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Veröffentlicht am 10.02.2022

4 Sterne

Die militante Madonna
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Klappentext:

„Diese unglaubliche Geschichte von Männern und Frauen, Täuschungen und Intrigen, unwahrscheinlichen Affären, heimlichen Fluchten und dramatischen Triumphen ist die Geschichte des Chevalier ...

Klappentext:

„Diese unglaubliche Geschichte von Männern und Frauen, Täuschungen und Intrigen, unwahrscheinlichen Affären, heimlichen Fluchten und dramatischen Triumphen ist die Geschichte des Chevalier d’Eon de Beaumont, den es wirklich gab. Er war Diplomat, Soldat, Bibliothekar, Freimaurer, Degenfechter, Schriftsteller und Spion – und verbrachte den größten Teil seines turbulenten Lebens als Frau. Bis zu seinem Tod rätselte ganz London, wer die militante Madonna, die in öffentlichen Degenkämpfen alle Männer in die Knie zwang, wirklich war.“



Autorin Irene Dische spricht mit ihrem Buch „Die militante Madonna“ ein, für die heutigen Verhältnisse, buntes Thema an: die Verwirklichung des eigenen Seins im Körper eines anderen. Andere würden Chevalier d’Eon de Beaumont als „Transvestit“ bezeichnen aber ich denke, er war nicht unbedingt in eine gewisse Richtung einzuordnen. Damals hat Chevalier d’Eon de Beaumont die Zeit und die Menschen um ihn herum wahrlich verrückt gemacht und hat sie sogar bis zu seinem Tot hinaus hinters Licht geführt. Nur wollte er das gar nicht, er hat so gelebt, eine gewisse Zeit als Frau verkleidet, wie er es eben für sich am besten hielt und das Leben so genießen konnte. Die Zeit damals war noch nicht reif für „solche Menschen“ (wobei man sich heute fragt ob wir da an einem besseren Punkt angekommen sind bei der ganze Hetzte und Häme gegen queere Menschen). Fest steht nur: die Welt war und ist bunt. Punkt. Und das ist gut so.

Um diesen Roman besser und vielleicht auch flüssiger und verständnisvoller verstehen zu können, sollte man zur Person Charles-Geneviève-Louis-Auguste-André-Timothée d’Éon de Beaumont (was für ein gewaltiger und klangvoller Name!), kurz Chevalier d’Eon de Beaumont, doch vorher etwas Wissen angehäuft haben. Denn bei vielen Punkten fragt man sich, ob diese wirklich der Realität entstammt und ja, sie tun es! Irene Dische nimmt uns in die Zeit von damals mit und wir dürfen zumindest vor dem inneren Auge den Chevalier d’Eon de Beaumont wahrhaftig erleben. Er war beruflich ein Tausendsassa und auch damit schon seiner Zeit meilenweit voraus. Er war ein Fechter mit besonderem Ruf und traf dabei jeden Gegner ins Herz. Er wusste die Leute zu beeindrucken aber auch seine Maske nicht zu verlieren. d‘Eon hatte aber auch andere Seiten: es gab Zeiten, da wollte er gern wieder Mann sein und dies auch leben, aber sein Frau-sein hatte ihn in so manche prekäre Lage gebracht, ohne die er es ohne Rock und Brüste nicht heraus geschafft hätte. Es war nicht immer leicht „Frau“ zu sein bzw. seinen Mann zu stehen. d‘Eon zeigte der Welt aber das man es schafft.

Der Schreibstil Disches ist flüssig und ausdrucksstark. Einige Themen zu d‘Eon beleuchtet sie intensiver als andere. Ihr „Protagonist“ bringt unheimlich viel Farbe mit hinein und sie hält sich deshalb mit weiteren Ausschmückungen zurück, was auch wirklich sehr gut strukturiert war. Alles in allem ein sehr, sehr guter Roman über einen ganz besonderen Menschen - 4 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 10.02.2022

Und wo ist der Tee?

Der Friesenhof
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Klappentext:

„Ostfriesland, 1948: Um den Verkauf des Familienhofs im friesischen Marschland abzuwenden, fängt die junge Gesa als Packerin in einem Teehandel an. Fasziniert von dieser für sie neuen und ...

Klappentext:

„Ostfriesland, 1948: Um den Verkauf des Familienhofs im friesischen Marschland abzuwenden, fängt die junge Gesa als Packerin in einem Teehandel an. Fasziniert von dieser für sie neuen und aufregenden Welt steigt sie bald zur rechten Hand des Juniorchefs auf, dem Kriegsheimkehrer Keno. Die beiden kommen sich näher, aber Keno ist ein verheirateter Mann. Und auch Gesas Herz ist nicht frei. Ihr Verlobter gilt als in Russland verschollen. Als böse Gerüchte die Runde machen, droht Gesa alles zu verlieren, was sie sich aufgebaut hat.“



Nachdem sich Fenja Lüders bereits mit einer Kaffee-Saga weiter etabliert hat, schlägt sie nun die Welt in den Tee-Handel ein. Nur leider hat der erste Band so wenig mit Tee zu tun, dass man die einzelnen Teeblätter förmlich heraus suchen muss. Ebenso fiel mir auf, dass der Zweittitel für das Buch auch so herrlich klein und verschwimmend mit dem mäanderten Muster verschlungen ist, dass es schon kaum mehr wahr ist. Suchen wir also den Tee! Die Geschichte im schönen Ostfriesland grenzt an meine Heimat Friesland wunderbar an. Somit liest man genauer und „forscht“ genauer. Tee liegt uns im Blut. Der Start für Gesa fällt recht langatmig aus und man benötigt ein wenig Geduld, das sie dann endlich mit vollem Wissen (Wo hat sie das nur her?) und Geschmack tatsächlich Tee zusammen packen darf. Wer es bis hierhin geschafft hat, darf lediglich einen Hauch vom Tee erschnuppern. Der andere Teil der Geschichte handelt von Nachkriegszeit und ihren Nachwehen. Gewalt, Vergewaltigung und ein immer noch schwelender brauner Mob treibt sein Unwesen. Hier wird es hart, davon steht nichts im Klappentext und das (zwar für meine Begriffe extrem unschöne, unruhige Cover) „freundliche“ Cover zeigt auch davon keine Anzeichen. Und was dann ebenso noch wahrlich verwundert ist, wie Keno mit Gesa spielt. Ich will hier nicht weiter spoilern aber diese Liebelei hat wirklich genervt.

Man sucht hier regelrecht die Tee-Geschichte. Nochmal, hier und da erahnt man was aber es ist kein richtiger Start dazu zu erkennen, der rote Faden fehlt. Man mischt nicht einfach mal so Tee zusammen und hat dann die perfekte Ostfriesenmischung…das kann niemand, auch nicht Gesa.

„Fenja Lüders“ kenne ich bereits mit sehr guter Literatur unter ihrem richtigen Namen Marlies Folkens. Sie ist hier in meiner Heimat in (Ost-)Friesland bekannt und ihre Leserschaft liebt sie. Sie bringt, wie auch in diesem Buch, Lokalkolorit gekonnt mit einer Geschichte gepaart zusammen. Jedenfalls war dies bisher so. Diese Geschichte hier konnte mich nicht wirklich fesseln oder bot mir gar ein angenehmes Lesevergnügen. Das war einfach nix. Das hat, im Vergleich dazu, Susanne Popp mit ihrer Teehändlerin-Saga über Ronnefeldt besser umgesetzt. Der Tee hier war definitiv zu schwach dosiert und zu wenig gezogen. 2 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 10.02.2022

Das war nix

Signorina Vivaldi
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Klappentext:

„Venedig, Weihnachten 1702: Das Waisenmädchen Anna Maria wünscht sich vom Christkind Vater oder Mutter.

Kurz darauf geht ihr Wunsch in Erfüllung, als Antonio Vivaldi seinen Dienst als Maestro ...

Klappentext:

„Venedig, Weihnachten 1702: Das Waisenmädchen Anna Maria wünscht sich vom Christkind Vater oder Mutter.

Kurz darauf geht ihr Wunsch in Erfüllung, als Antonio Vivaldi seinen Dienst als Maestro di violino im Waisenhaus antritt. Er entdeckt Anna Marias außergewöhnliche Musikalität und gibt ihr Geigenunterricht. Er behandelt sie mit so viel Liebe und Verständnis, als wäre sie seine eigene Tochter. Doch den Menschen um sie herum ist dies ein Dorn im Auge. Als Vivaldi infolge knapper finanzieller Mittel entlassen wird, bricht für Anna Maria eine Welt zusammen. Wird sich ihr Traum von einem Leben voller Musik trotzdem erfüllen?“



Autorin der Geschichte ist Verena Maatman. Gleich vorab sei gesagt, die Geschichte rund um Anna Maria ist bis zu einem gewissen Teil reine Fiktion…ABER…die Kenner Vivaldis wissen, dass „Don Antonio“, wie Vivaldi gern im damaligen Mädchen-Waisenhaus (Ospedale della Pietà) genannt wurde, tatsächlich armen Waisen den Musikunterricht für Geige gelehrt hatte. Er war zu dem Zeitpunkt Kaplan und wurde auf Antrag eines anderen Komponisten Musiklehrer in eben diesem Mädchen-Waisenhaus…vieles ist überliefert, andere Geschichten sind tatsächlich belegt und große Schätze der Klassikwelt.

Die Geschichte rund um Anna Maria lehnt sich zwar an eine überlieferte Geschichte an (Autor Tiziano Scarpa tat dies bereits im Buch „Stabat Matar“), fällt aber bei so vielen Parts einfach durch. Einerseits ist die Sprache im Buch einfach zu „einfach“ und zu modern an die jetzige Zeit angelehnt. Andererseits: wir Leser lernen nicht richtig viel von Anna Maria, denn es wiederholen sich einfach zu viele Parts der Story immer und immer wieder. Es fehlen ihre Emotionen und Gefühl, ihren Enthusiasmus. Man wartet regelrecht auf den großen Meister Vivaldi und wenn er dann erscheint, enttäuscht es ein wenig, denn so richtig groß, lässt in Maatman nicht werden. Die Geschichte ist einfach nicht bildhaft genug, es fehlt ihr an „Geschichte“, an, auch wenn es albern klingen mag, klassischen Tönen. Und das in der Geschichte die „Ausrede“ genannt wird, Vivaldi sei auf Grund fehlender finanzieller Mittel entlassen worden, kenne ich anders. Vivaldi hat sich des Amtes selbst, aus gesundheitlichen Gründen, entzogen. Er hat selbst seine Priester-Karriere beendet weil es ihm gesundheitlich nicht mehr gut ging. Dies war der größte Schlag für den Maestro!

Sie merken schon, in der Geschichte steckt Potential, denn Teile entstammen der Realität, aber wenn sie dann so in der Fiktion versinkt, stimmt mich das einfach müde und gelangweilt.

1 von 5 Sterne

Veröffentlicht am 10.02.2022

Der Weg ist das Ziel

Heilige Orte
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Klappentext:

„Geschmückte Wallfahrtskirchen, monumentale Klöster und kleine Felsenheiligtümer, reich verzierte Reliquien, die an die Jungfrau Maria, an frühchristliche Märtyrer oder nationale Heilige ...

Klappentext:

„Geschmückte Wallfahrtskirchen, monumentale Klöster und kleine Felsenheiligtümer, reich verzierte Reliquien, die an die Jungfrau Maria, an frühchristliche Märtyrer oder nationale Heilige erinnern: Wer durch Europa pilgert, gerät ob der Pracht der Kirchen, ihrer Architektur und Kirchenschätze ins Staunen. Derry Brabbs nimmt uns mit auf eine Reise zu den bedeutendsten Pilgerzielen. Santiago de Compostela, Tschenstochau, Assisi, Köln und Mariazell sind nur einige Höhepunkte seiner bildgewaltigen Pilgerfahrt durch Europa:

-Beeindruckende Kirchen wie die Kathedralen von Chartres und Canterbury

-Prozessionen in Altötting und weitere Beispiele lebendiger Wallfahrtstraditionen

-La Salette, Lindisfarne, Montserrat: Reisen durch spektakuläre Landschaften

-Impressionen aus Rom, Saragossa und anderen historischen Städten

Infos zu mittelalterlicher Kunst und Kultur: Nidarosdom, Kaiserdom Aachen u.v.m.…“



Pilgerstätten haben für mich immer schon ein ganz besonderes Flair. Man pilgert als Mensch mit Ziel eben dieser einen Stätte (oder mehrere) und hofft auf diesen einen Moment. Egal ob man ihn hat oder nicht, die Reise zu diesen Stätten und der erste Schritt hinein sind Gänsehaut-Momente pur die man nie vergisst. In diesem Buch finden wir Leser verschiedene, weltweit aufgelistete Pilgerstätten. Jede von ihnen hat einen ganz besonderen Patron und dieser ist das Ziel oder ist es doch der Weg dorthin? Das darf jeder selbst für sich erfahren. Autor Derry Barbs zeigt uns hier auf sehr elegante und üppige Weise verschiedene Stätten/ Zielen der Welt. Neben den beeindruckende Bilder erläutert er auch die Wanderwege/ Pilgerwege und natürlich auch etwas zu den Stätten an sich. Alles wirkt kurzweilig und sehr fundiert. Die Größe des Buches trägt gut mit dazu bei und unterstützt diese Thematik sehr gut. Ein Reiseführer der anderen Art, wenn man so will.

Ich vergebe 5 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 10.02.2022

Beeindruckend

Das Geheimnis der Bilder
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Klappentext:

„Sie war Äbtissin, Dichterin, Kirchenlehrerin und Universalgelehrte. Doch Hildegard von Bingen gilt auch als erste Vertreterin der deutschen Mystik des Mittelalters. Ihr Werk »Wisse die Wege« ...

Klappentext:

„Sie war Äbtissin, Dichterin, Kirchenlehrerin und Universalgelehrte. Doch Hildegard von Bingen gilt auch als erste Vertreterin der deutschen Mystik des Mittelalters. Ihr Werk »Wisse die Wege« (lat. »Liber Scivias«) fasst in Worte, was Hildegard in ihren Visionen sah und hörte. Dabei kommt den 35 Miniaturen aus der mittelalterlichen Handschrift eine große Bedeutung zu. Sie illustrieren den Text nicht nur, sondern fügen ihm weitere Ebenen hinzu. Erst Lesen, Betrachten und Nachdenken zusammen führen zum tieferen Verständnis des Hauptwerks der Hildegard von Bingen.



Sara Salvadori nimmt die geheimnisvollen Bilder erstmals zum Ausgangspunkt für eine eindringliche Deutung von Leben und Werk der großen Mystikerin….“



Wer einmal in der Abtei zur heiligen Hildegard in Bingen war, ist nicht nur vom Zauber des noch recht jungen Gebäudes eingenommen, welche wie eine Trutzburg auf dem Hügel steht, sondern auch von der Kirche, dem Kirchenschiff und auch von den Bildern zum Werdegang Hildegards.

In diesem Buch von Sara Salvadori muss man nicht erst nach Bingen reisen um die Kunst zu bestaunen, denn sie hat in diesem großformatigen Buch eine Fülle an Malereien, Zeichnungen, Wandgemälden, Schriften aus überall her zusammengetragen und eröffnet dem Leser eine besondere Welt. Für dieses Buch benötigt man Zeit, Ruhe und am besten eine Kanne guten Tee. Man liest und schaut hier nicht mal auf die Schnelle….man sollte nachdenken und alles etwas wirken lassen. Auf die Bilder will ich gar nicht weiter eingehen, denn da wird jeder für sich eine andere Sichtweise haben. Aber die Optik und Haptik dieses Werkes muss noch beurteilt werden: allein die opulente Größe, die Seitenstruktur, das Papier, die Aufteilung der Bilder und Texte….hier stimmt wirklich alles und es ist einfach perfekt arrangiert.

Dieses Buch kann ich nur empfehlen und vergebe deshalb 5 von 5 Sterne.