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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.06.2022

Ganz schön frech

Wie man sich einen Lord angelt
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Was tut man nicht alles für die Familie! Nach dem Tod ihres Vaters fühlt sich die junge Kitty Talbot für ihre Geschwister und das Landgut der Familie verantwortlich. Um ihr Einkommen zu sichern muss sie ...

Was tut man nicht alles für die Familie! Nach dem Tod ihres Vaters fühlt sich die junge Kitty Talbot für ihre Geschwister und das Landgut der Familie verantwortlich. Um ihr Einkommen zu sichern muss sie nun heiraten. Als Mr. Linfield jedoch unerwartet ihre Verlobung löst, erwacht Kittys Kampfgeist. Kurzerhand fährt sie nach London zu ihrer Tante und setzt dort ihr ganzes Geschick ein, um einen geeigneten Heiratskandidaten zu finden.

Entschlossen, zielgerichtet und klug. Das ist Kitty Talbot, die mir als Protagonistin bestimmt in Erinnerung bleiben wird! Meine Wahrnehmung für diese Figur hat im Laufe des Romans eine bemerkenswerte Entwicklung erlebt. Anfangs war mir Kitty nämlich viel zu berechnend und gerissen, später fand ich sie eindrucksvoll raffiniert und nervtötend, und zum Ende hin hatte ich sie ins Herz geschlossen. Ihre Ideen und Strategien, um einen Mann für sich zu gewinnen, empörten und amüsierten mich zugleich. Kein Wunder, dass dieser Charakter den überwiegenden Teil der Handlung einnahm. Kitty als stark zu bezeichnen, wäre wohl noch untertrieben.

Glücklicherweise wurden der Protagonistin ansprechende Nebenfiguren zur Seite gestellt, die zwar einen etwas leiseren, aber dennoch einflussreichen Stand in der Handlung hatten. Ich mochte alle, vor allem die etwas schrulligen, welche Kittys Dynamik ständig in Gang hielten.

Auf amüsante Art und Weise zeigte die Autorin aber auch die problematische Seite des Frau-Seins in der gehobenen Gesellschaft der damaligen Zeit. Anfangs fand ich dieses Thema sehr oberflächlich, doch später konnte ich die Not der Protagonistin sogar verstehen. Umso mehr freute mich die ehrliche, zarte Bande, die sich zwischen Kitty und James einschlich, womit sie unterbewusst auch die starre Förmlichkeit der Adelsgesellschaft durchbrachen.

Mit „Wie man sich einen Lord angelt“ hatte ich eine sehr unterhaltsame Lesezeit. Eine freche Geschichte, in liebenswerter Atmosphäre und mit herzerwärmenden Entwicklungen, die ich gerne und guten Gewissens weiterempfehle.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.06.2022

Viel schlechte Stimmung

Wir am Meer
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Ein Sommerurlaub in den Hamptons mit Freunden und attraktivem Bestsellerautor. Wer möchte das nicht? Darum ist Anna auch so aufgeregt. Sie wurde nämlich samt Familie und Freunden von Kilian Brand in ein ...

Ein Sommerurlaub in den Hamptons mit Freunden und attraktivem Bestsellerautor. Wer möchte das nicht? Darum ist Anna auch so aufgeregt. Sie wurde nämlich samt Familie und Freunden von Kilian Brand in ein Strandhaus eingeladen. Seit Jahren vergöttert sie den Schriftsteller, der sich über die Gründe der Einladung aber ausschweigt. Kaum in den Hamptons angekommen, beginnt es in der Urlaubstruppe turbulent zu werden, wobei Anna kaum den Blick von Kilian wenden kann.

Leider konnte ich dem Buch wenig abgewinnen. Vor allem störte mich die durchweg depressive, mürrische bzw. schuldbehaftete Stimmung, die immer unterschwellig mitschwang. Ein krasser Gegensatz zu Cover und Klappentext, die mir eine freundlich-freche Liebesgeschichte versprachen!

Für mich trat die Liebesgeschichte zugunsten von (familiären) Streitigkeiten deutlich in den Hintergrund, wobei ich die Gefühle der Protagonisten füreinander sowieso nicht wirklich nachspüren konnte. Die beiden wirkten auf mich manchmal eher wie Vater und Kind, und in der übrigen Zeit konnte ich die Beziehung der beiden nicht richtig erfassen. Ebenso wie die Figuren selbst, denn für meine Begriffe wurden die Persönlichkeiten von Anna und Kilian nicht ausreichend ausgefüllt.

Vor allem die Szenen, die Anna betrafen, las ich nicht gerne. Ihr ständiges Gedanken-Geplapper mit viel zu bemühtem Witz, nervte und langweilte mich schon recht früh in der Geschichte. Ich wunderte mich oft über ihr kindisches Verhalten, das für mich den gefühlten Altersunterschied zwischen ihr und Kilian zusätzlich vergrößerte. Bis zuletzt wirkten die beiden auf mich in keinster Weise harmonisch.

Fröhlich war die Urlaubsgemeinschaft in diesem tollen Strandhaus selten. Zumindest nahm ich das so wahr. Ständige Kontrolle, Gezänk und Grenzüberschreitungen waren an der Tagesordnung, was ich – auch nach der Leseprobe – niemals erwartet hätte.

Letztlich fühlte ich mich nicht wirklich zufrieden, bzw. aufgeklärt. Das emotionsgeladene Durcheinander in Verstrickungen war mir zu viel, wobei ich Momente hatte, in denen ich im Hinblick auf das Verhalten und die Reaktionen der Figuren nicht mehr durchblickte. Auch eine Aussprache der Charaktere am Ende machte die Sache für mich nicht rund.

Ich muss der Autorin aber trotzdem zugute halten, dass sie die Charakterzüge der Figuren schön zur Geltung gebracht hat. Man muss die Art Geschichte eben mögen.

Im Großen und Ganzen hat mich der Roman ziemlich deprimiert. Daher empfehle ich das Buch auch nur bedingt weiter. Wenn man Streitereien turbulent und lustig findet, liegt man mit diesem Buch richtig.

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  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
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  • Gefühl
Veröffentlicht am 06.06.2022

Fantastisch

Up to Date – Drei Dates machen noch keine Liebe – oder doch?
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Siobhan, Miranda und Jane kennen sich nicht. Doch sie haben eines gemeinsam: Alle treffen sich am Valentinstag mit Joseph Carter! Doch dieser taucht bei keiner Verabredung auf. Jede für sich hat jetzt ...

Siobhan, Miranda und Jane kennen sich nicht. Doch sie haben eines gemeinsam: Alle treffen sich am Valentinstag mit Joseph Carter! Doch dieser taucht bei keiner Verabredung auf. Jede für sich hat jetzt natürlich Fragen an den Angebeteten. Aber der benimmt sich seltsam. Was ist bloß mit Joseph los?

Mit dieser Geschichte hat sich die Autorin in mein Leserherz geschlichen! Ihre außergewöhnliche Idee hat mich positiv überrascht, denn ich hatte eine völlig andere Vorstellung von diesem Roman. Hinsichtlich des Covers und des Buchteasers erwartete ich eigentlich eine freche, amüsante Liebesgeschichte, die ich in der Form zwar nicht bekam, darüber allerdings überhaupt nicht unglücklich war.

Schnell stellte mich die Erzählung vor viele Rätsel, wobei es vor allem der Protagonist Joseph in sich hatte. Ich mochte ihn, konnte seinen Charakter aber schlecht einordnen, weil sein Verhalten so unsinnig schien, vor allem in Bezug auf die drei Protagonistinnen. Im Nachhinein ein echter Clou der Autorin!

Die weiblichen Hauptfiguren Siobhan, Miranda und Jane fand ich unheimlich interessant. Sie waren so verschieden und auf unspektakuläre Weise besonders, wobei jede von ihnen ausgiebig betrachtet wurde. Tatsächlich rückte Joseph meiner Meinung nach phasenweise in den Hintergrund und ließ seinen Damen den Vortritt. In deren Geschichten versteckten sich viele Entwicklungen und Erkenntnisse, aber auch romantische Momente, was mir in Kombination sehr gut gefiel.

Ein weiterer Pluspunkt war für mich die Atmosphäre. Für mich schwang im Hintergrund stets ein wenig mysteriöse Stimmung mit, zusätzlich zu den sensibel dargestellten Lebenssituationen und Gefühlen der Protagonisten. Dabei wirkte die Geschichte nie überladen oder überdramatisiert, sondern natürlich und sehr persönlich.

Die Auflösung des Rätsels um Joseph entpuppte sich als das Sahnestück des Romans. Mit diesem Finale hatte ich so nicht gerechnet, und als alle Puzzlestücke an ihren Platz fielen, war ich ziemlich sprachlos. Ich habe mir auch das ein oder andere Tränchen verdrückt. An diesen Roman werde ich mich wohl noch lange erinnern.

Wundervolle Charaktere, bedeutsame Lebensphasen und ein Rätsel, das mich nicht loslassen wollte, beförderten „Up to Date“ zu einem Highlight meines Lesejahres. Empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 04.06.2022

Ist nicht mehr mein Genre

A Touch of Darkness
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Persephone ist die Tochter der Demeter und somit die Göttin des Frühlings. Sie lebt versteckt unter den Sterblichen, besucht ein College und arbeitet bei einer Zeitung. Da sich ihre Magie bisher noch nicht ...

Persephone ist die Tochter der Demeter und somit die Göttin des Frühlings. Sie lebt versteckt unter den Sterblichen, besucht ein College und arbeitet bei einer Zeitung. Da sich ihre Magie bisher noch nicht gezeigt hat, denkt Persephone sich nichts dabei, als sie einen angesagten Nachtclub besucht. Allerdings wird sie dort als das was sie ist erkannt, und trifft zudem auf den charismatischen Hades – den Herrn der Unterwelt. Eine verlorene Wette zwingt sie nun dazu in seinem Reich Leben zu erschaffen, was ihr anfangs überhaupt nicht gefällt. Doch dabei lernt sie den Gott nach und nach näher kennen und entwickelt eine gewisse Zuneigung zu ihm.

Dieses Buch hat mich vor allem wegen des Bezugs zur griechischen Mythologie angesprochen. Mir gefiel die Idee einer fantastischen Version vom Leben der Götter in einer fiktiven neuen Welt. Grundsätzlich ist dies der Autorin auch sehr gut gelungen. Den Status der Olympier und deren Unternehmungen inmitten der Menschen fand ich nämlich gar nicht so abwegig, lediglich an die Beschreibung ihrer ursprünglichen Gestalten konnte ich mich bis zum Ende hin nicht gewöhnen.

Die Entwicklung der Protagonistin gefiel mir im Nachhinein sehr gut. Allerdings nervte sie mich ab und an mit ihrem Verhalten, was allerdings nur phasenweise auftrat. Persephones Zielstrebigkeit, Freundlichkeit und Ehrgefühl hoben sie im Laufe der Handlung schrittweise auf die nächste Stufe ihrer Persönlichkeit. Gleichzeitig schob das Schicksal sie in die Hände eines machtvollen Gottes. Wer würde dabei nicht ein wenig ausflippen?

Auch der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen. Sie stellte die Licht- und Schattenseiten der Figuren lebendig dar und half mir damit eine eigene Meinung über deren Wesensart zu bilden.

Mein Eindruck dieser Erzählung wurde allerdings durch die viel zu umfangreichen, seelenlosen und für mein Empfinden aggressiven Sexszenen empfindlich gestört. Ich habe nichts gegen ein wenig Bettgeflüster, aber bitte in Maßen! Mir ist die detaillierte Erotik mittlerweile zuwider, ich lese sie auch nicht mehr. Ich habe zudem den Eindruck, dass damit die Geschichte nicht ergänzt, sondern ein Schwerpunkt gesetzt wurde, den die Handlung überhaupt nicht gebraucht hätte. Schade drum.

„A Touch of Darkness“ hat mir hinsichtlich der Grundidee sehr gut gefallen. Entwicklungsfähige Charaktere sind ebenfalls mit am Start, doch es wird hier wie so oft viel zu viel sexualisiert. Aus diesem Grund gebe ich keine klare Leseempfehlung. Möge sich jeder selbst ein Bild von der Geschichte machen.

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Veröffentlicht am 30.05.2022

Pausenlose Überraschungen

Schlaflos auf Sylt
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Merle wird 50 und möchte ihren Jahrestag unbehelligt und ruhig verbringen. Dafür leistet sie sich einen Urlaub auf Sylt und plant dort einen schönen Abend in der Sansibar. Doch es kommt anders, denn ihre ...

Merle wird 50 und möchte ihren Jahrestag unbehelligt und ruhig verbringen. Dafür leistet sie sich einen Urlaub auf Sylt und plant dort einen schönen Abend in der Sansibar. Doch es kommt anders, denn ihre Schwestern organisieren eine Überraschungsparty! Und zu Merles Entsetzen erscheinen Menschen aus ihrer Vergangenheit auf der Bildfläche, die sie nie und nimmer erwartet hätte!

Das Wort „Eskalation“ wurde wahrscheinlich für dieses Buch erfunden! Auf Merles Feier gaben sich nämlich abenteuerlich-schräge Momente die Hand. Die Autorin leistete hier fantastische Arbeit, denn die Fülle an filmreif peinlichen, absurden, nervigen, aber auch sensiblen Momenten war meiner Meinung nach nur schwer zu toppen. Unweigerlich feierte und leidete ich mit der Protagonistin mit und war fassungslos über das bestellte Durcheinander des Abends. Es war einfach nur urkomisch!

Die Figuren zeigten sich mir allesamt liebenswert, so verschieden und speziell sie auch waren. Allen voran Merle, mit der man sich identifizieren konnte und die so viele Überraschungen in wenigen Stunden verkraften musste. Durch ihren Blick über die Gäste und deren Verhalten erfuhr man warmherzig-humoristisch ein wenig über alle möglichen Phasen des Älterwerdens, aber auch so manche sensible Reflexion der Vergangenheit.

Außerdem hatte ich selten so viele Lieblingszitate in einem Buch. Vielleicht lag es an den zum Schießen komischen Vergleichen, welche die Autorin zog. Jedenfalls spürte man, dass sie aus aus dem Herzen heraus schrieb, stets mit einem Augenzwinkern und positivem Schwung.

„Schlaflos auf Sylt“ ist ein sehr lebendiges Buch. Hier geht es richtig rund und keine Peinlichkeit wird ausgelassen. Wer ein spaßiges Lesevergnügen mit liebevoller Aufarbeitung der Vergangenheit sucht, ist hier goldrichtig. Empfehlenswert!

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