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Veröffentlicht am 10.04.2023

Die Anfänge der Augsburger Fuggerei

Das Haus der Fugger
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Augsburg im Jahre 1523 - Joss Neher ist Zimmerer und liegt im Sterben als seine Frau Eva keinen anderen Ausweg sieht, als den Scharfrichter hinzuzuziehen. Als Gegenleistung für die Hilfe zur Gesundung ...

Augsburg im Jahre 1523 - Joss Neher ist Zimmerer und liegt im Sterben als seine Frau Eva keinen anderen Ausweg sieht, als den Scharfrichter hinzuzuziehen. Als Gegenleistung für die Hilfe zur Gesundung ihres Mannes verlangt dieser, dass Eva und Joss ihn in geweihter Erde beerdigen mögen.
Das Ehepaar Neher sieht sich diesem Versprechen verpflichtet und kommt der Bitte nach. Doch Eva und Joss’ Handlung bleibt nicht verborgen. Das ist der Beginn einer Serie an Unglücken, die den Beiden und ihren Kindern widerfährt. Ein Hoffnungsschimmer zeigt sich, als sie in die „Fuggerei“ ziehen dürfen, doch dieser ist nicht von Dauer.

Das Buchcover und die Anfänge der drei großen Teile sind wunderschön gestaltet. Ebenso finde ich es gut, dass zu Beginn eine Übersicht über die handelnden Personen und ihre Rollen gegeben wird, genauso wie ein Inhaltsverzeichnis.
Der Schreibstil von Peter Dempf war nachvollziehbar, allerdings hatte ich so meine Schwierigkeiten mit den Charakteren. 
Der Autor hob immer wieder die niedrige Stellung der Frauen im 16. Jahrhundert hervor. Dazu passten allerdings für mich nicht die Charaktere der Eva, Els und auch nicht der Sybilla Fugger. Alle drei sind selbstbewusste Frauen, denen immer wieder Gehör geschenkt wird. Bei Sybilla Fugger konnte ich das nachvollziehen, jedoch ist mir Eva für die damalige Zeit manchmal zu selbstbewusst gewesen und wurde es wurde ihr zu viel Beachtung geschenkt. Das an sich ist kein Problem, im Gegenteil, jedoch zweifle ich dies vor dem historischen Kontext des 16. Jahrhunderts schwer an. Auch ihr Mann Joss wirkte mehr, als würde er im Schatten seiner Frau stehen. Das wiederum passt nicht so wirklich zu seiner Stellung.
Ich empfand die Geschichte manchmal auch etwas zu langatmig. Die Intrigen des Marx Köllin gingen wirklich sehr weit und waren mir zum Schluss doch etwas zu viel (von der Menge her). Es wirkte für mich sogar mehr wie ein Krimi.
Auch war ich gerade zum Ende hin irritiert über die Darstellung des Juden Anton. Els Verdacht wird bis zum Ende nicht wirklich aufgelöst. Dem Leser*in war es ersichtlich, aber der aufgekommene Verdacht wird in der Geschichte nicht aufgelöst, was ich schade finde, da dadurch Klischees bedient werden.
Sehr interessant fand ich das vermittelte Wissen über die Fuggerei, das Aufkommen des Protestantismus und auch das Nachwort mit dem Einfluss des Wirkens Jakob Fuggers bis in die heutige Zeit.

Alles in allem ein interessanter historischer Roman, ich würde sogar fast sagen, ein Krimi. Vor allem empfehlenswert für alle, die Augsburg und die Fuggerei kennen oder gerne mehr über deren Geschichte erfahren möchten.

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.04.2023

Die Geschichte um einen Münchner Eissalon

Träume aus Eis
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Erna und ihr Mann Josef träumen von einer eigenen, kleinen Eisdiele im München Ende der 1920er Jahre. Sie erfüllen sich diesen Traum, aber er ist geprägt durch harte Arbeit. Tag für Tag kämpfen sie um ...

Erna und ihr Mann Josef träumen von einer eigenen, kleinen Eisdiele im München Ende der 1920er Jahre. Sie erfüllen sich diesen Traum, aber er ist geprägt durch harte Arbeit. Tag für Tag kämpfen sie um ihr Überleben und das ihrer beiden Mädchen. 
Dazukommt, dass sich Frieda in den Sohn ihres größten Konkurrenten verliebt. 
Es erscheint als müssten sie ihre Träume auf Eis legen, hinzukommen die Schatten von Josefs Vergangenheit, die das Glück seiner Tochter bedrohen.

Franziska Winkler hat mit diesem Roman die fiktive Geschichte einer Familie erschaffen, die in einigen Eckpunkten wahren Begebenheiten entspricht.
Sie hat einen wunderbar flüssigen Schreibstil, sodass ich nur so durch die Geschichte geflogen bin.
Der Roman ist geprägt von starken Frauen, einer Familienbande, die sich im Verlaufe des Buches immer stärker bewegt und Frauen, die sich nicht ihrem Schicksal ergeben.
Mir gefielen besonders Erna, Frieda, Lotte und Fanny. Sie prägen für mich den Verlauf dieser Geschichte. Gerade die Beziehung der beiden Schwestern stellt sich als was Besonders dar. Ebenso ist Fanny als die gute Seele der Eisdiele ein bedeutender Charakter. Gerade in Kombination mit Ludwig und ihren bayerischen Mundwerken geben sie diesem Buch etwas heimatliches.
Die Beziehung zwischen Erich und Frieda fand ich am Anfang in ihrer Entwicklung gar etwas zu perfekt, gerade auch die Akzeptanz durch Erichs Eltern möchte ich etwas anzweifeln. Denn gerade vor dem Hintergrund der Vergangenheit der beiden Väter und der Standesunterschiede.
Auch die Geschichte um Josef Pankofer fand ich etwas übertrieben. Sicher ist dies zur damaligen Zeit sehr oft vorgekommen, aber seine Entscheidung passte letzten Endes nicht in das Familienbild, dass die Autorin bis dahin beschrieben hat.
Was mir sehr gut gefiel, war die Beschreibung der Eisherstellung damals und die Erfindung des Steckli-, also des Eis am Stiel. Besonders die Beschreibung der Herstellung am Anfang mit der Bedienung der Maschinen mittels Kurbeln war beeindruckend zu lesen. Auch die Thematik an sich fand ich super, denn es ist mal was anderes und erfrischendes.
Spannend ist dieses Buch auf jeden Fall, denn immer, wenn ich dachte, es kann nicht mehr komplizierter für die Familie Pankofer werden, kam wieder etwas dazu.
Das Ende war schön, aber es war mir dann doch etwas zu perfekt.

Ein toller Roman für all jene, die gerne historische Familienromane lesen und auch Geschichten über starke Frauen mögen, die ihren Weg, trotz viele Widerstände, gehen.

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Veröffentlicht am 06.04.2023

Weniger ist manchmal mehr

Die Bahnhofsmission
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Natalie ist glücklich - Endlich hat sie es geschafft, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen. Angekommen in einem besseren Leben und als Angestellte der Bahnhofsmission am Schlesischen Bahnhof in Berlin ...

Natalie ist glücklich - Endlich hat sie es geschafft, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen. Angekommen in einem besseren Leben und als Angestellte der Bahnhofsmission am Schlesischen Bahnhof in Berlin lernt sie die Arzttochter Alice kennen.
Alice ist eine Frau, die sich nicht als hübsche Tochter und zukünftige Hausfrau, Mutter und Ehefrau sieht. Beide Frauen kämpfen für bessere Verhältnisse, jede auf ihre Art, aber doch zusammen bis Natalies Vergangenheit Schatten auf die Arbeit der Frauen wirft.

Veronika Rusch hat eine Geschichte um zwei junge Frauen geschaffen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Geschichte spielt zumeist aus den Perspektiven der beiden Protagonistinnen, Alice und Natalie. Aber auch ein Nebenhandlungsstrang um Maxim ist Bestandteil der Story.
Insgesamt gibt es die zwei Haupthandlungsstränge, aber auch weitere kleinere, sodass die Geschichte zwar nicht unübersichtlich wird, aber doch immer mal in andere Richtungen unterwegs ist.
Als ich das erste Mal über dieses Buch las, hatte ich die Erwartung, die Arbeit der Bahnhofsmission in ihren Anfängen kennenzulernen, die Frauen, die sich dahinter verbergen, die sie geprägt haben. Jedoch hat sich diese Erwartung durch die vielen Handlungsstränge nicht erfüllt. Auch ist mir nicht ganz klar geworden, welche Absicht die Autorin mit dem Verlauf ihrer Geschichte hat bzw. in welchem Genre sie zu Hause sein soll. Für mich wirkte es teilweise wie ein Krimi. Das wiederum hatte jedoch den Vorteil, dass die Geschichte sich als sehr spannend gestaltete und das Bedürfnis immer weiter zu lesen, sehr groß war. Ich finde es auch schade, dass das Hauptthema - die Bahnhofsmission und ihre Mitarbeiterinnen zu kurz kam und auch die Thematik, die sich darum gestaltete - die Rechte der Frauen. 
Die Mitarbeiterinnen der Bahnhofsmission werden zwar vorgestellt und man bekommt einen Einblick, welche Charaktere sich dahinter verbergen, aber eben zu knapp.
Auch die Rahmenhandlung um Gerda, einhergehend mit der von Baba, werden durch das ganze Buch hin nicht vernachlässigt und erklärt viele historische Details, vor allem rechtliche, zur damaligen Zeit sehr anschaulich. Sowohl diese Handlung als auch die Botschaften zum Thema Frauenrechte sind interessante und wichtige Details, denn einprägsam ist „Menschenrechte haben kein Geschlecht“.
Was für mich sehr überraschend war, war das Ende. Ich denke, das hat auch sehr viel Potenzial für einen Anschlussroman gelassen!

Alles in allem sind für mich Titel, Beschreibung und Genre irreführend, doch lässt man dieses außen vor, handelt es sich bei diesem Buch um einen spannenden Roman/ Krimi, der fesselnd ist, viele Menschen unterschiedlicher Couleur und Gesellschaftsschichten in einer Geschichte vereint. Doch alles in allem wäre weniger und damit eine tiefere Geschichte etwas mehr gewesen.
Dennoch ein gutes Buch!

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  • Handlung
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  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 05.04.2023

Der Duft von Weihnachten

Die Lebkuchen-Prinzessin
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Der Duft von Weihnachten
„Die Lebkuchenprinzessin“ von Romy Herold erzählt von Elise, die in der Lebküchnerei ihrer Familie aufwächst und sich nichts sehnlichster wünscht, als diese eines Tages zu übernehmen.
Ihr ...

Der Duft von Weihnachten
„Die Lebkuchenprinzessin“ von Romy Herold erzählt von Elise, die in der Lebküchnerei ihrer Familie aufwächst und sich nichts sehnlichster wünscht, als diese eines Tages zu übernehmen.
Ihr Vater erkennt das Potenzial der Tochter und unterstützt sie.
Nach einem schweren Schicksalsschlag muss sie sich aufraffen, das Erbe ihrer Familie zu retten. Dabei muss sie lernen, gute und schlechte Menschen zu unterscheiden.

„Die Lebkuchenprinzessin“ unterteilt sich in vier Abschnitte, die jeweils einen Zeitraum abbilden. Damit wusste ich immer, in welchem Jahr wir uns befinden.
Romy Herold hat mit ihrer fantastischen Erzählweise wieder ein wunderbares Buch geschaffen, in dessen Umgebung ich mich sofort hinein denken konnte. Beim Lesen schwirrte mir so manches Mal der Duft von Gewürzen, Lebkuchen und Schokolade in der Nase herum.
Ebenso konnte ich mich in die Atmosphäre, das Leben der Hauptcharaktere denken, da diese sehr liebevoll beschrieben waren und auch das Leben im Hause und in der Fabrik Lusin metaphorisch dargestellt waren.
Die Freundschaft zwischen den beiden, gesellschaftlich unterschiedlich verankerten, Frauen gefiel mir besonders. Die Herzlichkeit und vor allem Intelligenz Agathes und Elises war wunderbar dargestellt.
Doch mein Highlight war die Beschreibung der Beziehung der einzelnen Familien und auch der Beziehungen der Dienstboten. Vielleicht war es manchmal ein bisschen zu rosig, aber für mein Empfinden schafft Romy Herold damit eine Wohlfühlatmosphäre.

Aber auch die Spannung kommt nicht zu kurz, denn mit dem Verlauf der Geschichte hatte ich nicht gerechnet. Es war für mich erst recht spät zu erahnen, wie die Verstrickungen verlaufen.
Die Verknüpfung von Fiktion und Wirklichkeit fand ich gut gewählt und untermalte die Geschichte dieses Romans wunderbar.

Mein Fazit: Ein wunderschönes Buch zum Wohlfühlen, genießen, die Seele baumeln zu lassen und zu träumen. Es ist vor allem zu empfehlen, es in der (Vor-)Weihnachtszeit zu lesen!

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Veröffentlicht am 04.04.2023

Kommunikation ist keine Einbahnstraße - Auch mal eine andere Sichtweise einnehmen

Superkräfte für Führungskräfte
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Superkräfte für Führungskräfte - Gewaltfreie Kommunikation im Beruf ist ein Ratgeber für Führungskräfte von Susanne Lorenz. Sie beschreibt das Konzept der gewaltfreien Kommunikation, bringt aber vor allem ...

Superkräfte für Führungskräfte - Gewaltfreie Kommunikation im Beruf ist ein Ratgeber für Führungskräfte von Susanne Lorenz. Sie beschreibt das Konzept der gewaltfreien Kommunikation, bringt aber vor allem ihre Erfahrungswerte und ihre Schemata ein.

Das Buch war strukturiert aufgebaut und die Kapitel nachvollziehbar. Die Notizseiten haben mir gut gefallen. Ich finde es immer gut, wenn ich Platz habe, um meine Gedanken zu ordnen.

Für mich ist dieses Buch der erste Berührungspunkt mit dieser Thematik gewesen.
Gerade am Anfang des Buches habe ich mir sehr viele Markierungen und Notizen gemacht. Vieles kam mir aus meinem Alltagsleben bekannt vor und ihre Lösungsansätze zu diesem Thema waren für mich sehr gewinnbringend. Besonders gefallen haben mir die Denkweisen über die Änderungen der Sichtweise gegenüber anderen Menschen.
Durch ihren Schreibstil war alles gut und schnell nachvollziehbar und ist damit auch gut im Alltag anwendbar.
Ab der zweiten Hälfte muss ich jedoch sagen, war es für mich nicht ganz so interessant. Denn die Methode, die sie da vorgestellt hat, sehe ich für die Übertragung in meinen Alltag und den mir unterstellten Personenkreis als schwierig an. Ich glaube, dass die Umsetzung somit eben abhängig von der Berufssparte und dem Mitarbeiterklientel ist.
Ich war sehr glücklich, dass es auch mal ein neuer Ansatz von Führungsmanagement und Kommunikation war und freute mich darauf endlich mal nicht das übliche Gerede von Schultz-von-Thun zu lesen. Leider wurde ich dann doch wieder enttäuscht.

Trotz der Kritik muss ich sagen, mir hat das Buch gut gefallen und viele Punkte daraus werde ich anwenden und für mich umsetzen.
Es ist auf jeden Fall in vielen Dingen eine etwas andere Denkweise und für all jene, die sich gerne zu diesem Thema fortbilden, eine gute Horizonterweiterung.
Aus diesem Grund vergebe ich gute 3,5 Sterne.

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