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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.03.2023

Ein Jahr lang Sommer

Immer am Meer entlang
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In „Immer am Meer entlang“ haben zwei Menschen, die sich nicht kennen, den gleichen Plan: ein Roadtrip immer entlang des Meeres, dem Sommer hinterher.

Doch so verschieden wie die beiden Hauptfiguren selbst, ...

In „Immer am Meer entlang“ haben zwei Menschen, die sich nicht kennen, den gleichen Plan: ein Roadtrip immer entlang des Meeres, dem Sommer hinterher.

Doch so verschieden wie die beiden Hauptfiguren selbst, ist auch ihre Herangehensweise.

Josie plant diese Reise schon seit zwanzig Jahren und weiß genau, wann sie mit ihrem Bulli wo sein will.

Paul hat sich ganz spontan für den Trip entschieden, um eine Auszeit vom Alltag zu nehmen und sich neu zu ordnen.

Ihr erstes Treffen ist purer Zufall, doch irgendwann sehen sie sich immer öfter, lernen sich besser kennen, helfen einander, wenn es mal notwendig ist und reisen doch nie zusammen.



Franziska Jebens hat einen wunderbar leichten Roman geschrieben, der mich wirklich mitgenommen hat auf diese besondere Reise. Ein Solotrip erfordert Mut, Abenteuerlust und auch schonmal Durchhaltevermögen, wenn die Dinge nicht so laufen wie geplant. Die Idee der Autorin, sozusagen einen Reisepartner im Gepäck zu haben, obwohl man alleine unterwegs ist; zu wissen, dass irgendwo noch jemand genauso unterwegs ist und vielleicht immer wieder an einen denkt, hat mir gut gefallen.

Die einzelnen Stationen der Reise werden sehr schön beschrieben, doch was für mich am besten rüberkam war das Essen. Mir lief wirklich das Wasser im Mund zusammen, bei den vielen landestypischen Leckereien, die Josie und Paul verspeist haben.
„Immer am Meer entlang“ ist eins dieser Bücher, die ein wohliges Gefühl hinterlassen, wenn man die letzte Seite gelesen hat.


Fazit:

Ein wirklich empfehlenswertes Buch für alle, die das Reisen lieben und die es glücklich macht, nicht nur Dinge sondern vor allem Erlebnisse zu konsumieren.

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Veröffentlicht am 11.03.2023

Abwechslungsreiche Familiengeschichte

Goldene Zeiten im Inselsalon
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Der dritte Band von Sylvia Lotts Norderney-Saga führt die Geschichte rund um Frieda, Greta und Lissy in den goldenen zwanziger Jahren fort. Nach ihrer Lehre im familieneigenen Friseursalon auf Norderney, ...

Der dritte Band von Sylvia Lotts Norderney-Saga führt die Geschichte rund um Frieda, Greta und Lissy in den goldenen zwanziger Jahren fort. Nach ihrer Lehre im familieneigenen Friseursalon auf Norderney, zieht es Lissy in die Großstadt. In Berlin findet sie schnell eine Anstellung in einem angesagten Salon und genießt das aufregende Leben in der Stadt, die in diesen Jahren vor Lebenslust nur so strotzt.
Auch auf der Insel gerät einiges in Bewegung. Die Bewohner, allen voran Frieda und Greta sehen sich mit ständigen Veränderungen konfrontiert, die es zu meistern gilt.

Ich bin mit diesem Band in die Norderney-Saga eingestiegen und hatte keinerlei Probleme, mich zu orientieren. Dass die Hauptpersonen am Anfang kurz skizziert werden, hat mir dabei sehr geholfen.
„Goldene Zeiten im Inselsalon“ ist von Anfang bis Ende prall gefüllt mit Ereignissen.
Ständig passiert etwas, Längen gibt es nicht. Was mir besonders gut gefallen hat sind die vielen historischen Details, die die Autorin in die Geschichte mit einfließen lässt; unter anderem anhand sehr unterhaltsamer politischer Diskussionen während der Behandlung im Friseursalon, um nur ein kleines Beispiel zu nennen.

Das Buch lässt sich einfach ganz wunderbar lesen.
Der Schreibstil wirkt zwar manchmal fast ein wenig distanziert, was die Handlung in meinen Augen jedoch noch realistischer und vor allem niemals kitschig werden lässt.

Fazit:
Ein sehr unterhaltsamer Roman, der eine schöne Mischung bietet aus spannender Familiengeschichte, historischen Details und viel nordischem Flair.

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Veröffentlicht am 07.03.2023

Humorvolle und unterhaltsame Hommage an zwei große Erfinder

Der Sonne so nah
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In seinem Roman „Der Sonne so nah“ beschreibt der Autor Axel S. Meyer auf eindrucksvolle Weise die Lebenswege zweier völlig unterschiedlicher Männer, die jedoch beide denselben Traum verfolgen: Sie wollen ...

In seinem Roman „Der Sonne so nah“ beschreibt der Autor Axel S. Meyer auf eindrucksvolle Weise die Lebenswege zweier völlig unterschiedlicher Männer, die jedoch beide denselben Traum verfolgen: Sie wollen fliegen.

Der eine ist Otto Lilienthal, aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen im ländlichen Pommern und vollkommen davon überzeugt, irgendwann einmal wie ein Vogel durch die Lüfte zu schweben. Gemeinsam mit seinem Bruder Gustav tüftelt er unentwegt und allen Widrigkeiten zum Trotz an seiner Flugmaschine.

Der andere ist Ferdinand Graf von Zeppelin. Anders als Otto entstammt er einer Adelsfamilie aus Konstanz. Zeppelin vertritt die Theorie „leichter als Luft“ und so ist sein Ziel ein angetriebener Ballon. Doch auch er muss ständig für seinen Traum vom Fliegen kämpfen. Da sein Vater für ihn zunächst eine militärische Karriere vorgesehen hat, bleibt ihm oft wenig Zeit für Berechnungen zu seiner Flugmaschine.

Völlig gefesselt sowohl von der bewegten Lebensgeschichte dieser beiden beeindruckenden Männer, als auch vom einmaligen Schreibstil des Autors, konnte ich das Buch kaum zur Seite legen. Interessante Fakten werden hier mit äußerst humorvollen und passenden fiktiven Details versehen. Otto und Ferdinand, aber auch viele andere Charaktere kamen mir beim Lesen richtig lebendig vor, so anschaulich wurden sie dargestellt. Ein persönliches Highlight von mir: Zeppelins Frau Isabella, ob Fiktion oder Wahrheit - diese Frau ist einfach köstlich.

Im noch einmal sehr informativen Nachwort erfährt man einiges darüber, was Fakt und was der künstlerischen Freiheit des Autors entsprungen ist.



Fazit:

Ein absolutes Lesevergnügen für jedermann, nicht nur für historisch Interessierte.

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Veröffentlicht am 05.03.2023

Sprachlich schön, inhaltlich schwächer als erhofft

Ein Geist in der Kehle
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In „Ein Geist in der Kehle“ von Doireann Ni Ghriofa schildert eine Ich - Erzählerin ihren Alltag mit anfangs zwei kleinen Kindern in eher bescheidenen irischen Verhältnissen. Als Kind schon kam sie in ...

In „Ein Geist in der Kehle“ von Doireann Ni Ghriofa schildert eine Ich - Erzählerin ihren Alltag mit anfangs zwei kleinen Kindern in eher bescheidenen irischen Verhältnissen. Als Kind schon kam sie in Berührung mit Caoineadh, einem Klagelied aus dem 18. Jahrhundert, verfasst von Eibhlin Dubh Ni Chonaill einer irischen Adeligen nachdem sie ihren geliebten Ehemann erschossen vorfindet.
Dieses Klagelied begleitet die Erzählerin ein Leben lang, doch während des eher monotonen Alltags als Hausfrau und Mutter beginnt sie mehr und mehr nach einer Verbindung zwischen sich selbst und Eibhlin Dubh Ni Chonaill zu suchen und taucht immer tiefer in deren Lebensgeschichte ein. Wie besessen opfert die Erzählerin jede freie Minute, um sich weiter mit dem Leben einer anderen zu verbinden und fertigt gegen Ende ihre eigene Übersetzung des Klagelieds an.

Wie sehr habe ich mich auf dieses Buch gefreut. Nach der Leseprobe war ich absolut begeistert, ich hatte mir einen poetisch angehauchten Roman erhofft, der zwei mehr oder weniger tragische Lebenswege miteinander verbindet.
Ich habe wirklich lange Zeit versucht, einen Zugang zu finden oder irgendeinen Punkt, ab dem mich das Buch fesseln konnte. Aber leider ist der Funke einfach nicht übergesprungen. So tragisch das Schicksal der Eibhlín Dubh Ni Chonaill und der Erzählerin auch sein mochte, so wenig berührend war es für mich. Diese Obsession als Flucht aus dem Alltag war für mich schwer nachvollziehbar und lange Zeit hatte ich nur ein Wort vor Augen, wenn ich an den Roman dachte: Milch. Es wird gestillt, abgepumpt, gestillt und wieder abgepumpt. Der oft recht eintönige Alltag als Mehrfachmutter ist mir bekannt, taugt meiner Meinung nach allerdings nicht unbedingt für seitenfüllende Handlung.
Als eindeutig positiv hab ich die Schreibweise empfunden und sehr gut gefallen hat mir, dass das Gedicht zum Schluss im Original, in Englisch und auf Deutsch zu lesen ist.

Meine Enttäuschung ist wohl deshalb so groß, weil meine Erwartungen es auch waren.

Fazit:
Eine wunderschöne Idee, die anders umgesetzt für mich ein Highlight hätte sein können.

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Veröffentlicht am 05.03.2023

Geschichte, die sich hoffentlich niemals wiederholt

Die Magdalenenschwestern. Das gestohlene Leben
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In ihrem Roman „Die Magdalenenschwestern“ spricht die Autorin Tereza Vanek ein dunkles Kapitel irischer Geschichte an. Ursprünglich als „Auffangstation“ für gefallene Frauen konzipiert, mutierten die Magdalenenheime ...

In ihrem Roman „Die Magdalenenschwestern“ spricht die Autorin Tereza Vanek ein dunkles Kapitel irischer Geschichte an. Ursprünglich als „Auffangstation“ für gefallene Frauen konzipiert, mutierten die Magdalenenheime zu Orten, an denen schwere körperliche Arbeit, harte Strafen und Erniedrigungen an der Tagesordnung waren. In diese Heime geschickt wurden unter anderem Frauen, die ohne Ehe schwanger geworden waren, aber auch solche, die durch Vergewaltigung in diesen Zustand gerieten, teilweise schon als Kinder.

Die Kapitel wechseln zwischen der Geschichte um Rose und Cathy in den 60er und 70er Jahren und der Geschichte um Leah und Shaun in der heutigen Zeit.
Rose und Cathy, zwei Freundinnen unterschiedlicher Herkunft und mit unterschiedlichen Lebensträumen, stehen füreinander ein auch in ausweglosen Situationen. Bis Cathy eines Tages verschwindet.
Leah reist als Au-pair-Mädchen nach Dublin, wo sie Shaun kennenlernt, den Enkel von Rose. Gemeinsam versuchen die beiden, das Geheimnis um Cathys plötzliches Verschwinden zu lüften.

Die Geschichte von Cathy und Rose hat mich gefesselt und die historischen Hintergründe haben mich tief berührt. Es ist einfach unfassbar, welcher Willkür Frauen lange Zeit ausgesetzt waren. Die beiden jungen Frauen, ihre Träume und Ansichten werden von der Autorin wunderbar verbildlicht. Als Leser leidet man mit und sehnt sich nach Gerechtigkeit.
Einziger Wermutstropfen war für mich der Teil, der in der Gegenwart stattfindet. Hier wäre vielleicht weniger mehr gewesen.

Fazit:
Ein berührendes Buch zu einem Thema, das nicht in Vergessenheit geraten darf.

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