Profilbild von LaNasBuchclub

LaNasBuchclub

Lesejury Star
offline

LaNasBuchclub ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit LaNasBuchclub über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.11.2022

Bewegende Second-Chance-Romance

No Longer Yours - Mulberry Mansion
0

"No longer Yours" ist der neue Roman von Autorin Merit Niemeitz und entführt seine Leser und Leserinnen erstmals in das traumhafte Setting der Mulberry Mansion.
Die altehrwürdige aber heruntergekommene ...

"No longer Yours" ist der neue Roman von Autorin Merit Niemeitz und entführt seine Leser und Leserinnen erstmals in das traumhafte Setting der Mulberry Mansion.
Die altehrwürdige aber heruntergekommene Villa wurde von den Besitzern für ein außergewöhnliches Projekt zur Verfügung gestellt, das junge Studierende sucht, um das wunderschöne Gebäude zu neuem Glanz zu führen.
Jurastudentin Avery ist eine der Auserwählten und kann ihr Glück kaum fassen, ist sie doch verzweifelt auf der Suche nach einem Ort, der es ihr erlaubt, einmal ganz neu anzufangen und ihre belastende Vergangenheit hinter sich zu lassen. Die Mulberry Mansion soll ihr sicherer Hafen sein.
Leider erfährt diese Hoffnung schon bald einen jähen Dämpfer als Avery herausfindet, dass einer ihrer Mitbewohner niemand anderes als Eden, ihre erste große Liebe ist. Eden, der sie vor zwei Jahren aus heiterem Himmel abservierte und sang und klanglos aus ihrem Leben verschwand. Eden, der jetzt so abweisend und verschlossen ist, dass Avery kaum noch den Jungen wiedererkennt, den sie einst über alles liebte.

"No longer Yours" gehört definitiv zu den besseren New-Adult-Romanen, die ich dieses Jahr gelesen habe. Der Schreibstil von Autorin Merit Niemeitz ist einnehmend, flüssig und hat eine ganz eigene Note, die mir gut gefallen hat. Nach wenigen Kapiteln war ich voll in der Geschichte drinnen und von da an flogen die Seiten nur so dahin. Geschrieben wird haupsächlich aus der Perspektive von Avery, obwohl es auch ein paar wenige aus der Sicht von Eden gibt. Da hätte ich mir gewünscht, dass es, wenn man sich schon für Perspektivwechsel entscheidet, etwas ausgeglichener zwischen den Protas aufgeteilt wird.
Das Buch lebt ganz und gar von dem außergewöhnlichen Setting. Die Autorin hat durch ihre Worte diesen besonderen Ort, die Mulberry Mansion zum Leben erweckt, als sei die alte Villa ein lebender, atmender Protagonist in der Geschichte, der irgendwie alles zusammen zu halten scheint. Ich hatte beim Lesen so viele Bilder im Kopf, von der Küche, den Zimmern, dem Garten, selbst vom Dachboden, sodass ich mich ganz und gar in diese Umgebung hineinträumen konnte. Ich freu mich schon auf Teil 2 der Reihe, einfach wegen der Gelegenheit wieder an diesen Ort zurückzukehren.

Abgesehen von meiner Begeisterung für das Setting, hat mir auch die Handlung ganz gut gefallen. Die "großen persönlichen Geheimnisse" von Avery und Eden waren keine Riesenüberraschung, aber gut ausgearbeitet und glaubhaft in die Geschichte mit eingebunden. Ich persönlich finde es manchmal etwas anstrengend, wenn bis zum bitteren Ende höchstens angedeutet wird, was dem oder derjenigen in der Vergangenheit passiert ist, besonders wenn es nach einer Weile schon offensichtlich wird. Hier fand ich das alles noch in Ordnung. Es liest sich, als würde man erst Averys Traumata aufarbeiten und dann ist irgendwann Eden an der Reihe. So wirkte es auf mich noch recht ausbalanciert. Mit über 500 Seiten ist das Buch recht lang und ich fand das hat man zeitweise auch gemerkt. Ich würde zwar nicht sagen, dass es langatmig war, gerade in der ersten Hälfte gab es allerdings Längen.

Ein Grund warum ich am Ende nicht bei den vollen 5 Sternen lande ist, dass ich von Avery als Protagonistin nicht so angetan war. Ich bin etwas zwiegespalten, weil Avery sich einerseits durchaus bewusst ist, dass sie nicht der herzlichste und sympathischte Mensch ist, wird aber auch irgendwann reflektierter was ihre Ansichten angeht. Man sieht da also eindeutig ihre Entwicklung, was prinzipiell eine tolle Sache ist.
Andererseits gibt es einige Szenen, die mich ein ums andere Mal die Augen haben verdrehen lassen. ZB ist sie ganz offensichtlich nicht über Eden hinweg und es ist schon etwas unglaubhaft, dass sie sich gerade am Anfang andauernd versucht darin zu bestärken, dass sie genau das ist. Gleichzeitig stichelt sie und provoziert, um irgendwelche Reaktionen aus Eden herauszukitzeln, was ich ehrlich gesagt recht und anstrengend kindisch fand.
Ihre Schwarz-Weiß-Betrachtungsweise war auch nicht so mein Fall, obwohl es prima zu ihrem Charakter gepasst. Dadurch wurden ihre Reaktionen auf gewisse Dinge zumindest glaubhaft.
Ein regelrechter Störfaktor war für mich aber ihre Haltung zu Recht und Gerechtigkeit. Ist zwar schön und gut, dass sie aufgrund ihrer Vergangenheit Probleme mit manchen Themen hat, aber einige Aussagen waren schlicht zum Kopfsschütteln. Nach einem Jahr Jurastudium den Unterschied zwischen zB Mord und Totschlag nicht (an) zu erkennen, ebensowenig dass jeder Mensch ein Recht auf effektive Verteidigung hat, lässt einen daran Zweifeln, wie sie es so lange in ihrem Studium ausgehalten hat, geschweige denn wie unpassend ihr Berufswunsch ist.
Ich will nicht außer Acht lassen, dass sie auch hier eine deutliche Entwicklung durchmacht, was diese ganzen Kritikpunkte etwas entschärft, aber ihre rechthaberische und teilweise radikale Art war mir persönlich etwas zu viel des Guten.

Im Vergleich dazu fand ich Edens innere Konflikte und Probleme einfach etwas ansprechender umgesetzt. Zwar hat er auch eine eher negative Grundhaltung, aber seine Gedanken und Gefühle angesichts seiner Vergangenheit fand ich doch sehr glaubhaft ausgearbeitet. Ich hätte mir sogar gewünscht, noch ein paar mehr Kapitel aus seiner Sicht lesen zu können.

Ein großes Plus in der Geschichte waren auch die interessanten Nebenfiguren, was hauptsächlich die Leute aus der Mulberry Mansion WG betrifft. Sie haben alles einfach perfekt abgerundet und ich freu mich jetzt schon darauf in den Fortsetzungen mehr über die anderen zu lesen.

Alles in allem fällt mein Fazit zu "No longer Yours" echt positiv aus. Obwohl besonders Avery nicht auf Anhieb diese Sympathie weckt, macht die Entwicklung zwischen ihr und Eden und auch ihrer persönlichen Charakterentwicklung dieses Buch zu einer spannenden und super emotionalen Reise. Mit der Mulberry Mansion hat die Autorin einen Ort geschaffen, der seinen Leser/innen ein außergewöhnliches zu Hause bietet, in das man nur zu gerne wieder zurückkehrt. Und es ist diese Kombination aus Emotionalität und Atmosphäre, die dieses Buch zu einem tollen New-Adult-Roman macht.

Veröffentlicht am 01.11.2022

Ein herrlich schräger Kriminalroman

Der Gehängte von Conakry
0

Dass dieser Kriminalroman eine etwas andere Richtung einschlägt, zeigt sich bereits in dem außergewöhnlichen Protagonisten. Natürlich ermittelt die örtliche Polizei als im Jachthafen von Conakry eines ...

Dass dieser Kriminalroman eine etwas andere Richtung einschlägt, zeigt sich bereits in dem außergewöhnlichen Protagonisten. Natürlich ermittelt die örtliche Polizei als im Jachthafen von Conakry eines Morgens ein toter Franzose von dem Mast eines Schiffes hängt, doch noch jemand zeigt deutliches Interesse an der Suche nach dem Schuldigen: Aurel Timescu, seines Zeichens französischer Konsul und passionierter Hobby-Detektiv wittert einen spannenden Fall, hinter dem mehr zu stecken scheint, als die Polizei vermutet. Gemeinsam mit der Schwester des Opfers nimmt Aurel seine eigenen Ermittlungen auf und stößt schon bald auf ein Geheimnis, für das der ein oder andere durchaus zu morden bereit wäre.

Mir hat "Der Gehängte von Conakry" echt gut gefallen. Der Schreibstil von Autor Jean-Christophe Rufin ist leichtgängig, charmant und flüssig, sodass die Seiten nur so dahin fliegen. Das Besondere an diesem Krimi ist aber selbstredend der verantwortliche Ermittler Aurel. Der in Rumänien aufgewachsene Weißwein-Liebhaber und Pianist ist über Umwege in die Position des fanzösischen Konsuls in Guinea gerutscht und versucht im Wesentlichen mit dem schnöten Alltag im Konsulat und den tropischen Temperaturen zurecht zu kommen. Von seinen Kollegen im Konsulat wird er wegen seiner verschrobenen Art eher belächelt, doch einen Vorteil hat das Ganze. Als Aurel mit den Formalitäten für den Toten Franzosen betraut wird und mit seinen eigenen Ermittlungen beginnt, wundern sich die Kollegen nicht weiter über sein Verhalten.
Obwohl Aurel anfangs nicht den Eindruck erweckt, sonderlich erfolgreich bei der Polizeiarbeit zu sein, entpuppt er sich doch als aufmerksamer Beobachter und intelligenter Charakter. Mit seiner schrägen Art und den Eigenheiten ist er ein reichlich schräger, aber unglaublich erfrischender Protagonist, den man gerne begleitet.

Im Vergleich zu ihm wirkten die verschiedenen Nebenfiguren allerdings etwas blass. Ich glaube die Geschichte wäre ein wenig ausbalancierter, wenn die Begleitcharaktere etwas mehr Tiefe hätten. Ansonsten sind die Figuren wirklich gut in die Handlung mit eingebunden.

Das Buch ist nicht übermäßig Spannungsgeladen, sondern kommt eher im Stil einer Hercule Poirot - Erzählung daher. Intelligent erzählt und mit interessanten und überraschenden Wendungen bleibt der wahre Täter bis zum Schluss ein wohlbehütetes Geheimnis.

Wer gerne Krimis liest und mal Lust auf einen kleinen Tapetenwechsel hat, soll heißen eine etwas andere Atmosphäre und einen ausgefallenen Protagonisten kennenlernen möchte, wird mit "Der Gehängte von Conakry" sicherlich Freude haben. Dieser gemütliche Kriminalroman wird seinen Lesern definitiv einige schöne Lesestunden bescheren.

Veröffentlicht am 10.10.2022

Geheimnisse kommen immer ans Licht - und wenn es 200 Jahre dauert

Die versteckte Apotheke
0

"Die versteckte Apotheke" von Newcomer Autorin Sarah Penner erzählt eine faszinierende Geschichte, in der die Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart allmählich zu verschwimmen scheinen.
Gut versteckt ...

"Die versteckte Apotheke" von Newcomer Autorin Sarah Penner erzählt eine faszinierende Geschichte, in der die Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart allmählich zu verschwimmen scheinen.
Gut versteckt hinter einer unsichtbaren Tür, in einer unscheinbaren Gasse betreibt eine ebenso unscheinbare Frau eine geheime Apotheke, in welcher sie eine recht außergewöhnliche Bandbreite an Produkten feil bietet. Nella, heißt die mysteriöse Apothekerin und ihr Laden ist zu einem Zufluchtsort für alle Frauen geworden, die Linderung für ihre Leiden suchen. Doch nicht alle Leiden, sind körperlicher Natur.
Einst selbst aufs schwerste von einem Mann betrogen, hilft Nella nun Frauen, die sich von den betrügerischen, unterdrückerischen oder schlechten Männern in ihrem Leben befreien wollen. Über die Jahre suchen unzählige Frauen Nella's geheime Apotheke auf, um eines ihrer gut getarnten Gifte zu erstehen. Das ist auch der Auftrag der jungen Eliza, als sie eines Morgens im Namen ihrer Herrin die versteckte Apotheke aufsucht. Doch ausgerechnet Eliza begeht einen fatalen Fehler und bringt Ereignisse ins rollen, die nicht mehr aufzuhalten sind und alles zerstören könnten, das Nella aufgebaut hat.

Zweihundert Jahre später stolpert die unglückliche Caroline über einen erstaunlichen Hinweis. Tief getroffen von dem Verrat ihres Ehemanns tritt Caroline die Reise zu ihrem 10. Hochzeitstag alleine an, doch entwickelt diese sich in eine unerwartete Richtung, als sie ein sonderbares Fläschchen mit einer Bärengravur aus dem Uferschlamm der Themse fischt. Angefeuert durch diese Entdeckung begibt sich die begeisterte Historikerin auf die Suche nach der Geschichte hinter dem Fund und stößt auf eine Reihe von ungelösten Apothekermordern, die London vor zweihundert Jahren erschütterte.

"Die versteckte Apotheke" ist ein mitreißender Debütroman über Rache, Geheimnisse und die erstaunliche Art und Weise, wie Frauen einander über die Jahrhunderte hinweg eine Stütze sein können.

Insgesamt hat mir die Geschichte von Caroline, Nella und Eliza gut gefallen. Der Schreibstil ist einfach aber sehr einnehmend, flüssig und mitreißend. Die Seiten fliegen nur so dahin. Spannend waren die regelmäßigen Perspektivwechsel zwischen den Hauptfiguren, sodass man stets dieses Band zwischen Gegenwart und Vergangenheit spüren konnte. Das hat wirklich gut funktioniert.
Für mich wurde die Spannung dadurch auch sehr erhöht. Diese Unterbrechungen der einzelnen Handlungsstränge hat mich immer mit dem Wunsch zurück gelassen, schnell weiter zu lesen. Dabei muss ich sagen, dass mir die "Schnitzeljagt" ebenso gut gefallen hat, wie die Ereignisse in der Apotheke.
Zugegebenermaßen fand ich - erstmal angefangen mit dem Lesen - die Entwicklungen der Handlung die meiste Zeit sehr vorhersehbar, also gab es handlungstechnisch keine großen Überraschungen. Ich denke aber es lag hauptsächlich am Schreibtstil, dass es nicht ins Langweilige abrutschte.
Während mich die Handlung an sich echt packen konnte, hat mich das Ende ein wenig enttäuscht. Es war nicht so, als hätte es nicht gepasst, aber persönlich hätte ich auf diesen "Hauch" Magie verzichten können. Ich hätte mir auch gewünscht, etwas mehr über den Verbleib von Eliza und Nella zu erfahren, als die wenigen Andeutungen, die in den letzten Kapiteln durchklangen.
Nicht ganz so begeistert war ich tatsächlich von den Figuren. Auch wenn jede der Frauen irgendwas interessantes an sich hatte, hat mich keine von ihnen so wirklich abholen können. Ich denke am wenigsten mochte ich Caroline. Sie war mir die meiste Zeit zu unterwürfig, zu wehleidig und zu wenig ein eigener Charakter, vermutlich weil ihre ganze Existenz auf ihren Mann ausgerichtet war. Auch hat mir ihr Hang dazu, Dinge zu überdramatisieren nicht wirklich zugesagt. Dass sie ihre Recherche zur Apothekerin als so schwerwiegendes Geheimnis betrachtet und so ausgelegt hat, als seinen es "solche Geheimnisse" die Beziehungen zerstören und dergleichen, fand ich vollkommen überzogen und ehrlich gesagt anstrengend. Ohne zu spoilern, hat mir auch nicht gefallen, wie sie am Ende mit ihrer Entdeckung umgegangen ist. Persönlich fand ich das eher unschlüssig und besonders unklug, wenn sie die Sache langfristig weiter verfolgen möchte.
Ich schätze, alles in allem war sie einfach nicht mein Fall.
"Die Versteckte Apotheke" hingegen war definitv mein Fall. Es ist kein herausragender Roman, hat aber eine Sogwirkung und Atmosphäre die es allemal lesenswert macht. Es ist ein Buch, dass seine Zeit wert ist.

Veröffentlicht am 10.10.2022

Zu viel Hollywood Dramatik um wirklich überzeugend zu sein

Der Diamanten-Coup
0

Inspiriert von dem inzwischen berühmt berüchtigten und äußerst spektakulären Diamantenraub im historischen Grünen Gewölbe spinnt Autor Patrick Burow in seinem neuen Roman "Der Diamanten Coup" seine eigene ...

Inspiriert von dem inzwischen berühmt berüchtigten und äußerst spektakulären Diamantenraub im historischen Grünen Gewölbe spinnt Autor Patrick Burow in seinem neuen Roman "Der Diamanten Coup" seine eigene temporeiche und interessante Geschichte über den Verbleib jener unbezahlbaren Kunstschätze.

Im Zentrum der Erzählung steht der bekannte Professor und Kunstdetektiv Adrian Falke. Seite an Seite mit Julia Graf, der Direktorin des Dresdener Grünen Gewölbes setzt er alles daran die skrupellosen Verbrecher aufzuspüren und den verlorenen Schatz wieder zurück zu bringen. Leider geraten die Beiden dabei schnell selbst in das Visier der ermittelnden Polizisten und sind schon bald gezwungen ihre Suche unter dem Radar fortzusetzen. Es beginnt eine atemlose Jagd, die Falke und Graf quer durch Europa und bis nach Dubai führt. Die Frage ist, können sie die wertvollen Juwelen noch retten, bevor es endgültig zu spät ist?

Mein Eindruck von "Der Diamanten Coup" fällt eher gemischt aus. Ich war sehr begeistert von der Inhaltsangabe und hab mich gefreut, die Geschichte Lesen zu können, war im Nachhinein allerdings eher ernüchtert.
Ein großes Lob verdient die äußere Gestaltung dieses Thrillers. Das Cover ist super gestaltet, passt toll zur Geschichte und vermittelt wie ich finde einen guten Eindruck, für die Atmosphäre der Geschichte - düster, atemlos und spannend. Der farbige Buchschnitt macht dieses Hardcover Buch zu einem echten Hingucker.
Was den Inhalt zwischen den Buchdeckeln angeht, ist meine Begeisterung weniger groß. Den Schreibstil fand ich okay. Zügig und spannungsvoll ließen sich die Seiten super herunter lesen, aber die vielen sich wiederholenden Satzanfänge habe ich zwischenzeitlich als störend empfunden. Gefallen hat mir, dass die Kapitel allesamt kurz geblieben sind und regelmäßige Perspektivwechsel einbrachten. Das hat der Handlung ein gutes Tempo gegeben und der Spannung wirklich gut getan. Ebenfalls gut fand ich, dass jedes Kapitel mit einer Zeit und Orts Angabe versehen war. Dadurch konnte ich nicht nur besser den Überblick behalten, es war auch spannend zu verfolgen wie sich die Handlung in verschiedene Richtungen entfaltet hat. Das hat diese Atmosphäre vom 'Jagen' doch sehr unterstützt.
Die Handlung an sich hat mich nur teilweise abholen können. Das hohe Tempo hat seinen Teil beigetragen, aber stellenweise wirkte die Handlung zu hektisch. Das größere Problem bestand für mich aber darin, dass der Übergang zwischen Realität und Fiktion in meinen Augen nicht sehr gut gelungen ist. Mit der Beschreibung des Überfalls und dem Anfang der Ermittlungen hat das Buch so stark angefangen, doch mit der Zeit wurden so viele, wirklich unlogische und unglaubhafte Komponenten in die Geschichte eingefügt, dass es irgendwann regelrecht anstrengend wurde dem zu folgen. Ich möchte niemanden Spoilern, also verzichte ich auf Beispiele, aber es hat mir stellenweise den Eindruck vermittelt, ich folge der Handlung eines 0-8-15 Hollywood Action Streifens, in dem die Protagonisten völlig ungehindert Grenzen überqueren, Geld verschleudern und Schäden verursachen können, ohne deshalb behelligt zu werden.
Ich hab per se nichts gegen künstlerische Freiheit und ein paar Übertreibungen, aber vor dem Hintergrund, dass das Buch TrueCrime orientiert ist und eine wahre Geschichte ausgestalten möchte, hätte ich mir einfach gewünscht, dass ich auch glauben kann, was ich da lese.
Leider ist es mir auch nicht gelungen mich für die recht überzeichneten Charaktere zu erwärmen. Zum einen fand ich mache ihrer Handlungen und Aussagen vollkommen unschlüssig und unpassend zu der bisherigen Ausgestaltung der Figur. Zum zweiten hatte ich bei den Charakteren das Gefühl, als habe der Autor sich mehr oder weniger nur an dem Standardrepertoire für Hollywood Helden und Bösewichte bedient. Soll heißen: viel Klischee, wenig Individuelles. Der Kunstdetektiv ist eine Mischung aus Indiana Jones und Robert Langdon, knallhart und natürlich super attraktiv; Julia stellt den selbstverständlich ebenfalls attraktiven, weiblichen Sidekick; und die ermittelnden Dresdener Polizeibeamten sind so unfähig, dass man sich zurecht frag, wie sie überhaupt geschafft haben, sich so lange in ihrem Job zu halten. Die "Bösen" geben ein ähnlich standardisiertes Bild ab.
Insgesamt finde ich es sehr schade, dass die Figuren und die Handlung so durch die Unglaubwürdikeit und fehlende Authentizität ausgebremst werden. Man merkt quasi durchgehend, wie viel Mühe sich der Autor mit seiner Recherche zum Raubüberfall und der ganzen Kunst- bzw. Diamantenszene gemacht hat und mit seinen Worten kreiert er eine Sogwirkung, die die Seiten nur so dahinfliegen lässt. Es ist schade, dass diese tollen Komponenten nicht so richtig ihre Wirkung entfalten können. Zumindest galt das für mich.
Mein Fazit zu "Der Diamanten Coup" fällt alles in allem gemischt aus. Das Buch hat definitiv einen hohen Spannungsfaktor, lässt sich gut lesen und wartet mit einer abwechslungs- und actionreichen Handlung auf. Wer über die kleineren (oder größeren) Einschränkungen der Glaubwürdigkeit hinwegsehen kann, wird sicherlich auch seine Freude mit der Geschichte haben. Auch wenn ich die Idee für die Handlung super fand, meinen Geschmack hat das Buch etwas verfehlt.

Veröffentlicht am 06.10.2022

Die Singles sind los in Brunngries

Prost, auf die Singles
0

Hauptkommissar Tischler und sein junger Kollege Fink haben wieder einen Mord aufzuklären.
Als eines Morgens die attraktive Tanja Kleinschmidt am Flussufer der roten Traun tot aufgefunden wird, staunt Fink ...

Hauptkommissar Tischler und sein junger Kollege Fink haben wieder einen Mord aufzuklären.
Als eines Morgens die attraktive Tanja Kleinschmidt am Flussufer der roten Traun tot aufgefunden wird, staunt Fink nicht schlecht, hat er doch das Opfer am Abend zuvor noch im KRAUSE bei einem Speeddating Event kennengelernt.
Schnell stellt sich heraus, dass die junge Frau bei den Teilnehmern der Veranstaltung keinen guten Eindruck hinterlassen hat und besonders Fink hat kein gutes Haar an dem Opfer zu lassen. Hat Felix Fink oder einer der anderen Singles am Ende etwas mit dem gewaltsamen Tod der Krankenschwester zu tun oder sollte Tischler den Täter doch im Umfeld des Opfers suchen? Zum Glück hat er wieder die Meister-Spürhündin Resi an seiner Seite, um dem wahren Mörder das Handwerk zu legen.

Mir hat es in Brunngries mal wieder sehr gefallen. Autor Friedrich Kalpenstein überzeugt mit seinem gewohnt unterhaltsamen und mitreißenden Schreibstil und mir ist es mal wieder schwer gefallen, das Buch zwischendurch aus der Hand zu legen. Die bildhaften Beschreibungen, authentisch gezeichneten Figuren und der beyrische Dialekt schaffen eine tolle Atmosphäre und das Lesen macht einfach viel Spaß.
Das ist der inzwischen 5. Fall für das Ermittlerduo Tischler und Fink und steht seinen Vorgängern in punkto Spannung und Unterhaltung in nichts nach. Da das Opfer ganz schön unbeliebt gewesen zu sein scheint, gibt es gleich zu Beginn eine eine ganze Menge potentielle Verdächtige. Mit der überschaubaren Menge an Hinweisen entwickelt sich diese Ermittlung also zu einer sehr spannenden Rätselrunde, die den Leser lange im Dunkeln lässt.
Dass die süße Dackeldame Resi dieses Mal auch einen prominenten Platz bei der Mordermittlung einnimmt ist nur ein zusätzliches Highlight.

"Prost auf die Singles" ist ein Vorzeigebesipiel für einen Provinzkrimi und für Leser, die es spannend, aber auch etwas gemächlicher Mögen genau das Richtige. Ich freu mich jetzt schon auf den für Dezember angekündigten nächsten Teil "Prost auf die Gaukler" und kann bis dahin nur empfehlen, sich die Zeit mit den bereits erschienenen Teilen der Tischler-Reihe zu vertreiben.