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Veröffentlicht am 03.07.2022

Im Bann der gesellschaftlichen Ächtung

Findelmädchen
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„Findelmädchen“ - von Lilly Bernstein handelt von der 15-jährigen Helga van Beek. Helga und ihr Bruder Jürgen wachsen nach dem Krieg in Frankreich auf. Als ihr Vater aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrt, ...

„Findelmädchen“ - von Lilly Bernstein handelt von der 15-jährigen Helga van Beek. Helga und ihr Bruder Jürgen wachsen nach dem Krieg in Frankreich auf. Als ihr Vater aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrt, lässt er nichts unversucht seine Kinder zu finden. Es gelingt ihm auch und seine Kinder kommen zu ihm nach Köln, wo er ein kleines Büdchen betreibt, zurück. Dort leben sie bei der Tante von Helga und Jürgen. Jürgen fängt bei Ford an und Helga muss zur Haushaltungsschule. Damit beginnt Helgas Kampf mit den gesellschaftlichen Folgen der Nachkriegszeit und der Rolle der Frau in der damaligen Zeit.

Das Buchcover sieht toll aus und gibt etwas von Helga und der kleinen Bärbel wieder. Helgas Blick in eine aufrechte Zukunft und der Schalk in Bärbels Augen trotz aller Umstände sind für mich dort wiederzufinden.
Das Buch behandelt ein Thema, welches wir heutzutage mit aller Macht versuchen, zu bekämpfen - der Diskriminierung in jedweder Form. Außerdem erzählt es die ungerechte Rollenverteilung von Mann und Frau in den 1950er Jahren und zeigt auf, wie lange sich die Folgen des Kriegs in der Gesellschaft widergespiegelt haben.
Lilly Bernstein konnte mich von der ersten Seite des Buches mitnehmen. Ab der zweiten Hälfte konnte ich das Buch sogar nur noch schwerlich zur Seite legen, so gefesselt war ich von dem, was Helga erleben musste. Teilweise ging es mir sichtlich unter die Haut, weil es einfach so unfassbar war!! Die Autorin beschönigt nichts und es gelingt ihr damit, die Spannung in hohem Maße bis zum dritten Teil aufrechtzuerhalten.
Sicher sind es in manchen Bereichen ein paar zu viel Zufälle, damit die Geschichte passt, aber das hat mir zu keiner Zeit etwas ausgemacht.

Die Protagonisten sind gut dargestellt. Helga, als zukunftsoffen, strebsam und kämpferisch. Jürgen als aufgeschlossen, kreativ und lebensfroh und der Vater eher verschlossen, verletzt, aber glücklicher Familienvater. Schlimm jedoch, sie bilden das ab, was in vielen Familien dieser Zeit Standard war - Schweigen. Schweigen über die Erlebnisse des Krieges und seine Folgen. Man wollte vergessen und verdrängen. Doch damit wird in diesem Buch gezeigt, dass die Familie sich immer weiter voneinander entfernt bis es zum negativen Höhepunkt kommt. Ich denke, die Lehre darauf, miteinander zu reden, ist eine, die wir bis in die heutige Zeit anwenden können.
Auch die Rolle der Frau und die Integration von Menschen anderer Hautfarbe sollte heute eine Selbstverständlichkeit sein, vor allem, um diese schrecklichen Dinge, die Lilly Bernstein beschreibt zu verhindern.
Fanny und Bärbel stehen ebenso für diese Grausamkeiten und zeigen auf, wie jemand unverschuldet von der Ächtung der Gesellschaft betroffen werden kann. Dies alles sollte uns eine Lehre sein und zum Nachdenken anregen.

Fazit, ein ausgezeichnet geschriebener, historischer Roman, der von der ersten Seite an fesselt. Er ist wunderbar geeignet für all die, die auch die ungeschönten Geschichten der Nachkriegszeit und die damit verbundenen gesellschaftlichen Entwicklungen lesen und sich somit mit der deutschen Geschichte auseinandersetzen.

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Veröffentlicht am 30.06.2022

Wunderbarer zweiter Teil

Der Duft von Erde nach dem Regen
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Franziska und Wilhelm führen den Apfelhof mittlerweile recht erfolgreich. Die ganze Familie packt mit an und so versuchen sie ihn stetig auszubauen. Doch die Schatten der politischen Machtübernahme sowohl ...

Franziska und Wilhelm führen den Apfelhof mittlerweile recht erfolgreich. Die ganze Familie packt mit an und so versuchen sie ihn stetig auszubauen. Doch die Schatten der politischen Machtübernahme sowohl im Deutschen Reich als auch in Italien rücken immer näher. Sie machen auch vor der Familie Leidinger nicht halt und bedrohen das alltägliche Leben, obwohl die Familie Bruggmoser/ Leidinger sich den italienischen Zwängen unterworfen hat.
Leopold sorgt auch immer noch nicht gerade für eine harmonische Atmosphäre und bedroht immer noch indirekt die Existenz von Franziska und ihrer Familie.
Eine schwere Zeit steht Franziska, Wilhelm und ihren Lieben bevor.

Das Buchcover sieht wieder so wunderschön aus wie das, des Vorgängerromans und bringt die Schönheit der alpenländischen Landschaft zum Ausdruck.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und ich kam wieder schnell in die Geschichte rein. Für all die, denen so etwas immer nicht leicht fällt, enthält der hintere Teil des Buches eine Chronologie, durch die man auch die Geschehnisse des ersten Bandes noch einmal grob zusammengefasst nachlesen kann. Ich finde das eine tolle Option.

Die Protagonisten sind lebensälter und damit auch reifer geworden. 
Franziska ist nach wie vor eine selbstbewusste Frau, die ihre eigenen Entscheidungen trifft, aber auch die Familie und Freunde zusammenhält. Sie wirkt auf mich nicht mehr ganz so lebensfroh, wie zu Beginn des ersten Bandes, vielmehr wirkt sie ruhiger und abgeklärter. Aber gerade das passt so gut zu ihrer Figur. Sie stellt nicht die ewig Glückliche dar, sondern ist realistisch beschrieben.
Auch Wilhelm hat sich verändert. Er wirkt fahriger, in sich gekehrter. Die Liebe zwischen den Beiden ist nach wie vor vorhanden, aber auch sie hat sich verändert. An manchen Stellen hat man das Gefühl, zwei mit ihrer Partnerschaft ausgeglichene Personen zu erleben, denen aber etwas die Nähe zueinander verloren gegangen ist.
Ich finde es auch gut, dass Johanna jetzt so einen großen Part im Buch bekommen hat. Ich finde, sie hat in ihrer Art und Weise viel von Franziska und Leah abbekommen. Vor allem, ist sie eine junge und selbstbewusste Frau geworden, die aber, so wirkt es, manchmal noch auf der Suche nach sich selber und ihrer Aufgabe im Leben ist. Ich glaube, sie ist nach wie vor stark geprägt durch den Tod Josephas.
Einzig Franziskas Mutter, Teresa Bruggmoser hat sich absolut positiv verändert. Sie ist für die Familie da, tut alles, was sie kann und ist gleichzeitig traurig über das, was sie durch ihre psychologische Therapie kaputt gemacht hat und erschrocken über das Handeln Leopolds.
Alles in allem wirkt die Geschichte düsterer als Band I. Das ist aber nicht negativ auf die Geschichte gemünzt, vielmehr gefällt mir das gut, denn Anna Thaler beschönigt nichts. Sie zeigt das wahre Leben und die Einschränkungen durch die bevorstehenden oder auch schon bestehenden Diktaturen auf. Sie erzählt vom Umgang mit den Juden in den Ländern der Diktatur und ist auch dabei nicht zimperlich. Für mich ist dieses Buch sehr authentisch geschrieben, enthält einen Spannungsbogen, der sich zwar etwas flach, aber dafür durchs ganze Buch zieht und der zum Ende hin auch nicht abnimmt, sondern noch zu, sodass ich mich schon heute auf den dritten Band freue.

Ich kann dieses Buch nur allen empfehlen, die sich für historische Romane, historische Familiengeschichten interessieren, in denen nicht alles rosarot ist, sondern realistisch dargestellt.

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Veröffentlicht am 27.06.2022

Eine Straße, fünf Freunde und die Liebe

Und dann kam das Glück
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„Und dann kam das Glück“ von Clara Simon handelt von Chloé, einer Floristin, die einen Blumenladen in der Rue de la Chance in Paris hat. Die Straße ist etwas Besonderes, denn all ihre Ladenbesitzer sind ...

„Und dann kam das Glück“ von Clara Simon handelt von Chloé, einer Floristin, die einen Blumenladen in der Rue de la Chance in Paris hat. Die Straße ist etwas Besonderes, denn all ihre Ladenbesitzer sind befreundet und mache die Straße zu einem liebevollen Ort, an dem sich die Kunden wohlfühlen sollen und an dem sie Lebensmittel, Blumen, Kerzen, etc. bekommen, die mit viel Liebe hergestellt wurden.
Doch die Freude ist etwas getrübt, denn eine Baustelle neben Chloes Laden verbreitet Lärm und Dreck. Aber Chloe versucht ihre Unzufriedenheit Bauleiter Ben mitzuteilen. Dabei lernt sie Ben näher kennen.

Schon allein das Buchcover lud mich ein, dieses Buch zu lesen. Es versprach mir eine wunderbare, leichte Geschichte zum Abschalten, geprägt von Freundschaft, Liebe und auch ein bisschen Romantik.
Die Ladenbesitzer wurden durch die Autorin mit all ihren Ecken und Kanten, aber absolut liebevoll dargestellt. Gerade die Freundschaft, die die fünf Freunde verbindet, schafft sie als etwas Besonderes herüberzubringen.
Chloes Art brachte mich so manches Mal zum Schmunzeln, weil sie einfach so menschlich, aber doch fantasievoll ist. So ist sie sehr schüchtern gegenüber anderen und möchte es sich mit keinem verderben, andererseits spricht sie liebevoll mit ihren Blumen und ihrem Wellensittich. Das wirkte für mich absolut authentisch.
Ben fand ich auch gut dargestellt, allerdings wurde ich erst zum Ende hin, „warm“ mit ihm, denn er hat schon eine sehr geheimnisvolle Art, die mich manchmal auch irritierte.
Die Thematik des neuen Ladens fand ich irgendwie merkwürdig, vor allem, weil bis zum Ende des Buches keiner die Thematik ansprach. Auch den „Weg zur Liebe“, gewählt durch die Freunde und Chloes Umgang damit, fand ich wiederum nicht authentisch dargestellt.
Ein Spannungsbogen gab es für mich auch nicht, die Geschichte plätscherte vor sich hin, war aber dennoch locker und leicht zu lesen. Ab der Hälfte war die Geschichte sogar sehr voraussehbar.

Fazit ist, es kommt darauf an, was ich von so einer Geschichte erwarte. Ich hatte eine schöne, leichte Liebesgeschichte, ohne Tiefgang erwartet und habe dies bekommen. Es eignet sich damit also als wunderbare Urlaubslektüre oder einfach nur als Buch zum Abschalten und macht gute Laune.

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Veröffentlicht am 24.06.2022

Drei Frauen - ein Ziel

Die Frauen vom Jungfernstieg. Gerdas Entscheidung
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„Die Frauen vom Jungfernstieg - Gerdas Entscheidung“ von Lena Johannson behandelt die Geschichte des Pharmaherstellers Beiersdorf. Diese Entwicklung wird anhand der Geschichte dreier Frauen erzählt: Gertrud ...

„Die Frauen vom Jungfernstieg - Gerdas Entscheidung“ von Lena Johannson behandelt die Geschichte des Pharmaherstellers Beiersdorf. Diese Entwicklung wird anhand der Geschichte dreier Frauen erzählt: Gertrud Troplowitz ist die Ehefrau von Oscar Troplowitz, dem Besitzer der Firma Beiersdorf; Irmgard Behn ist die Frau des jüngsten Hamburger Senators und Antonia Peters als Frau eines ehemaligen Angestellten der Firma Beiersdorf. Alle drei Frauen könnten nicht unterschiedlicher sein, finden doch zusammen und prägen in dieser Geschichte nicht unerheblich die Geschicke der Firma.

Lena Johannson hat einen tollen Schreibstil, dem ich wunderbar folgen konnte. Ihr gelingt es anhand der Geschichte der drei Frauen die Entwicklung von Beiersdorf zu schildern. Es wird die Geschichte jeder der Frauen auch aus deren Perspektive erzählt. Die Schilderungen sind z.T. real, zum Teil fiktiv, dennoch habe ich sehr viel Interessantes und Neues über die Anfänge des Konzerns gelernt.
Gelungen fand ich die Darstellung der Charaktere der Frauen, denn diese fand ich absolut authentisch. Speziell bei Tony gelang es der Autorin auch deren Herkunft wunderbar darzustellen, in dem sie den Schreibstil umgangssprachlich ihrer Person anpasste.
Das Buch verfügt nicht über einen expliziten Spannungsbogen, viel mehr sind es viele kleinere Stellen, die etwas aufregender sind, aber von wirklicher Spannung kann man nicht sprechen. Ich habe immer auf einen wirklich spannenden Moment gewartet, aber der kam nicht wirklich.
Am Anfang nervte mich auch die Figur der Irma Behn etwas, aber durch ihre Entwicklung im Laufe der Geschichte wurde sie sehr sympathisch.
Ich fand es spannend, die Themengebiete- Die Rolle der Frau- und -Die Entwicklung der Sozialverträglichkeit in Betrieben Ende des 19., Anfang des 20. Jh.- zu beobachten, denn Oscar Troplowitz schien hier mit Abstand voranzugehen.
Allein durch diese Themen und die drei unterschiedlichen Frauen ließ sich die Geschichte flüssig und leicht lesen und ist damit eine Empfehlung für historisch interessierte Leser.

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Veröffentlicht am 18.06.2022

Erinnerungen eines Lebens

Herz schlägt Krieg
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Hilde Niggetiet ist die Großmutter des Autors. Das Buch handelt von den Erinnerungen ihres Lebens von 1910 bis 2001.

Das Cover finde ich etwas martialisch, aber den Klappentext wiederum fand ich sehr ...

Hilde Niggetiet ist die Großmutter des Autors. Das Buch handelt von den Erinnerungen ihres Lebens von 1910 bis 2001.

Das Cover finde ich etwas martialisch, aber den Klappentext wiederum fand ich sehr interessant, zumal es sich hierbei um eine Art autobiografische Schilderung handelt.

Der Schreibstil ist sehr einfach, aber fließend. Mich erinnerte es etwas an den Film “Die Fahne von Kriwoj Rog“, da die Erzählungen dort im gleichen Stil erfolgten. An sich plätscherten die Erinnerungen so vor sich hin. Es erinnerte mich oftmals auch an ein Tagebuch, das eine Mutter für ihre Ahnen schrieb und so wie ich es gerade zum Schluss verstanden hatte, sollte es auch so sein. Aber eben gerade im letzten Viertel des Buches kam ich oftmals mit den Bezeichnungen "Oma" und "Mutti" durcheinander und wusste nicht, welche der Personen nun gemeint ist. Weiterhin überschlugen sich die Charaktere zum Ende hin ziemlich, im Sinne von, es waren sehr viele und ich wusste sie mitunter nicht mehr zuzuordnen. Deshalb war es gut, dass die meisten Charaktere im Namensverzeichnis am Ende zu finden waren.

Auch die Bilder fand ich passend und auflockernd gewählt.

Was ich aber schön fand, waren ihre liebevollen Beschreibungen über die Kinder und Enkel. So hat man doch am Ende das Gefühl, nun das Leben einer zufriedenen, ausgeglichenen, stolzen und starken Persönlichkeit gelesen zu haben, der Familie über alles ging. Das merkt man auch an dem Gedicht am Ende des Buches.

Ein interessantes Buch, welches aber doch etwas mehr Tiefe vertragen hätte.

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