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Veröffentlicht am 25.01.2024

Alle achtzig Minuten zwei Glühwürmchen im Garten

Himmelwärts
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„Es war einmal, da war die Schwerkraft noch nicht so schwer. Da war unser Lachen noch ohne das Summen zwischen den Atomen.“

Die „Snack-Jedis“ Toni-Pepperoni und ihre liebste Pommesfreundin
YumYum zelten ...

„Es war einmal, da war die Schwerkraft noch nicht so schwer. Da war unser Lachen noch ohne das Summen zwischen den Atomen.“

Die „Snack-Jedis“ Toni-Pepperoni und ihre liebste Pommesfreundin
YumYum zelten gemeinsam im Garten. Ihre Mission: Kontaktaufnahme mit Mama, denn Tonis Mutter ist an Krebs verstorben und YumYum ist überzeugt, sie ist irgendwo da draußen, denn „im Universum geht keine Energie verloren“. YumYum ist nämlich sehr wissbegierig und durchforstet das Internet nach Informationen „wie die kleine Raupe Nimmersatt“. „Wusstest du…?“ ist mit Abstand ihr Lieblingseinstieg in einen Satz. Mit einer Anleitung haben beide heimlich ein kosmisches Radio gebaut und funken mit ihren Walkie Talkies himmelwärts. Als sich dann überraschend eine Astronautin von der ISS meldet, können die beiden es kaum glauben. Neugierig stellen sie Zanna alle möglichen Fragen und lernen eine Menge über gefährliche Chips, schwerelosen Salat, wie sehr man die Erde vermissen kann und schließlich kommen sie auch auf den Tod zu sprechen, über den sonst keiner reden will: „Der Tod ist wie Lava.“

Erzählt wird in der Ich-Perspektive von Toni, die sich auch immer mal wieder direkt an ihre Leserschaft wendet. Denn Toni schreibt alles auf, weil sie die Erinnerungen an ihre Mutter nicht vergessen will. Deswegen schweifen ihre Gedanken immer wieder zu ihrer Mutter ab und in „Tonis Notizbuch“ erinnert sie sich an gemeinsame Momente und den Abschied. Dieser einfühlsam dargestellte Verlauf der Gedanken und die Taubheit und Schwere, macht Tonis seelischen Zustand erlebbar. „So als wären meine Gedanken eine fremde Stadt, […] und ich finde nicht mehr nach Hause.“

Das Erleben von Verlust und das Festhalten an der Vergangenheit ist allgegenwärtig, immer wieder abgelöst von Momenten der Leichtigkeit und Freunde in der Gegenwart. In diesem kleinen Zeit- und Handlungsrahmen passiert eine Menge, ohne das die Kinder das Zelt verlassen. Es geht um Freundschaft, Trauer, auch um überfürsorgliche Kontrolle und Angst, die Weiten des Universums und das Menschsein. Mit schönen mutmachenden und trostspendenden Botschaften, die ganz mühelos einfließen, wie der Wobbeltanz, der alles Schwere abschüttelt.

Die farbigen Illustrationen sind grandios gestaltet und haben mir sehr gefallen. Sie fügen sich perfekt ins Buch ein. Jede von ihnen ist eine kreative Überraschung. „Tonis Notizbuch“ hat zudem eine farbliche Wiedererkennung. Besonders toll fand ich das Totoro-Onesie und das Mama-Regal. Der Text ist ebenso kreativ und begeistert mit Wortzusammensetzungen, vielen Ideen und witzigen Dialogen. Deswegen ist "Himmelwärts" auch nicht unangenehm bedrückend, sondern tiefsinnig, philosophisch, lebendig, lustig, lehrreich und klug. Eine besondere Liebeserklärung an die Erde und das Leben. So tröstlich, bereichernd und schön. Ganz große Leseempfehlung, für diese besondere Gefühlsachterbahn.

Veröffentlicht am 25.01.2024

Gartenpläne naturnah verwirklichen

Kleiner Garten - so viel drin
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Anja Klein zeigt an ihrem persönlichen Garten beispielhaft, wie es geht. Sie erklärt unkompliziert, leidenschaftlich und ermutigend, worauf es ankommt. Anja war damals in in der gleich Situation und wollte ...

Anja Klein zeigt an ihrem persönlichen Garten beispielhaft, wie es geht. Sie erklärt unkompliziert, leidenschaftlich und ermutigend, worauf es ankommt. Anja war damals in in der gleich Situation und wollte ihre Gartenpläne verwirklichen. Dafür hat sie in ihrem Schrebergarten 40 m2 eingezäunt und ein Ernte- und Blumenparadies angelegt. Fotos dokumentieren die Vorgehensweise Schritt für Schritt und zeigen ein tolles Beispielergebnis, das wirklich Lust auf ein eigenes Projekt macht. Durch die zahlreichen Fotos, ein paar Zeichnungen oder grafischen Darstellungen wird man sehr inspiriert und anschaulich durch alle Prozesse begleitet. Perfekt für Einsteiger. Was muss ich bei der Planung beachten? Was ist für die Bestandsaufnahme wichtig? Zu Beginn hat man viele Fragen und Anja hat außerdem Tipps, um anfängliche Fehler zu vermeiden.

„Lass dir Zeit beim Anlegen deines Gartens, der erste Schritt ist vielleicht schwer, der zweite schon einfacher und irgendwann sitzt du da und kannst kaum glauben, dass du das geschafft hast.“

Mir hat besonders gefallen, dass es sehr kompakt gestaltet ist, ohne Unmengen von Variationen und Informationen, die nur überfordern. Dazu die einfach Schritt-für-Schritt-Anleitungen. Ist das Bohnen-Tipi nichts für einen, blättert man zwei Seiten weiter und findet bereits etwas anderes. Dadurch ist es zwar nicht so ausführlich, aber für Anfänger völlig ausreichend, um auf den Geschmack zu kommen. Anja begrenzt sich dabei auf Gemüsebeete, Kräuter, Obstbäume zum Ernteglück und für die Farbpracht dürfen Stauden und Sommerblumen nicht fehlen. Dazu gibts auch Tipps für die Ernte im Topf. Letztlich kann man es ganz bequem genauso oder ähnlich umsetzten, und von Anjas Erfahrungen profitieren. Durch die schönen Fotos sieht man, wie schön und ertragreich bereits ein kleiner Garten sein kann und man lernt, dass man das Projekt an die eigenen Bedürfnisse und den Geldbeutel anpassen kann. Inspirationsempfehlung für Gartenprojekte!

Veröffentlicht am 25.01.2024

Diese Mädchen sind klug, erfinderisch und geben niemals auf!

Cosima und der Diamantenraub
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"Cosima und der Diamantenraub" ist eine ungewöhnliche Geschichte über vier mutige Freundinnen mit Behinderungen, die in einer aussichtslosen Lage einen waghalsigen Plan schmieden, um sich und andere vor ...

"Cosima und der Diamantenraub" ist eine ungewöhnliche Geschichte über vier mutige Freundinnen mit Behinderungen, die in einer aussichtslosen Lage einen waghalsigen Plan schmieden, um sich und andere vor einem schrecklichen Schicksal zu bewahren.

Die Handlung spielt im November 1899 in London im Heim für beklagenswerte Mädchen, in dem Cosima, Diya, Mary und Pearl leben. Die vier Freundinnen halten zusammen und haben einzigartige Talente. Cosima ist zielstrebig und voller Ideen. Mit ihrem Tatendrang steckt sie die anderen an. Diya lässt sich von ihrem Rollstuhl nicht einschränken, sie ist, wissbegierig und erfindet nützliche Sachen, während Pearl echte Kunstwerke erschafft. Die Behinderungen, und die sich dahinter verbergenden chronischen Erkrankungen, spielen keine große Rolle. Ganz selbstverständlich gehen die Mädchen damit um, sind sehr respektvoll und einfühlsam im Umgang miteinander und damit eine große Inspiration für Wertschätzung und Genügsamkeit. Denn die grausamen Heimleiter-Geschwister Mr. und Miss Makel machen die Situation für die Mädchen unerträglich. Sie geben ihnen Nummern, statt sie beim Namen zu nennen. Sie demütigen sie mit Strafarbeit oder lassen sie frieren, um Kaminholz zu sparen. Die meisten Kinder haben Eltern und Geschwister, wurden ihren Familien aber wegen ihrer Behinderungen entrissen. Die haben jedoch keine Ahnung, wie die Kinder misshandelt werden. Cosima hat niemanden, der sie besucht und es ist ihr ein wichtiges Anliegen, dass Geheimnis ihrer Herkunft zu lüften. Als eines Tages der berühmte Entdecker Lord Francis Fitzroy das Heim besucht und alle zwanzig Mädchen adoptieren will, schlagen bei den Freundinnen alle Alarmglocken. Fortan versuchen sie, herauszufinden, was er vorhat, um ihn aufzuhalten und schmieden einen unglaublichen Plan - sie wollen das goldene Diadem aus der Empire-Ausstellung stehlen. Können vier Kinder mit Behinderung einen so großen Coup durchziehen?

Erzählt wird die Geschichte in der dritten Person, auch wenn Cosima den erzählerischen Mittelpunkt bildet. Mir hat sehr gefallen, dass die Geschichte so originell, humorvoll, vielschichtig und abwechslungsreich ist. Neben der Spannung und den tollen Charakteren, gibt es berührende und tiefsinnige Momente, besondere Details, wie die Bedeutung von Cosimas Namen oder dem Taschentuch, das sie findet. Die Botschaft dahinter ist klar: Kinder mit Behinderungen sind nicht weniger wert und sollten nicht weggesperrt werden. Dass dazu passende Finale und schlussendliche Ende, war sehr zufriedenstellend. Insgesamt eine richtig tolle Geschichte, mit vereinzelt passenden Illustrationen.

Veröffentlicht am 19.01.2024

Änderst du ein Element, ändert sich alles

Leuchtfeuer
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»Wenn man die Zeit als Ganzes begreifen könnte, würde man sehen, dass die Vergangenheit bestehen bleibt und nicht im Rückspiegel verschwindet.«

Ein tragischer Unfall im August 1985 mit Todesfolge, versucht ...

»Wenn man die Zeit als Ganzes begreifen könnte, würde man sehen, dass die Vergangenheit bestehen bleibt und nicht im Rückspiegel verschwindet.«

Ein tragischer Unfall im August 1985 mit Todesfolge, versucht von den Zwillingen Sarah und Theo Wilf. Ihr Vater Benjamin war als Arzt der erste am Unfallort. Dani Shapiro beleuchtet verschiedene Perspektiven im Laufe der Zeit und zeigt, dass Traumata nicht einfach verschwinden und unsere Gegenwart und Zukunft beeinflussen. Im Fokus stehen die Familie Wilf und die Familie Shenkman aus der Nachbarschaft. Das meiste spielt sich im Jahr 2010 ab. Von da aus geht es in die Vergangenheit und in die Zukunft. Die vielen Perspektivwechsel und Zeitsprünge sind gut gekennzeichnet, erfordern aber konzentriertes Lesen. Berührend war die entstehende Verbindung zwischen Benjamin und dem Nachbarsjungen Waldo, der ihm ganz neue Blickwinkel ermöglicht und zeigt, dass es Dinge gibt, vor denen wir unsere Kinder und uns selbst nicht beschützen können. „Aber das sind nur ein paar mögliche Bahnen eines Lebens, eine Handvoll Sternschnuppen am Nachthimmel. Änderst du ein Element, ändert sich alles.“

Mit diesem Erzählstil in der dritten Person gelingt Dani Shapiro eine komplexe Innenschau aller beteiligten Familienmitglieder. Die Zeitsprünge machen die Charaktere vielschichtiger und zeigen eine weite Bandbreite prägender Ereignisse. Ich kann mir dieses Konzept sehr gut verfilmt vorstellen, denn es ist eine Serien geplant, da es die Stärken wahrscheinlich noch besser ausleben kann, als der Roman es konnte. Der Schreibstil geleitet einen flüssig durch die Handlung und ich mochte den hochbegabten Waldo und seine Faszination für das Universum. Eine lebensnahe Perspektive, berührend dargestellt, Trost spendend und hoffnungsvoll. Eine ungewöhnliche Geschichte über Verlust, Verbundenheit und Schuldgefühle.

Veröffentlicht am 19.01.2024

Sci-Fi-Romance mit gutem Twist

Star Bringer
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Eine Sci-Fi-Romance auf einem Raumschiff mit einer Crew, die unfreiwillig zusammengefunden hat und nur gemeinsam überleben kann.

In der ersten Hälfte fällt auf, dass das Autorinnen-Duo den Fokus sehr ...

Eine Sci-Fi-Romance auf einem Raumschiff mit einer Crew, die unfreiwillig zusammengefunden hat und nur gemeinsam überleben kann.

In der ersten Hälfte fällt auf, dass das Autorinnen-Duo den Fokus sehr auf die siebenköpfige Gruppe gelegt hat. Es sind Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Kali, idealistische Kronprinzessin der Neun Planeten, Ian, sarkastischer Überlebenskämpfer, Schmuggler und Söldner mit Hang zum Pessimismus, sein Kumpel Max, Mechaniker Gage, die flüchtige Rebellin Beckett, Rain, Hohepriesterin der Schwesternschaft des Lichts und gute Seele der Crew, sowie ihr Leibwächter Merrick. Kali, Ian, Rain und Beckett ist man durch kapitelwechselnde Ich-Perspektiven ganz nah. Man erfährt, wie für die Prinzessin allmählich ihre goldene Blase platzt und die kaiserliche Fassade fällt, wie Ian versucht, ein verantwortungsvoller Captain zu sein, der eine Mission zu erfüllen hat, wie Rain sich verliebt und Beckett unter ihrer Vergangenheit leidet - all ihre Gedanken und Gefühle und den „riesigen Haufen sehr realer Probleme“, widmen sich die Autorinnen ausführlich. Man erlebt, wie die bunte Crew zusammenwächst und Vertrauen einzieht, die das ein oder andere Geheimnis offenbart. Die Innenschau, das Zusammenwachsen der Crew und die sexuellen Handlungen nehmen viel Raum ein. Sie wechseln sich mit actionreichen und dramatischen Passagen ab, die im Verhältnis jedoch schnell vorbei sind. Darunter leidet auch das Worldbuilding. Es fehlt an lebendigen Details, Weltraumathmosphäre und Informationen. Dabei ist die Ausgangslage vielversprechend: zerstörte Ökosysteme, rückläufige Landwirtschaft und zunehmende Sonneneruptionen. Es gilt Freunde zu befreien und für Gerechtigkeit zu kämpfen. Dieses Ungleichgewicht ist spürbar unangenehm. Steckt doch viel Potenzial in der Story. Zudem wird sich zahlreicher Klischees bedient, wie das ständige Triezen, Widersprüchlichkeiten, die nur zur eigenen Verblendung dienen und fehlerhafte Ausdrücke, wie „Nur über meine tote Leiche.“ Den weiteren Ausbau in der zweiten Hälfe fand ich etwas authentischer und vor allem spannender. Hier gibt es einige Überraschungen. Vor allem das letzte Viertel konnte mich packen. Das Ende ist ein fieser Cliffhanger, der aber neugierig auf die Fortsetzung macht.

Gefallen hat mir die Starlight und ihr abgefahrenes Eigenleben, sowie die mentale Verbindung zwischen Ian und Max.
Die Beziehungen nahmen mir zu viel Raum ein. Ich wollte wissen, wie es mit der Handlung weitergeht, während sich seitenweise mit unauthentischen Belanglosigkeiten befasst wird, ohne Atmosphäre zu schaffen. Trotzdem gab es immer wieder Momente, wo ich mich dem Sog nicht entziehen konnte. Kann die Gruppe der Gefahr entkommen? Werden sie finden, wonach sie suchen? Der Humor erinnert tatsächlich ein bisschen an "Guardians of the Galaxy“ und sorgt für ein paar Schmunzler. Zu Beginn gibt es eine Triggerwarnung der Autorinnen, die eindrucksvoll aufführt, was man zu erwarten hat. Besonders erwähnenswert finde ich die brutalen Gewalthandlungen, die derbe Sprache, Suizid, Tod und den Alkoholmissbrauch an Bord der Starlight. Ich bin trotzdem neugierig auf die Fortsetzung.

Empfehlenswert für Leserinnen und Leser, die an Star Wars besonders die aufkeimende Liebe von Han Solo und Leia mochten und es ihnen nicht weit genug ging. Das Hörbuch könnte durch die vier verschiedenen Sprecherinnen und Sprecher sogar besser sein, als das Buch. Ich vergebe 3,5 von 5 Sternen.

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