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Veröffentlicht am 28.01.2020

Eine Offenbarung

Bruce Springsteen – Like a Killer in the Sun
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Es gibt Menschen die behaupten er nuschelt beim singen....völliger Quatsch. Ein Boss nuschelt niemals....und wenn er singt, dann läuft die Zeit ein weniger langsamer, weil selbst sie zuhören will.
Bei ...

Es gibt Menschen die behaupten er nuschelt beim singen....völliger Quatsch. Ein Boss nuschelt niemals....und wenn er singt, dann läuft die Zeit ein weniger langsamer, weil selbst sie zuhören will.
Bei Bruce „The Boss“ Springsteen muss man nicht nur die Ohren genau anstellen sondern auch den Verstand und das Herz um seine Songtexte zu verstehen. Im Buch von Leonardo Colombati geht es um seine Werke. Dieses Buch ist ein, im wahrsten Sinne, dicker Brocken. Im Vorwort durften sich der Meister der Filmmusik, Ennio Morricone, Kölschrocker Wolfgang Niedecken und Musikkritiker Dave Marsh austoben. Die Drei machen so viel Lust auf dieses Buch und nach dem Vorwort werden wir regelrecht in Springsteens Welt entführt das es nur so kracht. Natürlich kann ich hier nicht auf alle Texte eingehen, aber man wird als Leser natürlich als erstes seine persönlichen Lieblingslieder suchen und diese genau „studieren“. Mir ging es so bei „Streets of Philadelphia“ und vielen anderen.
In Gedanken hat man bei jeden Liedtext in Englisch immer mit übersetzt aber dann kam Heinz Rudolf Kunze daher und macht aus einer Übersetzung eine Sprachgewalt wie es sie selten in der Literaturwelt gibt. Er legt nicht nur Poesie in seine Übersetzungen, er will Springsteens Musik-DNA öffnen und hat das bravourös geschafft. Nach der Übersetzung kommt aber das Verstehen und Begreifen und man merkt so intensiv was Springsteen bewegt hat und heute auch noch bewegt - seine Heimat, die Vereinigten Staaten. Er hält den Spiegel hin, unverfälscht, klar, sauber, ohne etwas zu schönen. Er will zeigen wie er sein Land, seine Leute sieht und hat dies alles in Lieder verpackt die tief unter die Haut gehen. Er zeigt, das der „American Dream“ auch schnell zur Hölle werden kann, das Rassismus immer noch allgegenwärtig ist, Drogen- und Waffenhandel aktuell ist...Es regt in auf, er muss es rausbrüllen, erzählen, singen...Springsteen kann nicht anders und genau das verstehe ich gut. Man muss den Mund aufmachen wenn einem etwas nicht passt. Das es dann auch noch so fantastisch klingt und dieser Mann bereits jetzt schon eine lebende Legende ist, zeigt doch, das er alles richtig gemacht hat im Leben.
Dieses Buch ist ein Meisterwerk und Colombati hat alles richtig gemacht als Autor! Er hatte hervorragende Mitwirker und einen Hauptprotagonisten mit einer unvergleichlichen Stimme!
Dieses Buch erhält natürlich 5 von 5 Sternen und einen Ehrenplatz in meiner Bibliothek!

Eine kleine Anregung habe ich dennoch: es harmoniert natürlich perfekt, den ein oder anderen Song vom „Boss“ laufen zu lassen wenn man dieses Werk hier „studiert“....Sie werden Gänsehaut bekommen! Garantiert!

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Veröffentlicht am 28.01.2020

In den Straßen von Philadelphia

Long Bright River
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Mickey und Kacey sind Schwestern und waren einst unzertrennlich. Aber das Blatt hat sich gewendet. Seit nunmehr 5 Jahren herrscht Funkstille zwischen den beiden aber dennoch schwebt über beiden Damen der ...

Mickey und Kacey sind Schwestern und waren einst unzertrennlich. Aber das Blatt hat sich gewendet. Seit nunmehr 5 Jahren herrscht Funkstille zwischen den beiden aber dennoch schwebt über beiden Damen der jeweilige Schutz der anderen.

Eines Tages, Mickey ist Streifenpolizistin auf den Straßen von Philadelphia und Kacey ist in die dunkle Seite der Stadt abgerutscht, kann sie ihre Schwester an den ihr bekannten Stellen der Stadt nicht mehr auffinden. Ein weiteres Problem sind die Morde die momentan begannen werden. Sie richten sich gegen Prostituierte....Ein Wettlauf für Mickey steht an, um ihre Schwester noch lebend zu finden.



Liz Moore hat mit ihrem Buch „Long Bright River“ für mich ein erstes Lesehighlight 2020 geschaffen. Ihr Schreibstil und ihre Sprache sind dabei ruhig aber extrem eindringlich. Sie schafft es, dass man als Leser völlig abtauchen kann und sich perfekt in die Gedanken- und Gefühlswelt von Mickey einfühlen kann. Die bildhaften Beschreibungen von den Straßen von Philadelphia lassen ebenfalls ein Kopfkino zu und eines ist hier mehr als passend: ich habe dabei immer und immer wieder in Dauerschleife „Streets of Philadelphia“ von Bruce Springsteen gehört. Dieses Lied wird nie langweilig und spricht dem Buch regelrecht aus dessen Seele. Das ein Buch und ein Lied so dermaßen perfekt harmonieren zeigt eigentlich nur eins: Autorin Liz Moore und Sänger Bruce „The Boss“ Springsteen können unheimlich tief in die Seele der Vereinigten Staaten von Amerika blicken und greifen Themen auf, die der wunde Punkt des Landes sind und über den sehr ungern gesprochen wird. Waffengewalt, Gewalt an Menschen, Prostitution....aktueller geht es ja wohl kaum! Moore geht aber, genau wie Springsteen, mit unheimlich leisen Tönen vor wenn es angebracht ist. Sie schreibt ruhig, beflissen aber punktgenau. Mit Mickey und Kacey hat sie zwei unheimlich starke Charaktere geschaffen, die einem das Lesen sehr leicht machen aber auch das Nachdenken anregen. Dieses Buch hallt so unheimlich nach und zeigt, dass die Gesellschaft in einer gewaltigen Krise steckt, die nicht einfach so zu lösen ist. Hier geht es um das Thema Entfremdung, nicht nur zwischen zwei Personen, sondern auch in der Gesellschaft. Wenn man in den falschen Part kommt, ist der Sog gewaltig und man muss aufpassen nicht darin zu ertrinken. Das dann noch ein Killer in dieser Geschichte mitspielt, ist ein netter Nebeneffekt der die gewisse Spannung mitbringt. Vorteil hierbei ist, dass die Geschichte von den beiden Schwestern immer im Mittelpunkt steht und der Mörder ein nettes Gimmick ist, der die Geschichte mit Spannung und dem gewissen Nervenkitzel untermalt.

Das man hier so gut in die Gefühlswelt der Protagonisten eintauchen konnte und sich doch so „frei“ auf den Straßen von Philadelphia bewegen konnte, beweist nur, das Liz Moore hier ein gewaltig gutes Buch verfasst hat. Das ist jetzt schon ein Jahreshighlight 2020 für mich! 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 27.01.2020

Zu traurig, zu emotional, zu viel geweint...

Der Hund, der sein Bellen verlor
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Patricks größter Wunsch war schon immer ein Hund. Er wollte schon immer so einen haarigen, vierbeinigen Kumpel. Aber durch seinen Dad war das nie möglich. Im Sommer geschieht dann das große Wunder und ...

Patricks größter Wunsch war schon immer ein Hund. Er wollte schon immer so einen haarigen, vierbeinigen Kumpel. Aber durch seinen Dad war das nie möglich. Im Sommer geschieht dann das große Wunder und Patrick bekommt doch einen Hund!
Dabei gibt es nur ein winziges Problem: der kleine Hundewelpe hat in seinem kurzen Leben schon so viel Negatives erlebt, das er dadurch sein bellen verloren hat. Patrick will aber das „Oz“, sein neuer vierbeiniger Kumpel, bellt und gibt ihm dabei viel Hilfe....

Es war mein erstes Buch von Eoin Colfer....ich weiß nicht ob es sogar mein letztes sein wird....Zu Beginn: mein Mann und ich haben seit 22 Jahren Hunde in unserem Leben. Wir haben sie immer vom Welpenalter bis hin zum letzten Tage begleitet und werden das auch weiterhin tun. Ohne Hund geht es bei uns nicht.
Deshalb fiel mir dieses Buch auf und ich begann zu lesen. Bereits nach den ersten Seiten war meine emotionale Grenze erreicht und ich heulte Rotz und Wasser. Colfer beschreibt hier eine wirklich grausame erste Behausung von Hund Oz und es schmerzt wirklich in der eigenen Seele. Jeder Hundebesitzer wird wissen was ich hier meine. Zudem muss ich gestehen, finde ich die Altersgrenze von ab 5 Jahren sehr weit unten. Kinder in diesem Alter sind mehr als sensibel und sollten nicht unbedingt mit so hartem Tobak konfrontiert werden. Egal....natürlich ist absehbar das Oz ein besseres Zuhause bekommen wird und das es am Ende ein HappyEnd geben wird aber seien wir mal ehrlich: so einfach ist es nicht einen so verstörten kleinen Welpen wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Nicht nur das der Hund ein Trauma hat, auch die Geschichte mit Patricks Eltern ist schon sehr negativ, traurig...ich weiß nicht so genau wie ich es beschreiben soll...Erziehungstechnisch wurde hier jedenfalls oft auf ganzer Linie versagt. Aber nun wieder zur Geschichte um Oz und Patrick. Hier wird Kindern suggeriert das sie alles schaffen können wenn sie wollen. An sich eine wunderbare Metapher aber dazu gehört ein gesundes Selbstvertrauen und das sollte nicht an einem Hundewelpen „trainiert“ werden. Und je älter Kinder werden, werden sie spüren,dass das nicht immer geht! Jeder brauch auch mal Niederlagen und Rückschläge....
Die Geschichte ist an den Haaren herbeigezogen, unheimlich traurig auch wenn wir alle wissen das sie positiv ausgeht aber trotzdem. Wenn ich die Reaktionen von meinem Mann und unserem Hund (die beim lesen mir immer zu Füßen liegt) Glauben schenken darf, war das kein gutes Buch für mich. Wie sagte mein Mann: „Warum liest du so etwas trauriges?“ und ich meinte „Es ist ein Kinderbuch!“....er „Dann verstehe ich erst recht nicht warum du so viel weinst! Warum tust du dir so etwas an?“. Wenn mich ein Kinderbuch, was ich ab und an wirklich gern lese, so mitnimmt, möchte ich nicht wissen wie es Kindern geht, die nah am Wasser gebaut sind, sensibel sind oder sich eben immer einen Hund wünschen.

Ein riesiges Highlight in diesem Buch sind die wundervollen Illustrationen. Die schwarz-weiß Zeichnungen leben förmlich und wir können wunderbar den kleinen Oz voller Angst sehen und auch Freude, kurzum: diese Zeichnungen stecken voller Gefühl und das ist bemerkenswert!

Ich habe hier wirklich sehr lange überlegt aber mehr als 2,5 Sterne werden es nicht für dieses Buch. Ich würde es jedenfalls nicht an 5jährige oder emotional sensible Kinder empfehlen....

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Veröffentlicht am 27.01.2020

Ein kleines, feines Buch!

Die Honigbiene
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In diesem kleinen, dünnen Ratgeber steckt enorm viel Wissen zum Thema „Honigbienen“. Hier wird eigentlich jede Frage beantwortet und zudem auch noch ganz wunderbar mit Bildern untermalt.

Als Leser dürfen ...

In diesem kleinen, dünnen Ratgeber steckt enorm viel Wissen zum Thema „Honigbienen“. Hier wird eigentlich jede Frage beantwortet und zudem auch noch ganz wunderbar mit Bildern untermalt.

Als Leser dürfen wir nicht nur geschichtliches erfahren sondern auch wie es heute geht. Wie werden wir zum Imker? Ganz einfach hier erklärt. Es ist erstaunlich das hier wirklich so viel Wissen drinsteckt. Dieses Büchlein hebt sich auch sehr gut von anderer Lektüre zu diesem Thema ab, denn alle Texte sind kurz und knackig beschrieben. Hier wird nicht lange um den heißen Brei geredet sondern sofort alles auf den Punkt gebracht.

Dieses Buch gibt es jetzt bereits in der 6. Auflage. Allein diese Tatsache ist doch schon ein Zeichen wie gut dieses Buch ist!

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Veröffentlicht am 27.01.2020

Süden und Westen

Süden und Westen
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Ein weiteres Highlight aus der Feder von Joan Didion sind ihre Notizen ihrer Reise in die amerikanischen Südstaaten. Es sind lediglich nur Notizen (bislang unveröffentlicht!) aber sie strahlen in besonderer ...

Ein weiteres Highlight aus der Feder von Joan Didion sind ihre Notizen ihrer Reise in die amerikanischen Südstaaten. Es sind lediglich nur Notizen (bislang unveröffentlicht!) aber sie strahlen in besonderer Form und mit einer besonderem Kraft.

Wir bewegen uns im Jahr 1970 und ihre Route führt durch Louisiana, Mississippi und Alabama. Sie merkt schnell das ihr kalifornisches Leben hier ganz anders ist als zu Hause. Die Menschen sind anders. Wie anders, das erfahren wir durch Joans punktgenaue Analyse, die messerscharf ist und dem Leser ein gewisses Verständnis und Gefühl vermittelt. Ihre Beobachtungsgabe ist unübertroffen, denn keine kann so in die amerikanische Seele blicken wie Didion. Ein wirkliches Highlight in diesem Buch ist, das sie mit ruhigen Worten (unbewusst) zum Leser „spricht“. Wie gesagt, diese Notizen waren bisher unveröffentlicht. Und somit dürfen wir in ihrer Seele blicken hinter ihre Augen. Wir dürfen erfahren wie sie damals die Dinge sah. Wie hat Didion die Regionen damals gesehen, erlebt? Sie urteilt nie in ihren Notzien! Ein besondere Gabe!

Der Tenor der „Geschichte“ ist nach dem raschen lesen und Revue-passieren lassen klar: man darf nie direkt urteilen; sei offen für die Welt und sieh dir die Menschen an, die an den verschiedenen Flecken der Welt leben; zeige Respekt!

Besser und aktueller geht es kaum! Auch hier gibt es wieder 5 von 5 Sterne von mir!

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