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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.09.2023

Wunderschön illustriert

Der geheime Garten
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Diese Bilderbuch-Nacherzählung des Klassikers von Frances Hodgson Burnett hat mir vor allem wegen der schönen Illustrationen von Adeline Lirius gefallen. Ihre Interpretation enthält viel von der Vorstellung, ...

Diese Bilderbuch-Nacherzählung des Klassikers von Frances Hodgson Burnett hat mir vor allem wegen der schönen Illustrationen von Adeline Lirius gefallen. Ihre Interpretation enthält viel von der Vorstellung, die bereits vom Garten und Misselthwaite Manor geprägt wurde. Aber Lirius bringt dabei noch ihren ganz eigenen Stil mit ein, der die Fantasie erwachen lässt und sehr gut den Zeitgeist einfängt. Der künstlerische Inhalt ist wirklich so zauberhaft, wie es das Cover vermuten lässt. Wie Mary`s Persönlichkeit, blühen auch die Illustrationen im Verlauf des Buches auf.

Calista Brill hat das Bilderbuch kindgerecht bearbeitet und auf die Kerninhalte reduziert: die Magie des Gartens und der Zauber der Natur, die Entwicklung von Mary und die Freundschaft der Kinder. Erwachsene spielen in dieser Version keine Rolle, wobei das Dienstmädchen Martha und der Gärtner Ben ihre kleinen Auftritte haben. Brills Abschlussworte machen das Bilderbuch für mich zu einem stimmigen Werk, welches für sich stehen kann und eine schöne Vereinfachung darstellt, um die Geschichte kennenzulernen und sich durch die Illustrationen in den Garten zu träumen.

Fazit: Eine schönes Bilderbuch voller Wunder, Freundschaft und Zuversicht, mit einem hohen Bildanteil und einfachen, wenigen Texten, die sich gut vorlesen lassen. Für kleine Kinder, zum ersten Entdecken der Geschichte, sehr empfehlenswert. So kann die Geschichte mit dem Alter wachsen und das Interesse am Roman wird geweckt.

Veröffentlicht am 23.09.2023

Sehr empfehlenswert!

Alva und das Leuchten der Erinnerung
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Alva wohnt auf einer kleinen Insel in einem See und jeden Morgen landen Erinnerungen von Menschen auf ihrer Insel. Um die kümmert Alva sich dann, damit sie nicht so schnell verblassen. Als die Erinnerungen ...

Alva wohnt auf einer kleinen Insel in einem See und jeden Morgen landen Erinnerungen von Menschen auf ihrer Insel. Um die kümmert Alva sich dann, damit sie nicht so schnell verblassen. Als die Erinnerungen zu verschwinden drohen, reist Alva zum ersten Mal zu den Menschen in die Stadt.

Die Illustrationen von Valeria Docampo sind einzigartig. Die Insel ist träumerisch schön gestaltet. Die Farbwahl fasziniert und man merkt, hier ist auf liebevolle Art, etwas völlig Neues entstanden. Um die Erinnerungen darzustellen, hat Valeria Docampo eine gute Lösung gefunden, die sich hervorragend in das Gesamtkonzept einfügt. Ich liebe das Bild, wo Alva, mithilfe einer Wolke, in die Stadt aufbricht. Mir gefällt auch, dass sich künstlerisch die Stimmung ändert, sobald Alva in der Stadt ankommt. Alexandra Helmig beschreibt eine Stadt, wie es sie in der realen Welt auch gibt, in der Menschen, von der Zeit getrieben, aneinander vorbeihasten, während Alva wie ein Entschleuniger wirkt. Ich mochte diese wohltuend poetische Bilderbuchreise sehr, sowohl die großartige Bebilderung, als auch die anregende Geschichte, die nachdenklich macht, aber auch dazu ermuntert, selbst einmal wieder in den schönsten Erinnerungen zu verweilen.

Fazit: Eine wunderschöne Hommage an das Träumen und Erinnern, als bewusste Reise in die Vergangenheit, an das Nicht-Vergessen, das Genießen, der besonderen Momente, und die Schönheit. Ein sehr empfehlenswertes Bilderbuch für Groß und Klein.

Veröffentlicht am 23.09.2023

Als das Leben dazwischenkam

Paradise Garden
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Paradise Garden ist ein unterhaltsamer und bewegender Coming-of-Age Roman, in der die 14-jährige Billie ihre Geschichte erzählt. Es ist ein Sommer, indem sich alles ändert. Bereits auf der erste Seite ...


Paradise Garden ist ein unterhaltsamer und bewegender Coming-of-Age Roman, in der die 14-jährige Billie ihre Geschichte erzählt. Es ist ein Sommer, indem sich alles ändert. Bereits auf der erste Seite erfährt man, das Billies Mutter gestorben ist. Dann geschieht alles der Reihe nach: der Alltag in der Hochhaussiedlung mit der alleinerziehenden Mutter und immer ist das Geld knapp. Billies Mutter ist jedoch erfinderisch und gibt ihrer Tochter das Gefühl von Normalität, Fülle, Kreativität und Lebensfreude. Die Mutter-Tochter-Beziehung ist berührend, das große und freiheitsliebende Herz ihrer Mutter bereichernd. Beide freuen sich unheimlich auf den bevorstehend Urlaub, bis die Vergangenheit sie einholt. Eine Vergangenheit, über die Billie nichts weiß, weil ihre Mutter nie darüber spricht. Weder über ihren Vater, noch über die Großmutter aus Ungarn. Was dann geschieht, traf mich trotzdem unvorbereitet (obwohl ich wusste, dass ihre Mutter stirbt). So traurig, so ungerecht und man leidet mit Billie, die ihre ganz eigene Art hat, damit umzugehen. Auch wenn alles, was darauf folgt, nicht immer im Detail realistisch scheint, ist es wunderbar unterhaltsam, ein bisschen skurril, aber vor allem mitreißend. Trotz der Dramatik, ist der Roman zu keiner Zeit deprimierend und finster. Bis zu den letzten Seiten findet Billie ihre Antworten, die sie gesucht hat und Elena Fischer hält einige Wendungen bereit. Es ist eine tolle Geschichte über verschiedene Betrachtungsweisen, der Freiheit des Selberdenkens, einem schrecklichen Verlust und der Suche nach den eigenen Wurzeln, über die Schönheit des Lebens, zweite Chancen und Mutter-Tochter Beziehungen, eine schwierige und eine schöne. Unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 23.09.2023

Der Wunsch nach Selbstbestimmung

Marschlande
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"Marschlande" erzählt von zwei Frauen: Britta Stoever, die mit ihrer Familie ein Haus in den Marschlanden gekauft hat und nun versucht, sich in ihrer neuen Heimat einzugewöhnen. Fasziniert von den Marschlanden, ...


"Marschlande" erzählt von zwei Frauen: Britta Stoever, die mit ihrer Familie ein Haus in den Marschlanden gekauft hat und nun versucht, sich in ihrer neuen Heimat einzugewöhnen. Fasziniert von den Marschlanden, spaziert sie durch das geschichtsträchtige Gebiet nahe Hamburg und wird auf ein Straßenschild aufmerksam. Britta ist unglücklich, denn sie hat ihre Karriere als Geografin zugunsten der Kinder aufgegeben und wird von ihrem Mann kaum unterstützt, der beruflich aufsteigen konnte und meistens abwesend ist. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet die Marschlande so einiges anstoßen würden? Die andere Frau, um die es geht, ist Abelke Bleken, die 1580 in den Marschlanden lebte. Nach dem Tod ihres Vater hat sie den Hof allein geführt, bis ein Unwetter die Gegend heimsuchte und nur Abelke entsprechende Schutzmaßnahmen ergriff, weil ihr niemand glauben wollte. Gegenwart und Vergangenheit wechseln sich kapitelweise ab und Jarka Kubsova erzählt sehr atmosphärisch von den Marschlanden und zieht Parallelen zwischen zwei Frauen, die völlig unterschiedliche Leben im Marschland führen, aber unter sozialer Degradierung und Unrecht leiden, die ihren Ursprung vor fünfhundert Jahren nahm. Jarka Kubsova setzt Abelke Bleken ein Denkmal, eine besondere Hamburgerinnen, der unglaubliches Unrecht widerfahren ist. Sehr berührend geschrieben, macht der vergebliche Kampf, die Hexenverfolgung und das Klima der Angst fassungslos, während Abelke bis zuletzt große Stärke zeigt und ich am liebsten mehr von ihr gelesen hätte. Hexenforschung ist eine spannendes Gebiet, wie das ausführliche Nachwort noch einmal zeigt. Der Versuch, die Folgen aufzuzeigen, die Frauen heute noch immer ereilen, konnte mich nicht ganz überzeugen, aber es wurden viele Punkte angesprochen, die zum Nachdenken anregen und wichtige Impulse setzten, wie finanzielle Unabhängigkeit.

Veröffentlicht am 23.09.2023

Über Suizid, die Spuren der Vergangenheit und Freundschaft

Simone
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Ich hätte nicht erwartet, dass mich Anja Reich mit ihrer ungetrübten Erzählweise und ihren intensiven Recherchen so in den Bann ziehen könnte, zumal ich das traurige Ende schon kannte. Aber das tat es! ...

Ich hätte nicht erwartet, dass mich Anja Reich mit ihrer ungetrübten Erzählweise und ihren intensiven Recherchen so in den Bann ziehen könnte, zumal ich das traurige Ende schon kannte. Aber das tat es! So mitreißend, dass ich das Buch fast in einem Rutsch durchgelesen habe. Anja Reich erzählt von ihrer Freundin Simone, die sich vor siebenundzwanzig Jahren, mit nur siebenundzwanzig, das Leben nahm. Zwei Stunden vorher hat sie mit ihr telefoniert, wollte ihrer Freundin ihre renovierte Wohnung zeigen, doch diese hatte keine Zeit. Die quälende Frage, ob sie es hätte verhindern können und das große Warum, bewegen die Autorin zu einer Suche nach Antworten. Sie interviewt u.a. die Eltern, die Cousine, den Bruder, sichtet Fotos und Dokumente und liest Simones Tagebuch. Dabei geht es zurück bis zu den Anfängen, wie die Großeltern lebten. Dabei zeigt Anja Reich auf, wie sich Sprachlosigkeit durch die Generationen zog. Anja Reich dokumentiert Simones Leben, versucht, ihre Gedanken und Gefühle einzufangen. Keine einfach Aufgabe, denn Simone war offenherzig und zurückhaltend zugleich. Ihre „Sorgen, Ängste und Zweifel behielt sie für sich“ - vertraute sich oft nicht mal ihrem Tagebuch an. Sie wünschte sich Freiheit, war aber eingeengt von den familiären Strukturen. Im Verlauf erfährt man auch etwas darüber, wie Anja Reich selbst aufgewachsen ist. Man erhält Einblicke in die DDR und bekommt eine Vorstellung davon, wie schwer es war, sich nach der Wende zurechtzufinden.

"Simone" ist eine sehr persönliche Erzählung, sehr intensiv und zutiefst bewegend. Selbst nach einigen Tagen hat mich die Geschichte nicht losgelassen.
Es gibt viele Stellen, die nachdenklich machen. Auch, wenn es keine konkrete Antwort gibt, zeichnet sich ein vielfältiges Bild von Simone und ihrem Leben, das zumindest einige Fragen beantworten könnte, und ein bisschen das Gefühl vermittelt, Simone tatsächlich gekannt zu haben. Sehr interessant fand ich die medizinischen und sozialen Forschungsergebnisse zum Suizid. Es ist nach wie vor ein Tabuthema, über das nicht gesprochen wird. Anja Reich schafft mit diesem mutigen Buch einen Tabubruch und setzt ein wichtiges Zeichen.