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Veröffentlicht am 28.04.2021

Durchschnittliches Psychogramm

Girl A
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Alexandra Gracie (Girl A) sucht ihre Geschwister auf, um als Testamentsvollstreckerin den Nachlass des Elternhauses zu regeln, nachdem die Mutter im Gefängnis verstorben ist. Es ist das Horrorhaus, indem ...

Alexandra Gracie (Girl A) sucht ihre Geschwister auf, um als Testamentsvollstreckerin den Nachlass des Elternhauses zu regeln, nachdem die Mutter im Gefängnis verstorben ist. Es ist das Horrorhaus, indem sie mit ihren sechs Geschwistern von ihren Eltern gefangen gehalten wurde: angekettet am Bett, vor Dreck starrend und bis auf die Knochen abgemagert. Alex gelang damals die Flucht und so erzählt sie in Rückblenden von Vergangenem, aufgewühlt, durch die Begegnung mit ihren Geschwistern. Mittlerweile ist sie Anwältin und durch die stetige Betreuung einer Psychologin stabil, doch die erneute Konfrontation mit dem Trauma entfesselt unangenehme Wahrheiten.

Der Aufbau ist anfangs gewöhnungsbedürftig: Alex Erinnerungen und Rückblenden werden nur durch einen Absatz deutlich gemacht und springen zwischen Gegenwart und verschiedenen Zeitebenen der Vergangenheit hin und her. Dadurch erhält man häppchenweise Informationen über den schleichenden Prozess einer normalen Familie bis zur Gefangenschaft und Flucht, über den Werdegang der Geschwister, die von verschiedenen Paaren adoptiert wurden, und über Alex und ihre Rolle im komplizierten Geschwister-Beziehungsgeflecht. Nach und nach fügt sich ein Bild zusammen. Mit einer Ausnahme ist jedes der sieben Kapitel einem der Gracie-Kinder gewidmet und richtet sich nach der Reihenfolge der Kontaktaufnahme.

Der Klappentext täuscht packende Spannung vor und weckt möglicherweise falsche Erwartungen. Es war viel mehr ein bedrückendes Psychogramm, das behutsam an die grausamen Ereignisse und ihre Folgen heranführt, aufbereitet mit Nebensächlichkeiten. Alex beschreibt ihre traumatischen Erinnerungen sachlich, schonungslos - manches wird nur angedeutet - und bleibt dabei auf Distanz, was sie und ihre Geschwister schwer einschätzen lässt. Mit vorschreitender Seitenzahl wird es spannender und ein überraschender Plot konnte mich überraschen. Für den weiteren Handlungsverlauf hätte ich mir mehr Raffinesse gewünscht.

Fazit: Ein Buch, in dem es um eine anfangs ganz normale Familie geht, die durch den religiösen Wahn des Vaters ungeahnte Ausmaße annimmt. Für ein Debütroman hat Abigail Dean sprachliches Geschick bewiesen und einen psychologisch interessant aufgebauten Roman geschrieben, der von einer Überlebenden erzählt, die weiterlebt, ohne ihr Trauma jemals wirklich hinter sich lassen zu können. Für ein rundes Leseerlebnis hätte ich mir einen Erzählstil gewünscht, der mehr Nähe zulässt und das ganze Spektrum seines Potenzials nutzt.

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Veröffentlicht am 28.04.2021

Super Auftakt eines tierischen Piratenabenteuers

Paradise Pirates
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In diesem Abenteuerbuch spielen ausschließlich Tiere die Hauptrolle: anthropomorph dargestellt spielt die Piratengeschichte in einer Welt, in der Spezies unter ihres gleichen bleiben. Es gab nur eine Schiffsbesatzung, ...

In diesem Abenteuerbuch spielen ausschließlich Tiere die Hauptrolle: anthropomorph dargestellt spielt die Piratengeschichte in einer Welt, in der Spezies unter ihres gleichen bleiben. Es gab nur eine Schiffsbesatzung, die aus unterschiedlichen Tierarten bestand: die berühmt-berüchtigte Crew der „Menagerie“. Hauptfigur der Geschichte ist das Eichhörnchen Salty, dessen Freundin Ozeane von den Füchsen entführt wird. Sie haben es auf seine Schatzkarte abgesehen. Um Ozeane zu retten, benötigt Salty Unterstützung und begegnet dem ehemaligen Captain der „Menagerie“. Er ist die einzige Chance, seine Freundin zu retten.

Die Gestaltung des Buches ist kindgerecht und fördert die Lesebegeisterung, wenn die Crew der „Paradise Pirates“ auf den farbigen Illustrationen von Max Meinzold zum Leben erwacht. Der Stil erinnert an Animationsfilme und hat uns begeistert. Die Handlung ist inhaltsreich und spannend. Die Figuren sind individuell, liebenswert und vielfältig. Glaubhaft dargestellte Charaktere, mit dem Fokus auf der ereignisreichen Seefahrt und Schatzsuche, machen das Buch rund. Etwas unangenehm aufgefallen sind die Stolperfallen beim Lesen: vereinzelt unnötig komplizierte Schachtelsätze und ein fehlendes Glossar der maritimen Begriffe.

Fazit: Eine bunte, ideenreiche und abenteuerliche Geschichte, die Kinder ab 7 Jahren fantasievoll für Seeräubergeschichten begeistert. Eignet sich hervorragend zum Vorlesen und lässt erwartungsvoll auf die Fortsetzung hoffen.

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Veröffentlicht am 25.04.2021

Gelungener Mix aus Wissen und Unterhaltung

Abschied von Hermine
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Warum müssen wir sterben? Und was würde Unsterblichkeit für uns bedeuten? Gibt es Lebewesen auf der Erde, die unsterblich sind? Diesen und vielen weiteren Fragen widmet sich dieses Sachbuch.
Gerade bei ...

Warum müssen wir sterben? Und was würde Unsterblichkeit für uns bedeuten? Gibt es Lebewesen auf der Erde, die unsterblich sind? Diesen und vielen weiteren Fragen widmet sich dieses Sachbuch.
Gerade bei tabuisierten Gesellschaftsthemen wie Tod und Sterben ist ein Buch wie dieses wunderbar, weil Wissen humorvoll, wertschätzend und informativ präsentiert wird. Auf diese Art konnte schon „Darm mit Charme“ viele Leser unterhalten und gleichzeitig über wissenschaftliche Erkenntnisse aufklären. Man fühlt sich auch hier bestens unterhalten, wenn Jasmin Schreiber über spannende Phänomene, der sich stetes verändernden wissenschaftlichen Erkenntnisse schreibt, ihre spürbare Wertschätzung zu Tieren und der Natur einfließen lässt und nicht zuletzt wegen der informativen und niedlichen Illustrationen, die sie selbst beigesteuert hat.
Beispielsweise wird der Verwesungsprozess am Beispiel des Hamsters Hermine im Wald betrachtet, an dem zahlreiche Tiere beteiligt sind. Man erfährt des Weiteren warum eine Erdbestattung zum Problem werden kann und warum restriktive Bestattungsgesetze in Deutschland dringend eine Reformierung nötig hätten.
Ich fand das abschließende Kapitel über Trauer besonders gelungen, weil Jasmin Schreiber einen hilfreichen und tröstlichen Einblick in die Trauerbewältigung gibt. Das Buch erhält einige persönliche Einblicke und lässt durchblicken, dass Nachhaltigkeit, Wohlwollen und Individualität sowohl im Leben als auch im Tod eine wichtige Rolle spielen. Der flüssige Schreibstil, die angenehme Schriftgröße und die beinahe freundschaftliche Nuance lädt zum pausenlosen Weiterlesen ein.

Ich würde das Buch gerade Menschen empfehlen, die Angst vor diesem schweren Thema haben. Verständnis zu entwickelt und Kenntnisse über die Notwendigkeit und ihre Abläufe zu bekommen, kann sehr hilfreich sein, wenn es darum geht, den Tod zu akzeptieren. Jasmin Schreiber hat es geschafft, dass man sich gestärkt fühlt und mit allen Lebewesen verbunden, wenn man daran denkt, das wir alles sterben müssen, ohne schummeln zu können.

Fazit: Ein wegbereitendes Buch, das mit überfälligen Tabus bricht und sich auf leichtfüssig anschauliche Weise wissenschaftliche Prozesse und interessante Fakten anschaut und respekt- und humorvoll mit dem Tod auseinandersetzt. Eine lohnenswerte Lektüre, die den Lesespaß nicht aus den Augen verliert. Empfehlung!

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Veröffentlicht am 07.04.2021

Über die Kraft der Träumer und Künstler

Hier im echten Leben
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Der elfeinhalbjährige Waren wohnt mit seiner Familie in Florida und soll die restlichen Sommerferien in einem Sommercamp abgeschoben werden, weil seine Eltern ununterbrochen schuften, um den ersehnten ...

Der elfeinhalbjährige Waren wohnt mit seiner Familie in Florida und soll die restlichen Sommerferien in einem Sommercamp abgeschoben werden, weil seine Eltern ununterbrochen schuften, um den ersehnten Hauskauf abzuschließen. Waren wünscht sich allerdings nur Ruhe und Zeit zum Träumen - zwei Dinge, die er definitiv nicht im Camp finden wird. Stattdessen entdeckt er eine alte Kirchenruine und ein Mädchen, mit dessen Hilfe er einen Garten erschafft, der beiden schließlich als Zufluchtsort dient. Bis sie erfahren, was eigentlich mit dem Grundstück geplant ist…
Themen wie Natur- und Artenschutz spielen eine Rolle, ebenso wie Sensibilität, Freundschaft, Introvertiertheit, Kunst und Kultur und die Tugenden der Ritterlichkeit. Auch schwierige Themen wie Alkoholismus, Selbstablehnung, Krankheit und Erziehung werden aufgegriffen.

Warens reiche Wahrnehmungsfähigkeit und sein komplexes Gefühlsleben zeichnet ihn aus: er verabscheut Ungerechtigkeiten, ist intuitiv, emphatisch und kreativ, aber auch voller Zweifel und Unsicherheit. Er wünscht sich Akzeptanz und möchte daher so „normal“ wie die anderen Kinder in seinem Alter sein. Mit der Zeit gewinnt Waren seine Selbstachtung zurück und lernt zwischenmenschliche Beziehungen in den Griff zu bekommen. So wird aus einer vermeintlichen Schwäche eine besondere Stärke. Es war eine große Freude, Waren auf diesem Weg zu begleiten.
Lebensbejahende Botschaften verpackt in eine leise, unaufgeregte, atmosphärische Geschichte, die vor allem mit ihren fehlerhaften Figuren, achtsamen Momenten und nachdenklich stimmenden Dialogen überzeugt. Wenn man sich darauf einlässt, wird man verzaubert sein, wie sehr ein Buch vorschnelle Vermutungen herumwirbeln kann.
Aus meiner Sicht waren die Charakter authentisch und nachvollziehbar beschrieben. Der rote Faden der Geschichte ist Warens Weiterentwicklung, die Veränderung, die er lostritt und seine Vision vom Leben; sprachlich vielfältig und bildhaft, aber trotzdem kindgerecht präsentiert.
Eine tolle Geschichte über die Macht der Vorstellungskraft, aufblühende Kinder und den Umgang mit schlimmen Dingen, die passieren. Jeder, der sich davon angesprochen fühlt, dem sei dieses Buch empfohlen.

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Veröffentlicht am 07.04.2021

Essays zum Glück - bunte Sammlung von Ratschlägen und Erfahrungen

Die 12 Glücksbringer
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Ich habe dieses Buch als jemand gelesen, die einige der zwölf Autoren aus anderen Büchern und den Sozialen Medien kennt. Daher war mir schon einiges bekannt, aber es war trotzdem wertvoll, noch einmal ...

Ich habe dieses Buch als jemand gelesen, die einige der zwölf Autoren aus anderen Büchern und den Sozialen Medien kennt. Daher war mir schon einiges bekannt, aber es war trotzdem wertvoll, noch einmal über die Essenz dessen zu lesen, was die zwölf Autoren auch in ihren Bücher, Vorträgen etc. weitergeben.

Ich würde das Buch als eine Art Kongress zum Thema Glück betrachten, wie sie auch online stattfinden, bei dem jeder einen anderen Blickwinkel betrachtet und von persönlichen Erfahrungen und dem aktuellen Forschungsstand berichtet. Oder ein Buffet, bei dem es zwölf verschiedene Gerichte gibt, was die Chance erhöht, dass etwas dabei ist, was einem gefällt. Überrascht hat mich beispielsweise der Beitrag von Nicola Schmidt, die mir, nach ihrem aktuellen Sachbuch zur Kindererziehung, zumindest bekannt war. Sie schreibt über ihre Strategie, wie sie mit der plötzlichen Pandemie umgegangen ist, nachdem ihre eigentlichen Pläne nicht mehr umsetzbar waren. Julia Engelmann schreibt von persönlichen Mutmachsätzen, die ihr im richtigen Moment geholfen haben und gewährt einen Einblick, wie ihrer Großeltern über das Glück denken. Eva-Maria Zuhorst hält einen Dialog mit ihrer Tochter über die Wankelmütigkeit von Glück und wie man es immer wieder finden kann. Diese Beiträge fand ich sehr inspirierend. Die Aussage, dass Buch sei zu esoterisch, kann ich nicht nachvollziehen. Ganz im Gegenteil: es gibt praktische Anleitungen und Möglichkeiten an die Hand, auf den Punkt gebracht, was natürlich eine gewisse Bereitschaft erfordert. Der Beitrag von Prof. Dr. Martina Leibovici-Mühlberger beispielsweise stellt drei Bedingungen, damit eine Liebesbeziehung zu einer „Glücksmedizin“ wird. Vielleicht ist damit der Beitrag von Laura Melina Seiler gemeint. Ihre Soul-Update-Meditation über mehrere Seiten traf auch nicht meinen Geschmack.
Mir persönlich haben die Beiträge von Thomas Brezina, der über das Lernpotenzial und die Glückskraft von Kindern schreibt und von Dr. Katharina Tempel, die über Selbstführsorge schreibt, am besten gefallen.

Das Buch ist vor allem etwas für Menschen, die an persönlicher Weiterentwicklung und generell an Selbsthilfeliteratur interessiert sind. Es ist eine Inspirationsquelle, ein Mutmacher, um Gedanken anzuregen und neue Wege aufzuzeigen. Deswegen würde ich das Buch allen empfehlen, die keine Lust haben, ein komplettes Sachbuch zu lesen, aber sich in ihrem Leben mehr Zufriedenheit wünschen und mit zwölf (plus Fazit) kurzen Anregungen anfreunden können.