Investigativer Journalistmus
MutterliebeIn "Mutterliebe" steht die Beschuldigte Sylvia Bentz vor Gericht. Sie hat ihren dreijährigen Sohn Linus getötet. Das Motiv ist noch unklar. Die ehrgeizige Journalistin Kiki Holland ist als Berichterstatterin ...
In "Mutterliebe" steht die Beschuldigte Sylvia Bentz vor Gericht. Sie hat ihren dreijährigen Sohn Linus getötet. Das Motiv ist noch unklar. Die ehrgeizige Journalistin Kiki Holland ist als Berichterstatterin im Gerichtssaal vor Ort. Durch ihre pfiffige Art und guten Kontakte erfährt sie pikante Details, die sie veranlassen, der Sache nachzugehen. Ich Gegensatz zu ihren berichtenden Kollegen, ist Kiki nämlich bereit, zu recherchieren, nachzufragen und alles zu tun, um die Wahrheit aufzudecken. Dabei verfügt sie über vielversprechende Fähigkeiten, beispielsweise imitiert sie Akzente und Gesten, um ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und so schneller an Informationen zu gelangen. Umso mehr Kiki erfährt, umso gefährlicher wird es. Sie erhält kryptische Botschaften und wird verfolgt. Zum Glück kann sich Kiki nicht nur auf ihren treuen Enzo, dem kleinen Fiat, verlassen, sondern auch auf ihren besten Freund Torte und den neuen Mann in ihrem Leben: Tom „Maulwurf“ Bergemann.
Dieser Justiz-Krimi spielt sich wider Erwarten nicht im Gerichtssaal ab. Kiki ist stets unterwegs, um Spuren zu verfolgen und wird wiederholt daran gehindert, an den Verhandlungen teilzunehmen. In Rückblenden lassen die Autorinnen die Beschuldigte Sylvia Bentz und ihren Mann zu Wort kommen. Der Schreibstil ist für das Genre ungewöhnlich leicht und mitreißend. Kiki’s Eindrücke und Beobachtungen wird viel Raum gegeben. Trotz der dritten Person ist man ganz nah am Geschehen. Von der Handlung bin ich hin- und hergerissen. Einerseits mochte ich die Hauptprotagonistin Kiki und es gab spannende Szenen, Wendungen und gute Fügungen. Andererseits war der Fall vorhersehbar, unspektakulär und teilweise langatmig - gefesselt hat er mich leider nicht. Wahrscheinlich hatte ich einfach zu viel erwartet. Die letzten Seiten boten jedenfalls noch einmal unerwartete Dramatik. Leider hat sich hier ein Fehler eingeschlichen, der für Unstimmigkeiten sorgt, den ich aber nicht spoilerfrei nennen kann.
Ich würde "Mutterliebe" vor allem dann empfehlen, wenn man die kriminalistische Aufdeckung brisanter Verschleierungen mag, es eher realistisch bevorzugt und gut auf Gewalt und allzu konstruierte Überraschungen verzichten kann.