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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.11.2020

Urkomisch - ein magisches Vergnügen

Luis und Lena - Die Zahnlücke des Grauens
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Kurz zum Inhalt: Es geht um Luis, der von Berlin in ein kleines Kaff in Bayern umzieht und seinen ersten Schultag erlebt. Bei dem Versuch neue Freunde zu finden, verliert er dummerweise einen Zahn. Dieser ...

Kurz zum Inhalt: Es geht um Luis, der von Berlin in ein kleines Kaff in Bayern umzieht und seinen ersten Schultag erlebt. Bei dem Versuch neue Freunde zu finden, verliert er dummerweise einen Zahn. Dieser Verlust ist nicht nur schmerzhaft, sondern tritt auch eine Menge Probleme los, als Luis sich plötzlich mit einer Fee konfrontiert sieht, die er nicht mehr loswird.

Luis wendet sich zu Beginn des Buches direkt an den Leser, erzählt von unglaublichen Ereignissen mit magischen Wesen, denen er als Naturwissenschaftler sehr argwöhnisch gegenüber steht. Und er erzählt, wie er Lena kennenlernte, einen Haufen Fehler beging und ein richtiger Eishockeyspieler wurde.
Von all dem berichtet Luis sehr ironisch und begeisterungsfähig, dabei bezieht er den Leser hin und wieder mit ein, wenn er sich einen Spaß erlaubt oder erklärt, was es mit „schnacke“ auf sich hat.
Luis und Lena sind tolle Figuren: interessant, gegensätzlich und liebenswert. Beide haben ihre Stärken und Schwächen und entwickeln sich im Laufe der Geschichte weiter. Ohne Luis unüberlegtes Handeln und seine skeptische Art, und Lenas eigenbrötlerische Zurückgezogenheit wäre die Geschichte nur halb so lustig und abwechslungsreich. Die schwarz-weiß Illustrationen und der Text harmonieren außergewöhnlich gut. Die comicartigen Bildchen unterstreichen auf sehr witzige Art den Humor des Autors. Hervorzuheben ist auch der angenehme Sprachstil, der stolperfreies Lesen bzw. Vorlesen garantiert. Die Geschichte ist zwar für jüngere Leser ab 10 Jahren gedacht, wird aber auch Erwachsenen sehr gefallen - sie war durchgehend einfallsreich, kindgerecht, hat viel Humor und vermitteln Werte wie Hilfsbereitschaft, Toleranz und Freundschaft. Die fantasievolle Herausforderung: Wissenschaft und Magie unterhaltsam zu vereinen, ist gelungen und wir können diesen magisch winterlichen Auftakt wärmstens empfehlen.

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Veröffentlicht am 12.11.2020

Bücher-Schatztruhe oder oberflächliche Sammlung mit Spoilern?

Wonderlands
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„Wonderlands“ ist eine Hommage an all die imaginären Welten und die Schöpfer dieser Zufluchtsorte. In diesem Sammelwerk vereinen sich fast 100 Intellektuelle, darunter berühmte Persönlichkeiten wie J. ...

„Wonderlands“ ist eine Hommage an all die imaginären Welten und die Schöpfer dieser Zufluchtsorte. In diesem Sammelwerk vereinen sich fast 100 Intellektuelle, darunter berühmte Persönlichkeiten wie J. R. R. Tolkien, Stephen King oder J. K. Rowling. Die Herausgeberin hat bei ihrer Auswahl vor allem europäische (insbesondere britische) und nordamerikanische Autoren ausgewählt. Neben den bekannteren Titeln wie „Alice im Wunderland“, „Harry Potter“ oder „Der Herr der Ringe“ finden sich auch weniger bekannte Texte wie „Die Sonnenstadt“ von Tommaso Campanella oder „Die unsichtbaren Städte“ von Italo Calvino.

„Wonderlands“ berichtet von uralten Sagen, Geschichten von Königen und mystischen Legenden wie man sie in „Tausendundeine Nacht“ findet; Schauergeschichten, Gothic Fantasy, Weltraumszenarien und Dystopien der besonderen Art wie Douglas Adams sie in „Per Anhalter durch die Galaxis“ kreierte, und immer komplexere Welten voller fantastischer Ideen. Ein großes Vergnügen: Prächtige Fotos von Kunstwerken, Illustrationen, Exponaten, Karten und Porträts schmücken die durchschnittlich zweiseitigen Essays, die von autobiographischen Fakten und Zitaten ergänzt werden.

Als erstes habe ich die Einträge über meine Lieblingswelten gelesen und obwohl ich vieles schon kannte, war es einfach ein große Freude. Leser, die eine besondere Liebe für solche fiktiven Welten haben, werden mit den meisten, den hier vorgestellten, Werken vertraut sein, aber sie werden sicherlich auch neue Erkenntnisse gewinnen können. Die Vielfalt der Auswahl ist groß, - trotzdem konnte nicht jede Welt, der es verdient hätte, in „Wonderlands“ aufgenommen werden. Ich habe besonders herausragende Frauen wie Sherri S. Tepper oder Andre Norton vermisst. Zudem unterscheiden sich die Zusammenfassungen in der Qualität und lassen in einigen Fällen wichtige Aspekte, der von ihnen beschriebenen Romane aus, was enttäuschend war.

Wer neue Autoren entdecken möchte, findet in „Wonderlands“ einen großen Schatz an Inspiration. Wer Spoiler um jeden Preis vermeiden will, sollte die Buchvorstellungen mit Vorsicht genießen. Damit sie substanzielle Einblicke geben, enthalten einige der Einträge Zusammenfassungen, die ganz allgemein erzählen, was in dem vorgestellten Buch passiert.

Fazit: Trotz kritischer Anmerkungen, insgesamt ein wundervolles Nachschlagewerk, das bei jedem Durchblättern das Leseherz höher schlagen lässt. Somit eine Empfehlung, an jeden Bücherwurm.

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Veröffentlicht am 12.11.2020

Spannender Auftakt für kleine Piratinnen

Aleja und die Piratinnen, Band 1: Das Schattenschiff. Ausgezeichnet mit der "Ulmer Unke 2021" als Bestes Kinderbuch ab 10 Jahren!
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„Aleja und die Piratinnen“ ist ein spannender Auftakt einer abenteuerlichen Reise und erfrischend anderes - es wurde fast in einem Rutsch weg gelesen und löste Begeisterung aus.

Darum gehts: Aleja ist ...

„Aleja und die Piratinnen“ ist ein spannender Auftakt einer abenteuerlichen Reise und erfrischend anderes - es wurde fast in einem Rutsch weg gelesen und löste Begeisterung aus.

Darum gehts: Aleja ist eine Außenseiterin und sehnt sich nach fernen Abenteuern: sie verschlingt reihenweise Bücher über legendäre Schatzjäger, berüchtigte Schattenschiffe und wäre selbst gern eine Piratin - ganz anderes als die anderen Mädchen in Sevilla. Allerdings werden Mädchen keine Entdecker, oder? Als Aleja die Gelegenheit auf ein echtes Abenteuer bekommt, zögert sie jedoch…

Eine wunderbare Geschichte für Mädchen, die sich insgeheim brennend nach einem Abenteuer sehnen. Ein Leseerlebnis voller Geheimnisse, Geister, Magie, geheimen Gängen, einer geheimnisvollen Stadt und diebisch guten Überraschungen, mit einem bildhaft flüssigem Schreibstil, der süchtig macht . Maria Kuzniar erzählt von mutigen und selbstbewussten Frauen, die ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen, weiblichem Zusammenhalt, Freundschaft und Persönlichkeit. Ihre Figuren sprühen nur so vor Frauen-Power - männliche Helden sucht man hier vergebens. Damit setzt die Autorin ganz nebenbei auf wichtige Werte und zeigt viele unterschiedliche Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Talenten. Als Leser wäre man selbst gern ein Teil der Crew. Die Autorin schafft es, dass einem die Figuren so sehr ans Herz wachsen, dass man den zweiten Band kaum erwarten kann. Zum Glück gibt es kein offenes Ende. Abgesehen von der Geschichte hat uns die Ausgabe begeistert: Kleine Illustrationen und Vignetten zum Kapitelbeginn und ein eindrucksvolles Cover mit softer Haptik - ein schönes Gesamtwerk. Leseempfehlung für Mädchen ab zehn Jahren.

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Veröffentlicht am 02.11.2020

Abenteuerroman mit Esprit, Stil und historischen Bezügen

Die Romanfabrik von Paris
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Dirk Husemann widmet dem berühmten Autor von „Die drei Musketiere“ einen Abenteuerroman und erzählt die Geschichte des geschäftstüchtigen Alexandre Dumas, dessen Schreibfeder nicht so schnell schreiben ...

Dirk Husemann widmet dem berühmten Autor von „Die drei Musketiere“ einen Abenteuerroman und erzählt die Geschichte des geschäftstüchtigen Alexandre Dumas, dessen Schreibfeder nicht so schnell schreiben konnte, wie seine Ideen sprudelten, weshalb er Hilfskräfte einstellte: Lohnschreiber übernahmen die Ausarbeitung der Texte. Die „Romanfabrik“ war geboren. Es geht aber vordergründig um die deutsche Lehrerin Anna, die den französischen Autor, aufgrund seiner fragwürdigen Texte, aufsuchen will und sich plötzlich in einem herausforderndem Abenteuer quer durch Europa wiederfindet, konfrontiert mit alten Geistern, die sie lieber hinter sich gelassen hätte.

Dirk Husemann gelingt es, Alexandre Dumas Worte und Ansichten so einzubinden, dass die Grenzen zwischen Autobiographie und Fiktion zu verschwimmen scheinen. Ein gelungener Kunstgriff! Es finden sich sogar ein paar Ähnlichkeiten zu „Die drei Musketiere“. Dafür hat der Autor sorgfältig recherchiert und Minderheiten, Rassismus, das Phänomen des Magnetisierens, historische Umbrüche und gesellschaftliche Errungenschaften mit einfließen lassen. Die gekonnt gewählte Erzählform ermöglicht es, unterschiedliche Handlungsstränge zu verfolgen, bis sich, nach einem zugespitztem Showdown, die Ungereimtheiten auflösen und in einem allzu glatten Ende wiederfinden.
Gespickt mit eine Prise Fantasie, hat Husemann einen unterhaltsamen, historisch detailgetreuen Schmöker geschaffen, der durch seine poetische und illustrative Sprache wie eine Zeitmaschine fungiert.
Mir hat besonders gefallen, dass Husemann klischeebehaftete Rollenbilder in Frage stellt: Heldin ist eine deutsche Lehrerin im Rollstuhl. Als Leser kann man sich dem Wechselspiel zwischen dramatischer Wendung und Gegensätzlichkeit der Protagonisten kaum entziehen, weshalb gesunder Menschenverstand gelegentlich in den Hintergrund tritt - darauf sollte man sich als Leser einlassen können.

Fazit: Ein spannender Unterhaltungsroman, der vor allem durch bildhafte Erzählweise, historischen Bezüge, treffende Zitate und einem gelungenem Showdown überzeugt. Dumas war ein interessanter Charakter, von dessen Romanfabrik ich aber gern noch mehr erfahren hätte. Hier weckt der Klappentext wohlmöglich falsche Erwartungen.

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Veröffentlicht am 02.11.2020

Ein Auf und Ab der Gefühle - Junos Suche nach Liebe und Selbsterkenntnis

Juno und die Reise zu den Wundern
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Diese berührende Geschichte ist eine Liebeserklärung, an das Leben und die Liebe. Sie erzählt von Juno, einer schüchternen, verträumten Einzelgängerin, die sich seit ihrer Kindheit einsam und ungeliebt ...

Diese berührende Geschichte ist eine Liebeserklärung, an das Leben und die Liebe. Sie erzählt von Juno, einer schüchternen, verträumten Einzelgängerin, die sich seit ihrer Kindheit einsam und ungeliebt fühlt. Auf dieser Reise voller Wunder hält Juno ihre Wünsche, Absichten und gewonnen Erkenntnisse in ihrem Notizbuch fest. Sie reist in ferne Länder, die fantasievolle Namen tragen, die sich an den Ländern wie wir sie kennen und ihren Merkmalen orientieren. Die gewonnen Lektionen helfen ihr, Vertrauen zu gewinnen, verdrängte Gefühle zu durchleben, das Alte loszulassen und ihre wahre Liebe zu finden.

Judith Hoesch hat eine fabelhafte Wirklichkeit erschaffen, in der Wunder wahr und Träume lebendig werden. „Juno und die Reise zu den Wundern“ ist voller Fantasie, philosophischer Denkanstöße und Inspiration. Eine bunte Mischung aus Glücksmomenten, Hoffnung, Kindheitsfantasien und Reiselust - und erinnert dabei an „Die Fabelhafte Welt der Amélie“ und „Eat Pray Love“. Die beruhigend, bildhafte Schreibweise wirkt sehr entspannend, was auch an dem wenigen Redeanteil liegt. In den 150 übersichtlichen Seiten gibt es zudem nur eine nennenswerte Nebenfigur, die jedoch einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Diese fabelhafte Welt hat mir aber so gut gefallen, dass ich gerne mehr gelesen hätte. Zudem hatte ich Spaß, beim Rätseln der Länderbezeichnungen, dessen Auflösung sich auf einer Karte mit erklärenden Symbolen finden lässt.

Fazit: Der Autorin ist das Kunststück gelungen, spirituelle Weisheiten in eine märchenhafte Geschichte zu verpacken, in welcher der Leser mit Mitgefühl Junos Weiterentwicklung verfolgt und die Erkenntnisse auf das eigene Leben überträgt - was schon fast eine heilende Wirkung hat. Wer dieses Buch einmal gelesen hat, wird es nicht mehr hergeben wollen. Es wird fortan das Buchregal verschönern, mit dem Vorhaben: Noch einmal mit Juno auf die Reise gehen. Wer spirituelle, märchenhafte Geschichten mit Wohlfühlfaktor liebt, der findet hiermit vielleicht sein neues Lieblingsbuch.

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