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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.03.2025

unvorhergesehene Wendungen

Ein ungezähmtes Tier
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Joel Dicker gelingt erneut ein ungewöhnliches Krimi-Format. Eigentlich meint man als Leser*in schon auf den ersten Seiten zu verstehen, was passieren wird. Aber bis zur letzten Seite überrascht ...

Joel Dicker gelingt erneut ein ungewöhnliches Krimi-Format. Eigentlich meint man als Leser*in schon auf den ersten Seiten zu verstehen, was passieren wird. Aber bis zur letzten Seite überrascht der Autor mit unvorhergesehenen Wendungen, so dass man in regelrechten Sog hineingerät. Das ist Spannung vom feinsten ohne düster oder blutig zu sein.
Am 02. Juli 2022 geschieht in Genf ein Raubüberfall. Dieser wird in sehr kurzen Einschüben vor den Kapiteln sekundengenau dargestellt. In den Kapiteln selber werden die 20 Tage vor dem Verbrechen dargestellt mit einzelnen Rückblenden in die Vergangenheit der Protagonisten. Die Darstellung konzentriert sich auf fünf Hauptfiguren: Das Traumpaar Sophie und Arpad Braun mit dem großen Haus und den beiden Porsche in der Garage lernt über den Fußballverein der Kinder den Polizisten Greg und die Verkäuferin Karine kennen, die ebenfalls kürzlich in den Nobelvorort gezogen sind, aber in ein kleines Reihenhäuschen. Später kommt noch eine Person aus der Vergangenheit von Arpad hinzu - Fauve.
Das Mobile der 2 Paare gerät aus dem Gleichgewicht und die Planungen für den Raubüberfall werden immer konkreter.
Dem Autor gelingt es durch den häufigen Wechsel der Perspektiven immer wieder andere Einblicke in dieses Geflecht zu geben. Ich könnte mir gut vorstellen, dass man dieses Buch verfilmt.
Absolute Leseempfehlung für alle, die ungewöhnliche, intelligente Krimis mögen, die ohne Thriller - oder Horrorelemente auskommen.

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Veröffentlicht am 19.10.2024

Modernes Zusammenleben

Wohnverwandtschaften
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Das Cover erinnert farblich an die letzten Romane von Isabel Bogdan (Der Pfau, Laufen), inhaltlich ist es wieder ein ganz neues Feld. Gemeinsam ist den Romanen die Leichtigkeit, mit denen die ...

Das Cover erinnert farblich an die letzten Romane von Isabel Bogdan (Der Pfau, Laufen), inhaltlich ist es wieder ein ganz neues Feld. Gemeinsam ist den Romanen die Leichtigkeit, mit denen die Autorin an ernste Themen herangeht. Wie nebenbei erzählt sie, wie in eine Wohngemeinschaft der besonderen Art eine schwere Krankheit Einzug hält.
Jörg ist Rentner und vermietet leer stehende Zimmer in seiner Wohnung - an Anke, eine Schauspielerin, die aufgrund ihres Alters keine Aufträge mehr bekommt und an Murat, der gerne für alle kocht. Aufgrund einer Trennung zieht die Zahnärztin Constanze mit ihrem Klavier ein.
Aus wechselnden Perspektiven erfahren wir Alltägliches aus dieser WG. Zwei Jahre erleben wir Höhen und Tiefen, Liebe und Eifersucht und den Zusammenhalt, der zwischen diesen vier Menschen entsteht. Als klar wird, dass Jörg nicht mehr ohne Hilfe auskommt, wird ihre "Wohnverwandtschaft" auf die Probe gestellt.
Ich fand den Roman nicht so intensiv wie den Vorgänger (Laufen), eher ein nettes Buch für nebenher. Ich frage mich auch, was alle Autoren in diesem Jahr mit dem Thema Demenz umtreibt...

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Veröffentlicht am 26.09.2024

Lebendige Darstellung der Geschichte Muranos

Das Geheimnis der Glasmacherin
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Zuerst fällt einem die außergewöhnliche Gestaltung des Buches auf: Passend zum Umschlag ist auch der Farbschnitt mit ineinander verlaufenden Farben gestaltet. Das Aufschlagen macht jedes Mal ...

Zuerst fällt einem die außergewöhnliche Gestaltung des Buches auf: Passend zum Umschlag ist auch der Farbschnitt mit ineinander verlaufenden Farben gestaltet. Das Aufschlagen macht jedes Mal schon Freude auf die Darstellung der Glasherstellung in Venedig in den letzten fast 700 Jahren.
Tracy Chevalier gelingt es durch einen Kniff, diese große Zeitspanne als Geschichte einer einzigen Familie zu erzählen: auf der Insel Murano vergeht die Zeit eben langsamer. Der Vorteil ist, dass das Buch von der Blüte der venezianischen Glaskünstler im 15. Jahrhundert über die Pest, Napoleon und die Weltkriege bis hin zur Corona-Zeit durch die Jahrhunderte begleitet, wobei nur eine begrenzte Anzahl an Personen dargestellt wird. Diese lernt man umso intensiver kennen und bangt bei jeder neuen Entwicklung mit der Familie von Orsola Rossi.
Unbedingte Empfehlung an alle, die historische Familienromane schätzen.

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Veröffentlicht am 15.08.2024

Nerds unter sich

Pi mal Daumen
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Alina Bronsky begibt sich diesmal in die spezielle Welt der Mathematik-Genies. Die beiden Hauptfiguren werden entsprechend skuril und nerdig dargestellt - ein junges Genie aus adeligem Haus, ...

Alina Bronsky begibt sich diesmal in die spezielle Welt der Mathematik-Genies. Die beiden Hauptfiguren werden entsprechend skuril und nerdig dargestellt - ein junges Genie aus adeligem Haus, das immer entsprechend gefördert wurde, aber mit dem Alltag als Student vollkommen überfordert ist und eine Oma mit auffallender Kleidung, die ein großes Herz hat, aber anscheinend gar keine Vorkenntnisse.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Darstellung der Studienbedingungen in der Mathematik sehr authentisch ist- bis hin zu den Vorbehalten gegenüber denjenigen, die "nur auf Lehramt" studieren.
Immer wieder taucht zudem "Mister Brown" auf, bei dem bis zum Ende nicht klar ist, ob er tatsächlich existiert oder nur ein imaginärer Freund ist.
Gewohnt pointiert schildert die Autorin die großen und kleinen Katastrophen ihrer Protagonisten, aber diesmal fehlte mir ein bisschen der rote Faden und das Ziel. Das Ende bleibt leider recht offen.
Außerdem frage ich mich, ob die (teilweise recht originellen) Anspielungen auf mathematische Errungenschaften von Lesern verstanden werden können, die sich noch nie damit beschäftigt haben. Diese gehen oft über das in der Schule Gelernte hinaus.
Insgesamt vergebe ich 3 von 5 Sternen für den unterhaltsamen Roman.

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Veröffentlicht am 10.05.2024

Zweiter Weltkrieg im Indischen Ozean

Und Großvater atmete mit den Wellen
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Trude Feige erzählt nach der Geschichte von Tekla (der Großmutter der fiktiven Rahmenerzählerein) nun das Schicksal von Konrad, ihrem Stief-Großvater.
Diesmal ist der Rahmen allerdings sehr schmal, ...

Trude Feige erzählt nach der Geschichte von Tekla (der Großmutter der fiktiven Rahmenerzählerein) nun das Schicksal von Konrad, ihrem Stief-Großvater.
Diesmal ist der Rahmen allerdings sehr schmal, der gesamte Roman spielt in der Vergangenheit, und schildert mir bisher unbekannte Ereignisse des zweiten Weltkrieges im Indischen Ozean.
In dieser turbulenten Zeit sind Konrad und sein Bruder Sverre auf einem Handelsschiff unterwegs, das von den Japanern angegriffen wird. Sie werden voneinander getrennt. Während Sverre in japanische Gefangenschaft gerät, landet Konrad nach einer Odysee mehr tot als lebendig auf Java. Dort wird er von der Krankenschwester Sigrid gepflegt. Als die Japaner alle europäischen Bewohner der Insel in Lager zwingen, wird ihre junge Liebe auf eine harte Probe gestellt, da es Frauen- und Männerlager gibt.
Sehr detailreich schildert der Roman die unmenschlichen Zustände in diesen Lagern. Viele Menschen sterben an Hunger und Krankheiten.

Leider wusste man ja von Anfang an, dass Sigrid und Konrad nicht zusammenbleiben werden, da er ja Tekla heiratet. Das hat mich ein bisschen gestört, da man die ganze Zeit nur darauf wartet, wann und warum ihre Liebe scheitert.

Insgesamt aber ein gut geschriebener historischer Roman.

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