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Veröffentlicht am 20.10.2021

Am Ende der Gesellschaft

Vertraute Welt
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Klappentext:

„Am Rand der südkoreanischen Metropole Seoul liegt die „Blumeninsel“, eine gigantische Müllhalde, Lebensgrundlage und Wohnstätte einer Kolonie von Ausgestoßenen. Hier landet der Held des ...

Klappentext:

„Am Rand der südkoreanischen Metropole Seoul liegt die „Blumeninsel“, eine gigantische Müllhalde, Lebensgrundlage und Wohnstätte einer Kolonie von Ausgestoßenen. Hier landet der Held des Romans, der 14-jährige „Glupschaug“, zusammen mit seiner Mutter, für die sich ein in der Hackordnung weit oben stehender Müllhaldenbewohner interessiert. Dieser „Baron“ ist für den Helden eine verhasste Stiefvaterfigur. Mit „Glatzfleck“, dem Sohn des Barons, freundet sich „Glupschaug“ jedoch an und lernt von ihm alles, was man zum Überleben wissen muss.“



„Vertraute Welt“ - welch Titel für so eine Geschichte und ist sie doch so treffend und berührend zugleich. Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, hier etwas niederzuschreiben, denn die Geschichte ist gewaltig, obwohl sie mit nur 208 Seiten bedacht wurde. Diese Geschichte strotz nur so vor Metaphern, vor dem eigentlichen Detail zwischen den Zeilen (und hier gibt es unzählige davon!). Einerseits werden wir Leser beim lesen der Geschichte auf die moderne Wegwerfgesellschaft aufmerksam gemacht, wir werden hier mit der Nase wahrlich auf unseren stinkenden Unrat darauf gestoßen, was mit diesem so alles passiert und was er für andere Menschen wiederum noch für eine Existenzgrundlage bildet - von Menschen, die vom Müll leben, da sie selbst der letzte Rest der Gesellschaftskette sind und dem Müll gleichzusetzen sind. Danach kommt nichts mehr als nur noch der Tod. Wenn man da unten angekommen ist, kann einem nichts mehr schocken und aus der Bahn werfen…

Der Hauptprotagonist hier ist Glupschaug (nicht über den Namen wundern! Alles hat hier sehr bedacht seine Bedeutung!) und dieser eröffnet uns die stinkende Welt, aber es ist seine Welt, seine vertraute Welt. Aber nicht nur das. Auch seine Mutter wird uns gekonnt näher gebracht und zeigt uns auf, dass eben diese vertraute Welt der beiden auch in gewisser Weise lebenswert ist - auch wenn wir uns das nicht vorstellen können. Hier geht es einfach um Gesellschaftsklassen, Politik, Rangordnungen und dem eigentlichen Sinn des Lebens. Glatzfleck kommt ebenfalls noch mit ins Spiel und es ist wahrlich schön anzusehen, wie die beiden eine Art Freundschaft entwickeln und sich sogar auf der Müllhalde beschützen….auch vor bösen, blauen Geistern. Keine Angst, hier wird es zwar ab und an etwas mystisch aber hier erfährt der intensive Leser durch die Blume auch warum und weshalb. Aufmerksames lesen ist hier Pflicht!

Man hofft mit den Jungs mit, aus diesem Elend zu entschwinden und es gibt tatsächlich Lichtblicke. Nur was ist, wenn man aus dieser vertrauten Welt herausgerissen wird? Man kennt doch nichts anderes!? Man vermisst doch dadurch eigentlich nichts? Sie merken schon, hier ist das Denkpotential nach beenden der Geschichte enorm. Wir sehen die Vermüllung unserer Erde, an der jeder von uns mit drehen kann und wir sehen eine äußerst gesellschaftskritische Sichtweise eines Landes…

Dieses Buch hallt nicht nur nach, es knallt regelrecht und wir denken schlussendlich über jedes Teil, welches wir wegwerfen, nochmal genauer nach. Ich vergebe hier sehr gern 5 von 5 Sterne, denn die Wortwahl und der Ausdruck haben mir äußerst gut gefallen. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 20.10.2021

Die Königin der Nordsee und ihre Untertanen

DuMont Bildatlas Sylt, Amrum, Föhr
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Klappentext:

„…DuMont Bildatlas Sylt - die Bilder der Fotografin Sabine Lubenow zeigen faszinierende Panoramen und ungewöhnliche Nahaufnahmen. Sechs Kapitel, gegliedert nach regionalen Gesichtspunkten, ...

Klappentext:

„…DuMont Bildatlas Sylt - die Bilder der Fotografin Sabine Lubenow zeigen faszinierende Panoramen und ungewöhnliche Nahaufnahmen. Sechs Kapitel, gegliedert nach regionalen Gesichtspunkten, geben einen Einblick in die nordfriesischen Inseln. Zu jedem Kapitel gehören Hintergrundreportagen und Specials, die aktuelle und interessante Themen aufgreifen. Eines der DuMont Themen berichtet über die lange Tradition des Ringreitens, ein anderes Thema von Sylts immerwährenden Kampf gegen die zerstörerische See, und ein weiteres Thema verrät, warum das Salzwiesenlamm, weit über die Deiche hinaus, eine geschätzte Delikatesse ist….“



Die wilde Schönheit Sylts wurde hier in diesem Reisemagazin wahrlich ansprechend festgehalten. Dieser Bildatlas zeigt sehr gekonnt die Vielseitigkeit und die besondere Natur der Insel, aber nicht nur das! Auch die Menschen die hier leben haben genug zu berichten. In diesem Atlas werden neben den üblichen Touristen-Zielen auch ein paar außergewöhnliche Orte präsentiert. Ein wenig tiefer geht es bei den Traditionen für denen die Insel ebenso so bekannt ist. Neben eigener Sprache wird hier beispielsweise das Ringreiten näher erläutert. Neben Sylt gibt es hier noch so einige Informationen zu Amrum, Föhr, den Halligen…wobei ich klar sagen muss, dass Sylt (das zeigt ja nun auch schon der große Augenmerk bei der Covergestaltung) hier definitiv mit der Seitenanzahl überwiegt.

Die Texte sind kurzweilig und nehmen auch hier, wiedermal, die negativen Seiten unter die Lupe…Hier werden beispielsweise die wilden Herbst/Winterstürme, die so an den Inseln nagen, ausführlicher beschrieben - die See ist voller Gewalt und macht auch vor der Königin der Nordsee und ihren Untertanen nicht halt.

Die Gliederung erfolgt mit dem gleichen Stil wie bei den anderen Bildatlanten der Reihe: ausführliche Informationen, Straßenkarten, Infokästchen und einen äußerst ausführlichen Anhang - ein Bild welches das typische Gesicht dieser Reihe ist und sich großer Beliebtheit erfreut!



Ich vergebe hier 4 von 5 Sterne!

Veröffentlicht am 20.10.2021

Moin!

DuMont Bildatlas Ostfriesland
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Klappentext:

„DuMont Bildatlas Ostfriesland - die Bilder des Fotografen Martin Kirchner zeigen faszinierende Panoramen und ungewöhnliche Nahaufnahmen. Sechs Kapitel, gegliedert nach regionalen Gesichtspunkten, ...

Klappentext:

„DuMont Bildatlas Ostfriesland - die Bilder des Fotografen Martin Kirchner zeigen faszinierende Panoramen und ungewöhnliche Nahaufnahmen. Sechs Kapitel, gegliedert nach regionalen Gesichtspunkten, geben einen Einblick in die sympathische Region. Zu jedem Kapitel gehören Hintergrundreportagen und Specials, die aktuelle und interessante Themen aufgreifen. Eines der DuMont Themen berichtet vom Kampf der Kutterkapitäne, die aufgrund der Emsvertiefung kaum noch vor der eigenen Haustüre fischen können. Ein weiteres Thema widmet sich der Wunderwelt Wattenmeer und ein anderes stellt die ostfriesische Teezeremonie vor. Den Abschluss eines jeden Kapitels bilden Infoseiten mit allen wichtigen Sehenswürdigkeiten, die auf der nebenstehenden detaillierten Reisekarte leicht zu lokalisieren sind. Viele persönliche Tipps des Autors sowie Empfehlungen zu Hotels und Restaurants ergänzen das Infoangebot. Wer abseits der Touristenpfade etwas Außergewöhnliches erleben möchte, folgt den DuMont Aktivtipps: gehen Sie Schlittenfahren im Schlick, beobachten Sie Regenpfeifer & Co., besuchen Sie die "Lange Anna" auf Helgoland oder entdecken Sie Ostfrieslands Volkssportarten. Abgerundet wird der Bildatlas durch das Servicekapitel, das praktische und allgemeine Informationen für die Vorbereitung der Reise beinhaltet sowie Daten und Fakten zum Reiseziel liefert.“



Eine „Zeitschrift“ als eine Art Reiseführer bzw. wie beschrieben als Bildatlas? Das soll funktionieren? Und wie! DuMont hat es tatsächlich geschafft, das diese Atlanten im Magazin-Format eine echte Bereicherung im Urlaub werden!

Hier erleben wir Ostfriesland und ich muss als Bewohner dieses Fleckens gleich klar sagen, alles was hier betrachtet wird, hat nicht immer was mit Ostfriesland zu tun! Das Ammerland ist das Ammerland und Oldenburg ist das Oldenburger Land, Butjadingen zählt zur Wesermarsch…Eigentlich müsste man die Grenzen viel kleiner diesbezüglich ziehen. Jeder Ostfriese wurde hier nämlich scjön gekonnt friesisch-kurz den Kopf darüber schütteln - nun gut, sei‘s drum. Dennoch muss man sagen, alles was hier beschrieben wird, ist eine tolle und sehr vielseitige Betrachtung. Von Emden bis Dangast (Kreis Friesland wohlgemerkt!) ist alles dabei. Neben so einigen Geschichten die hier kurz und präzise erzählt werden, gibt es zudem ganz tolle Fotos und kleine Kollagen zu bestaunen. Zu den Texten sei gesagt, es werden nicht nur die „heile-Welt-Themen“ besprochen sondern eben auch mal das weniger schöne wie eben Überfischung, Fangquoten, Umwelt generell angesprochen - dafür meinen großen Respekt! Wer macht das schon gern in so einer Art Reiseführer! Das ist einfach nur mutig und klasse.

Neben Straßenkarten, Infotafeln und Co. ist der Anhang nochmal vollgestopft mit Adressen und allerlei nützlichen Tipps.

Da wir Friesen ja auch mal über unseren Teetassen-Rand drüber raus schauen, verzeihe ich hier den flächenübergreifenden Fauxpas über die Grenzen von Ostfriesland hinaus - alles in allem eine sehr lesenswerte Ausgabe und deshalb 4 von 5 Sterne wert!

Veröffentlicht am 19.10.2021

Wenn der Kreis sich schließt

Die Insel der Wünsche - Klippen des Schicksals
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Klappentext:

„Helgoland 1925. Die Insel erlebt eine Zeit von Glanz und Reichtum. Die ganze Welt scheint sich in den Felsen verliebt zu haben und dort das Leben feiern zu wollen. Tine Tiedkens hat sich ...

Klappentext:

„Helgoland 1925. Die Insel erlebt eine Zeit von Glanz und Reichtum. Die ganze Welt scheint sich in den Felsen verliebt zu haben und dort das Leben feiern zu wollen. Tine Tiedkens hat sich nach den schweren Kriegs- und Nachkriegsjahren eine neue Existenz als Blumenhändlerin und Hebamme aufgebaut. Auch für ihre Tochter Henriette fügt sich zunächst alles zum Besten, als ihr Mann Otto den reichen Bankier Silberbach als Gönner für seinen Bootsbau gewinnt. Doch Ende der 20er Jahre ändert sich das politische Klima, das Böse verschont auch die Insel nicht. Und schon bald schweben Tine und Henriette in höchster Gefahr ...“



Da ist er nun, der letzte Teil der Reihe rund um Tine. Die Sicht auf Helgoland wird langsam dunkel und trübe, brauner Sumpf tut sich auf und Tine wird schwer gebeutelt. Aber nicht nur sie. So viele Dorfbewohner erleben das schlimmste was Helgoland widerfahren ist - die Kriegsmaschinerie des 2. Weltkriegs. Anna Jessen verwebt hier wieder sehr gekonnt die Geschichte und ihre Protagonisten einer runden Story. Die Charaktere haben sich weiter entwickelt, Familientragödien tun sich auf, aber auch schöne kleine Lichtblicke werden dezent und gekonnt mit eingestreut. Die bildhaften Beschreibungen bleiben auch hier stetig und konstant wie in den anderen beiden Teilen und auch die Geschichte rund um Tine ist nach wie vor der feste, rote Faden - Gott sei Dank! Dennoch schweift Jessen mir manches Mal etwas zu viel in andere Familien ab, Längen entstehen durch verschiedene Kriegsgeschichten - hätte für meine Begriffe nicht sein müssen, aber es passt eben dazu.

Der Abschluss der Geschichte hat mich dennoch komplett weggerissen und Tränen sind geflossen - Anna Jessen, da haben Sie und aber mal eine Überraschung beschert! Wow! Das war stimmig und mehr als ein gelungener Abschluss!

Wer sich in der Historie rund um Helgoland auskennt, wird sehr vieles hier wiederfinden und dankbar für die bildhaften Beschreibungen sein, aber fest steht, wer jetzt Helgoland besuchen wird, wird wohl nach dem Blumenladen von Tine suchen….und in Gedanken an diese wunderbare Geschichte auch vor dem inneren Auge sehen…hoch oben…auf dem Oberland…

Eine wunderschöne und sehr gekonnte Trilogie und deshalb vergebe ich sehr gern 4 sehr gute von 5 Sterne für diesen würdigen Abschluss!

Veröffentlicht am 18.10.2021

Land in Sicht in Butjadingen

Das Haus am Deich – Fremde Ufer
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Klappentext:

„1947: Nach einer dramatischen Flucht aus Stettin findet die junge Frida mit ihren Eltern in der Wesermarsch Zuflucht – Heimat ist es nicht. Um zu überleben, muss die Familie auf einem Bauernhof ...

Klappentext:

„1947: Nach einer dramatischen Flucht aus Stettin findet die junge Frida mit ihren Eltern in der Wesermarsch Zuflucht – Heimat ist es nicht. Um zu überleben, muss die Familie auf einem Bauernhof hart arbeiten; Fridas Traum, Pianistin zu werden, rückt in weite Ferne. Auch ihre Kindheitsfreundin, die Anwaltstochter Erna, kann ihr nicht helfen. Denn auch sie tut sich schwer, in Norddeutschland anzukommen, und findet zudem bei ihren Eltern keinen Halt, als sie unehelich schwanger wird. Erst ein kleines Haus direkt am Deich bringt Hoffnung – auf Wärme, Zugehörigkeit, ja sogar eine neue Heimat!“



Ach ja…das war mal ein sehr gekonnter und gelungener Auftakt der neuen Trilogie von Regine Kölpin. Die Wesermarsch, genau da wohne ich und der Ort in dem dann die gesamte Geschichte spielen wird, liegt gerade mal 5 Autominuten von mir entfernt, kurzum: hier wird eine Geschichte erzählt, die direkt vor meiner Haustür spielt, heißt also, ich lese besonders aufmerksam und bin gespannt ob alles so stimmt wie aufgeschrieben.

Kölpin nimmt uns mit auf die kleine Halbinsel Butjadingen. Frida und ihre Eltern müssen mehr als erstmal nur durchschnaufen, jetzt heißt es ein neues Leben zu beginnen, wenn sie denn dürfen und noch können. Die Geschichte rund um Frida und Erna nimmt wunderbar Gestalt an und bekommt einen sehr gekonnten runden Spannungsbogen und wird begleitet von einer traumhaften Kulisse, viel Lokalkolorit, Emotionen, Geschichte und sehr ausgereiften Charakteren. Als Bewohner dieses Landstrichs erkenne ich so viele Orte wieder und staune jetzt bei jedem Spaziergang wenn man dort, am Haus am Deich, vorbei geht. Kölpin legt auch hier wieder sehr viel Geschick in die Mischung zwischen geschichtlichen Details und den Figuren. Hier gibt es wirklich keine Stelle die nervt oder langweilig ist - hier stimmt wirklich alles. Ihre Wortwahl ist der Zeit entsprechend, ihr Schreibfluss springt auf den Leser über und man fiebert regelrecht mit, man leidet mit den Protagonisten mit. Ich bin so auf die nächsten beiden Teile gespannt! 5 von 5 Sterne für diesen genialen Auftakt!

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