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Veröffentlicht am 20.08.2021

Wenn der Tot ein Fest gibt…

Das Jahresbankett der Totengräber
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Klappentext:

„Für eine Dissertation über das Leben auf dem Land im 21. Jahrhundert zieht der Pariser Anthropologe David aufs Dorf, um Sitten und Bräuche der Landbevölkerung zu beobachten. Die Stille, ...

Klappentext:

„Für eine Dissertation über das Leben auf dem Land im 21. Jahrhundert zieht der Pariser Anthropologe David aufs Dorf, um Sitten und Bräuche der Landbevölkerung zu beobachten. Die Stille, die ständige Anwesenheit von Tieren aller Art, vor allem aber die überraschende Unangepasstheit sämtlicher Dorfcharaktere ziehen ihn in ihren Bann, und bald ist er viel involvierter in das Landleben, als er es sich je hätte träumen lassen. Doch nie wird er all die weitverzweigten Vorgeschichten kennen, die Mathias Enard in kühner Fahrt durch Raum und Zeit mit komödiantischer Lust erzählt. Das neue Buch von Mathias Enard ist mehr als ein Roman, es ist ein atemberaubendes literarisches Erlebnis.“



Mal wieder ein Buch welches schon durch den skurrilen Titel auffällt und das auch völlig zurecht! Dem Leser springt hier eine Wortwahl und eine Geschichte entgegen, die außergewöhnlicher nicht sein könnten. Sie wird nicht nur Fans haben, das ist klar, denn hier bedarf es wiedermal ein wenig Sinn für sprachliche Ästhetik, Kenntnis im Fremdwort-Bereich, analytisches denken, einer gewissen Auffassungsgabe und eben Spaß an der Schwadroniererei und Jongliererei der deutschen Sprachkultur und Geschichte der Sprache weltweit - ein Hoch auf diese Übersetzung!

Hauptprotagonist David hat eine Aufgabe zu erledigen, einen Titel zu erlangen und ihm begegnen neben Menschen auch Tiere, die alles irgendwie auf den Kopf stellen - von Ekel bis hin zu Liebe und Gefühl. Das Landleben, welches er näher untersuchen möchte, nimmt ihn regelrecht gefangen und er begreift allmählich den Sinn zwischen dem Zusammenleben der Tiere und dem der Menschen. Oder doch nicht? Mathias Enard ist ein Meister der Wortwahl und schmeißt hier mit diesen regelrecht um sich das es nur so ein Fest ist. Was die Totengräber damit zu haben und ihrem Bankett müssen Sie schon selbst herausfinden - es lohnt sich jedenfalls! Ich sage nur: ein Betriebsfest artet so aus, das es eine sehr geniale Beobachtungsgabe des Autors brauch sowie herrlichen schwarzen Humor um so etwas in Worte zu packen! Das der Tod einem so ein Fest bescheren kann, scheint unmöglich? Lesen Sie Enard! Der macht selbst noch den Tod zum Fress-Fest!

David‘s Suche nach dem Sinn der Sinne wird der rote Faden und wir begleiten ihn auf seinen Recherchen. Es wird spannend und ob er seine Dissertation schaffen wird, verrate ich natürlich nicht. Egal, aber ob oder ob nicht: Enard zeigt auf, egal welchen Titel wir hinterher eifern, wir dürfen den Blick auf das Wesentliche und die dazugehörigen Details nicht vergessen! 5 von 5 Sterne für dieses besondere Werk!

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Veröffentlicht am 20.08.2021

Didion‘s ausgefeilter Blick auf ein besonderes Land

Wir erzählen uns Geschichten, um zu leben
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Klappentext:

„Die große Essayistin Joan Didion erzählt von Leitfiguren des American Dream wie Howard Hughes und John Wayne, vom Glanz Hollywoods und der Einsamkeit von Alcatraz, von der Aufbruchsstimmung ...

Klappentext:

„Die große Essayistin Joan Didion erzählt von Leitfiguren des American Dream wie Howard Hughes und John Wayne, vom Glanz Hollywoods und der Einsamkeit von Alcatraz, von der Aufbruchsstimmung der Sechzigerjahre und der Ernüchterung, die ihr folgte. Mit der ihr einzigartigen Klarsicht gelingt es ihr die amerikanische Wirklichkeit in unvergesslichen Bildern zu fassen, die bis heute nichts von ihrer Wahrhaftigkeit verloren haben.“



Um die Vereinigten Staaten von Amerika zu verstehen, brauch es eigentlich nur Eine: Joan Didion. In ihrem aktuellen Buch steht eines ganz fest: sie weiß genau wie die Menschen dort ticken und warum. Wer das liest, erhält eine Art Biografie eines Landes das klar und schonungslos ehrlich dargestellt wird. Was hat es denn mit dem American Dream auf sich und woher stammt dieser Drang nach Freiheit und Macht? Didion wühlt hier ganz tief in der Geschichte und es wäre nicht „Didion“ wenn sie hier ihre eigenen Erkenntnisse und ihre Sichtweisen und Bebobachtungsergenisse mit einfließen lassen würde. In gewohnter Manier erklärt sich sachlich aber auch persönlich ihr Land und deckt Mythen auf, zeigt Errungenschaften und Schwachsinn gleichermaßen und wird dabei nie niveaulos oder abwertend - sie bleibt ihren Job treu.

Didion lässt aber zudem, und das kennen ihre Fans, auch psychologische Aspekte mit einfließen und so wird schnell klar was der Buchtitel uns sagen will: „Wir erzählen uns Geschichten, um zu leben“. Richtig! Denn Geschichte(n) verbinden Menschen und geben ihnen Wurzeln und diese Wurzeln und die Liebe zu ihrem Land merken wir gerade in den USA besonders stark. Diese Verbundenheit, diese Liebe zur Heimat ist enorm und kommt nicht von ungefähr.

Ein starkes und sehr spannendes Buch - wie immer von Joan Didion - das 5 von 5 Sterne verdient.

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Flucht nach Patagonien

Flucht nach Patagonien
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Klappentext:
„Februar 1937: Eugenia Errázuriz, die einflussreichste Kunstmäzenin der Pariser Moderne, hat die Karrieren von Coco Chanel, Pablo Picasso und Blaise Cendrars gefördert. Jetzt lädt sie den ...

Klappentext:
„Februar 1937: Eugenia Errázuriz, die einflussreichste Kunstmäzenin der Pariser Moderne, hat die Karrieren von Coco Chanel, Pablo Picasso und Blaise Cendrars gefördert. Jetzt lädt sie den jungen jüdischen Innenarchitekten Jean-Michel Frank auf eine Reise nach Patagonien ein. Sie hat ihr gesamtes Vermögen in den Bau des ersten Grandhotels der Anden investiert, das ihn weltweit bekannt machen soll. In Wahrheit ist dieses Projekt am südlichsten Ende der Erde aber ihre gemeinsame Flucht aus Europa, das sie von Hitler und dem Nationalsozialismus bedroht sieht.“

Man merkt in jedem Satz von Jana Revedins Geschichte „Flucht nach Patagonien“ ihre eigene Leidenschaft für Architektur und eben der Kunstszene. Das ihr das Leben so zwei schillernde Figuren dafür bereitgestellt hat, war ein wahrer Glücksgriff. Aber, und das muss hier ganz klar hervorgehoben werden, hier strahlt ganz besonders Revedins genialer Schreibstil! Bildhaft, emotionsgeladen, mitreißend und voller Melodik nimmt sie uns hier mit auf eine Schiffsreise der besonderen Art, Flucht nennt es dann der Leser, der dieses Buch mit Wonne beendet hat. Gerade in der Kunstszene gibt es zahlreiche Geschichten, rund um die Flucht vor Naziverfolgung u.ä. und diese hier gehört eben auch dazu. Die Geschichte rund um Eugenia und Jean-Michael sind zwei grundlegend verschiedene und lesen sich dadurch herrlich aufregend und flüssig. Man blickt hinter ihre Seelen und stößt dabei auf Dinge, die eben nicht der Zeit entsprachen, wo die Zeit noch lange nicht reif dafür war. Diese beiden Geschichten fügen sich gekonnt zusammen wie ein Reißverschluss und lassen den Leser in eine Welt der richtig großen Künstler eintauchen, ohne das es dabei kitschig oder gar verlaufen sei - im Gegenteil. Revedin hat hier äußert gekonnt eine richtig starke Dramaturgie geschaffen und lässt uns Leser komplett mitfiebern - mit einer Hoffnung, das es in Patagonien endlich die Ruhe geben wird, die beide so erhoffen.
Ich vergebe 5 von 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 12.08.2021

Für die Ewigkeit

Der Panther
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Klappentext:

„Rainer Maria Rilke erzählt in seinem wohl bekanntesten Werk, das um 1901 entstand, von einem eingesperrten Panther, den er im Jardin des Plantes in Paris gesehen hat. Er verleiht dem anmutigen ...

Klappentext:

„Rainer Maria Rilke erzählt in seinem wohl bekanntesten Werk, das um 1901 entstand, von einem eingesperrten Panther, den er im Jardin des Plantes in Paris gesehen hat. Er verleiht dem anmutigen Tier mit seinem Gedicht eine Stimme und versetzt den Leser in die Gefühlswelt der gefangenen Raubkatze: Als sähe man dem Panther mitten ins Herz. Das Gedicht gilt als das berühmteste Dinggedicht überhaupt und ist ein literarischer Genuss für Jung und Alt!

Kombiniert mit Julia Nüschs unglaublich poetischen Bildern erlebt man diese berühmten Verse so berührend wie nie zuvor.“



Ich kann es auswendig und verschmelze jedesmal selbst dabei, wenn ich es mir aufsage: Rilkes „Der Panther“. Dieses Stück ist an Melancholie und Trauer nicht zu überbieten! Keine Frage, die beste Stimme dafür hatte Otto Sander, der im Rilke Projekt alles gegeben hat und ein Flair seines gleichen erzeugt hat. Wie aber diese extrem traurige, nachdenkliche Geschichte dieses Genies in Bilderform verewigen? Julia Nüsch hat es hier mit der besten Art und Weise erledigt, das es nicht nur Kinderherzen berührt, sondern auch den großen Leser. Das Rilke ein Spezialist der Worte war, weiß fast jeder, auch ohne ihn näher zu kennen. Aber diese Geschichte hier so perfekt zu inszenieren ist ein echtes Meisterwerk! Die Geschichte eines Meisters in Kinderaugen sichtbar zu machen ist ein Meilenstein! Die feinen Striche, die Kolorierung, der Ausdruck, die Stimmung….hier stimmt alles und ich konnte nicht anders als Tränen zu vergießen, denn diese Geschichte packt mich immer am empfindlichsten Punkt. Wie gesagt, dies geschickt für kleine Kinderseelen zu verpacken ohne sie zu verschrecken oder zu verängstigen, ist eine echte Bravourleistung! Wenn Kinder hier etwas tiefgründiger lesen und schauen, erkennen sie die Qualen des Panthers und erleben zudem die wunderschönen Worte Rilkes….

Ein Meisterwerk in der Kinderbuch-Szene! 5 von 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 12.08.2021

Vor der Haustür…gibt es so viel zu entdecken

Schnell mal raus! Deutschland, Österreich und Schweiz
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Klappentext:

„Die besten Inspirationen für Aktivurlauber und Outdoorfans: Biking, Hiking, Klettern, Campen und viele Naturerlebnisse an den schönsten Orten zwischen Nordseestrand und Alpenland. Mit Campingplatz- ...

Klappentext:

„Die besten Inspirationen für Aktivurlauber und Outdoorfans: Biking, Hiking, Klettern, Campen und viele Naturerlebnisse an den schönsten Orten zwischen Nordseestrand und Alpenland. Mit Campingplatz- und Ökolodge-Empfehlungen sowie über 200 Reiseziele zum Thema:Hauptsache draußen! Eine Vielfalt an Ideen für kurze und lange Wochenenden in Deutschland, Österreich und der Schweiz verführen zu (R)Auszeiten, damit Körper und Geist wieder durchatmen können.“



Dieses Buch ist ein echter Schatz und strotz nur so vor Möglichkeiten in den drei genannten Ländern. Egal wie sehr uns eine Pandemie einschränkt, hier wird ganz deutlich welche wunderschönen Flecken es in Deutschland, Schweiz oder Österreich gibt, die entdeckt werden wollen, ohne dabei den Flieger oder ein Schiff zu benutzen und den innerlichen Lagekoller zu brechen. Jedes Land wird wahrlich sehr ausführlich und intensiv vorgestellt und dabei wird jede Region extrem detailliert beleuchtet, als Beispiel: Deutschland Nordosten/Nordwesten…Schweiz und Österreich werden wiederum komplett, als Ganzes, beleuchtet, welches aber der Informationsflut keinen Abbruch tut. Neben wunderschönen Bildern, genauen Lagebeschreibungen, Altersangaben, Internetauftritten, Dauer und Co. ist dieses Buch ein echter Schatz für alle Daheim-Reisenden, denn wer hier nichts findet ist selber schuld. Egal ob für einen Wochenendtripp oder eine Reise von mindestens 7 Tagen und mehr, hier findet man mehr Tipps als man je angucken oder erleben kann.

Eine wunderschöne Erkenntnis bildet dieses Buch auch noch zum Schluss: es gibt Ecken in den drei vorgestellten Ländern, von denen man vorher vielleicht noch nie etwas gehört hat, aber feststellt, wie traumhaft schön es hier in unserer näheren Umgebung ist und das Urlaub nicht immer mit einer weiten Entfernung nötig ist.

Ein echtes Lesehighlight welches 5 von 5 Sterne verdient!

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