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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.12.2018

gelungene Mischung aus Krimi und historischem Roman

Graue Nächte
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Obwohl ich die anderen Bände der Flóvent-Thorson-Reihe von Arnaldur Indridason noch nicht gelesen habe, kann ich diesen Krimi als eigenständiges Buch empfehlen.

In mehreren Handlungsebenen, die erst sehr ...

Obwohl ich die anderen Bände der Flóvent-Thorson-Reihe von Arnaldur Indridason noch nicht gelesen habe, kann ich diesen Krimi als eigenständiges Buch empfehlen.

In mehreren Handlungsebenen, die erst sehr spät miteinander verknüpft werden, schildert der Autor mehrere Todesfälle und ihre Aufklärung kurz nach dem Ende des zweiten Weltkrieges in Island. Die damaligen Lebensumstände unter der Besatzung der US-Armee und die einfache Lebensweise der Bevölkerung sind sehr gut geschildert, wie man es von einem guten historischen Roman erwartet. Vor allem die Fahrt der Esja, die nach Anbruch des Krieges Isländer aus den besetzten Ländern Dänemark und Norwegen nach Hause fahren durfte, trägt mit zur Spannung bei.

Viele Dialoge lockern den gefälligen Sprachstil auf und der Leser wird erst ganz am Ende die Aufklärung der verschiedenen Todesfälle erfahren und auf dem Weg dorthin auch durch falsche Fährten abgelenkt.

Mir hat das Buch gut gefallen. Im Gegensatz zu vielen anderen nordischen Krimis der letzten Zeit enthält er keine Horror- oder Thriller-Elemente. Die gesamte Spannung entsteht durch den häufigen Wechsel der Zeit- und Erzählebenen. Das ist auch der einzige Abstrich - am Anfang braucht man etwas, um die ganzen Personen kennenzulernen, vielleicht auch aufgrund der ungewohnten Namen und Schreibweisen.

Ich vergebe 4 Sterne.

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  • Atmosphäre
  • Geschichte
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.09.2018

Fesselnd und beklemmend

Liebe und Verderben
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Leni zieht mir ihren Eltern nach Alaska. Aber auch hier bringen die Stimmungsschwankungen des Vaters, die ihn seit seiner Erfahrung im Vietnamkrieg unberechenbar machen, die Mutter immer wieder in Gefahr. ...

Leni zieht mir ihren Eltern nach Alaska. Aber auch hier bringen die Stimmungsschwankungen des Vaters, die ihn seit seiner Erfahrung im Vietnamkrieg unberechenbar machen, die Mutter immer wieder in Gefahr. Auch wenn Leni von dieser Aggression verschont bleibt, ist ihre Jugend alles andere als einfach. Das Leben in Alaska als Selbstversorger führt zu weiteren Komplikationen. Dies alles schildert Kristin Hannah, die selbst dort aufgewachsen ist, sehr anschaulich. Die Schönheit der Natur und die Wildheit und Gefahren stehen einem richtig vor Augen.

Doch vor allem die familiäre Situation wird immer beklemmender. Die Atmosphäre des Buches erinnert teilweise an einen Thriller. Psychologisch dicht und mit immer neuen Wendungen ist man als Leser immer auf der Hut und traut sich fast nicht weiterzulesen, aus Angst, was wohl passieren wird.

Das Buch hat mich emotional stark angesprochen. Es ist nichts für schwache Nerven, aber es gibt auch viele sehr schöne Momente.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzähstil
  • Charaktere
  • Gefühl
Veröffentlicht am 01.09.2018

Düstere Zukunftsvorstellung

Die Hochhausspringerin
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Das Buch "Die Hochhausspringerin" thematisiert eine Gesellschaft, in der jeder nach einem ausgeklügelten System seinem Platz zugeordnet wird und dort das Beste aus sich herausholen soll. Die Leistung wird ...

Das Buch "Die Hochhausspringerin" thematisiert eine Gesellschaft, in der jeder nach einem ausgeklügelten System seinem Platz zugeordnet wird und dort das Beste aus sich herausholen soll. Die Leistung wird in Crédit Points gesammelt und mit diesen kann man seinen Lebensstil gestalten (Wohnung, Auto, Konsumgegenstände, usw.)

Aber was passiert, wenn jemand diesem andauernden Druck nicht mehr standhalten kann oder will? Riva, die Hochhausspringerin, verweigert jede Leistung und wird ohne ihr Wissen rund um die Uhr von der Psychologin Hitomi überwacht. Denn auch das gehört zu dieser Gesellschaft: überall sind Überwachungskameras, die allgegenwärtigen Tablets übermitteln Gesundheits- und Bewegungsdaten und jede Abweichung vom "Normalen" kann zum Abzug von Punkten führen.

Der Leser, der sich zunächst in eine weit entfernte Zukunft versetzt fühlt, ist dann manchmal seiner Gegenwart erschreckend nahe.

Julia von Lucadou ist mit ihrem Debüt eine eindringliche Dystopie gelungen, die einen nachdenklich zurücklässt. Ich halte das Buch auch für Jugendliche für geeignet.


Ich vergebe insgesamt 4 Sterne.



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Veröffentlicht am 17.08.2018

spannend, aber irreführender Klappentext

Mit jedem neuen Tag
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Der Klappentext und auch das Cover machen eine ganz falsche Vorstellung von dem, was in dem Buch eigentlich passiert. Dies ist keine Liebesgeschichte, sondern hochspannender Roman über einen Journalisten, ...

Der Klappentext und auch das Cover machen eine ganz falsche Vorstellung von dem, was in dem Buch eigentlich passiert. Dies ist keine Liebesgeschichte, sondern hochspannender Roman über einen Journalisten, der über die Verschwundenen in Argentinien zur Zeit der Militärdiktatur recherchiert. Hierbei werden auch unschöne Fakten (Folter) sehr detailliert im Buch dargelegt, also nichts für schwache Nerven.

Gut gefallen hat mir die Erzählidee, dass der Protagonist Andrew Stilman nach seiner Ermordung eine zweite Chance bekommt und die letzten Wochen seines Lebens noch einmal erleben darf, um den Mord zu verhindern. Teilweise ist die Schilderung aber sehr verwirrend, aber das erklärt sich am Ende, ich will ja nicht spoilern...

3,5 Sterne, vor allem wegen der Spannung...

Veröffentlicht am 13.08.2018

Sozialdrama mit Happy End

Beim Ruf der Eule
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Das Sozialdrama "Beim Ruf der Eule" von Emma Claire Sweeney berichtet von Maeve, die auch als ältere Dame noch eine kleine Pension am Meer führt, in der alle Menschen willkommen sind. Besonders wohl fühlen ...

Das Sozialdrama "Beim Ruf der Eule" von Emma Claire Sweeney berichtet von Maeve, die auch als ältere Dame noch eine kleine Pension am Meer führt, in der alle Menschen willkommen sind. Besonders wohl fühlen sich bei ihr Menschen mit geistiger Behinderung. In Rückblenden erfährt der Leser nach und nach, welche Katastrophen und verpassten Möglichkeiten in ihrer Jugend zu ihrem heutigen Leben geführt haben und wie sie sich ihrer vermeintlichen Schuld stellt.

Das Cover ist verspielt und erinnert an Deko-Artikel mit Eulen. Leider ist der Titel nicht sehr sinngebend, nur an 2 Stellen wird das Symbol der Eule aufgegriffen, es ist aber sicher nicht der rote Faden des Buches. Das Cover passt allerdings wieder dazu, dass – soviel sei ohne zu viel Spoiler verraten – am Ende alle gut wird. Das ist für mich allerdings auch ein Kritikpunkt an der Geschichte, weil mir das zu realitätsfern und fast ein bisschen kitschig vorkam.

Durch die sich abwechselnden Zeitebenen wird der Leser ab und an etwas verwirrt, da es keine klaren Merkmale gibt, an denen man erkennen kann, zu welchem Zeitpunkt des Lebens die Erzählung sich gerade befindet. Man ist mit der Protagonistin in einem Erinnerungsstrudel gefangen. Besonders merkwürdig sind die Einschübe, die zunächst keinerlei Sinn zu ergeben scheinen und aus aneinandergereihten, sich ständig wiederholenden Phrasen, Kinderreimen oder Liedanfängen bestehen. Erst nach einigen Kapiteln begreift man den Sinn dieser Verse. Solange muss man das als Leser dann wohl aushalten...

Im Mittelpunkt des Buches steht der Umgang der Gesellschaft mit geistig Behinderten. Hierbei ist durch die verschiedenen Zeitebenen ein Vergleich zwischen den 1950ern und der heutigen Zeit möglich. Aus dem Nachwort erfährt man, dass die Autorin hier biografische Erfahrungen aus dem Umgang mit ihrer Schwester einfliessen lassen konnte. Das macht das Buch natürlich authentischer.

Ich vergebe für die ungewöhnliche, aber teilweise etwas langatmige und nicht immer stimmige oder nachvollziehbare Geschichte 3 Sterne.

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  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Umsetzung