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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.10.2021

Recht gelungener Start der Buchreihe

Kant und der sechste Winter
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Hauptkommissar Kant wird am Weihnachtsabend zu einem Tatort in München gerufen. Dort liegt ein Mann tot auf vereister Fahrbahn. Zeugen berichten, dass der Tote angefahren und später vom Unfallverursacher ...

Hauptkommissar Kant wird am Weihnachtsabend zu einem Tatort in München gerufen. Dort liegt ein Mann tot auf vereister Fahrbahn. Zeugen berichten, dass der Tote angefahren und später vom Unfallverursacher erwürgt wurde. Die Ermittlungen führen Kants Team in ein Dorf am Ammersee, wo sich so einiges als seltsam erweist. Die verschlossenen Einwohner scheinen etwas zu wissen, doch niemand redet darüber. Keine einfache Situation für den Hauptkommissar, der parallel dazu versucht sein Privatleben auf die Reihe zu bekommen.

Ich habe einige Kapitel gebraucht, um mich auf diesen Kriminalroman einzulassen. Kommissar Kant und auch sein Team blieben mir lange fremd, wobei die Betitelungen, bzw. die Namen für die Figuren nicht gerade hilfreich waren. Die Charaktere der mehrköpfigen Ermittlertruppe wurden einmal mit Nachnamen, ein andermal mit Vornamen angesprochen, was mich stellenweise verwirrte. Kant selbst hätte ich gerne besser kennengelernt, denn als Hauptfigur war mir dieser Charakter zu zurückhaltend, bzw. zu nebulös. Er war mir nicht unsympathisch, aber gefühlt hätte man ihn auch weglassen können. Er erschien mir nicht als Macher, seine Rolle füllte er meines Erachtens nicht ganz aus. Auch das ermittlerische Zusammenspiel des Teams hätte deutlicher sein können. Trotzdem mochte ich die verschiedenen Figuren mit ihren persönlichen Problemen, die durchaus authentisch wirkten. Dies war sicher auch zum Teil dem anschaulichen, lässigen Schreibstil geschuldet, der Natürlichkeit in die dramatische Thematik brachte.

Den Fall an sich fand ich nicht so spektakulär, wie im Buchteaser angekündigt, aber trotzdem spannend. Den Täter hatte ich bis zur Aufdeckung nicht auf dem Schirm. Die Handlung zeigte sich mir jedoch authentisch, ebenso der gnadenlose und zielgerichtete Weg des Mörders. Besonders hat mir allerdings die sensibel behandelte, tragische Lebensgeschichte Melanies gefallen, die in dieser Geschichte Täterin und Opfer zugleich war. Die Orientierungslosigkeit und die Schuldgefühle, die diese junge Frau mit sich trug, wurden sehr gut herausgearbeitet.

„Kant und der sechste Winter“ war für mich ein spannender Auftakt zur Krimireihe. Ich hoffe, der Autor nimmt sich künftig dem Protagonisten etwas mehr an und gibt ihm eine aussagekräftigere Gestalt. Ich denke es lohnt sich, diese Krimireihe weiter zu verfolgen. / 3,5 Sterne

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Veröffentlicht am 07.10.2021

Hier stimmte alles!

Das Haus der Düfte
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Die junge Anouk zieht nach dem zweiten Weltkrieg mit ihrer Mutter Isabell nach Paris, um dort eine Apotheke zu übernehmen. Mit ihrem angeborenen außergewöhnlichen Geruchssinn steht aber schon jetzt für ...

Die junge Anouk zieht nach dem zweiten Weltkrieg mit ihrer Mutter Isabell nach Paris, um dort eine Apotheke zu übernehmen. Mit ihrem angeborenen außergewöhnlichen Geruchssinn steht aber schon jetzt für Anouk fest, dass sie später einmal Parfümeurin werden möchte. Jahre später stellt sie sich dann vergeblich in verschiedenen Parfümhäusern der Stadt vor, um ihren Traum zu verwirklichen. Doch eines Tages betritt Stéphane, dessen Familie eine bekannte Duftmanufaktur im südfranzösischen Grasse besitzt, die Apotheke. Recht schnell erkennt er das Talent der jungen Frau und bietet ihr eine berufliche Chance im Familienbetrieb an. Anouk ahnt nicht, dass sie sich bald inmitten in einer Fehde zwischen den alteingesessenen Familien Girard und Bonnet befinden wird.

„Das Haus der Düfte“ entpuppte sich als wahres Buchschätzchen. Vom edel gestalteten Cover über die Idee bis hin zu den Figuren stimmte einfach alles! Ich hatte eindrucksvolle Lesestunden und viel Freude dabei.

Für mich bestach die Geschichte vor allem durch die wunderbare Protagonistin, die zurecht der Dreh- und Angelpunkt vieler schicksalhafter Beziehungen innerhalb einer generationenübergreifenden Familienfehde war. Anouk zeigte sich meist angenehm zurückhaltend, freundlich und wertschätzend, aber auch überaus willensstark, auf eine leise Art und Weise, die ich sehr bewunderte.
Außerdem war ich von der Beschreibung der Düfte, der Duftkompositionen und der damit verbundenen Arbeit positiv überrascht. Meine durch Patrick Süßkinds Roman eher düstere Assoziation mit der Parfümstadt Grasse und dem Beruf des Parfümeurs, wurde mit dieser Geschichte glücklicherweise wieder ins Licht gerückt. Pauline Lambert hat Anouks Welt der Düfte ausgezeichnet detailliert und mit viel Feingefühl beschrieben, ohne ausschweifend oder kitschig zu werden. Tatsächlich wurde mir nun erst klar, welche Kunst hinter jeder Duftkreation steckt.

Auch die Figuren wurden sehr gut ausgearbeitet. Jeder Charakter ergab mit seinen Eigenheiten ein Bild für mich, hineinspüren inklusive, was mich so manche Entscheidungen oder Lebensentwürfe verstehen ließ. Auch die fragwürdigsten Handlungen, die Ecken und Kanten jedes einzelnen, machten somit auf die eine oder andere Weise Sinn.

Die Aufarbeitung des Bruchs zwischen den Familien Girard und Bonnet fand ich geschickt arrangiert. Vor allem die Rolle Anouks als Bindeglied oder Puffer, bzw. als Anker der Versöhnung, wurde zwar gezeigt, aber nicht in den Vordergrund gedrängt. Eine schöne Balance, die durch das äußerst kluge Verhalten der Protagonistin, gewahrt wurde. Allerdings war mir Anouks Familiengeheimnis dann doch ein wenig zu viel an Zufall. Es passte zwar vollkommen in das Geschehen, erschien mir dann aber fast schon zu konstruiert.

Das Ende dieses Romans überraschte mich, da ich auf diesen Ausgang nicht wirklich gefasst war. Aber genau dieser Punkt veranlasste mich noch einmal zu einer Rückschau, wobei ich meine unterschiedlichen Gedanken und Gefühle zu dieser Geschichte sortieren konnte. Letztlich war es für mich ein perfekt unperfekter Schluss, der das Buch nachhaltig in mein Leserherz schloss.

„Das Haus der Düfte“ hat in vielen Aspekten Eindruck auf mich gemacht. Für mich ist es eines der schönsten Bücher meines Lesejahres.

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Veröffentlicht am 26.09.2021

Bitte mehr davon!

Du hast mir gerade noch gefehlt
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Seit der Schulzeit sind Eve, Ed, Justin und Susie dicke Freunde. Zwanzig Jahre später sind die vier immer noch unzertrennlich und Eve immer noch heimlich in Ed verliebt. Doch an dem Abend, als Eds Freundin ...

Seit der Schulzeit sind Eve, Ed, Justin und Susie dicke Freunde. Zwanzig Jahre später sind die vier immer noch unzertrennlich und Eve immer noch heimlich in Ed verliebt. Doch an dem Abend, als Eds Freundin Hester ihm einen Heiratsantrag macht, überschlagen sich die Ereignisse und der Wind steht auf Veränderung.

„Du hast mir gerade noch gefehlt“ ist seit langem mal wieder ein Buch, welches ich am liebsten mehrmals lesen möchte. Mhairi McFarlane brachte absolut authentische Figuren sowie aus dem Leben gegriffene Situationen und verpackte das Ganze mit einer Riesenportion Humor, der genau mein Fall war. Die Gedanken und die Selbstreflexion der Protagonistin Eve empfand ich als derart echt, dass mich so manche Situationskomik oder Tragik in jeglicher Hinsicht fast umhaute. Unerwartet fand ich dazwischen immer wieder außerordentlich kluge Sätze, bzw. Aussagen, die wie ein Stich ins Bewusstsein gingen und mich nachdenklich werden ließen – in positiver Hinsicht. Faszinierend, welches Sammelsurium an Gefühlen sich in dieser charmanten Geschichte bei mir zeigte. Wie oft wollte ich der Protagonistin am liebsten zurufen: „Ja, ja! Genau so ist es!“, oder auch genau das Gegenteil. Ach, ich liebe den Schreibstil der Autorin.

Sehr gefallen hat mir die enge Freundschaft zwischen den Figuren. Egal, was sie durchmachen mussten, sie konnten ihre Freundschaft letztlich immer retten. Es war schön zu beobachten, dass sich diese Clique gemeinsam entwickelte, aber auch gleichzeitig jede Persönlichkeit für sich.
Außerdem fand ich die im Roman angeschnittenen, teils schwierigen Themen mutig, aber gut gewählt. Die daraus resultierenden Herausforderungen, mit denen sich Eve auseinandersetzten musste, drängten auf Lösungen, und man konnte spüren, wie es in der Protagonistin arbeitete, auch ohne aufwändige Erklärung durch die Autorin.

Das Aussehen der Figur Eve konnte ich jedoch bis zuletzt nicht so richtig erfassen. Mein Bild von ihr war mir nicht so klar vor Augen, was mich stellenweise etwas irritierte. Irritiert hat mich allerdings auch der Schluss der Geschichte, weil dieser für mich etwas zu kitschig daherkam und irgendwie nicht so recht zu passen schien. Aber was ist schon perfekt?

Diesen Roman muss man einfach lesen! Authentisch, klug, witzig, direkt und trotzdem so unfassbar einfühlsam. Ich wünsche mir hier sogar eine Verfilmung.

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Veröffentlicht am 22.09.2021

Außergewöhnliche Idee

Imperator
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Rom. Ein paar Verrückte glauben, sie wären die Reinkarnation verschiedener römischer Kaiser. Doch sind diese Leute wirklich verrückt? Leider haben es alle zu großer Macht in vielen einflussreichen Bereichen ...

Rom. Ein paar Verrückte glauben, sie wären die Reinkarnation verschiedener römischer Kaiser. Doch sind diese Leute wirklich verrückt? Leider haben es alle zu großer Macht in vielen einflussreichen Bereichen geschafft und sich nun verschworen, eine von ihnen geglaubte Ordnung wieder herzustellen. Derweil möchte Anna in der Metropole den Mord an ihrer Mutter aufklären und tarnt sich als Paparazzi. In diesem Kreis lernt sie Spartaco kennen, der viele Beziehungen hat und sich in der Stadt gut auskennt. Als sich plötzlich unglaubliche Vermutungen verdichten und mysteriöse, bedrohliche Dinge geschehen, scheint ein Zusammenhang mit dieser okkulten Gruppe nicht mehr unmöglich.

Ich bin begeistert! Bisher kannte ich den Autor lediglich dem Namen nach und hatte noch kein Buch von ihm gelesen. Das wird sich nun ändern, denn Schreibstil und Ideen sind genau nach meinem Lesegeschmack.

Der Klappentext hielt hier definitv, was er versprach. Dieser originelle Fantasy-Thriller glänzte für mich durch die Verbindung verschiedener Elemente. Der Schleier zwischen Realität und Fiktion schien hauchdünn zu sein und ließ Parallelwelten stückchenweise hindurch diffundieren. Hört sich seltsam an, fügte sich aber erstaunlich gut in diese spannende Geschichte. Zentrale Elemente erinnerten mich an den Film „Eyes Wide Shut“, die Paparazzi an den Tod von Prinzessin Di, die Behauptungen der Menschen eine Reinkarnation von Imperatoren zu sein an MK-Ultra-Programme, usw. Am Ende blieb dann doch die Frage, ob die betroffenen Figuren vielleicht einfach nur größenwahnsinnig oder Opfer einer Art Bewusstseinskontrolle wurden. Ich fand die Idee jedenfalls sehr spannend.

Die Protagonisten zeigten sich meines Erachtens recht oberflächlich und wenig präsent. Ich wusste am Ende nicht wirklich viel über sie. Allerdings störte mich das überhaupt nicht, denn die Handlung präsentierte sich so rätselhaft, dass alle ausschweifenden oder tiefgehenden Schilderungen zu einzelnen Charakteren eher störend gewesen wären. Interessant fand ich, dass es verschiedene Handlungsstränge gab, die gleichwertig nebeneinander liefen, sich nur punktuell berührten und sich trotzdem im gleichen mysteriös-magischen Terrain befanden. Einzig die Erlebnisse des Detektivs waren mir dann doch zu verrückt, um im Rahmen dieser Geschichte ernst genommen zu werden.

Leider konnten mir die meisten brisanten Situationen, die Anna und Spartaco bewältigen mussten, kein Gefühl von höchster Gefährlichkeit vermitteln. Ich fand diese Szenen von der Handlung her hochspannend, doch emotional konnte ich nur wenig mitfiebern.

Insgesamt gesehen gebe ich aber eine klare Leseempfehlung. Ein rätselhafter Thriller, mit vielen offenen Fragen, die hoffentlich in einer Fortsetzung beantwortet werden. Ich bleibe auf jeden Fall dran. / 4,5 Sterne

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Veröffentlicht am 22.09.2021

Hat mich ziemlich herausgefordert

Die letzte Tochter von Versailles
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Véronique wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Eines Tages wird ein Edelmann auf ihre Schönheit aufmerksam und holt sie in seinen Dienst. Das junge Mädchen landet in Versailles und ist nun ganz allein ...

Véronique wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Eines Tages wird ein Edelmann auf ihre Schönheit aufmerksam und holt sie in seinen Dienst. Das junge Mädchen landet in Versailles und ist nun ganz allein auf sich gestellt. Hier erwarten Véronique viele Herausforderungen. Viel mehr, als eine unschuldige Seele verkraften kann.

Das Cover täuscht! Ein wunderschönes Cover, keine Frage, jedoch hätte ich im Zusammenhang mit dem Klappentext und der Leseprobe eine ganz andere Art von Erzählung erwartet.

Ich bin jedoch nicht enttäuscht. Eva Stachniak führte mich nämlich durch eine Welt voller Entbehrungen, Sehnsüchten und Hoffnungen, welche über Generationen hinweg schicksalshafte Auswirkungen hatte. Der von mir erwartete Prunk des französischen Hofes im 18. Jahrhundert war in diesem Roman lediglich Nebensache und wurde zudem vollständig entzaubert. Die Autorin folgte der unbarmherzigen Lebensgeschichte von Véronique und deren Tochter strikt, ohne jeglichen Glamour, und konnte damit das Dasein der Bevölkerung in den Händen der damaligen royalen Elite abbilden.

Es wurde nichts romantisiert. Ich war emotional gefesselt von der bedrückenden Atmosphäre, der Orientierungslosigkeit der hübschen Protagonistin, deren Einsamkeit in jeglicher Hinsicht und letztlich auch von deren Ohnmacht bezüglich ihres Lebensweges.

Die Ausarbeitung der Figuren fand ich sehr gelungen. Ich hatte den Eindruck mit jedem Charakter selbst eine Art Beziehung zu führen, wobei ich deutliche Grenzen zwischen Sympathie und Abneigung, bis hin zur Abscheu ziehen konnte. Sehr gut gefallen hat mir der in der Geschichte etwas zu wenig beachtete Sohn Marie-Louises, Jean-Louis, der sich ziemlich unscheinbar von seinen verpflichtenden Fesseln befreite und somit auch eine Weiche und endlich eine Wahl hinsichtlich der Zukunft für seine Mutter bereitstellte. Mir ist dieser Part leider etwas zu wenig behandelt worden, und grundsätzlich hat mich auch das letzte Viertel des Buches nicht mehr so sehr mitgerissen. Der deutliche Schwenk auf die politischen Hintergründe der Zeit, veranschaulicht über das fast wahnhafte Verhalten von Marie-Louises Ehemann, haben mein Leserherz emotional von dieser Familiengeschichte getrennt.

Leider klaffte in Véroniques Lebensweg eine große Lücke, was ich wirklich bedauerte. Ich finde, ihr trauriges Los wäre eine Weiterverfolgung wert gewesen. Ebenso wurde in meinen Augen die Freundschaft zwischen dem Dauphin und der jungen Marie-Louise zu abrupt gekappt. Dieser Faden wurde einfach fallengelassen, wo ich ehrlich gesagt irgendeine Art von Abschluss erwartet hätte.

Allgemein gesehen hat mich dieser Roman überrascht. Intensiv, atmosphärisch, maskenlos, aber auch als schwer, rau und bedrückend würde ich „Die letzte Tochter von Versailles“ beschreiben. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung. / 4,5 Sterne

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