Profilbild von KristallKind

KristallKind

Lesejury Star
offline

KristallKind ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit KristallKind über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.09.2022

Eine besondere Geschichte

Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit
0

Joe Tournier versteht die Welt nicht mehr: Als er sich ohne Erinnerung im Jahre 1898 am Bahnhof Gare du Roi in Londres wiederfindet, ist England französisch! Hilflos wird er zunächst in eine Klinik eingewiesen, ...

Joe Tournier versteht die Welt nicht mehr: Als er sich ohne Erinnerung im Jahre 1898 am Bahnhof Gare du Roi in Londres wiederfindet, ist England französisch! Hilflos wird er zunächst in eine Klinik eingewiesen, aus der er von Leuten abgeholt wird, die behaupten, seine Familie zu sein. Doch schon bald darauf erhält er eine Postkarte mit dem Abbild eines Leuchtturms einer schottischen Insel. Das Kuriose daran: Die Karte wartete jahrzehntelang darauf zugestellt zu werden! Die Nachricht fordert ihn auf, nach Hause zu kommen, falls er sich erinnern sollte. Als Absender erkennt Joe jedoch nur den Buchstaben M. Umgehend zupft etwas in Joes Gedächtnis und er weiß instinktiv, dass er einen Weg finden muss, um auf diese Insel zu gelangen.

Für mich war dieser Roman mal wieder ein Buchschätzchen aus dem Hause Klett-Cotta. Man ahnte bereits anhand des edlen, passenden Covers, dass diese Geschichte in vielerlei Hinsicht besonders sein könnte, was sich schnell bewahrheitete. Der etwas eigenwillige Erzählstil und die fantastische Handlung verschmolzen spielerisch zu einer Abenteuerreise, die mit so einigen Überraschungen gesät war. Das Buch klebte sozusagen an meinen Händen, bis ich Joes Erlebnisse bis zum letzten Wort verfolgt hatte.

Obwohl mir manche Umstände nicht ausreichend geklärt schienen, begeisterte mich der Ideenreichtum der Autorin und die vorsichtige, leise, aber tiefgehende Liebesromanze, mit der ich in der Art überhaupt nicht gerechnet hatte. Vor allem mochte ich Pulleys Gedankenspielerei mit der Schmetterlingseffekt-Thematik, die so viele Möglichkeiten künftiger Existenzen zugrunde legte, aber auch das unerwartete Piratenflair, welches einen Großteil des Buches durchzog. Allerdings musste ich mich sehr konzentrieren, um den Charakteren in den verschiedenen Zeiten, bzw. Zeitlinien folgen zu können. Doch die Figuren an sich, besonders die Protagonisten, erschlichen sich fast unbemerkt, nach und nach meine volle Sympathie. Besonders Joes und Kites Verlorenheit, die auf verschiedenen Ebenen erkennbar war, lockte mich von Kapitel zu Kapitel, um endlich eine Erklärung für alle meine Fragen zu erhalten, welche jedoch erst gegen Ende restlos klargestellt wurden.

Natasha Pulley konnte mit ihrem Schreibstil viel Unausgesprochenes transportieren. Meiner Meinung nach lebte dieser Roman vor allem von der begleitenden Atmosphäre, die ich stets als gleichzeitig geheimnisvoll nebulös, angespannt und von Wissbegier geprägt empfand. Irgendwann schwang darin sogar eine zurückhaltende, angedeutete Romantik zwischen den Zeilen mit, die sich wunderbar in die Geschichte einfügte. Letztlich konnte ich Joes unerträgliche Erinnerungslücken und emotionale Zerrissenheit so sehr verstehen!

Ich wünsche mir mehr Geschichten dieser Art! „Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit“ hat mich wirklich beeindruckt und ist definitiv ein Highlight meines Lesejahres. Daher bin ich jetzt schon sehr gespannt auf die nächste Buchidee der Autorin.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.09.2022

Einnehmender Schreibstil

Das siebte Mädchen
0

Die Psychologin Chloe hat ein Geheimnis. Als sie zwölf Jahre alt war, wurde ihr Vater als Serienmörder verurteilt und schmort seitdem im Gefängnis. Doch nun, fast auf den Tag genau zwanzig Jahre später, ...

Die Psychologin Chloe hat ein Geheimnis. Als sie zwölf Jahre alt war, wurde ihr Vater als Serienmörder verurteilt und schmort seitdem im Gefängnis. Doch nun, fast auf den Tag genau zwanzig Jahre später, scheint die Mordserie weiterzugehen, wobei der Killer seine Opfer auf die eine oder andere Weise mit Chloe in Beziehung bringt.

Diesen Thriller konnte ich nicht aus den Händen legen. Die Handlung war so spannend aufgebaut, dass ich meine Mutmaßung, wer wohl dieser irre Killer sein mochte, mehrmals verwarf, bis ich am Ende mit fast allem rechnete. Das etwas mystische Flair Louisianas, welches immer leicht im Hintergrund durchschimmerte, war für diese Geschichte meiner Meinung nach perfekt gewählt. Der Grusel-Faktor wurde damit unbewusst verstärkt, in dieser undurchschaubaren Szenerie hielt man plötzlich alles für möglich.

Mit der Protagonistin Chloe war ich allerdings nicht das ganze Buch über im Reinen. Trotz ihres Familienhintergrundes und ihren Erlebnissen konnte ich manchmal ihre Reaktionen und Handlungen überhaupt nicht nachvollziehen. Diese Momente waren mir dann einen Hauch zu realitätsfremd, durchdrungen mit völlig unangebrachter Verwegenheit. Trotzdem packte die Autorin Chloes Gedanken und die teilweise Aufarbeitung ihres Traumas sensibel an, was für mich ein unerwarteter Bonus war und dem Schreibstil damit eine besondere Note verlieh.

Das Ende gestaltete sich nicht unbedingt in der Art, wie ich es mir vorgestellt hatte. Es ließ mich zwar zufrieden, aber etwas gedankenverloren zurück und sorgte so dafür, dass mir das Buch wahrscheinlich in Erinnerung bleiben wird.

Letztlich kann ich „Das siebte Mädchen“ als Thriller unbedingt empfehlen. Wendungsreiche Handlung, spannend erzählt, mit überraschenden Aufdeckungen und interessanten Charakteren. Für mich ein Pageturner! / 4,5 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.09.2022

Gefiel mir sogar besser als Band 1

Catching up with the Carters - In your words
0

Hadrian Carter ist seit seiner Kindheit in einer Reality-TV-Show zu sehen. Seine Mutter setzt ihn deswegen allerdings unaufhörlich unter Druck, unter dem er mehr und mehr zu zerbrechen droht. Eines Tages ...

Hadrian Carter ist seit seiner Kindheit in einer Reality-TV-Show zu sehen. Seine Mutter setzt ihn deswegen allerdings unaufhörlich unter Druck, unter dem er mehr und mehr zu zerbrechen droht. Eines Tages hilft nur noch der Ausstieg: Er haut ab, taucht unter, wie einst seine Schwester Aphrodite. Leider nimmt die junge Journalistin Alice seine Flucht zum Anlass ihre eigene Karriere voranzutreiben und beginnt ihn zu suchen. Alice teilt ihre Suche sogar öffentlich über Social-Media und bezieht ihre Follower mit ein. Doch als Hadrian damit beginnt der jungen Journalistin unter falschem Namen Nachrichten zu schreiben, nimmt die Situation einen anderen Lauf. Es fängt an zu knistern. Doch kann Hadrian Alice wirklich vertrauen?

Nach Aphrodite Carters Geschichte aus Band 1 der Reihe, war ich überaus neugierig, wie sich ihr Bruder Hadrian auf seiner Flucht aus den Fängen seiner Mutter und den Medien schlagen würde. Und ich wurde nicht enttäuscht, mir gefiel dieser zweite Band von der Idee her sogar noch besser. Vor allem, weil hier die Machenschaften des Carter-Familienoberhauptes nur wenig in Szene gesetzt wurden.

Hadrian war mir schnell unglaublich sympathisch. Er wirkte überaus authentisch und in Anbetracht seines Promi-Status überraschend freundlich und aufmerksam. Ein Mensch zum Gernhaben. Was ich allerdings nicht ganz glauben konnte, war seine absolute Knappheit an finanziellen Mitteln. Dass er immer nur ein Taschengeld von seiner Mutter erhalten und er sich nie darüber Gedanken gemacht haben soll, finde ich total unrealistisch und hat mich auch sehr gestört. Mit Alice wurde ich dagegen bis zum Ende hin nicht so recht warm. Irgendwie hatte ich Schwierigkeiten, diese Figur in meiner Fantasie aufleben zu lassen. Darüber hinaus war mir Alices Persönlichkeit zu kühl und ihre angestrebte berufliche Entwicklung zu starr fixiert. Später verspielte sie mit ihrer Entscheidung kein Gespräch mit Hadrian über ihr beruflich-privates Dilemma zu suchen, bei mir endgültig einen Großteil ihrer Sympathiepunkte. Trotzdem war für mich eine Verbindung zwischen den Protagonisten deutlich spürbar, die mich im Laufe der Handlung immer mal wieder bewegte.

Ich mochte die Spannung, die sich durch die Unterschiede zwischen Alice und Hadrian entwickelte und dabei verschiedene Bereiche berührte. Die anfängliche Kommunikation der beiden hatte etwas Romantisches, Aufregendes: Der unbekannte Prinz verliebt sich in ein einfaches Mädchen. Glücklicherweise verzichtete die Autorin auf kitschige oder überdramatische Szenen, während sie zwei verletzliche junge Menschen zeigte, die beide Wege in ihre Freiheit suchten und sich gegenseitig respektierten. Auch die Traumata, welche die Protagonisten mit sich schleppten, fand ich auf angemessen ernste und nachdenkliche Weise vermittelt, ohne in eine beklemmende Atmosphäre zu fallen. Meiner Meinung nach hat Fam Schaper mit ihrem Schreibstil so den perfekten Ton für diese Geschichte getroffen.

„Catching up with the Carters – In your words“ ist mehr als ein Roman über Promi-Klatsch und Social-Media Accounts. Er schaut hinter diese Fassaden und beschäftigt sich mit Ängsten und Nöten, aber auch mit der bezaubernden Energie der Liebe, die keine Konventionen kennt. Ich freue mich schon auf Band 3! / 4,5 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.08.2022

Für mich ein Fehlgriff

Fast bis zum Nordkap
0

Beas Leben scheint perfekt. Mit ihrem Job in einer bekannten Werbeagentur mit Aussicht auf Beförderung, ihrer tollen Wohnung und einem attraktiven Freund, kann sie sich eigentlich nicht beklagen. Aber ...

Beas Leben scheint perfekt. Mit ihrem Job in einer bekannten Werbeagentur mit Aussicht auf Beförderung, ihrer tollen Wohnung und einem attraktiven Freund, kann sie sich eigentlich nicht beklagen. Aber vielleicht fühlt sie sich gerade deswegen ausgebrannt! Plötzlich weiß Bea, dass es so nicht weitergehen kann. Kurzentschlossen mietet sie sich einen alten Bulli und reist alleine nach Skandinavien. Allerdings muss sie ihre Fahrt unerwartet in einem verschlafenen Nest unterbrechen, weil ihr Gefährt den Geist aufgibt. Kaum angekommen, lernt sie den Tischler Per kennen, der so ganz anders ist und ihr Interesse weckt.

Ehrlich gesagt habe ich mich durch die Geschichte zwingen müssen. Obwohl ich die Leseprobe mochte, zeigte sich im Laufe der Handlung mit dem wundervollen Handlungsschauplatz, dass der Roman für mich ein Fehlgriff war. Die Idee fand ich sehr süß, doch der Umsetzung und dem Schreibstil fehlten meiner Meinung nach deutlich die Feinheiten. Ich meine damit die Zwischentöne, die sich von alleine durch eine gewisse Atmosphäre in eine Erzählung einbinden. Mir fehlte sehr oft eine gefühlte Verbindung zwischen den Sätzen, was sich wie abgehackt las und mich beim Lesen irritierte.

Beas Integration in die Gemeinschaft des Ortes und die gefühlt enge Verbindung mit Per, ging viel zu schnell und wirkte sehr konstruiert. Es stellte sich nämlich bei mir umgehend ein „Heile-Welt-Gefühl“ ein, das mir leider zu kitschig war. So plätscherte die Geschichte vor sich hin, wobei ich Beas Entscheidung wieder mit ihrem Freund nach Hamburg zu fahren, dann überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Im Grunde kann ich sowieso wenig über die Protagonisten sagen, man erfährt wirklich nur das Nötigste. Mir waren sie einfach zu flach gezeichnet.

Letztlich denke ich, dass ich zukünftig auf weitere Romane aus der Feder von Judith Pinnow verzichten werde. Ihr Schreibstil ist einfach nicht nach meinem Geschmack. Allerdings wünsche ich allen Fans der Autorin viel Freude mit ihren Geschichten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.08.2022

Turbulent und etwas schräg

Herz sucht Zuhause
0

Die hilfsbereite Charly sieht ihrer Freundin Mia unheimlich ähnlich. Doch von Mias Selbstsicherheit könnte sich Charly noch eine Portion abschneiden! Als Mia Charly bittet, sich während ihres Urlaubs um ...

Die hilfsbereite Charly sieht ihrer Freundin Mia unheimlich ähnlich. Doch von Mias Selbstsicherheit könnte sich Charly noch eine Portion abschneiden! Als Mia Charly bittet, sich während ihres Urlaubs um ein paar wichtige Dinge für sie zu kümmern, wird es schräg: Charly wird mit Mia verwechselt und kann nun zwangsläufig in das Leben ihrer Freundin schnuppern. Das Abenteuer endet jedoch, als sie den Stuntman Sebastian kennenlernt. Denn echte Gefühle und ein geborgtes Leben passen einfach nicht zusammen. Oder doch?

Ich lese für mein Leben gerne Liebesromane. Als ich das neue Buch von Kristina Moninger entdeckte, welches mit einem lebensfrohen Cover und stimmungsvollem Titel lockte, wusste ich sofort, womit ich meinen Lesehunger in den sommerlichen Abendstunden stillen würde.

Die Idee der Verwechslungsgeschichte gefiel mir sehr, denn trotz einiger nicht unbedingt glaubwürdiger Situationen konnte ich Charlys Abenteuer erstaunlicherweise ohne Skepsis annehmen. Natürlich ist die Grundidee der Verwechslung nicht neu, auf mich wirkte der Roman jedoch ganz und gar nicht abgedroschen, weil sich in erster Linie die Handlung und die Figuren nicht überdreht, sondern eher zurückhaltend zeigten.

Die Autorin erzählt mit viel Gefühl, zeigt auch die sensiblen Seiten ihrer Figuren und rettet diese mit Aufrichtigkeit und Verantwortungsgefühl aus brenzligen Situationen. Ich mochte die teils überraschenden Seiten der Protagonisten, welche mich manchmal wütend oder traurig machten, andererseits aber auch zum Lachen brachten. Vor allem Charlys Kollegin Geli hat mich begeistert. Diese Frau war Energie pur und so dermaßen sympathisch und lustig, dass ich mir wünschte, ebenfalls eine Geli im Kollegenkreis zu haben.

Charly war mir allerdings etwas zu unterwürfig, doch im Grunde wirkte sie sehr warmherzig und sympathisch auf mich. Ihr Charakter passte überaus gut zu Sebastian, dessen Attraktivität glücklicherweise nicht überbetont wurde. Hier war deutlich ein Mensch hinter den Muskeln zu erkennen, dessen Zurückhaltung mir absolut willkommen war. Es war schön mitzuerleben, wie die beiden in ihrer Kennenlernphase glaubhafte Schritte unternahmen und sich aus ihren Schneckenhäusern wagten. Mia mochte ich dagegen nicht so recht. Sie benutzte und belog ihre Freundin schonungslos, was mich ziemlich schockierte. Interessant fand ich dann aber den etwas mysteriösen Aspekt, ein Krimi-Feeling, welches sich hinsichtlich Mias geheimnisvoller Abwesenheit durch das Buch hindurch zog.

Kristina Moningers Schreibstil ließ sich angenehm lesen, weil er meiner Meinung nach wunderbar lebensecht war. Flotte Dialoge und charmante Wortgefechte brachten mich regelmäßig zum Schmunzeln, wobei aber auch der Wechsel in die Ernsthaftigkeit für die Autorin überhaupt kein Problem zu sein schien.

Die eingeschobenen Kapitel aus Charlys Notizbuch waren allerdings überhaupt nicht meins. Ich fand diese Seiten unnötig, teils zu bemüht witzig und ehrlich gesagt etwas kindisch. Auch die Absätze, in denen sich Charly ihre jeweils aktuelle Lebenssituation als Klappentext vorstellte, verbuchte ich für mich in diese Kategorie. Vor allem, weil mir die Idee dieser Einschübe aus einem Hollywood-Blockbuster bekannt vorkam, dort waren es allerdings keine Klappentexte, sondern Filmtrailer.

Insgesamt hat mich „Herz sucht Zuhause“ gut unterhalten. Hier war von allem etwas dabei: Liebe, Action, Humor und eine Prise Krimi-Feeling. Perfekt, um die Laune zu heben!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere