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Veröffentlicht am 24.09.2017

Mit einem Wort: Erschütternd

Und es schmilzt
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„Und es schmilzt“ von Lize Spit war für mich dieses Jahr das eine Buch an dem ich einfach nicht vorbeigekommen bin. Zu keiner anderen Veröffentlichung habe ich im Vorfeld soviel Wirbel und Lobpreisungen. ...

„Und es schmilzt“ von Lize Spit war für mich dieses Jahr das eine Buch an dem ich einfach nicht vorbeigekommen bin. Zu keiner anderen Veröffentlichung habe ich im Vorfeld soviel Wirbel und Lobpreisungen. Auf der deutschen Verlagsseite heißt es „Das radikalste Update zu »Der Fänger im Roggen«“. Auf diversen Plattformen heißt es er wäre brutal, düster, erschreckend und eindringlich. Nie wird so ganz klar warum eigentlich und worum es genau geht, doch alle scheinen sich einig das es so etwas noch nie gab und man noch nie etwas so Erschütterndes gelesen hat.


INHALT
Zum ersten Mal kehrt Eva zurück in das Dorf in dem sie aufgewachsen ist. Vor 13 Jahren hat sie es sowie seine Bewohner verlassen, alle Brücken hinter sich abgebrochen. Auf eine Einladung hin tritt sie eine sprichwörtliche Reise in die Vergangenheit an, den Ort ihrer Herkunft sowie jenem Sommer der für sie alles veränderte. Im Kofferraum: Ein riesiger Eisblock.


LESEEINDRUCK
Vor Beginn der Lektüre bin ich davon ausgegangen, dass es sich bei dem viel erwähnten Eisblock um eine Metapher handelt, doch gleich zu Beginn der Handlung erfährt man, dass es sich um einen äußerst stofflichen Eisblock handelt.

Der gesamt Roman findet auf 2 Zeitebenen statt. Aus der Ich-Perpektive erzählt die Protagonistin Eva das geschehen eines einzigen Tages in der Gegenwart, sowie die Ereignisse eines Sommers in ihrer Jugend im Jahre 2002. Ihre Sprache und Beschreibungen sind sehr lebhaft und eindringlich. Eva ist eine gute Beobachterin heute als auch als Teenagern. Ihr fallen viele Dinge auf, sie durchleuchtend die Menschen und deren Beweggründe um sich herum. Dadurch war ich sehr schnell im Geschehen und habe mitgefiebert, was es mit dem Eisblock auf sich hat und was in jenem längst vergangenen Sommer geschah das sich ihr Leben so radikal veränderte. Denn das etwas Schreckliches geschehen sein muss wird bereits auf den ersten Seiten klar.

„Und es schmilzt“ handelt vom Erwachsenwerden, vom Suchen und Finden der eigenen Identität, von Abgrenzung und Dazugehören. Eva durchleuchtet ihre Freundschaft mit Laurens und Pim, Kinderfreunde die sich die „Drei Musketiere“ nannten. Mit Eintritt der Pubertät wandelt sich diese Freundschaft langsam aber merklich, jeder versucht auf seine Weise in diesem neuen Gefüge klarzukommen.

Daneben gibt es Evas Familie mit al ihren Problemen und Geheimnissen die Familien gerne vor anderen Verbergen die alle Familienmitglieder jedoch nachhaltig prägen.

Die Erzählstränge der Gegenwart und der Vergangenheit wechseln sich das ganze Buch hindurch ab, näheren sich beide für sich dem unausweichlichen Ende, welches den Leser dann unvorbereitet trifft und auch bei mir jene Reaktionen hervorgerufen hat welche man überall im Internet nachlesen kann. Entsetzen, Erschütterung, Fassungslosigkeit, geschuldet der Tatsache das Lize Spit die Ereignisse schonungslos und ohne Zensur erzählt.

Mein einziger negativer Kritikpunkt sind die unterschiedlichen Zeitebenen. Spit grenz beide Erzählstränge klar durch Überschriften (Datum für die Vergangenheit; Uhrzeit für die Gegenwart) ab. In beide Erzählstränge webt sie jedoch weitere Geschehnisse aus ihrer Kindheit mit ein. Diese sind wichtig für die Geschichte, runden das Gesamtbild ab. Jedoch wusste ich manchmal nicht mehr i welcher Zeitebene ich mich gerade befand und ob der Rückblick zu jenem Sommer 2002 oder einer ganz anderen Zeit gehörte. Dafür der Stern Abzug.


FAZIT
Nach der Lektüre des Buches kann ich begreifen, warum es so schwer ist zu erklären warum es einen so tief bewegt und emotional erschüttert zurücklässt ohne zukünftigen Lesern zu verraten worum es geht, ohne das große Geheimnis bereits vorweg zu lüften. Auch ich kann letztendlich nur sagen das ich erschüttert und sprachlos bin und jedem die Lektüre des Buches nur empfehlen kann.




Veröffentlicht am 04.09.2017

Ungewöhnlich, stimmungsvoll und eindringlich

Wer fürchtet den Tod
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„Wer fürchtet den Tod“ ist bereits der zweite Roman der nigerianisch-amerikanischen Autorin Nnedi Okorafor der auf Deutsch erscheint. Mit dem Buch hat die Autorin den World Fantasy Award sowie den Nebula ...

„Wer fürchtet den Tod“ ist bereits der zweite Roman der nigerianisch-amerikanischen Autorin Nnedi Okorafor der auf Deutsch erscheint. Mit dem Buch hat die Autorin den World Fantasy Award sowie den Nebula Award gewonnen. Außerdem hat sich HBO die Serienfilmrechte an dem Buch gesichert, an diesem Projekt soll sogar George R R Martin mitarbeiten.


INHALT
In einem postapokalyptischen Afrika macht sich das Mischlingsmädchen Onyesonwu auf, um ihr Volk die Okeke von der Unterdrückung der Nuru zu befreien. Für die Versklavung ist der Mann verantwortlich der vor Jahren auch ihre Mutter vergewaltigte und somit ihr Erzeuger ist. Im Laufe der Reise wird immer klarer, dass Onyesonwu alles andere als ein gewöhnliches Mädchen ist.


LESEEINDRUCK
Wie bereits die erste deutsche Veröffentlichung der Autorin wirkt auch diese Geschichte von der Erzählweise und Atmosphäre her sehr magisch und märchenhaft, dass obwohl das Thema der Handlung alles andere als märchenhaft ist. Die Autorin prangert brandaktuelle Themen an, nämlich Missstände wie Rassismus und die Unterdrückung und Misshandlung der Frau. Verwoben in die Geschichte sind Elemente der afrikanische Kultur, Magie, sowie Fantasy. Die Grenzen zwischen Realität und Magie sind hierbei schwimmend, fast gewinnt man den Eindruck sich in einem heutigen, „realen“ Afrika zu befinden.

Allein dadurch dass man sich in Afrika in einer Geschichte zwischen afrikanischen Stämmen befindet wirkt der Roman anders und fremdartig gegenüber anderen Büchern dieses Genres. Man hat fast das Gefühl eine afrikanische Sage zu lesen. Auch dadurch dass nie ganz eindeutig ist ob man sich nun in einer Fantasiewelt oder der Realität befindet wirkt die Geschichte anders. Die magischen Elemente sind so in die Handlung verwoben das sie ganz natürlich wirken.

Onyesonwu als Hauptfigur hat mir sehr gefallen, obwohl sie als Charakter etwas sperrig ist. Sie ist schnell aufbrausend und lässt sich durch ihr hitziges Temperament immer wieder zu Handlungen hinreißen die sie in Schwierigkeiten bringen. Ihre Handlungen wirken jedoch immer authentisch da sie gut zu ihrem Wesen passen. Ansonsten hat sie das Herz am rechten Fleck. Ihre Ansichten sind in einer streng traditionsbewussten Gesellschaft sehr modern und emanzipiert. Sie lässt sich nicht davon abhalten etwas zu tun das sie für richtig empfindet nur weil sie es nicht sollte da sie eine Frau ist.

Was ich bereits aus „Lagune“ kenne und hier wiederfinde ist, dass sich die Autorin nicht davor scheut Gewalt sehr schonungslos darzustellen. Dies ist jedoch nie sensationslüstern sondern immer zum Thema und der Handlung passend. Die Geschichte wird glaubhafter und erschüttert.


FAZIT
Mir hat dieser Roman wieder sehr gut gefallen. Ich mag die Art des märchenhaften Erzählen mit der gleichzeitigen Behandlung ernster, zeitgenössischer Themen. Dadurch bewegt und erschüttert die Geschichte und bleibt nachhaltig im Gedächtnis. Unter den aktuellen Fantasyautoren ist Nnedi Okorafor wirklich etwas ganz besonderes und vermag es wie keine andere ihren ganz eigenen, persönlichen Erzählstil zu erschaffen. Für mich ein absolutes Highlight!

Wer „Lagune“ kennt und wem Okorafors spezielle, „andere“ Art von Fantasyliteratur gefällt dem wird auch dieser Roman wieder gefallen. Wer jedoch die typische, westliche Art der High Fantasy a la „Game of Thrones“ erwartet wird enttäuscht werden.

Veröffentlicht am 20.08.2017

Eine bewegende Lebensgeschichte

Gegen alle Regeln
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In „Gegen alle Regeln“ erzählt die amerikanische Journalistin Ariel Levy ihre bedrückende Lebensgeschichte. Bevor ich auf dieses Buch aufmerksam wurde hatte ich von Levy noch nie etwas gehört. Levy scheint ...

In „Gegen alle Regeln“ erzählt die amerikanische Journalistin Ariel Levy ihre bedrückende Lebensgeschichte. Bevor ich auf dieses Buch aufmerksam wurde hatte ich von Levy noch nie etwas gehört. Levy scheint als Journalistin sehr erfolgreich zu sein, sie ist preisgekrönt und schreibt für den New Yorker.


Inhalt
Levy erzählt wie sie aufgewachsen ist, von ihrem beruflichen Werdegang und ihrer Ehe. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf einem Ereignis das ihr Leben komplett verändert hat, nämlich der Verlust ihrers Babys im 5ten Schwangerschaftsmonat. Für einige, kostbare Minuten durfte sie ihren Sohn in dem Armen halten bevor er stirbt.


Leseeindruck
Levy versucht aufzuarbeiten, wie sie zu der Frau wurde die sie geworden ist, was es in überhaupt bedeutet in unserer heutigen Zeit Frau zu sein und zeigt wie sie sich langsam auf diesen Monet zubewegt der alles verändert. Schließlich zeigt sie, wie sie mit diesem Ereignis lebt bzw. versucht weiterzuleben.

In ihrer Erzählung geht sie nicht chronologisch vor. Sie erzählt Passagen aus ihrer Gegenwart oder jüngeren Vergangenheit du nimmt diese als Anlass über etwas vollkommen anderes aus ihrer Kindheit zu erzählen. Dies ist auch mein großer du einziger Kritikpunkt an Levys Biographie. Das Buch wirkt durch das schnelle hin- und herspringen in den Zeitebenen etwas unstrukturiert und ziellos. Stellenweise war es mir nicht möglich in dem erzählten einen roten Faden zu erkennen oder nachzuvollziehen warum die Autorin auf von einem bestimmten Ereignis oder einer bestimmten Person aus ihrer Vergangenheit erzählt. Dies beziehe ich vor allem aus den Rückblenden in ihre Kindheit und Jugend. Die jüngeren Ereignissen, ihrer Ehe und Mutterschaft werden dafür sehr eindringlich porträtiert.

Levys Leben scheint zunächst perfekt. Sie sie will als Frau frei und unkonventionell sein, sich nicht an das gängige Geschlechterbild anpassen. Sie lernt ihre große Liebe Lucy kennen, zieht mit ihr zusammen und heiratet sie, bekommt einen Job beim renommierten Magazin New Yorker, bereist viele unterschiedliche Länder und trifft spannende Menschen und bekannte Persönlichkeiten. Levy hat das perfekte Leben. Bis sie anfängt Fehlentscheidungen zu treffen und offensichtliche Probleme in ihrer Ehe nicht wahrnehmen will. Am Ende steht sie mit nichts da.

Schonungslos ehrlich berichtet die Autorin von ihren Fehlern, was sie mit ihr und ihrer Partnerin gemacht haben. Sie schafft es ihre Gefühle in ihren Krisenzeiten eindringlich wiederzugeben. Am stärksten erzählt sie von der Geburt ihres Sohnes und der Zeit danach. Levy schafft es ein hohes Maß an Emotionalität über ihr Schreiben zu vermitteln das mich als Leserin stark packen und berühren konnte obwohl ich nie einen Schicksalsschlag wie den ihren durchleben musste.


Fazit
Eine bewegende und emotionale Lebensgeschichte über Erfolg, Verlust und Scheitern, und über die Zeit danach. Dem verzweifelten Versuch mit dem klarzukommen was vom Leben übrigbleibt.


Veröffentlicht am 19.07.2017

Höllischer Spaß

In der Liebe ist die Hölle los
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„Eine repräsentative Erhebung hat ergeben, dass 89 % aller Menschen in Ihrer Situation bei den folgenden Informationen erschrecken“
Aus: Ratgeber für die Toten. 783. Auflage
Verlag der Finsternis

„In ...

„Eine repräsentative Erhebung hat ergeben, dass 89 % aller Menschen in Ihrer Situation bei den folgenden Informationen erschrecken“
Aus: Ratgeber für die Toten. 783. Auflage
Verlag der Finsternis

„In der Liebe ist die Hölle los“ ist der Erstling des deutschen Autors und Radiomoderators Benne Schröder. Es handelt sich um den ersten Teil einer 2teiligen Romanreihe aus dem Bereich Urban Fantasy/ Romantasy.

INHALT
Catalea Morgenstern, Tochter des Teufel wird von ihrem Vater gezwungen in das Familienunternehmen „Die Firma“ einzusteigen und tote Seelen auf ihrem Weg in die Hölle zu begleiten. Die halbsterbliche Höllentochter ist von ihrem Erbe und der Firma jedoch alles andere als begeistert und hat massive Anpassungs- und Eingewöhnungsprobleme. Sehr schnell gerät sie in Schwierigkeiten und ist auf der Flucht vor den eigenen Leuten und ist damit plötzlich in der Situation das sie sich mit ihrem Erbe arrangieren muss, wenn sie überleben will. Unterstützt wird sie dabei von dem in Ungnade gefallenen Totenanwalt Timur.

LESEEINDRUCK
Der Roman lässt sich sehr gut und flüssig lesen. Der Schreibstil ist locker, spritzig, humorvoll und sehr frech. Catalea ist eine junge Frau mit starker eigener Meinung die oft gegenteilig zu ihrem Umfeld ist. Sie flucht gerne, ist dickköpfig, intelligent und bodenständig. Mit ihr als Hauptfigur habe ich mich auf Anhieb angefreundet da sie sehr sympathisch ist.

Auch alle weiteren Figuren sind habe ich sehr schnell ins Herz geschlossen (zumindest die „guten“ Bösen). Auf ihrem Weg trifft Catalea auf weitere Unterstützer die alle toll dargestellt werden. Durch die Bank weg handelt es sich um Figuren mit hohem Wiedererkennungswert die unterhaltsam und skurril sind und sich angenehm von den gängigen Sidekicks die man aus diesem Genre gewohnt ist abheben.

Der Großteil des Romans wird von Catalea aus der Ich-Perspektive geschildert. Die Kapitel werden immer wieder von kursiv gedruckten Einschüben unterbrochen bei denen es sich um Auszüge aus dem „Ratgeber für die Toten“ handelt. Einem Leitfaden für Tote die den Seelen dabei helfen soll sich in der Hölle einzuleben. Diese Auszüge allein sind absolute Lesehighlights mit extrem viel extrem dunklem Humor.

Für mich hat an keiner Stelle des Romans die Spannung bzw. der Lesespaß nachgelassen. Immer wieder hat der Autor mit neuen mit neuen Ideen aus dem Höllenkosmos überrascht. Auch Cataleas innerer Kampf gegen ihr Familienerbe sowie das Rätsel wer hinter der Verschwörung gegen sie steckt ist glaubhaft und spannend bis zum Schluss.

Neben der Flucht vor den Höllenwesen kommt natürlich auch die Liebe nicht zu kurz, auch hier fiebert man bis zum Ende mit ob alles gut ausgeht oder nicht. Mit Timur gibt es ein Love Interest der mindestens genauso dickköpfig ist wie Catalea weswegen die beiden sich immer wieder herrlich unterhaltsam in die Haare kriegen.


FAZIT
Mir hat diese Lektüre wirklich „höllischen Spaß“ bereitet und genau meinen Humor getroffen. Wer jedoch ein Problem mit dunklem Humor oder einer Protagonistin hat die gerne und oft Kraftausdrücke benutzt oder flucht, dem würde ich raten von diesem Roman Abstand zu nehmen. Alle anderen werden mit einer absolut kuriosen Tour de Force belohnt bei der man sich – Gott sei Dank – auf eine Fortsetzung freuen darf.

  • Einzelne Kategorien
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  • Figuren
  • Humor
  • Spannung
  • Thema
Veröffentlicht am 19.07.2017

Lyrik inspiriert Lyrik

Parablüh. Monologe mit Sylvia
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„Parablüh – Monologe mit Sylvia“ ist ein Gedichtband der österreichischen Autorin und Lyrikerin Cornelia Travnicek. Inspiriert ist der Band von Sylvia Plaths „Der Koloss“. Zu jedem Gedicht gibt es in „Parablüh“ ...

„Parablüh – Monologe mit Sylvia“ ist ein Gedichtband der österreichischen Autorin und Lyrikerin Cornelia Travnicek. Inspiriert ist der Band von Sylvia Plaths „Der Koloss“. Zu jedem Gedicht gibt es in „Parablüh“ ein Gegenstück. Chronologisch sind alle Gedichte entsprechend dem „Koloss“ geordnet, so dass man beide Werke gut parallel lesen kann, so wie ich es gemacht habe.


LESEEINDRUCK
Travniceks „Parablüh“ ist keinesfalls eine „Neuauflage“ des „Koloss“ oder der Versuch einer Nachdichtung. Ganz im Gegenteil! Travnicek nutzt Plaths Originale als Inspirationsquelle aus der sie etwas ganz Neues, Eigenes erschafft. Manchmal greift sie dabei das Thema wieder auf oder auch nur ein einzelnes Element und bringt es in einen aktuellen Kontext oder nutzt es zum Ausdruck eigener Gedanken und Erfahrung. Beide Künstlerinnen drücken sich in ihren Werken ganz klar mit ihrer eigenen Stimme und Persönlichkeit aus. Plaths Gedichte sind durchzogen von den Depressionen, der inneren Zerrissenheit und der Todessehnsucht unter der die Lyrikerin Zeit ihres Lebens gelitten hat. Diese düstere Grundstimmung wird von Travniceks nicht aufgegriffen. Die Sprache ist leichter ohne dabei ein Ernsthaftigkeit zu verlieren. Die einzelnen Gedichte rühren auf, bewegen, regen zur Selbstreflektion an oder zaubern einfach mal ein Lächeln ins Gesicht.

Meine persönlichen Favoriten in „Parablüh“ waren „Bis dahin“ welches sich mit der eigenen Identität und Identitätsfindung beschäftigt und „Meine nachtwandernden Schwestern“ welches die Rolle der Frau aufgreift. Auch die Gedichte über den Herbst haben mir sehr gut gefallen welcher von Travnicek als golden, fruchtbar und Zeit des Wandels dargestellt wird. Ein weiteres Highlight dann der Abschluss des Bandes, der Zyklus über die Raunächte welcher mystisch, surreal und traumgleich anmutet.

FAZIT
Ich kann die Lektüre beider Gedichtbände in Kombination nur empfehlen. Die jeweiligen Gedichtpaare ergänzen sich untereinander sehr gut und lassen das jeweils andere Gedicht noch mal durch ganz neue Augen sehen und immer wieder neue Aspekte entdecken. Jedoch „Parablüh“ funktioniert auch eigenständig.

Beide Autorinnen haben ihre ganz eigene Erzähl- und Bildsprache in die ich mich mit jedem Gedicht etwas mehr hineinfühlen konnte und auch heimisch gefühlt habe.