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Veröffentlicht am 19.05.2024

Ida will nicht ertrinken

Windstärke 17
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«Windstärke 17» erzählt die Geschichte von Ida und wie sie eine schwere Zeit überwindet. Sie ist die Schwester von Tilda, die sich in «22 Bahnen» freischwamm. Tilda wohnt mit ihrer Familie in Hamburg und ...

«Windstärke 17» erzählt die Geschichte von Ida und wie sie eine schwere Zeit überwindet. Sie ist die Schwester von Tilda, die sich in «22 Bahnen» freischwamm. Tilda wohnt mit ihrer Familie in Hamburg und die Schwestern haben ein angespanntes Verhältnis. Für Ida beginnt ein neuer Lebensabschnitt, nachdem ihre Mutter gestorben ist. Mit Wut, Trauer und Schuldgefühlen im Gepäck landet sie eher zufällig auf Rügen. Dort lernt sie Marianne und Knut kennen, bei denen sie wohnt und Lief, den DJ, den sie lieb gewinnt.

Geschrieben in der Ich-Perspektive ist man Idas Gedanken und Gefühlschaos ganz nah, stets nachvollziehbar. Die Handlung ist beinahe alltäglich, wirkt sehr real und authentisch. Das Besondere sind die Beobachtungen, die Feinheiten, die Einblicke in Idas innere Welt. Atmosphärisch geschrieben, taucht man in die Ostsee ein, spürt man Mariannes warme Ausstrahlung und die Wirkung. Mein Lesefluss kam an manchen Stellen ins Stocken: bei Wiederholungen, die erst in Idas Gedankenwelt eintreten und dann ausgesprochen werden, oder Dialogen, die mit Namen und Doppelpunkt aufgelistet sind. Das liegt mir nicht so. Es wirkt so unnatürlich. Davon abgesehen, hat mir die Tiefe gefallen, weil es eindrücklich um Trauerverarbeitung, dem Erwachsenenwerden, einer Schwesternbeziehung und zufälligen Begegnungen geht, die viel bewirken können. Kann man auch lesen, wenn man «22 Bahnen» nicht kennt.

Veröffentlicht am 19.05.2024

Der Widerstand von Hannie Schaft

Wir waren nur Mädchen
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«Wir waren nur Mädchen» erzählt eindrucksvoll die Geschichte von der niederländischen Widerstandskämpferin Hannie Schaft, die sich 1940 der bewaffneten Widerstandsgruppe RVV anschliesst, um ihre jüdischen ...

«Wir waren nur Mädchen» erzählt eindrucksvoll die Geschichte von der niederländischen Widerstandskämpferin Hannie Schaft, die sich 1940 der bewaffneten Widerstandsgruppe RVV anschliesst, um ihre jüdischen Freundinnen Philine und Sonja vor den Nationalsozialisten beschützen zu können. Eine ihrer Kontaktpersonen ist Jan, der ihr das Schießen beibringt. Die Nähe zu ihm bringt sie durcheinander und Hannie entwickelt Gefühle für Jan. Schließlich wird sie zu einer gesuchten Kämpferin, die alles für die Freiheit riskiert.

„Bitte lasst mich nicht sterben, bevor der Krieg vorbei ist.“

Spannend und mitreißend geschrieben, nimmt einen dieses Buch sehr ein. Alles ist greifbar und Hannies Gedanken und Gefühle lassen sich bedrückend gut nachvollziehen. Die Angst, ertappt, verraten oder festgenommen zu werden, die Qualen der Hilflosigkeit, der Hannie durch ihren Widerstand bewusst zu entkommen versucht. Die tragischen Verbrechen, das schreckliche Leid, da gab es Textstellen in der zweiten Hälfte, die waren schwer auszuhalten. Vor allem erhält man dadurch Einblicke, wie sich der Widerstand aufgebaut hat und wie gefährlich es war. Insgesamt ein beindruckendes Buch, dass ein ehrwürdiges Bild von der starken Hannie Schaft zeichnet, welches zutiefst berührt, und vor Augen führt, was man sich nicht vorzustellen wagt. Besonders das ausführliche Nachwort macht bewusst, wie wichtig solche wahren Geschichten sind und welche Verbrechen damals geschahen. Besonders in der heutigen Zeit sehr lesenswert!

Veröffentlicht am 18.05.2024

Tragisch, toxisch, einnehmend

Geordnete Verhältnisse
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Es ist kein aufregendes oder spannendes Buch, trotzdem fand ich es unterhaltsam und interessant, zu erfahren, warum Faina mit Philipp eine so ungewöhnliche Verbindung eingeht und was sich daraus entwickelt.
Geschrieben ...

Es ist kein aufregendes oder spannendes Buch, trotzdem fand ich es unterhaltsam und interessant, zu erfahren, warum Faina mit Philipp eine so ungewöhnliche Verbindung eingeht und was sich daraus entwickelt.
Geschrieben ist das Buch aus zwei Perspektiven in der dritten Person, die sich unregelmäßig abwechseln. Aber gerade bei Philipp ist die Sicht aus Meinung und Rechtfertigung für sein Handeln so geschrieben, dass man es trotz all der ungemütlichen Widersprüche irgendwie nachvollziehen kann. Das hat mir gut gefallen, denn er ist ein schwieriger Charakter: kontrollsüchtig, brutal ehrlich und übt psychische Gewalt aus. Es ist eine Geschichte voller Hilfeschreie, die sich Seite für Seite erklärt, um am Ende zu überraschen - anders kann ich es nicht ausdrücken, um nicht zu spoilern.

«Geordnete Verhältnisse» war für mich mal etwas ganz anderes war, als das, was ich sonst lese. Ich werde Philipp und Faina nicht so schnell vergessen, auch wenn dieses Buch manchmal unbequem, erschütternd und anstrengend zu lesen war. Keine Wohlfühllektüre, aber einnehmend und lesenswert.

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Veröffentlicht am 07.05.2024

Humorvolle Graphic Novel Sammlung

Allzumenschliches
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«Allzumenschliches» ist eine gebundene Sammlung von über vierzig kurzen Graphic Novels von Catherine Meurisse in Großformat, die monatlich im französischen «Philosophie Magazin» erschienen. Sehr heiter, ...

«Allzumenschliches» ist eine gebundene Sammlung von über vierzig kurzen Graphic Novels von Catherine Meurisse in Großformat, die monatlich im französischen «Philosophie Magazin» erschienen. Sehr heiter, derb, modern und feministisch widmet sie sich, auf je einer Doppelseite, den größten Denkern der Geschichte und ihren bekannten philosophischen Theorien. Während in «Pitch» Aristoteles mit seinem Design begeistert, werden in «Die Schöne und das Biest » wahre Geschehnisse mit Aussagen von Nietzsche neu interpretiert, die Frau bestürzen. Der Schreibstil bringt es präzise auf den Punkt, was durchaus herausfordernd und komplex ist. Die überwiegend textreichen Sprechblasen und Dialoge sind wichtig, aber eigentlich sind es die Zeichnungen, die alle Blicke auf sich ziehen und den Humor unterstreichen. Catherine Meurisse ist es gelungen, in ihrem ganz eigenen Stil, manche philosophischen Ideen genial zu entzaubern und gleichzeitig mit Tiefsinn und Witz einen modernen Blickwinkel festzuhalten. Wunderbar unterhaltsam und ein hochwertiges Geschenk.

Veröffentlicht am 06.05.2024

Rachedurst und Raubzug

A Tempest of Tea
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„Warum die Welt retten, wenn man auch einfach Tee trinken kann.“

«A Tempest of Tea – Ein Hauch von Tee und Blut» ist der Auftakt einer düsteren Fantasy-Dilogie, und es geht um Rachedurst und einem Raubzug ...

„Warum die Welt retten, wenn man auch einfach Tee trinken kann.“

«A Tempest of Tea – Ein Hauch von Tee und Blut» ist der Auftakt einer düsteren Fantasy-Dilogie, und es geht um Rachedurst und einem Raubzug in einer korrupten Großstadt voller Menschen und Vampire. Erzählt wird die Geschichte aus drei Blickwinkeln der Diebe. Eine davon ist Arthie Casimir, der droht, ihr luxuriöses Teehaus „Spindrift“ zu verlieren. Sie stellt eine Crew zusammen, um mit dem Diebesgut ihr Teehaus zu retten.
Der erste Akt beginnt mysteriös und behandelt die Zusammenführung der Crew-Familie, sowie die Planung und Vorbereitung des Raubzugs, was die meisten Seiten des Buches in Anspruch nimmt. Hier kommt selten Spannung auf, vieles ist überflüssig und langatmig. Zumal die Zeit nicht genutzt wird, der Handlung mehr Struktur zu geben. Was die Protagonisten bewegt, bleibt undurchsichtig und geheimnisvoll. Besonders Archie verrät „niemals ein Geheimnis“, wie über die besondere Waffe „Calibore“ (ein cooles Detail). Auch die Motive der Diebe sind nicht ganz nachvollziehbar und so muss man sich einiges zusammenreimen. Ich wurde nicht so ganz warm mit der Handlung und den oberflächlichen Figuren, wobei mir einige Ideen gefallen haben. Auch die Romanzen wirkten unnatürlich konstruiert, was auch für manche Dialoge gilt. Das hinterließ alles einen faden Beigeschmack. Der zweite und dritte Akt sind deutlich temporeicher und halten noch überraschende Wendungen und einen abrupten Ende bereit. Hafsah Faizal überzeugt mit dem Schreibstil, einer düsteren Atmosphäre und einem vielversprechendem Worldbuilding, von dem ich mir noch mehr Details gewünscht hätte. Insgesamt wurde leider viel Potenzial für einen mitreißenden Auftakt, der Lust auf die Fortsetzung machen soll, verschenkt und es bleibt abzuwarten, ob sich der weitere Teil lohnt.

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