Für mich nicht tragbar
Vom Ende der LandwirtschaftIch lebe auf dem Land und bin umgeben von landwirtschaftlichen Betrieben. Hier wird Mais, Weizen, Raps etc. angebaut, Milchvieh gehalten, Jungbullen gezüchtet. Ich beobachte diese Lage sehr genau und ich ...
Ich lebe auf dem Land und bin umgeben von landwirtschaftlichen Betrieben. Hier wird Mais, Weizen, Raps etc. angebaut, Milchvieh gehalten, Jungbullen gezüchtet. Ich beobachte diese Lage sehr genau und ich achte mehr als penibel darauf wo mein Fleisch, Obst und Gemüse überhaupt herkommt, bevor es auf meinem Teller liegt. Mittlerweile ist dies wahrlich sehr anstrengend geworden aber der Erfolg, ein Frühstücksei vor sich zu haben, welches von glücklichen Bio-Hühnern stammt, deren Brüder auch ein Recht auf Leben haben (und nicht geschreddert/vergadt werden) und sie die Sonne, den Wind und das Wetter im allgemeinen spüren dürfen, ist doch ein „echter“ Erfolg....
Und nun kommt Oliver Stengel daher und meint, man solle die Landwirtschaft im Ganzen abschaffen und unsere Nahrungsmittel im Labor züchten. Sie merken selbst, dass das doch eine mehr als steile These ist. Erstmal zur Übersicht des Buches: zu Beginn erläutert uns der Autor die derzeitige Situation der landwirtschaftlichen Lage, geht dann weiter ein auf seine ideelle Denkweise und zum Schluss befasst er sich mit Gegenstimmen und natürlich mit seiner Überzeugung warum, wieso, weshalb.
Bei den Themen der Monokultur konnte ich Stengel ja noch zustimmen aber was dann kam, grenzt schon fast an eine Selbstbeweihräucherung die man selten gelesen hat. Der Tenor in all seinen Auffassungen ist, dass der Mensch schlussendlich alles zerstört hat bezüglich der Umwelt. Der Mensch hat an allem Schuld! Warum schaffen wir ihn denn nicht ab?! Gut....wir sind, weiß Gott, keine Waisenkinder diesbezüglich....Er verurteilt die Evolution und Weiterentwicklung von Mensch, Natur und Tieren, will aber wiederum seine notwendigen Lebensmittel im Labor heran-züchten. Seine Idee von einem Leben aus dem Labor wird immer tiefer und fester von ihm formuliert. Daraus resultiert natürlich die Abschaffung der Landwirtschaft. Also dafür ist dann die Weiterentwicklung beim Menschen doch wiederum hilfreich?! Für mich ein riesiger Widerspruch zu seiner Denkweise. Für Stengel gibt es nur diesen harten und, für meine Begriffe, unmöglichen und unrealistischen Schritt und von dem ist er felsenfest überzeugt. Er hat ja recht....wir haben die Natur und die gesamte Erde zu sehr beansprucht und waren und sind dabei keineswegs zimperlich (hier das Stichwort Palmöl). Aber er befasst sich überhaupt nicht mit der Thematik Permakultur, Biodiversität uvm.. Ich könnte hier noch so viele Themen ansprechen....aber das würde den Rahmen sprengen....Wir sollten doch auch erstmal das schützen was noch da ist und dann behutsam alles von uns zerstörte wieder rekonstruieren! Hier steht für mich sehr viel mehr dahinter, als gleich als erstes die Landwirtschaft abzuschaffen und im Labor die Menschheit (verschiedene Völker wurden sich bei Stengel dafür „bedanken“ und das meine ich voller Ironie!) ernähren zu wollen - ich finde das einfach nur lächerlich und nicht tragbar. Ich habe dieses Buch zwangsweise zu Ende gelesen und immer wieder nur mit dem Kopf geschüttelt oder versucht meinen hohen Blutdruck, der beim lesen leider entstand, wieder in den Griff zu bekommen. Ich kann und werde Stengels Meinung nie verstehen. Für mich waren diese Zeilen von ihm fast eine Zumutung. Wir müssen unsere Erde und ihre Natur schützen, aber mit einem anderen Weg, als der von Oliver Stengel vorgeschlagene.
1 von 5 Sterne.