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Veröffentlicht am 05.05.2023

Investigativer Journalistmus

Mutterliebe
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In "Mutterliebe" steht die Beschuldigte Sylvia Bentz vor Gericht. Sie hat ihren dreijährigen Sohn Linus getötet. Das Motiv ist noch unklar. Die ehrgeizige Journalistin Kiki Holland ist als Berichterstatterin ...

In "Mutterliebe" steht die Beschuldigte Sylvia Bentz vor Gericht. Sie hat ihren dreijährigen Sohn Linus getötet. Das Motiv ist noch unklar. Die ehrgeizige Journalistin Kiki Holland ist als Berichterstatterin im Gerichtssaal vor Ort. Durch ihre pfiffige Art und guten Kontakte erfährt sie pikante Details, die sie veranlassen, der Sache nachzugehen. Ich Gegensatz zu ihren berichtenden Kollegen, ist Kiki nämlich bereit, zu recherchieren, nachzufragen und alles zu tun, um die Wahrheit aufzudecken. Dabei verfügt sie über vielversprechende Fähigkeiten, beispielsweise imitiert sie Akzente und Gesten, um ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und so schneller an Informationen zu gelangen. Umso mehr Kiki erfährt, umso gefährlicher wird es. Sie erhält kryptische Botschaften und wird verfolgt. Zum Glück kann sich Kiki nicht nur auf ihren treuen Enzo, dem kleinen Fiat, verlassen, sondern auch auf ihren besten Freund Torte und den neuen Mann in ihrem Leben: Tom „Maulwurf“ Bergemann.

Dieser Justiz-Krimi spielt sich wider Erwarten nicht im Gerichtssaal ab. Kiki ist stets unterwegs, um Spuren zu verfolgen und wird wiederholt daran gehindert, an den Verhandlungen teilzunehmen. In Rückblenden lassen die Autorinnen die Beschuldigte Sylvia Bentz und ihren Mann zu Wort kommen. Der Schreibstil ist für das Genre ungewöhnlich leicht und mitreißend. Kiki’s Eindrücke und Beobachtungen wird viel Raum gegeben. Trotz der dritten Person ist man ganz nah am Geschehen. Von der Handlung bin ich hin- und hergerissen. Einerseits mochte ich die Hauptprotagonistin Kiki und es gab spannende Szenen, Wendungen und gute Fügungen. Andererseits war der Fall vorhersehbar, unspektakulär und teilweise langatmig - gefesselt hat er mich leider nicht. Wahrscheinlich hatte ich einfach zu viel erwartet. Die letzten Seiten boten jedenfalls noch einmal unerwartete Dramatik. Leider hat sich hier ein Fehler eingeschlichen, der für Unstimmigkeiten sorgt, den ich aber nicht spoilerfrei nennen kann.

Ich würde "Mutterliebe" vor allem dann empfehlen, wenn man die kriminalistische Aufdeckung brisanter Verschleierungen mag, es eher realistisch bevorzugt und gut auf Gewalt und allzu konstruierte Überraschungen verzichten kann.

Veröffentlicht am 05.05.2023

Wahrheit und Unwahrheit sind trügerisch verflochten

Erinnere dich!
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Ulrike und Lukas, Maja und Arno, zwei Teenager-Pärchen auf einer gemeinsamen Wanderung in den Bergen, mit verheerendem Ende: Maja verschwindet. Seit 20 Jahren gilt sie als vermisst. Mittlerweile arbeitet ...

Ulrike und Lukas, Maja und Arno, zwei Teenager-Pärchen auf einer gemeinsamen Wanderung in den Bergen, mit verheerendem Ende: Maja verschwindet. Seit 20 Jahren gilt sie als vermisst. Mittlerweile arbeitet Arno als Dozent in Berlin, hat die vergangenen Geschehnisse aber nie ganz verarbeiten können. Maja war seine erste große Liebe. Die Einladung zum Abiturtreffen nimmt der distanzierte Arno nur widerwillig an. Seit er Nachrichten von einem Unbekannten, der sich Lost & Found nennt, erhält, zweifelt er immer mehr an sich und seinen Erinnerungen von damals.

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Die trüben Gedanken des Ich-Erzählers Arno Seitz fördern verdrängte Erlebnisse zutage, bis er schließlich die Kontrolle über sein Leben verliert, weil sich etwas Dunkles in ihm ausbreitet. „Erinnere dich!“ - der Titel ist Program und wirkt eher wie ein Psychothriller, der einen in die Mangel nimmt. Das war manchmal anstrengend zu lesen, hat aber seinen Zweck nicht verfehlt.

Max Reiter nimmt sich Zeit, seine Hauptfigur einzuführen, schreibt eindringlich und streut gezielte Hinweise, wie die bizarren Geschichten von Edgar Allan Poe, die Arno in seinem Seminar behandelt, oder trügerische Andeutungen, die jede mögliche Spur, die man sich erdacht hat, wieder in eine andere Richtung lenkt. Ein schönes Verwirrspiel, das unterhält, ohne zu komplex daherzukommen und zum Ende an Tempo zulegt.

Auch, wenn sich meine Vermutung schließlich bestätigt hat, würde ich die Handlung nicht als vorhersehbar bezeichnen, sondern täuschend glaubhaft aufgebaut, um am Ende mit dem Überraschungs-Effekt zu trumpfen.

Ich hatte das Buch schnell durchgelesen und würde es allen empfehlen, die Psychospiele, Ich-Perspektiven und Thriller ohne Brutalität bevorzugen.

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.05.2023

Fesselnde Familiengeschichte

Malibu Rising
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Die Geschichte spielt Ende August Anfang der 80er Jahre in Malibu, „wo die reichen Weißen lebten.“ Die legendäre Party der Riva-Geschwister, zu der jeder eingeladen ist, der weiß, wo die Gastgeberin wohnt, ...

Die Geschichte spielt Ende August Anfang der 80er Jahre in Malibu, „wo die reichen Weißen lebten.“ Die legendäre Party der Riva-Geschwister, zu der jeder eingeladen ist, der weiß, wo die Gastgeberin wohnt, steht bevor. Bis zum darauffolgenden Tag um 7 Uhr morgens schreiten stündlichen die Uhrzeit-Kapitel voran und erzählen von den Vorbereitungen auf die Nacht und vom Ablauf der Party. Eingestreute Rückblenden, beginnend im Jahr 1956, berichten wie die Riva-Dynastie ihren Anfang nahm.

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Das ist mein erster Roman der Autorin Taylor Jenkins Reid und ich kenne das Buchuniversum, in dem alle ihre Figuren angesiedelt sind, nicht gut genug, um all die Querverweise zu erkennen, von denen es wohl viele gibt. Das trübt aber nicht das Lesevergnügen. Daher hatte ich keine besonderen Erwartungen und bin ziemlich begeistert von dem Roman. Der lockere Schreibstil macht süchtig und hat dafür gesorgt, dass ich das Buch kaum aus der Hand gelegt habe.

Vor allem die Entwicklung der Hauptfigur Nina River hat mich berührt. Es geht an keinem spurlos vorbei, was den Geschwistern widerfahren ist und ihr Zusammenhalt hat mich bewegt und inspiriert. Jeder von ihnen hat seine eigenen Probleme und Herausforderungen, auf die eingegangen wird. Erst im zweiten Teil (ab der Mitte des Buches) geht es um die legendäre Party. Diese chaotischen Nacht ist voller Drogen, Alkohol und Sex, mit weinenden Models, rauchenden Rockstars, Überraschungsgästen und viel Glamour. Das ist aber nur die Oberfläche, denn viel weitreichendere Geschehnisse, ereignet sich in dieser Nacht und führen zu mutigen Veränderungen.

Es ist ein Roman mit vielen Themen: Surfen, Armut und Reichtum, Alkoholismus, toxische Beziehungen, Superstars und Berühmtheit, aber im Vordergrund steht das Familiendrama, Geschwisterliebe, Pflichtbewusstsein und was bei der Liebe wirklich zählt. Dadurch verstecken sich in diesem Buch wunderbare Botschaften, über Krankheiten mit vielen Gesichtern und winzigen Taten, die großen Schaden und großes Glück anrichten.

Ich mochte die faszinierenden Figuren, die durchweg interessante Handlung und alles dazwischen: der Flair der 80er Jahre und die ungezwungene Sommer-Vibes. Es wird zu keiner Zeit langweilig, denn bei den vielen Verstrickungen ist klar, dass alles irgendwie zusammenhängt. Lediglich die vielen Namen lassen einen manchmal straucheln. Auch die Wahl der Erzählweise (Dritte Person) fand ich passend.

Das emotionale Finale hat mich gefesselt und brachte die Geschichten zu einem runden Abschluss (wortwörtlich). Ein Roman, den ich unbedingt empfehlen kann.

Veröffentlicht am 05.05.2023

Alles blöd, oder?

Wolf
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„Ich höre schon die Zecken mit den Zungen schnalzen.“ Das klingt doch nach purer Vorfreude auf die Zeit im Ferienlager, oder?

Kemi ist der Ich-Erzähler dieser besonderen Geschichte, der seinen Namen ...

„Ich höre schon die Zecken mit den Zungen schnalzen.“ Das klingt doch nach purer Vorfreude auf die Zeit im Ferienlager, oder?

Kemi ist der Ich-Erzähler dieser besonderen Geschichte, der seinen Namen erst ganz zum Schluss nennt. Denn es geht nicht (nur) um ihn. Er liest lieber Bücher über Abenteuer, als selbst welche zu erleben, weiß immer alles besser, bis seinem Gegenüber die Argumente ausgehen, und wird nicht müde, zu betonen, dass er die Natur ablehnt und absolut unfreiwillig in dieser „Aktivitätenhölle“ gelandet ist. Eine Woche soll Kemi in dem Ferienlager verbringen. Ein Naturerlebnis im Wald, mitten in Brandenburg, wo neben Zecken und Mücken noch Wandern, Basteln und Klettern auf dem Liste steht.

Eigentlich gehts hier aber um Jörg, mit dem sich Kemi einen Schlafplatz teilt. Der ruhige Junge mit dem Zauberwürfel, der Freunde an der Natur hat und Mobbingziel von Marko und den Dreschke-Zwillingen ist, die immer wieder neue Gemeinheiten aushecken. Jörg lässt es über sich ergehen und nur Kemi scheint zu bemerken, wie die Sache allmählich eskaliert. Nachts begegnet ihm ein mutiger Wolf in seinen Träumen und Kemi spürt, er möchte kein Feigling sein, der wegschaut.

Der Roman lebt von Kemis gutem Durchblick auf die Geschehnisse, die er unkonventionell direkt und rebellisch zum Besten gibt. Seine humorvolle Art steht im Kontrast zum ernsten Buchinhalt und seiner kritischen Draufsicht, auch was das Verhalten der Betreuer angeht. Es ist erfrischend, wie Kemi aus der Reihe tanzt und lieber Gespräche mit dem philosophischen Koch führt, als sich Gleichaltrigen anzuschließen. Trotzdem ist die Geschichte mit knapp 200 Seiten sehr fokussiert auf das Thema Anderssein und Ausgrenzung und der entstehenden Freundschaft zwischen Kemi und Jörg. Der Schreibstil ist manchmal eigenwillig, aber hat man sich daran gewöhnt, weiß man die Abwechslung und den Humor zu schätzen.

Fazit: Ein wertvolles Buch über Außenseiter, den inneren Mut-Wolf und die Chance, über sich hinauszuwachsen und für andere einzutreten. Mit ungewöhnlichen Illustrationen, die den Humor grandios unterstreichen.

  • Einzelne Kategorien
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Veröffentlicht am 05.05.2023

Temporeiche Verfolgungsjagd

Going Zero
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Zehn Kandidaten haben in einem Betatest der US-Geheimdienste die Chance auf drei Millionen Dollar Preisgeld, wenn sie es schaffen, dreißig Tage unterzutauchen, ohne gefunden zu werden.

"Going Zero" hat ...

Zehn Kandidaten haben in einem Betatest der US-Geheimdienste die Chance auf drei Millionen Dollar Preisgeld, wenn sie es schaffen, dreißig Tage unterzutauchen, ohne gefunden zu werden.

"Going Zero" hat mich von Anfang an gefesselt. Der Countdown, die Perspektivenwechsel, der Einfallsreichtum der Kandidaten, um nicht gefasst zu werden, die kritische Betrachtung der Überwachung und derer erschreckend vielfältigen Möglichkeiten - all das fand ich faszinierend und klug inszeniert. Der Stil von Anthony McCarten ist prägnant, tempo- und handlungsreich. Die Kapitel sind dementsprechend kurz, häufiger Szenenwechsel und mit jeder Seite wird man schlauer. Während sich der erste Teil noch der Jagd widmet und die Zahl der gefassten Kandidaten rasant voranschreitet, überrascht Anthony McCarten im zweiten Teil mit einem Twist und einer zähen Bibliothekarin, die keiner auf dem Schirm hatte. Sehr unterhaltsam, wenn ich an die Überheblichkeit mancher Kandidaten denke, die glaubten, spielerisch leicht das Überwachungssystem zu überlisten und die so normal erscheinende Kaitlyn, die als letzter Zero im Fokus steht.

Fazit: Spannende und temporeiche Verfolgungsjagd mit überraschender Wende, tollem Schreibstil und einer Vielzahl an Überwachungsmöglichkeiten. Könnte mir eine Verfilmung gut vorstellen.