Profilbild von Kristall86

Kristall86

Lesejury Star
offline

Kristall86 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Kristall86 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.04.2024

Ganz gut...

Die erstaunliche Welt der Graugänse
0

Klappentext:

„Rebellin, Kraftprotz oder Influencer: Jede Graugans hat ihren eigenen Charakter. Ihre ausgeprägten Persönlichkeitsmerkmale entscheiden über ihren Erfolg in der Liebe, im sozialen Miteinander ...

Klappentext:

„Rebellin, Kraftprotz oder Influencer: Jede Graugans hat ihren eigenen Charakter. Ihre ausgeprägten Persönlichkeitsmerkmale entscheiden über ihren Erfolg in der Liebe, im sozialen Miteinander und letztendlich über das Überleben. Sie gehören zu den faszinierendsten Wildtieren, die wir auch in unseren Breitengraden erleben können. Die unglaublich klugen Pflanzenfresser erkennen einander am Ruf und an ihren unverwechselbaren Gesichtern - und sie vergessen kein Gesicht, auch nicht das von uns Menschen. Mehr als 100 Stundenkilometer schnell können sie fliegen, aus zwei Kilometern Entfernung erkennen sie nicht nur einen Adler, sondern auch, was er im Schnabel trägt. Vielleicht können wir auch etwas in Sachen Zusammenleben von den Graugänsen lernen: Die sozialen Tiere, von denen man lange annahm, dass sie streng monogam sind, leben vielmehr in vielen verschiedenen Beziehungsformen. In einer Gänseschar gibt es immer viel Drama - manchmal mit dem Ergebnis, dass ein enttäuschter Liebespartner in ein anderes Land zieht, um dort sein Glück zu versuchen. Kein Wunder also, dass mit der Erforschung der Graugänse durch Konrad Lorenz vor 50 Jahren auch die moderne Verhaltensforschung beginnt. In diesem Buch nimmt uns die Verhaltensbiologin Sonia Kleindorfer, die heute die Konrad Lorenz Forschungsstelle im Almtal leitet, mit in die Lebenswelt der einst als gottähnlich verehrten Tiere. Die mutige Triton, die einflussreiche Leia, der schüchterne Edes, Dorothea, die als Gössel rebellisch war, heute aber besonders sanftmütig ist, oder Iwan, der Casanova: Mit Leidenschaft und mit den neuesten Erkenntnissen ihrer Forschung erzählt Kleindorfer vom Leben mit den Graugänsen im Almtal - und von einem neuen Modell für das Denken in Sachen Artenvielfalt in einer Welt, die von äußerst wachsamen Pflanzenfressern, die Ökosysteme stabilisieren, profitieren könnte.“



Im späten Herbst, wenn die Tage kürzer und kühler werden dann kommen sie hier bei uns in großen Massen angeflogen: Gänse. Es sind die unterschiedlichsten Arten dabei: Nonnengänse, Blässgänse, Weißwangengänse, Brandgänse aber auch jede Menge Graugänse. Alle rasten sie hier an der Küste und stärken sich. Wenn man sie auf den Wiesen dann in ruhigen Positionen beobachten kann, gibt es oft lustige aber auch ernste Momente zwischen ihnen zu beobachten. Genauer hat dies aber für uns Verhaltensbiologin Sonia Kleindorfer getan. In diesem Buch gibt sie uns weit aus mehr Einblicke als diese von der bloßen Beobachtung auf den Wiesen und Feldern. In 11 Kapiteln gibt sie uns Einblicke aus ihrer aber auch von Forscherkollegen. Hierbei werden Themen beleuchtet wie die Sprache der Gänse, ihr Verhalten bei Gefahr, ihre Anpassungsgabe, wie sie in einer Partnerschaft miteinander umgehen und vieles mehr. Kleindorfer berichtet zudem aber auch über sich und selbstredend über Konrad Lorenz. Der Verhaltensforscher und Biologe schaffte mit seinen Beobachtungen wahrlich Großes! Nicht gelungen empfand ich wertende Äußerungen bzgl. Lorenz‘ Vergangenheit. Zudem wird auch, für meine Begriffe, viel zu viel über den Forscher berichtet. Sicherlich alles erwähnenswert, auch was seine Arbeiten mit Gänsen betrifft, aber hier geht es doch speziell um Graugänse und nicht um die Biografie von Lorenz und auch nicht die der Autorin. Diese Lückenfüller hätten gerne gestrichen werden können und mehr über Gänse berichtet werden dürfen. Zudem muss man klar und deutlich sagen, wer sich bereits viel mit der Ornithologie befasst, wird hier keine Neuigkeiten erlesen. Zugvögel wurden bereits tiefgründig in verschiedensten Fach-Büchern beschrieben. Aber wer komplett neu auf diesem Gebiet ist, wird so vielleicht Zugang auch zur Forschung erhalten, zur intensiveren Beobachtung der Vogelwelt und sich auch in die Geschichten von Darwin, Lorenz und Co. vertiefen. Fazit: Das Buch bietet viele Fakten rund um Graugänse aber auch viele biografische Fakten die es nicht gebraucht hätte. Der Fokus wird hier gerne mal etwas verrückt. Die Mischung Texten und Bildern ist der Autorin sehr gut gelungen. Es lockert das Geschriebene auf, es verdeutlicht und zeigt die Schönheit der Natur. Ich vergebe gute 3 Sterne hierfür!

Veröffentlicht am 01.04.2024

„ „Dieses Buch taugt nichts. Es muss vernichtet werden“ “ (Autor Gabriel García Márquez selbst über dieses Werk)

Wir sehen uns im August
0

Klappentext:

„…Jedes Jahr fährt Ana Magdalena Bach im August mit der Fähre zu einer Karibikinsel, um dort auf das Grab ihrer Mutter einen Gladiolenstrauß zu legen. Jedes Jahr geht sie danach in ein Touristenhotel ...

Klappentext:

„…Jedes Jahr fährt Ana Magdalena Bach im August mit der Fähre zu einer Karibikinsel, um dort auf das Grab ihrer Mutter einen Gladiolenstrauß zu legen. Jedes Jahr geht sie danach in ein Touristenhotel und isst abends allein an der Bar ein Käse-Schinken-Toast. Dieses Mal jedoch wird sie von einem Mann zu einem Drink eingeladen. Es entspricht weder ihrer Herkunft oder Erziehung noch ihrer Vorstellung von ehelicher Treue, doch geht sie dennoch auf seine Avancen ein und nimmt den Unbekannten mit auf ihr Zimmer.



Das Erlebnis hat sie und ihr Leben verändert. Und so fährt sie im August des kommenden Jahres wieder erwartungsvoll auf die Insel, um nicht nur das Grab ihrer Mutter zu besuchen.….“



Da wird nun Jahre nach dem Tot des genialen Autors eine „neue“, seine letzte, Geschichte auf dem Buchmarkt präsentiert. Das kann gut gehen aber eben auch genau das Gegenteil sein. So nun hier, zumindest für meine Begriffe. Erstens hat Gabriel García Márquez damals schon über diese unvollendete Geschichte gesagt, sie tauge nichts und müsse vernichtet werden. Und da stellt sich doch bei mir als Leser die große Frage, warum denn nun die Erben diese Geschichte über den Willen des Autors hinweg nun doch veröffentlich haben?! Zumal die Geschichte erst vor einiger Zeit von fremden Schreibern in Márquez‘ Stil beendet wurde. Muss so etwas sein? Márquez wird schon gewusst haben warum er diese Geschichte so nicht auf den Markt bringen wollte! Egal wie krank er zu diesem Zeitpunkt war! Und Zweitens: die Geschichte liest sich einfach recht langweilig. Sie hat einen anderen Stil als den, den Márquez stets selbst gewählt hat. Das hängt auch nicht damit zusammen das er erstmals hier aus der Sicht einer Frau geschrieben hat. Das hatte aber auch Gründe wenn man die Lebensgeschichte und das Wirken Márquez verfolgt hat! Warum auch nicht mal so schreiben, gut, aber zu wissen, dass das Ende nicht aus seiner Feder stammt und eben nicht aus seiner Gedankenwelt entstammte, verfremdet die Geschichte und das Flair dazu für meine Begriffe komplett ebenso das er es selbst nie mochte. Das Vor- und Nachwort dazu gibt zu allem einen gewissen Aufschluss aber danach krausten sich meine Haare noch mehr. Da wurden also aus verschiedensten Rohfassungen und Fantasien irgendein Ende hier zusammen geschustert - anders kann man das nicht ausdrücken. Nochmal: Márquez wird schon seine Gründe dafür gehabt haben eben diese Geschichte nicht ans Tageslicht zu bringen! Dem sollte man einfach nachgehen und es respektieren. Daraus dann aber doch noch Profit zu schlagen ist schon wirklich unverschämt. Warum ich aber nun dieses Buch gelesen habe? Die Neugier war zu groß, das gebe ich unumwunden zu. Ich bin ein großer Fan von Márquez‘ Werken und ja, warum nicht, hätte dieser so hochgelobte „letzte“ Roman nicht doch ein Knaller werden können? Ich gab ihm diese Chance aber es war einfach nur eine Enttäuschung. Die Geschichte um unsere Protagonistin Ana Magdalena wirkt wie eine Reise durch die Midlife-Crisis. Eine Reise durch ein komplettes Gefühlschaos, wo sie sich einem One-Night-Stand nach dem anderen hingibt und einen ganz bestimmten Liebhaber Jahre später wieder antrifft. Als dann das Geheimnis ihrer verstorbenen Mutter aufgelöst wurde, endet dieser Roman in völligem Kitsch und Klamauk aus meiner Sicht.

Fazit: Márquez hatte seine Gründe diesen Roman niemals öffentlich zu machen. Das dies nun so übergangen wurde, ist ihm gegenüber komplett unwürdig. Der Autor würde sich im Grabe herumdrehen. 1 Stern hierfür!

Veröffentlicht am 01.04.2024

Leseempfehlung!

Schicksalsjahre. Die Frauen vom Neumarkt
0

Klappentext:

„Eine Stadt, die in Trümmern liegt.



Eine Liebe, die Hoffnung schenkt.



Eine Vergangenheit, die alles überschattet.



Dresden ist vollkommen zerstört. Die junge Lotte gehört zu den Frauen, ...

Klappentext:

„Eine Stadt, die in Trümmern liegt.



Eine Liebe, die Hoffnung schenkt.



Eine Vergangenheit, die alles überschattet.



Dresden ist vollkommen zerstört. Die junge Lotte gehört zu den Frauen, die die Stadt mit bloßen Händen wieder aufbauen. So sehr sich Lotte nach einem Neuanfang sehnt, so verzweifelt ist sie auf der Suche nach ihrem Geliebten. Als sie eines Abends einen jungen Mann vor dem Tod bewahrt, kehrt ihre Zuversicht zurück: Jakob weckt in ihr Gefühle, die sie verloren geglaubt hatte. Doch das Schicksal greift auch nach dieser Liebe, und erst Jahrzehnte später wird Lottes Enkelin Hannah die Wahrheit über ihre tragische Familiengeschichte erfahren...“



Auch wenn das Cover mehr als kitschig wirkt und in der Vielzahl der aktuell ähnlichen Cover so komplett untergeht auf dem Buchmarkt, so ist doch der Inhalt wahrlich hervorzuheben und zu loben. Autorin Julie Heiland hat hier eine wirklich lesenswerte Geschichte rund um das zerbombte Dresden verfasst, die dabei wirklich gut ohne Kitsch und Klischee auskommt. Wir dürfen hier einerseits die Geschichte von Hannah erlesen. Eine junge Frau die beim Wiederaufbau der Frauenkirche Dresdens mitwirkt und dabei auf ein Familienrätsel stößt und dann geht der rote Faden mit der Geschichte rund um die Trümmerfrau Lotte weiter, die nicht nur die Stadt mit bloßen Händen wieder aufbauen will, ihr Leben irgendwie wieder aufbauen will sondern auch gern ihr Herz wieder reparieren möchte. Dieses wurde arg geschädigt als ihr Liebster Leo im Krieg verschwand. Diese Ungewissheit und die Trauer scheinen sie aufzufressen aber die Arbeit hilft ihr. Diese beiden Zeitenstränge sind Heiland wirklich neidlos gut gelungen. Sie führt uns mit dem letzten großen Relikt aus der Bombennacht, dem Aufbau der Frauenkirche, hin zu eben jener Nacht, in der Dresden dem Erboden gleich gemacht wurde. Der rote Faden ist somit glasklar zu erkennen und bestens gewählt. Die beiden Geschichten dazu fügen sich perfekt aus anfänglichen Puzzlestücken zu einem großen Ganzen zusammen. Das Familienrätsel bekommt eine Auflösung. Heiland verzichtet dabei auf übertriebene Dramaturgie, denn die hat die Zeit schon selbst geschrieben aber wie sie dann eben die Zeit von damals dem Leser näher bringt, ist wirklich beeindruckend zu erlesen. Der Spannungsbogen ist sehr gekonnt gezogen und bietet dem Leser von der ersten bis zur letzten Seite sehr gute Unterhaltung. Heilands Erzählweise ist dabei ebenfalls zu erwähnen! Sehr entspannt und dennoch stark, ruhig aber dennoch kraftvoll führt sie hier durch diese bildgewaltige und emotionale Geschichte. Da ich Dresden sehr gut kenne und die Frauenkirche sogar noch als Ruine erlebt habe, fühlte ich mich mit dieser Geschichte hier sehr verbunden. Das Buch ist definitiv zu empfehlen! 5 Sterne hierfür!

Veröffentlicht am 01.04.2024

Grandios!

Das Jahr ohne Sommer
0

!ein Lesehighlight 2024!



Klappentext:

„Vom Gehen und Ankommen



Wohin geht man, wenn man im Nirgendwo steht: zwischen zwei Ländern, zwischen nahen Erinnerungen und ferner Gegenwart, zwischen einem ...

!ein Lesehighlight 2024!



Klappentext:

„Vom Gehen und Ankommen



Wohin geht man, wenn man im Nirgendwo steht: zwischen zwei Ländern, zwischen nahen Erinnerungen und ferner Gegenwart, zwischen einem stets redenden Vater und einer schweigenden Mutter?



Das Mädchen ist sechs, als sie die DDR verlässt und mit ihrer Familie ein neues Leben im äußersten Westen Deutschlands beginnt. Warten dort die Verheißungen, auf die ihre Eltern gehofft haben? Kann der Vater sich neu erfinden, wird die Mutter ihre Krankheit, aus DDR-Gefängnissen mitgebracht, überwinden? Das Kind sehnt sich nach der Großmutter im fernen Leipzig und lernt, wie die Aachener zu reden: ein Schweben zwischen den Welten, das auch nicht zu Ende geht, als 1989 die Mauer fällt.



Constanze Neumann erzählt von einem Leben im Dazwischen und wie man sich auf der Suche nach Heimat zugleich finden und verlieren kann.“



Romane rund um dieses Heimat-such-Gefühl gibt es mittlerweile zu Hauff auf dem Buchmarkt genau wie Literatur rund um Seelen die in der DDR gelebt haben. Warum also ist dieser Roman von Constanze Neumann einerseits anders und andererseits so herausragend im wahrsten Sinne? Neumann erzählt uns hier die Geschichte eines sechsjährigen Mädchens namens Constanze welches seine alte Heimat, die DDR, verlässt um mit seinem Eltern im Westen ein neues Leben zu starten. Widerstand ist zwecklos. Als Kind geht man dahin wo die Eltern hingehen. Und mit sechs Jahren hat man sowieso noch nicht den Mut und den Verstand seine Meinung darüber kundzutun. Wir erleben hier also eben jenen genanten Verlauf und begleiten die Familie in ihr neues Leben. Es gibt Erwartungen, es gibt Sehnsüchte, es gibt neue Düfte, neue Dialekte, neue Eindrücke die alles überfordern in diesem kleinen aber auch den erwachsenen Körpern. Die Seelen ihrer Familie sind stark geschädigt. Neumann beschreibt dies wirklich nicht nur grandios auf emotionale Weise sondern eben auch geschichtlich untermauert. Hier wird nichts beschönigt, nichts blumig geredet und vor allem nichts verheimlicht aber auch nichts zu emotional beschrieben. Es gibt hier Null Effekthascherei. Neumann sprengt hier Gürtel und zwar die, die gerne einfach mal lange zugehalten worden sind, da man nunmal über diese Weggänge einfach nicht so ohne weiteres spricht. Warum? Irgendwie war man Landesverräter. Irgendwie galt man als Spinner, der wohl auf der Suche nach dem großen „Gold“ war und überhaupt. Die innerlichen Sehnsüchte nach all dem DDR-Mief war grenzenlos und emotional sehr schwer zu bändigen. Aber unsere kleine Erzählern Constanze hat ebenfalls Sehnsüchte genau wie die Großen. Da ist zum Beispiel die große Sehnsucht nach ihrer lieben Oma im fernen Leipzig. Man kann sie verstehen. Man geht gedanklich dabei selbst in glückliche Kindertage bei Oma und Opa zurück und ja, man kann unsere kleine Erzählerin verstehen. Nur das unsere Kleine hier zu ihrer Oma ein sehr inniges Verhältnis hat, denn nachdem ihre Eltern beim Fluchtversuch aus der DDR zu fliehen erwischt wurden, kam sie über Umwege zu ihrer Großmutter. Der Neuanfang in der BRD ist als gemacht aber die Gedanken kreisen immer noch in der alten Heimat umher. Wo ist denn eigentlich Heimat? Wann ist man mit ihr Eins? Unsere Autorin wird in vielen Aspekten etwas philosophisch ohne dabei zu klischeehaft zu werden. Diese Mischung ist ihr fabelhaft gelungen! Neumann schreibt hier autobiografisch. Sie hat selbst diese Geschichte erlebt und dennoch liest sie sich eher wie ein Roman und nicht wie eine Autobiografie. Großartig! Ihr Schreibstil ist so fein akzentuiert, so fein gelegt und austariert, dass es nur so ein Lesegenuss war. Für mich persönlich war dieser Roman sehr bewegend, da ich fast das gleiche Schicksale wie die Autorin erlebt habe aber dann kam doch alles anders als gedacht aber dennoch…Constanze Neumann hat hier wirklich einen grandiosen Roman verfasst, der eben vom Leben geschrieben wurde. Ich wurde gern mehr als 5 Sterne für dieses besondere Werk vergeben wenn möglich!

Veröffentlicht am 31.03.2024

Keine Leseempfehlung hierfür. 1,5 Sterne

Das Befinden auf dem Lande. Verortung einer Lebensart
0

Klappentext:

„Die Städte wachsen, aber immer mehr Menschen zieht es auch raus in die Provinz. Auch Björn Vedder ist zurück in eine ländliche Gemeinde gezogen. Mittlerweile aber lautet seine gewagte These: ...

Klappentext:

„Die Städte wachsen, aber immer mehr Menschen zieht es auch raus in die Provinz. Auch Björn Vedder ist zurück in eine ländliche Gemeinde gezogen. Mittlerweile aber lautet seine gewagte These: Die Provinz macht gemein.



Denn hinter den ach so beschaulichen Fassaden verbirgt sich oft eine andere Realität: eine krude Mischung aus Vermögens- und Familienwerten, Statuskonsum, Anpassungsdruck und sozialer Kontrolle. Eine kleine Verhaltensabweichung genügt, und man wird von der Mehrheit gejagt, gehänselt, geächtet, beschämt. Gemeinschaft birgt Gemeinheit. Warum nur wollen dann alle »raus«?



Anhand eigener Erfahrungen und mit viel schwarzem Humor demontiert Björn Vedder den Mythos vom besseren Leben in ländlichen Gegenden und entlarvt eine grundlegende Geisteshaltung, die für ihn nicht mehr nur in der Provinz zu finden ist, sondern als provinzieller Geist unsere Gesellschaft ergreift.“



Vorab, warum ich dieses Buch so beurteile wie ich es beurteile: ich bin in einer Kleinstadt umzingelt von Landwirtschaft aufgewachsen und wohne nun ebenfalls auf dem Land. Zwar 700km von meiner Heimat entfernt aber Land ist Land und das Landleben ist, ja, speziell. Auch wir haben sehr viele positive aber auch negative Erfahrungen damit gemacht. Wie also damit umgehen? Man muss eben damit umgehen und ja, tolerant sein, die Dinge auch mal Dinge sein lassen und sich eben nicht über Alles und Jeden aufregen. Manchmal ist mitmachen ganz hilfreich, manchmal auch den Mund aufmachen aber manchmal ist es einfach auch gut nur stiller Beobachter zu sein. Und, und das muss klar gesagt werden: das Dirfleben mit seiner Landwirtschaft ist keinesfalls zu verachten! Wer das aber hier auf wirklich heftige Weise tut ist unser Autor. Er speit hier seine ganze Frustration auf das Landleben heraus wo er einst aufgewachsen ist und später sogar wieder hingezogen ist. Er schreibt davon wie verlogen alle sind, wie grausam und und und. Hilfe, und zwar sehr viele davon, scheint er sich in hohem Maße bei verschiedenen Autoren und Schriftstellern zu holen. Er untermauert seine Erfahrungen in diesem Buch mit reichlich, fast schon überladend, verschiedenen Zitaten die wohl seine Sicht stärken sollen. Jeder Psychologe wird hier wohl ein gewisses Muster erkennen: die eigene Meinung stärken durch andere Meinungen. Wobei das halt nur Sinn macht wenn man sich selbst nicht stark genug dafür fühlt und das scheint wohl bei dem Autor der Fall zu sein. Er zieht hier wahrlich so arg vom Leder, dass man sich fragt, warum er überhaupt so lange auf dem Dorf gelebt hat! Warum denn nicht wieder die Flucht ergreifen wenn es einfach nicht passt? Man muss sich doch nicht selbst strafen! Seine Argumentationen und seine Thesen wirken eher wie pure Verteidigung gegen das Böse aber weniger authentisch bzw. nachvollziehbar. Einiges passte, ja, aber ich muss es klar aussprechen: das meiste war hier wirklich Geschwurbel. Das Buch war weder sachlich verfasst noch zeigte sich irgendein Humor. Nicht mal schwarzer Humor war zu erkennen für meine Begriffe und gerade da bin ich keineswegs immun gegen, ganz im Gegenteil. Fazit: Dieses Buch ist eine persönliche Abrechnung mit dem Dorfleben, die man definitiv nicht lesen muss. 1,5 Sterne hierfür.