hat Bernd Ritschel auf seinen brillanten Fotografien festgehalten. Dazu liefert dieser Bildband Reiseinfos sowie Karten und Vorschläge für Rundreisen in unserer Heimat. Landschaften von Bodensee bis zum Wattenmeer und die Vielfalt unserer Natur werden Sie begeistern.“



Man meint immer, die großen Reise-Abenteuer/ Urlaubshighlights liegen immer im Ausland versteckt aber falsch gedacht! Auch in Deutschland gibt es eine große Vielzahl wilder Abenteuer zu erleben, die einen wahrlich staunen lassen. Das hier vorliegende Buch zeigt 100 Highlights und das muss man wirklich sagen, stimmt vollumfänglich! Wir können in allen Winkeln Deutschlands die verrücktesten und wildesten Abenteuer erleben und das große Highlight hierbei ist, es werden wirklich viele und besondere Biosphärenreservate oder Naturschutz-Zonen empfohlen die man wohl so regulär bei einer Planung nicht auf dem Zettel gehabt hätte. Die Erläuterungen dazu sind sehr großzügig und detailliert. Bilder untermalen dieses Mal die Texte und nicht umgekehrt. Einerseits haben wir hier einen sehr ausführlichen Reiseführer aber wiederum auch ein Zeugnis von Schönheit in unserer Heimat und eine Art Memoiren.

Die Optik und Haptik ist passend und nicht zu winzig. Das Buch lässt sich sehr gut lesen und ist auch nicht zu schwer. Ich hätte mir ein wenig mehr „Eleganz“ gewünscht aber das passt schon so wie es ist (ist ja schließlich kein Coffetable-Book wobei das Potential dafür da wäre).

Ich vergebe hier gern 4 von 5 Sterne und spreche eine Leseempfehlung aus!

Veröffentlicht am 03.04.2022

Ich hatte mir mehr von versprochen

Brüten
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Klappentext:
„Im vorstädtischen Minnesota versucht eine Frau, ihre vier Hühner durch den Alltag zu bringen, sie vor Wind und Wetter zu schützen, vor Krankheiten und Raubtieren. Nicht ihr Mann Percy, der ...

Klappentext:
„Im vorstädtischen Minnesota versucht eine Frau, ihre vier Hühner durch den Alltag zu bringen, sie vor Wind und Wetter zu schützen, vor Krankheiten und Raubtieren. Nicht ihr Mann Percy, der sich in wissenschaftliche Abhandlungen vertieft, sondern Gloria, Gam Gam, Darkness und Miss Hennepin County sind der Mittelpunkt ihres Lebens, ihr tägliches Faszinosum. Wissen die Hühner, auf welchen Namen sie getauft sind? Mögen sie es, wenn man ihre Federn streichelt? Vermissen sie die Eier, die sie legen? Obwohl nie Küken daraus geschlüpft wären? Wie verarbeitet man den Verlust eines Kindes, das nie geboren wurde? Die Frau kennt die Antworten auf diese Fragen nicht. Aber nach einem ereignisreichen Jahr wird sie die Welt mit anderen Augen sehen.“

Das Buch mag erstmal den Anschein habend das es hier viel um Hühner geht, geht es auch aber eben sehr oft nicht direkt sondern sind sind das Schutzschild für unsere weibliche Erzählerin. Zu Beginn sind wir mitten im Stall und sie erzählt uns wahrlich spannend wie sie mit den Hühner umgeht. So nach und nach kommt heraus, durch wirklich leise Töne, warum sie so eine Beziehung zu den Hühnern hat und warum sie überhaupt Hühner hält. Der Verlust ihres Kindes war das einschneidendste Erlebnis und es steckt bislang immer noch zu tief in ihrer Seele. Die Hühner sind der Ausgleich, sind der Ersatz. Ab und an musste ich dennoch schlucken denn die Beschreibungen zur Hühnerhaltung sind nicht gerade die dollsten. Ein guter Hühnerhalter geht bei eisiger Kälte anders mit seinen Tieren um - wiederum ist es ein sehr guter Punkt was den Vergleich auf das/ihr Kind betrifft. Hier hat der Leser die Möglichkeit selbst Gedanken einfließen zu lassen. Die Hühner legen keine Eier mehr und somit keinen Nachwuchs in jeglicher Weise - eine höchst interessante Metapher.
Der Verlauf der Geschichte ist ruhig und unaufgeregt. Wir erleben Besuche von Freunden, ehemaligen Nachbarn und eben auch den Weggang ihres Mannes an eine Uni. Sie steht allein auf weiter Flur mit ihrem Schmerz, mit ihren Hühner und verkrampft sich in diese Welt. Psychologisch gesehen sehr lesenswert, aber dennoch auch anstrengend. Bis zur Hälfte des Buches hatte ich einen guten Verlauf, der aber dann abebbte. Die Sprache (welches an der Übersetzung liegt) war für meine Begriffe passend und stimmig, aber auch manches mal mit feinem schwarzen Humor durchzogen. Aber, und nun kommt das ABER: ich bin nicht wirklich warm geworden mit der Protagonistin und auch nicht mit ihrer Einstellung. Melancholie und Trübnis sind hier die Hauptpunkte, der Faden der Geschichte und nicht die Hühner! Die sind nur Nebendarsteller, Deckmantel und Schutzschild ihre Seele. Sie benutzt sie um mit ihrem Schicksal irgendwie fertig zu werden ohne in sich hinein zu hören. Sie benutzt deren Lebensweise um von ihrer eigenen abzulenken.
Der Roman war gut aber mehr auch nicht. Obwohl ich anfangs so begeistert war, wendete sich das Blatt wie bei der Mauser der Hühner - plötzlich fielen alle Federn ab. Man kann es als „so gewollt“ von der Autorin hinstellen, mein Geschmack war es nicht so ganz.