Am Ende der Gesellschaft
Vertraute WeltKlappentext:
„Am Rand der südkoreanischen Metropole Seoul liegt die „Blumeninsel“, eine gigantische Müllhalde, Lebensgrundlage und Wohnstätte einer Kolonie von Ausgestoßenen. Hier landet der Held des ...
Klappentext:
„Am Rand der südkoreanischen Metropole Seoul liegt die „Blumeninsel“, eine gigantische Müllhalde, Lebensgrundlage und Wohnstätte einer Kolonie von Ausgestoßenen. Hier landet der Held des Romans, der 14-jährige „Glupschaug“, zusammen mit seiner Mutter, für die sich ein in der Hackordnung weit oben stehender Müllhaldenbewohner interessiert. Dieser „Baron“ ist für den Helden eine verhasste Stiefvaterfigur. Mit „Glatzfleck“, dem Sohn des Barons, freundet sich „Glupschaug“ jedoch an und lernt von ihm alles, was man zum Überleben wissen muss.“
„Vertraute Welt“ - welch Titel für so eine Geschichte und ist sie doch so treffend und berührend zugleich. Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, hier etwas niederzuschreiben, denn die Geschichte ist gewaltig, obwohl sie mit nur 208 Seiten bedacht wurde. Diese Geschichte strotz nur so vor Metaphern, vor dem eigentlichen Detail zwischen den Zeilen (und hier gibt es unzählige davon!). Einerseits werden wir Leser beim lesen der Geschichte auf die moderne Wegwerfgesellschaft aufmerksam gemacht, wir werden hier mit der Nase wahrlich auf unseren stinkenden Unrat darauf gestoßen, was mit diesem so alles passiert und was er für andere Menschen wiederum noch für eine Existenzgrundlage bildet - von Menschen, die vom Müll leben, da sie selbst der letzte Rest der Gesellschaftskette sind und dem Müll gleichzusetzen sind. Danach kommt nichts mehr als nur noch der Tod. Wenn man da unten angekommen ist, kann einem nichts mehr schocken und aus der Bahn werfen…
Der Hauptprotagonist hier ist Glupschaug (nicht über den Namen wundern! Alles hat hier sehr bedacht seine Bedeutung!) und dieser eröffnet uns die stinkende Welt, aber es ist seine Welt, seine vertraute Welt. Aber nicht nur das. Auch seine Mutter wird uns gekonnt näher gebracht und zeigt uns auf, dass eben diese vertraute Welt der beiden auch in gewisser Weise lebenswert ist - auch wenn wir uns das nicht vorstellen können. Hier geht es einfach um Gesellschaftsklassen, Politik, Rangordnungen und dem eigentlichen Sinn des Lebens. Glatzfleck kommt ebenfalls noch mit ins Spiel und es ist wahrlich schön anzusehen, wie die beiden eine Art Freundschaft entwickeln und sich sogar auf der Müllhalde beschützen….auch vor bösen, blauen Geistern. Keine Angst, hier wird es zwar ab und an etwas mystisch aber hier erfährt der intensive Leser durch die Blume auch warum und weshalb. Aufmerksames lesen ist hier Pflicht!
Man hofft mit den Jungs mit, aus diesem Elend zu entschwinden und es gibt tatsächlich Lichtblicke. Nur was ist, wenn man aus dieser vertrauten Welt herausgerissen wird? Man kennt doch nichts anderes!? Man vermisst doch dadurch eigentlich nichts? Sie merken schon, hier ist das Denkpotential nach beenden der Geschichte enorm. Wir sehen die Vermüllung unserer Erde, an der jeder von uns mit drehen kann und wir sehen eine äußerst gesellschaftskritische Sichtweise eines Landes…
Dieses Buch hallt nicht nur nach, es knallt regelrecht und wir denken schlussendlich über jedes Teil, welches wir wegwerfen, nochmal genauer nach. Ich vergebe hier sehr gern 5 von 5 Sterne, denn die Wortwahl und der Ausdruck haben mir äußerst gut gefallen. Absolute Leseempfehlung!