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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.04.2024

Leseempfehlung!

Wie Treibgut im Fluss
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Klappentext:

„Ein erzählgewaltiger, kluger Generationenroman über 250 Jahre deutsche Geschichte und Identität



In Köln steht Niklas am Ufer des Rheins und blickt zugleich auf seine eigene Geschichte ...

Klappentext:

„Ein erzählgewaltiger, kluger Generationenroman über 250 Jahre deutsche Geschichte und Identität



In Köln steht Niklas am Ufer des Rheins und blickt zugleich auf seine eigene Geschichte und die einer Gruppe von Auswanderern, die die Sehnsucht nach einem besseren Leben vor 250 Jahren zum Aufbruch nach Amerika trieb. Ihr Traum endete bereits am Niederrhein, wo man sie nicht über die Grenze nach Holland ließ.



Und Niklas' Traum? Welche Sehnsucht trieb ihn hin zu einer anderen Frau? Und kann er seinem kleinen Sohn Lewin trotzdem ein guter Vater sein? In der Geschichte seiner Großmutter Josephine sucht Niklas nach Antworten: Was bedeutet Heimat? Was darf die Sehnsucht? Und was macht uns zu den Menschen, die wir sind?“



Autor Andreas Wagner ist mir bereits mit dem Buch „Jahresringe“ sehr positiv im Gedächtnis hängen geblieben. Ein besonderes Buch damals. Sein Neuling „Wie Treibgut im Fluss“ ist ebenfalls wieder ein wahrhaftiger Lesegenuss. Wagner beschreibt hier einerseits wieder sehr wichtige geschichtliche Fakten aber verbindet diese in einer Familiengeschichte, der man sehr sehr gerne folgt. Der Buchtitel ist schnell Thema: der Aufbruch nach Amerika sollte es sein. Ein komplett neues Leben hatten sich die lutherischen Bauern damals vor 250 Jahren erhofft, Versprechungen wurden ihnen gemacht aber daraus wurde nichts. Das ist der eine Teil der Geschichte welcher wunderbar ausführlich erst für sich erzählt wird, später und mit Bedacht aber sehr gut in die Geschichte mit Niklas eingeflochten wird. Niklas steht ebenfalls vor einem neuen Wandel im seinem Leben. Aber warum kommt diese Aufbruchstimmung überhaupt hoch? Ist man tatsächlich so unzufrieden? Niklas‘ Geschichte sowie die Geschichten der Auswanderer ergibt nach einer gewissen Weile, die auch Lesegeduld erfordert, einen Zusammenhang. Es geht aber um noch mehr Schicksale in diesem Buch die den gleichen roten Faden aufweisen. Es stellt sich stets die Frage nach der Dazugehörigkeit; der eigenen Zufriedenheit, was Heimat bedeutet und wo man sie findet und was es wert ist diese überhaupt so nennen zu dürfen. Wagner schafft es auch hier wieder schnell den Leser zu fesseln. Er fällt nicht mit der Tür ins Haus, braucht auch keine Klischees oder Kitsch, er nimmt den Leser an die Hand und beginnt mit Feinfühligkeit zu erzählen. Wie gesagt, braucht es etwas Durchhaltevermögen da einige Stränge erstmal recht verloren scheinen, aber dann schlussendlich doch ein großes Ganzes ergeben. Wagner bleibt dabei recht eigensinnig aber das muss nicht negativer Natur sein. Für mich steht jedenfalls fest, das Buch war ein echter Lesegenuss mit einer interessanten und sogar recht aktuellen Geschichte. Durch seine Art und Weise zu erzählen, hat er seine eigene Handschrift für sich gefunden und das ist auch gut so. Nur so wird man einmalig! Dieses Buch ist zu empfehlen und erhält von mir 4 sehr gute Sterne!

Veröffentlicht am 17.04.2024

Ein tolles Buch!

Mountain Houses
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Klappentext:

„Das Buch bietet eine beeindruckende Tour zu mehr als 20 in den Bergen gelegenen Häusern auf der ganzen Welt – von modernen Lodges bis hin zu rustikalen Refugien, von minimalistischen Häusern ...

Klappentext:

„Das Buch bietet eine beeindruckende Tour zu mehr als 20 in den Bergen gelegenen Häusern auf der ganzen Welt – von modernen Lodges bis hin zu rustikalen Refugien, von minimalistischen Häusern bis hin zu traditionellen Chalets in Hanglage oder avantgardistischen Ateliers und Studios. Die vorgestellten Häuser aus 13 Ländern auf 5 Kontinenten dienen ihren Besitzern als Sehnsuchts- und Zufluchtsort, als Zuhause oder Zweitwohnsitz, als besonderer Ort für Gemeinschaft und Familienleben oder Rückzugsort für künstlerisches Schaffen, sie liegen eher einsam und abgelegen oder aber auch ganz in der Nähe von Metropolen oder größeren Städten. In fast allen Beispielen geht es um „Liebesgeschichten“ oder sich über Jahrzehnte erstreckende Passionen für den einen besonderen Ort, dem die ganze Zuwendung und Leidenschaft ihrer zumeist aus kreativen Berufen stammenden Besitzer gilt.

Auf der Suche nach diesen besonderen Häuser und Geschichten sind Nina Freudenberger und ihr Fotograf Chris Mottalini um die ganze Welt gereist: Das Ergebnis ist eine opulent bebilderte Zusammenstellung dieser sehr individuellen Lebensorte, begleitet von einem ebenso schönen und lesenswerten wie kundigem Text über das Design und die Besitzer der Häuser in der Schweiz, Österreich, Portugal, Frankreich, Marokko, Südafrika, Südkorea, den USA, Mexiko, Brasilien, Argentinien und Chile.

Ein Buch für alle an Interior Design interessierten Leser:innen mit einem Faible für andere Kulturen, Traditionen und besondere Menschen.“



Endlich dürfen wir im Jahr 2024 das Buch „Mountain Houses“ von Nina Freudenberger auch auf Deutsch genießen. In diesem Buch reisen wir Leser mit der Autorin über die ganze Welt und dabei immer die Bergwelt mit ihren besonderen Häusern im Vordergrund. Freudenberger nimmt uns mit hinter die Türen, ins Innere der Häuser und zeigt uns auf wie ihre Besitzer das Moderne mit dem alten Bau, dem an die Bergwelt angepassten Bau vereint haben. Entweder sieht man gar keine Moderne obwohl sie da ist (was mir persönlich extrem gut gefallen hat) oder es ist wirklich beachtlich wie gut das Moderne mit dem Alten vereinbart werden konnte. Weltweit dürfen wir in diese Art von Architektur-Magie eintauchen und sehen was diese Künstler geschaffen haben. Dennoch bleibt stets das regionale Flair immer sichtbar, egal ob in Mexiko, Österreich oder Portugal - die Architekten haben stets ein Augenmerk auf die Umgebung der Häuser.

Das Buch ist wieder von feiner Qualität. Der feste Einband hält die straffen und matten Buchseiten bestens fest. Zudem sind die Drucke alle sehr gut und fehlerfrei. Die Kombination mit Text und Bild ist stets harmonisch.

Fazit: ein rundum gelungenes Buch mit besonderen Einblicken. 4 sehr gute Sterne hierfür!

Veröffentlicht am 16.04.2024

Ein besonderer Klassiker!

Namen unbekannt
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Klappentext:

„Die wahren „Früchte des Zorns“



Julia und Milt betreiben mit ihren Töchtern eine Farm im unwirtlichen Westen Oklahomas. Als das Überleben dort nach mehrjähriger Dürre und verheerenden ...

Klappentext:

„Die wahren „Früchte des Zorns“



Julia und Milt betreiben mit ihren Töchtern eine Farm im unwirtlichen Westen Oklahomas. Als das Überleben dort nach mehrjähriger Dürre und verheerenden Staubstürmen immer schwieriger wird, versuchen die beiden wie so viele in den 1930er Jahren, sich als Wanderarbeiter in Kalifornien durchzuschlagen. Sanora Babb erzählt eine einfühlsame Geschichte von Armut und Ausbeutung, aber auch von Freundschaft und Solidarität. Seinerzeit durch den übermächtigen Erfolg von John Steinbecks „Früchten des Zorns“ am Erscheinen gehindert, erhält ihr Werk erst heute die verdiente Anerkennung.“



Dieses Buch von der Autorin Sanora Babb hat eine mehr als besondere Geschichte bereits hinter sich aber nich nur das. Es macht hier wirklich sehr viel Sinn, sich vor oder auch nach dem lesen dieses Buches mit der Autorin genauer zu befassen. Schnell wird dann nämlich deutlich, wie und warum Babb so schreiben konnte wie sie es tat. Ihre Auffassungsgabe war enorm, ihre Sicht auf die Dinge waren tief in ihr verankert da sie selbst in den ärmlichsten Verhältnissen Oklahomas aufgewachsen ist. Sie hat bereits in jungen Jahren sehr viel Leid erleben müssen, hat sich aber selbst mit ihrer Art und ihren Leistungen aus dem Sumpf gezogen. Aus Babb wurde etwas und später zog es sie aus beruflichen Gründen wieder zurück an ihren Ausgangspunkt. Keiner weiß was sie damals selbst gedacht hat aber fest steht, in ihrem Buch „Namen unbekannt“ schreibt sie äußerst intensiv und ehrlich. Wenn einer weiß wie Elend zu beschreiben ist, dann Babb. Ihr Schreibstil ist dabei recht speziell: sie ist stets ruhig aber dennoch wirkt alles arg unterkühlt und unantastbar. Ich muss zugeben, ich empfand dies gar nicht mal schlecht, da so einerseits ein gewisser Abstand zu den Protagonisten zu sehen ist aber auch wie kalt und lieblos nunmal Elend ist. Im Elend gibt es keine Herzenswärme, keine Liebe oder gar Zuversicht. Im Elend beherrschen Dreck und Ratten dein Leben, Hunger und Armut. Unsere Familie im Buch bekommt die volle Härte der Natur zu spüren und der pure Kampf ums Überleben ist nun angebrochen. Aus diesem Grund ziehen sie weiter wie Nomaden, werden zu Flüchtenden im eigene Land. Die Natur treibt ihr ganz eigenes Spiel aber der Mensch mit ihr und den anderen Menschen ebenfalls. Sanora Babb hat es hier, in meinen Augen, tatsächlich geschafft der Gesellschaft von damals den Spiegel hinzuhalten aber auch der Natur selbst. Keiner von beiden wird je dort hineingesehen haben aber schlussendlich ist es ein gewaltiges Zeitzeugnis der damaligen Zeit. Was damals bereits die Menschen an den Rande des Abgrundes getrieben hat, kann in naher und ferner Zukunft bald wieder der Fall sein. Babb zeigt aber nicht nur das Äußere der damaligen Zeit sondern auch das Innere der Menschen. Dies zwar auf eine sehr spezielle Art aber ich empfand dies alles sehr harmonisch und gut miteinander verflochten. Oft erinnerte mich die Geschichte ein wenig an „Die Novemberschwestern“ von Josephine W. Johnson was wohl daran liegt, dass beide Frauen im selben Land, fast gleichem Alter und ähnlichen Bedingungen aufgewachsen sind. All das prägt eine Menschenseele und Babb hat hier einfach nur das geschrieben, was damals ihre Seele bewegte und viele anderen Menschen zugleich. Nur mit dem hinsehen und zuhören ist das so eine Sache…und genau dafür gibt es dieses besondere Buch! Ich vergebe hier 4 sehr gute Sterne für dieses besondere Werk!

Veröffentlicht am 04.04.2024

4 sehr gute Sterne hierfür

Die kleine Gezeitenkunde
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Klappentext:

„Dieses Buch von Rainer Lüthje widmet sich dem faszinierenden Phänomen der Gezeiten. Es behandelt nicht nur die physikalischen Grundlagen, sondern auch die Besonderheiten an deutschen Küsten. ...

Klappentext:

„Dieses Buch von Rainer Lüthje widmet sich dem faszinierenden Phänomen der Gezeiten. Es behandelt nicht nur die physikalischen Grundlagen, sondern auch die Besonderheiten an deutschen Küsten. Der Autor geht auf verschiedene Aspekte ein, darunter die Entstehung der Gezeiten, die astronomischen Auswirkungen sowie die örtlichen und regionalen Einflüsse. Zudem werden Gezeitenströme, Begriffe und Abkürzungen aus der Gezeitenkunde, Vorausberechnungen sowie die praktische Anwendung von Gezeitenkalendern und Gezeitentafeln behandelt.



Ursprünglich als Unterrichtsskript für den Lehrgang zum Seevermessungstechniker konzipiert, wurde der Inhalt kontinuierlich erweitert und verbessert. Durch anschauliche Bilder, verständliche Illustrationen und gut nachvollziehbare Texte vermittelt der Autor dem Leser das Wissen über das tägliche Steigen und Fallen des Wassers. Dabei werden nicht nur die verwendeten Abkürzungen erklärt, sondern auch die Vorausberechnungen der Gezeiten und die korrekte Nutzung von Gezeitenkalendern und Gezeitentafeln anhand von Beispielen verdeutlicht….“



Die meisten Menschen bringen bei den Gezeiten erstmal den Mond als Mitspieler mit aber es gibt da noch ein bisschen mehr dazu zu berichten. Keiner könnte dies besser als Rainer Lüthje. Lüthje ist u.a. Mitarbeiter beim BSH Abteilung Gezeitendienst. Der Leser braucht dennoch keine Bedenken hegen, dieses Buch hier sei dadurch nicht zu verstehen denn das Gegenteil ist der Fall. Lüthje beschreibt ausführlich aber unterhaltsam und reich an Wissen gekonnt diese gesamte Thematik. Natürlich kommen wir auch um Fachwissen nicht herum aber auch das wird bestens erklärt. Dennoch muss man dazu sagen, ist dieses Buch halt schon sehr sehr umfangreich in dieser Thematik. Ob man alles für den Heimgebrauch wirklich benötigt, stelle ich in Zweifel. Wir wohnen selbst direkt an der See, haben beruflich nautischen Hintergrund und da können wir klar sagen: hier steckt Wissen drin, was entweder nur hier an der See oder auf den Halligen wirklich Sinn macht. Gezeiten beispielsweise voraus berechnen macht nur Sinn wenn Unheil droht. Aber nichts desto trotz ist dieses Buch ein lesenswerter Begleiter für alle die schonmal tiefer in die Materie eintauchen wollten! 4 sehr gute Sterne

Veröffentlicht am 03.04.2024

Leseempfehlung! 4 sehr gute Sterne hierfür!

Requiem für Tante Domenica
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Klappentext:

„Tante Domenica ist gestorben. Die bigotte alte Jungfer hatte mit dem Pfarrer zusammen über die Moral im Dorf gewacht. An ihrem Totenbett sitzt der angereiste Neffe. Jugenderinnerungen steigen ...

Klappentext:

„Tante Domenica ist gestorben. Die bigotte alte Jungfer hatte mit dem Pfarrer zusammen über die Moral im Dorf gewacht. An ihrem Totenbett sitzt der angereiste Neffe. Jugenderinnerungen steigen hoch, und im Leichenzug begegnet er Giovanna, seiner ersten Liebe wieder. Aus den Erinnerungen zwischen Zorn und Zärtlichkeit ersteht ein eindrückliches, realistisches Bild des alten Val Bavona, entwickelt sich die Geschichte einer glücklich-unglücklichen Kindheit und Jugend im engen Tal, geprägt von Katholizismus und Tradition. Dann erhält Tante Domenica eine feierliche Totenmesse, wird zu Grab getragen, ein jeder wirft eine Handvoll Erde ins Grab und geht seiner Wege. Libera me, Domine!“



Autor Plinio Martini ist in der Schweiz, genauer einem kleinen Ort im Maggiatal geboren. Das Tal liegt im Kanton Tessin. Der südliche Teil des Kantons zählt zur grenzüberschreitendenschweizerisch-italienischen Metropolregion Tessin. Warum nun so viele geografische Hinweise? Tessin ist sehr stark katholisch geprägt und bekannt für seine gut besiedelten Bergdörfer, zumindest war das früher der Fall. Nunmehr wandern viele ab, wollen versuchen irgendwo ihr neues Glück zu finden. Aber Tessin lockt nach wie vor die Touristen an mit seiner natürlichen Schönheit. Ein einmaliger Flecken Erde. Vier Jahre vor Martinis Tot, im Jahr 1975/76, kam sein Werk „Requiem für Tante Domenica“ auf den Buchmarkt. Der Autor war ein Garant für offene und unverblümte Erzählungen. Bekannt wurde unser Autor in der Region und darüber hinaus mit „Nicht Anfang und nicht Ende“. Und was hat es nun mit Tante Domenica auf sich? Das es die Dame mit der Keuschheit hatte, wird bereits im Klappentext sehr ausführlich benannt, aber dennoch hatte sie eine große Liebe - ihren Glauben zu Gott. Wenn man so will, war sie und der Dorfpfarrer in dieser Geschichte die eigentlich Sittenpolizei. Ging etwas nicht nach ihrem Sinn, wurde sich dagegen aufgebäumt. Ich muss zugeben, Martini sparte hier keineswegs an Sarkasmus und Ironie weder gegen den Glauben noch gegen die Religion selbst. Das muss man verstehen und akzeptieren. Wer als Leser das nicht kann, wird hiermit keine Freude haben. Als sie dann ins Himmelreich aufgestiegen ist, ist der Buch-Titel im Zentrum. Der Blick wandert dann auf ihren Neffen Marco. Er zählt zu denen, die eben anderweitig und anderenorts ihr Glück versuchen wollten. Er ist ein Abwanderer. Aber für Tante Domenica kommt er wieder zurück in sein kleines Heimatdorf. Wir erlesen einerseits ein Dorfleben, ein Leben in Bergdörfern welches nicht immer leicht ist und war aber auch wie es ist, wenn man den Blick für andere Regionen weitet. Wir erlesen also irgendwie zwei Sichtweisen und schlussendlich nimmt uns Marco gekonnt an die Hand, das irgendwie so trübe und graue Dorf und eingefleischte Dorfleben „sehen zu lernen“, wie es sich verändert hat in all den Jahren, wie sich die Menschen vielleicht verändert haben, der Zeit angepasst haben oder auch nicht, wie sich das Landleben gedreht hat und die Suche nach dem Grund für seine Abwanderung. Er beschreibt diese nämlich teilweise sehr rührend und liebevoll und es stellt sich die Frage, warum er gegangen ist. Womöglich ist er von diesem eingefleischtem Gemeindeleben einfach erdrückt worden. All die Reglementierungen verbunden mit dem Glauben, der Religion, der stets harten Arbeit waren scheinbar zu viel für ihn. Er sehnte sich nach frischer Luft und einem gelöstem Korsett. Autor Martini beschreibt ganz frei wie verkapselt das Leben in diesem Dorf so war. Alles musste seinem Gang gehen und stand stets unter dem Schutze der Kirche. Das die Zeit aber die Menschen auch weiterdenken lässt, andere Dinge plötzlich wichtiger werden, eben ein Wandel der Moderne Einzug hält, die Zukunft durch das Dorf geht, bleibt auch hier nicht unverborgen. Martini hält den Bewohnern den Spiegel hin, zeigt wie sich sich teilweise selbst die Taschen voll hauen mit ihrer Art und das der Glaube auch nicht immer hilft. Die Wortspielereien Martinis empfand ich mehr als gelungen. Und wer sich mal ganz intensiv mit diesem vermeintlichen ruhigen und gesittetem Dorfleben auseinander setzt, wird ebenfalls „sehen lernen“ und dabei staunen. Martinis Buch ist bis heute mehr als aktuell und ein echtes Stück Schweizer Zeitgeschichte die über die Grenzen hinaus geht.