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Veröffentlicht am 01.06.2023

So eine besondere Geschichte! 4 Sterne!

Die Insel der Unschuldigen
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Klappentext:

„1628 begibt sich die neunjährige Mayken mit ihrem Kindermädchen auf eine abenteuerliche Reise: Auf dem berühmtesten Schiff der Niederländischen Ostindien-Kompanie, der Batavia, will sie ...

Klappentext:

„1628 begibt sich die neunjährige Mayken mit ihrem Kindermädchen auf eine abenteuerliche Reise: Auf dem berühmtesten Schiff der Niederländischen Ostindien-Kompanie, der Batavia, will sie nach Java zu ihrem Vater reisen, einem reichen Kaufmann, an den sie sich kaum noch erinnern kann. Fasziniert vom Leben an Bord erobert sie mit ihrer Neugier das riesige Schiff und gewinnt Freunde, wahre und falsche, auf und unter Deck. Freunde, die ihr helfen zu überleben, als das Schiff auf ein Riff aufläuft und Chaos und Gewalt ausbrechen.1989 ist der neunjährige Gil fasziniert von dem Schiffswrack, das Wissenschaftler vor der Küste einer kleinen Insel zu bergen versuchen. Nach dem Tod seiner Mutter lebt der Junge bei seinem Großvater, einem wortkargen Fischer, mit dem niemand auf der Insel etwas zu tun haben will. Das Leben mit dem alten Mann verstärkt in dem schüchternen Jungen das Gefühl der Einsamkeit. Doch vor allem bedrückt ihn, dass er nicht über die Geschehnisse reden kann, die dem Tod seiner Mutter folgten.Vergangenheit und Gegenwart, die Geheimnisse von Erwachsenen und die Unschuld von Kindern: Jess Kidd erzählt die Geschichte zweier junger Menschen, die mit beeindruckendem Mut und großer Fantasie versuchen, sich eine ungerechte Welt zu erklären.“



Autorin Jess Kidd nimmt uns hier mit auf eine ganz besondere Reise. Die Geschichte erzählt sie auf zwei Zeitebenen. Einerseits erlesen wie die Geschichte von Mayken im Jahr 1628 und die von Gil aus dem Jahr 1989. Andererseits erlesen wir ein tragisches Schiffsunglück welches bis heute die Menschen fasziniert, aber eben auch die unbeschreibliche Verbindung zwischen Eltern und ihren Kindern. Die Geschichte liest sich fast wie ein Märchen für Erwachsene aber sie ist so viel mehr und diese Mischung macht dieses Buch auch besonders. Kidd hat ein sehr feines Gespür einerseits Abenteuer aber eben auch den emotionalen Aspekt mit Blick auf die Gefühlswelt der Kinder zu zentrieren. Beide haben ihre Eltern „verloren“ (bei Mayken ist es ein anderer Verlust als bei Gil) aber eben der Umgang ohne sie wird hier sehr deutlich von Kidd beleuchtet. Allein der Buchtitel trifft den Nagel auf den Kopf! „Die Insel der Unschuldigen“ - besser hätte man es nicht wählen können! So sind doch Kinder immer die, die am wenigsten für Streit oder Weggang der Eltern dafür können. Kidd hat einerseits ein paar Längen in der Geschichte die hier und da etwas kompakter hätten sein dürfen aber dennoch hält sie immer am Fokus fest und verzettelt sich nicht. Die emotionale Ebene wird wunderbar und ohne Kitsch aufgezeigt. Wir können die beiden Protagonisten sehr gut verstehen und uns in sie hineinversetzen. Kidd verknüpft mit enorm viel Gefühl die beiden Darsteller in dieser Geschichte und bietet mit ihrem Ausdruck und ihrer Wortspielerei dem Leser ein sehr unterhaltsames Leseerlebnis. Ihre Sprachkunst ist wirklich hervorzuheben und es ist schon wirklich bewundernswert wie sie diese wahre Geschichte des Schiffsunglücks so gut umgesetzt hat! 4 sehr gute Sterne von mir!

Veröffentlicht am 01.06.2023

Das Märchen von der bösen Kuh und ihren Verwandten

Fleisch fürs Klima
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Klappentext:

„Landwirtschaftliche Tierhaltung führt zu enormen Umweltproblemen und CO2-Emissionen – schließt Fleischkonsum Klimaschutz also grundsätzlich aus? Nein, sagt Stefan Michel: Fleisch essen kann ...

Klappentext:

„Landwirtschaftliche Tierhaltung führt zu enormen Umweltproblemen und CO2-Emissionen – schließt Fleischkonsum Klimaschutz also grundsätzlich aus? Nein, sagt Stefan Michel: Fleisch essen kann nachhaltig sein, solange man Maß hält, der Massentierhaltung Lebewohl sagt und das Fleisch von Weidetieren stammt. Denn Rinder, Schafe und Ziegen in Freilandhaltung ernähren sich von Gras, das vor Ort wächst, und erhalten so artenreiches Weideland, das ebenso viel CO2 speichert wie Wälder. Ein Buch, das mit gängigen Mythen aufräumt, differenziert argumentiert und eine neue Perspektive für eine klimafreundliche Ernährung eröffnet.“



Was ist denn nun richtig? Isst man jetzt Fleisch, erfreut man sich über die Kühe auf der Weide oder lässt man alles und die Weideflächen werden in Zukunft nur noch als Gras-Anbauflächen für Biogasanlagen genutzt? Genau diese Thematik behandelt sachlich und äußerst interessant und aufschlussreich Autor Stefan Michel. Das Märchen von der bösen Kuh (Schweine etc. sind hierbei nicht ausgenommen) wird hier widerlegt bzw. Michel erklärt auf wirklich fachliche Weise sinnig und lehrreich wie es vielleicht eine Lösung hierfür gibt (obwohl diese nicht neu ist!). Im ersten Kapitel geht es um nachhaltigen Fleischkonsum (die ältere Generation unter uns wird den Sonntagsbraten noch kennen! Ein Mal die Woche gab es Fleisch! Und heute? Undenkbar!). Kapitel Zwei befasst sich genau mit dieser Thematik „War früher alles besser?“ - Fragen und Antworten werden hier definiert. In Kapitel 3 geht es um das Grünland und was daran so wichtig ist und das nicht nur für unsere Tierwelt! Kapitel 4 fand ich äußerst gelungen! Waren wir Menschen eigentlich von Anfang an in unserer Evolution Veganer? Auch hier gibt es stimmige Antworten. In Kapitel 6 (wieviel Fleisch unser Planet überhaupt verträgt), Kapitel 7 (ist Bio jetzt das Allheilmittel?) und Kapital 8 (Fisch als Alternative?) gehen viele Fragen und Erkenntnisse ineinander über. Das Thema ist äußerst umfangreich und komplex und genau deshalb ist es hier positiv hervorzuheben, dass sich Michel dennoch versucht den einzelnen Themen gekonnt zu stellen. Kapitel 9 ist für die gekonnten Fleisch-Esser unter uns höchst interessant - „from nose to tail“ wird hier behandelt! Kapitel 10 geht an alle Hunde- und Katzenhalter unter uns - was darf es denn für die lieben Vierbeiner im Futternapf sein? Müssen die jetzt auch Veganer werden? Ist das gesund? Fragen und Antworten in kompakter Form werden hier aufgezeigt. Selbstredend darf auch die Agrarpolitik nicht fehlen in diesem Buch und auch das Thema Mast-Haltung wird beleuchtet. Es geht auch um Wild, um Hühnerhaltung, Schweinehaltung, Schafe und ihre Hüter und auch um den bösen natürlichen Methan-Ausstoß der Rinder.

Hier und da werden Themen immer mal wieder wiederholt (siehe politische Aspekte) aber schlussendlich war dieses Buch eine äußert interessante Lektüre mit einem wichtigen Thema und auch Tenor. Es werden sich weiterhin die Geister an diesem scheiden und auch dieses Buch wird nicht den Umbruch bringen aber es muss klar gesagt werden: Wenn wir endlich aufhören Massentierhaltung zu fördern (und das tun wir, wenn ein Steak im Discounter für 5.-€ angeboten und gekauft wird und es auch jeden Tag Fleisch sein muss auf dem Teller oder eben billige Eier aus Bodenhaltung) und uns endlich an das eigentliche, das Tierwohl, welches eine Selbstverständlichkeit sein sollte bei Bauern und auch bei den Nutzern der Endprodukte, dann könnte der Dreh endlich kommen. Aber solange der Endverbraucher nur heult weil im TV gezeigt wird, wie männliche Küken bei lebendigen Leibe geschreddert werden, und er dennoch billige Bodenhaltung-Eier kauft (die Liste könnte ich jetzt weiter ausfüllen…), dann brauchen wir uns nicht wundern, wenn auch bald Kühe und Co. von unserem Planten verschwinden werden. Wollen wir das? Zumal wir uns die Fragen stellen müssen: Wer war denn zuerst auf diesem Planeten? Das Tier oder der Mensch? Stefan Michel hat mit seinem Buch jedenfalls eine besondere und wichtige Botschaft niedergeschrieben die ich nur unterschreiben kann! 5 Sterne für dieses Buch!

Veröffentlicht am 01.06.2023

5 Sterne inkl. Leseempfehlung!

Als wir Vögel waren
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Klappentext:

„Port Angeles, Trinidad. In den sonnendurchglühten Gassen mischt sich das vielstimmige Geschrei der Händler mit Vogelgezwitscher und Verkehrslärm; es riecht nach Gewürzen und reifen Früchten. ...

Klappentext:

„Port Angeles, Trinidad. In den sonnendurchglühten Gassen mischt sich das vielstimmige Geschrei der Händler mit Vogelgezwitscher und Verkehrslärm; es riecht nach Gewürzen und reifen Früchten. Unter stillen, schattigen Bäumen ruht Fidelis, der jahrhundertealte Friedhof der Insel. Hier arbeitet Emmanuel als Totengräber. Der junge Rastafari hat sein Zuhause verlassen, um seinen Vater zu finden. Als er Yejide trifft, hat das Schicksal ihre Wege längst fest miteinander verflochten. Und so beginnt dort, wo das Leben endet, eine magische Liebesgeschichte.“



Die Geschichte „Als wir Vögel waren“ las sich einfach magisch und fulminant! Die Geschichte wurde von Ayanna Lloyd Banwo verfasst. Lloyd Banwo befasst sich in ihrem Buch nicht nur mit ihrer Heimat Trinidad (Schauplatz ist hier genauer der fiktive Ort Port Angeles) sondern auch mit den Riten und Gebräuchen ihrer Kultur. Was für viele Leser als Humbug und totaler Schwachsinn zu verbuchen war, ist es aber eigentlich nicht, wenn man sich ein wenig mit der Kultur der Örtlichkeiten befasst. Lloyd Banwo nimmt uns in ihrem Buch mit auf eine spannende und gruselige Reise gleichermaßen mit, auf der wir Geistern begegnen, schlechten Menschen, bösen Träumen, vererbten Fähigkeiten aber auch in die Fänge der Totengräber geraten. Hauptfigur in ihrem Buch ist Darwin Emmanuel (ein Rastafari) sowie seine spätere Liebe Yejide. In Lloyd Banwos Buch ist nichts an den Haaren herbeigezogen, denn selbst Kleinigkeiten haben ihre ganz eigene tiefe Bedeutung! Die Liebesgeschichte der Beiden beginnt etwas holprig und beide haben ihre bösen Geistern auf ihren Schultern zu tragen. Vieles scheint ausweglos, bis aber die Macht der Liebe ins Spiel kommt. Ayanna Lloyd Banwo spielt nicht nur mit ihrer Kultur und legt sie dem Leser auf besondere Art näher, sie spielt auch mit Namen und eben der Magie selbst! Der Totenkult u.a. auf den karibischen Inseln ist ein besonderer und ganz ehrlich, für uns Europäer scheint er völlig abwegig und verrückt aber für die Menschen dort, bedeutet er alles! Da geht es um Vodoo, bunte Farben, Mumifizierungen, laute Feste (siehe Mexiko) uvm.. Die Welt ist auch „bunt“ wenn es um den Tot geht und genau darum geht es hier! Lloyd Banwo beschreibt in einer Geschichte nicht nur den Umgang/ Zeremonien damit, sondern auch was es für die Menschen bedeutet und zu was es führen kann. Und „Rastafari“ ist eine ganze Menge mehr als nur Bob Marley, der Konsum von Cannabis oder Dreadlocks! Hier geht es um eine besondere Religion der schwarzen Bevölkerung, die eben ihren ganz eigenen Rhythmus dabei hat. Dann wählte Lloyd Banwo auch noch besondere Namen für ihre Geschichte! „Emmanuel“ - „der Mächtige“ oder auch „Gott“ aus dem hebräischen übersetzt - das passt für diese Geschichte mehr als perfekt wenn man darauf achtet und lässt viele Gedankengänge und Erzählungen sowie Visionen von unserem Protagonisten in besonderem Licht erscheinen. Auch bei Yejide sieht es nicht anders aus! Bedeutet ihr Name „sie ist wie die Mutter“ - das passt einerseits auf die Liebesbeziehung der beiden perfekt, denn Yejide stützt Emmanuel auf besondere Art und Weise mit ihrer Liebe zu ihm. Sie gibt ihm Halt und Schutz und schlussendlich die Kraft, einen eigenen Weg zu gehen. Aber es passt auch bezüglich der „Fähigkeit“ die Yejide von ihre Mutter geerbt hat! Sie ist halt wie ihre Mutter!

Der Schreibstil der Autoren ist unheimlich sphärisch. Sie nagelt uns Leser regelrecht fest mit ihrem Style - ähnlich einer Wahrsagerin die einem mit ihren Worten komplett fesselt und den Verstand vernebelt. Sie nebelt uns ein und lässt uns in völlig andere Welten abtauchen und schafft es dennoch immer gekonnt und stilistisch stark die Geschichte zu halten. Alle benannten Figuren erhalten immer und immer wieder gekonnte Auftritte und füllen die Geschichte mit viel Farbe aus. Der Hauptort Friedhof wird einerseits zum Schauplatz seltsamer Dinge aber er ist eben auch der Totenplatz - ein Ort der Trauer, der Stille, der Ruhe. Hier webt ein wenig Krimi, ein wenig Thriller, ein wenig Liebesroman und eben viel Lokalkolorit aus Trinidad mit ein, welches schlussendlich eine geniale Mischung hermacht und dem Leser ein besonderes Leseerlebnis bietet. Sicherlich bedarf es hier doch an so manchem Hintergrundwissen um eben vieles besser zu verstehen aber fest steht, es lohnt sich, sich damit auseinander zu setzen! 5 Sterne inklusive Leseempfehlung von mir!

Veröffentlicht am 31.05.2023

Ein außergewöhnliches Buch! Absolut lesenswert!

Zwischen Himmel und Erde
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Klappentext:

„Ein fulminanter Roman über eine tiefe Freundschaft, über Familie, Liebe, Revolution und das politische Erwachen in einer Zeit der radikalen globalen Umbrüche.



Es ist das schicksalhafte ...

Klappentext:

„Ein fulminanter Roman über eine tiefe Freundschaft, über Familie, Liebe, Revolution und das politische Erwachen in einer Zeit der radikalen globalen Umbrüche.



Es ist das schicksalhafte Jahr 2016, in dem Prince und George Michael sterben, die Menschen in Großbritannien mehrheitlich für den Brexit stimmen und, auf der anderen Seite der Welt, in Brasilien, ebenfalls Tausende auf die Straßen gehen, weil sie die Regierung in Frage stellen. In diesem Jahr zieht Catarina, frisch aus Brasilien eingetroffen, in Melissas Londoner Wohngemeinschaft. So unterschiedlich die beiden jungen Frauen in der Gegenwart sind, so verbunden sind sie in ihren Vergangenheiten. Mit Catarinas Einzug beginnen sich zwei Leben zu einer weltumspannenden Geschichte zu verflechten, die von Freundschaft, Liebe, Identität, Mut und dem Willen erzählt, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.“



„Zwischen Himmel und Erde“ - ist einerseits der Titel dieses Buches aber auch ein Spruch, der sowohl religiöse Inhalte zeigen kann, aber auch spirituelle oder gar utopische Gedanken hervorrufen kann. Hier wird jeder seine eigene Sichtweise entwickeln und genau so ist es auch mit diesem Buch. Ich habe es beendet und das erste was mir in den Sinn kam war, wie unterschiedlich es wohl von der Leserschaft betrachtet werden könnte. Schaut man sich die aktuellen Rezensionen dazu an, scheine ich genau richtig damit zu liegen. Die Geschichte von Catarina und Melissa ist einerseits sehr dynamisch und voller Energie aber andererseits anders als andere Geschichten die man so (vermeintlich) aus diesem Genre meint zu kennen.

Wie habe ich also dieses Buch erlebt? Ich muss klar sagen, es hat mir unheimlich gut gefallen. Allein die Atmosphäre und auch der Schreibstil nahmen mich regelrecht ein. Yara Rodrigues Fowler versucht viele Parts in die Geschichte einzuweben, viel anzusprechen und dann dennoch nicht den Leser überfordern zu wollen (es gelingt ihr zumeist!). Wir erleben nicht nur die Lebens- und Herkunftsgeschichte der beiden Damen sondern auch die Zeit damals anhand von Musik und Liedern, eine Art Zeitenrückblende nimmt uns in das Jahr 2016 mit und lässt auch uns Leser das Jahr nochmals neu erleben (das Gedankenkarussell nimmt automatisch Fahrt auf!). Die Geschichte der beiden scheint unterschiedlich und ja, wie eben zwischen Himmel und Erde, aber sie haben gleiche Wurzeln! In Brasilien liegt das Herz der beiden Damen und somit ist die Verbundenheit sofort da! Allein wie Yara Rodrigues Fowler hier auch sprachliche Einflüsse gekonnt mit eingewoben hat, war großartig! Das Buch hat enormes Flair und fesselte mich komplett! Melissa und Catarina entwickeln sich in dieser ganzen Zeit in der wir sie begleiten dürfen. Sie sammeln Lebenserfahrung, ihre politische Meinung reift heran und natürlich prägt sie die Zeit ebenso, die um sie herum ihren Lauf nimmt. Der Roman ist äußerst sphärisch, gar kunstvoll philosophisch und hat einen eigenen Takt. Es ist als Leser nicht einfach den Zeiten- und Ortswechsel immer reibungslos zu folgen, hier muss man konzentriert lesen, auch dass es keine Übersetzung der portugiesischen Zeilen gibt, ist vielleicht nicht für jeden optimal, aber ich mochte das! Was ich nicht weiß, schlage ich nach und somit musste ich mich intensiver als vielleicht nötig mit dem Buch und der Geschichte von Catarina und Melissa befassen.

Wer offen durch die Welt geht (politische Interessen und eben auch die Beobachtung zur Entwicklung unserer Zeit sind hier schon von Vorteil) und Freude an außergewöhnlichen Schreibstilen hat, wird hier wunderbares erlesen können. Ich vergebe sehr gern 4 von 5 Sterne und bin gespannt was wir von Yara Rodrigues Fowler noch lesen dürfen!

Veröffentlicht am 30.05.2023

Einfach nur großartig!

Das Café ohne Namen
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!ein Lesehighlight 2023!



Klappentext:

„Wien im Jahr 1966. Robert Simon verdient sein Brot als Gelegenheitsarbeiter auf dem Karmelitermarkt. Er ist zufrieden mit seinem Leben, doch zwanzig Jahre nach ...

!ein Lesehighlight 2023!



Klappentext:

„Wien im Jahr 1966. Robert Simon verdient sein Brot als Gelegenheitsarbeiter auf dem Karmelitermarkt. Er ist zufrieden mit seinem Leben, doch zwanzig Jahre nach Ende des Krieges hat sich die Stadt aus ihren Trümmern erhoben. Überall wächst das Neue, und auch Simon lässt sich mitreißen. Er pachtet eine Gastwirtschaft und eröffnet sein eigenes Café. Das Angebot ist überschaubar, und genau genommen ist es gar kein richtiges Café, doch die Menschen aus dem Viertel kommen, und sie bringen ihre Geschichten mit – von der Sehnsucht, vom Verlust, vom unverhofften Glück. Sie kommen auf der Suche nach Gesellschaft, manche hoffen sogar auf die Liebe, und während die Stadt um sie herum erwacht, verwandelt sich auch Simons eigenes Leben.“



Um es gleich auf den Punkt zu bringen: Robert Seethaler hat auch mit seinem aktuellen Werk „Das Café ohne Namen“ wieder ein beeindruckendes und erhellendes Werk verfasst, welches im Gedächtnis bleiben wird und zudem ein zeitloses Literaturwerk darstellt. Seine Geschichte mit Protagonist Robert Simon lässt einen einerseits durch die bildhafte Sprache in eine Art Zeitenwechsel abtauchen aber dennoch zeigt es so viel mehr was auch heute noch wichtig wäre, wäre unsere (Konsum)Welt einfach nur ein kleines bisschen ruhiger und unaufgeregter. Robert baut also seine Existenz von Null auf. Er hat Visionen und die stärken ihn für sein Vorhaben. Er kämpft für seinen Traum und pachtet eben jene Gastwirtschaft. Es ist Seins und genau das macht ihn stolz - völlig zurecht. Einen Namen? Den braucht es nicht. Warum auch? Allein die Tatsache, dass dieser Ort einfach nur da ist um ein wenig heiße Melange zu genießen oder einfach nur aus den Fängen der Zeit kurz abzutauchen, das soll eben laut Robert genau so sein. Das Angebot ist überschaubar, ja, aber es ist genau das was die Menschen wollen. Nach allem was war, ist Überforderung und Größenwahn das Letzte was die Menschen brauchen, auch wenn es schon über zwanzig Jahre her ist. Oder erst? Kriege hinterlassen sichtbare und unsichtbare Wunden… Im Café selbst erleben wir Leser jede Menge Geschichten aus dem Viertel selbst. Man wird fast selbst gedanklich zum Stammgast und ja, die Tasse Kaffee bei diesem Buch ist Pflicht. Alle Geschichten sind so besonders, alle Geschichten zeigen Menschen auf die dahinter stehen, Schicksale, Namen und da haben wir wieder den wahren Seethaler entdeckt! „Zwischen den Zeilen lesen“ macht hier wieder größte Freude! Durch die zurückhaltende Art und Weise des Cafés selbst, erleben wir die Geschichten vollumfänglich. Es wird eine Art Begegnungsstätte und da zählen die Begegnungen und nicht der Name des Cafés. Der Schwerpunkt liegt auf den Menschen selbst und genau dafür braucht es eben diese besondere Stimmung. Seethalers Schreibstil ist wieder rein und ungeschnörkelt. Er schwurbelt nicht herum, sondern bringt alles gekonnt auf den Punkt. Er ist detailliert ohne sich darin zu verlieren, er legt seine Aufmerksamkeit mit dem Leser zusammen auf die jeweilige Geschichte im Café und bietet somit Platz für das Leben. Die Emotionen erhalten ihre Entfaltung und auch die bildhaften Beschreibungen passen hervorragend! Seethaler zeigt uns Lesern auf, wie viel nötig ist um sich wohlzufühlen - nämlich nicht viel und Namen braucht es schon gar nicht für Orte. Die Bescheidenheit ist in der heutigen Zeit verloren gegangen, Konsum und Größenwahn mit Marken und Co. dominieren diese Zeit aber ist das Alles? Namen sind Schall und Rauch aber das Leben hinter den Namen ist auf jeden Fall seine volle Beachtung wert!

Robert Seethalers Buch hier lässt jedenfalls tief blicken, ist gar philosophisch und verdient dadurch eine absolute Leseempfehlung mit 5 Sternen!