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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.04.2024

Starke Idee, sehr schwaches Ende

Böse Mädchen sterben nicht
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Celia erwacht in einem Leben, das nicht ihres ist, mit einer Tochter, die sie nicht kennt und einem Ehemann, dem jede Faser ihres Körpers misstraut.
Allie findet sich mit ihren Freundinnen in einer einsamen ...

Celia erwacht in einem Leben, das nicht ihres ist, mit einer Tochter, die sie nicht kennt und einem Ehemann, dem jede Faser ihres Körpers misstraut.
Allie findet sich mit ihren Freundinnen in einer einsamen Hütte im Wald wieder und muss schon bald der Tatsache ins Auge sehen, dass nicht alle von ihnen den Wald auch lebend verlassen werden.
Maggie muss sich in einem tödlichen Wettbewerb gegen neun andere Spielerinnen durchsetzen, um ihr Leben, und das Leben ihrer kleinen Tochter zu retten.
In ihrem neuen Buch „Böse Mädchen sterben nicht“ lädt Bestseller-Autorin zum Rätseln und Gruseln ein – und gruselig wird es, während die drei Frauen um ihr Überleben kämpfen und sich gegen einen unbekannten Gegner behaupten müssen.

Erzählt wird die Geschichte in vier Abschnitten, drei davon sind jeweils Celia, Allie und Maggie gewidmet. Alle drei finden sich in einem auf sie maßgeschneiderten Szenario wieder, das merkwürdig inszeniert wirkt und allerhand grauenvolle Überraschungen für sie bereithält. Der Schreibstil war okay, hat sich gut lesen lassen und für eine ordentliche Stimmung gesorgt. Leider war er aber auch recht repetitiv. Einige Beschreibungen oder Formulierungen wurden wirklich seeehr häufig wiederholt, was mich dann irgendwann doch etwas gestört hat.
Mit Blick auf die Handlung weiß ich immer noch nicht, wo ich dieses Buch für mich einordnen soll. Die Idee mit den drei „Kurzgeschichten“, die zum Schluss zusammengeführt werden und auch der Genre-Mix, der sich dadurch ergibt, ist wirklich clever. Es hat stark angefangen mit der Unsicherheit und dem Misstrauen, das sich wie von selbst von der Protagonistin auf mich als Leserin übertragen und direkt den Ton für die Geschichte vorgegeben hat. Ich mochte das Rätseln und die Unwissenheit darüber, was vor sich geht und wie Celia, Allie und Maggie in diese Situationen geraten sind. Jeder Abschnitt hatte meiner Meinung nach Stärken und Schwächen, aber konnte mich auf seine Weise gut unterhalten. Bedauerlicherweise hat der vierte und letzte Abschnitt allerdings alles für mich ruiniert. Die Auflösung war absolut plump und unkreativ, mit einem bzw. mehreren Antagonisten, die allesamt wie die schlechte Karikatur eines Comic-Bösewichts daherkamen. Schon bei der ersten Seite des letzten Abschnitts hatte ich den Eindruck, dass die Autorin keine Lust mehr auf die Story hatte und sie einfach möglichst aufwandslos und schnell zu Ende bringen wollte. Es ist schwer mehr dazu zu sagen, ohne etwas vom Inhalt zu spoilern, aber dieser Schluss war meiner Meinung nach wirklich schlecht gemacht. Da gibt es kein Schönreden.
Dieses Buch hatte das Potential die Stärke, Durchsetzungskraft und den Einfallsreichtum von Frauen ins Rampenlicht zu setzen, doch die Auflösung hat die bisherige Handlung und die „persönlichen Herausforderungen“ der Protagonistinnen so dermaßen ins Lächerliche gezogen, dass für mich jede möglicherweise positive Note dabei verloren gegangen ist. Es ist wirklich schade, weil ich bis dahin recht Spaß beim Lesen hatte. Hängengeblieben ist leider nur die Enttäuschung über den Schluss. 1,5 Sterne

Veröffentlicht am 29.03.2023

Not my cup of tea...

Girlcrush
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„Girlcrush“ ist der mit Spannung erwartete, neue Roman von Florence Given, die sich mit ihrem Buch „Women Don’t Owe You Pretty“ schon in die Herzen vieler Leser geschrieben hat.
Nun erzählt sie die Geschichte ...

„Girlcrush“ ist der mit Spannung erwartete, neue Roman von Florence Given, die sich mit ihrem Buch „Women Don’t Owe You Pretty“ schon in die Herzen vieler Leser geschrieben hat.
Nun erzählt sie die Geschichte von mit-Zwanzigerin Eartha, die nach Jahren in einer unglücklichen Beziehung endlich den Befreiungsschlag wagt. Ihr Versager von einem Freund ist nunmehr Vergangenheit und zum ersten Mal in ihrem Leben ist Eartha bereit nicht nur ihr Single-Leben zu genießen, sondern auch ihre bisexuelle Seite für sich zu erobern. Angeheizt durch Euphorie und Alkohol nimmt Eartha ein Statement-Video auf, das sie über Nacht zur Sensation auf der Social-Media Plattform Wonderland macht. Es scheint, als würde auf einmal alles ganz und gar richtig laufen. Doch da ahnt Eartha noch nicht, was ihr das Leben als Online-Berühmtheit abverlangen wird.
Ich war so angetan von dem Klappentext, den angeteaserten Themen, die dieses Buch aufgreift und den positiven Pressestimmen (abgedruckt auf und in dem Buch), dass ich es wirklich gerne lesen wollte. Im Nachhinein muss ich aber leider sagen, dass „Girlcrush“ für mich ein absoluter Reinfall war. Die Covergestaltung finde ich sehr gelungen, aber ehrlicherweise ist das mehr oder weniger das einzig Positive, das ich zu sagen habe.
Florence Givens Schreibstil ist okay. Der Text lässt sich leicht lesen, an das Gendern gewöhnt man sich mit der Zeit, aber das war es auch schon. Emotionen oder Bilder hat sie mit ihren Worten keine heraufbeschwören können und auch den angepriesenen Humor und Charme habe ich gänzlich vermisst. Der Sinn hinter den eingeschobenen Regie-Anweisungen hat sich mir bis zum Schluss nicht eröffnet und auch sprachlich ist der Roman gelinde gesagt schwierig. Ich vermute der Text ist bewusst so explizit, um die Leserschaft ein klein wenig zu triezen und zu zeigen, wie selbstbewusst und sexuell im Reinen die Protagonistin mit sich ist. Er soll derb, schlagfertig und ungefiltert rüberkommen, doch für mich ist die Autorin in der Umsetzung übers Ziel hinausgeschossen. Ich habe kein Problem mit expliziten Ausdrücken, doch hier wirkt deren Einsatz so übertrieben, so forciert, dass ich es als unauthentisch und ehrlich gesagt ordinär empfunden habe.
Die Charaktere sind flach, bedienen hauptsächlich Stereotype und bringen keine Persönlichkeit mit. Bei Eartha war das besonders problematisch für mich, weil ich einfach keinen Zugang zu ihr finden konnte und ein Buch, in dem man nicht mit der Protagonistin mitfiebern kann, lässt sich nicht einfach lesen. Ich fand sie anstrengend, unsympathisch und unglaubhaft. Die Nebenfiguren in diesem Roman waren alle entweder überzeichnet oder nur so oberflächlich in die Geschichte involviert, dass ich mich teilweise gefragt habe, weshalb die Figur überhaupt erst etabliert wurde.
Auch die Story an sich hat mich nicht überzeugen können. Der Roman hat viele gute Ideen, viele gute Ansätze, aber am Ende bliebt der Eindruck, dass die Autorin nicht wusste, wohin sie mit der Geschichte will. Es fängt an mit diesem Riesenfokus auf Earthas Bisexualität, ihrem persönlichen sexuellen Erwachen, dem Abenteuer des queeren Datens und endet – stark vereinfacht – mit einem Appell über die Gefahren von Social Media. Neben diesen zwei zentralen Themen gibt es u.a. noch eine aufkeimende Romanze, alte und neue Freundschaften, eine schwierige Beziehung zur Mutter etc. Doch all diese vielen Plot-Lines verschwinden im Laufe der Handlung ins Nichts. Die Autorin stößt so viele Türen in dieser Geschichte auf, ohne hindurchzugehen und das fand ich enorm irritierend.
Ein weiteres Problem war für mich der extreme Overload an Klischees, die es in diese Geschichte geschafft haben. Der absolut überzeichnete Ex-Freund Earthas, als Verkörperung jedes männlichen Negativ-Klischees; die männerhassenden Lesben; der Typ, der es zwar geil findet, wenn zwei Frauen miteinander rummachen, aber von Bisexualität total abgeturned wird; Feminismus gleich Männerhass – die Liste ist lang. Besonders letzteres hat dafür gesorgt, dass ich mich mit dem Feminismus, so wie er in diesem Buch dargestellt wurde, nicht identifizieren konnte.
Nur die Darstellung der Schattenseiten des Influencer Lebens hat sich für mich authentisch angefühlt. Da Florence Given selbst solch einen Hintergrund hat, konnte sie hier sicher viele ihrer persönlichen Erfahrungen einfließen lassen und das war spürbar.
Ich hätte „Girlcrush“ so gerne gemocht, aber es war einfach nicht mein Fall. Hätte ich das Buch nicht im Rahmen einer Leserunde gelesen, hätte ich es wahrscheinlich nicht beendet. Der Roman will scharfe Gesellschaftskritik üben, aber gelingen tut das in meinen Augen nicht. Dazu fehlt es an Authentizität, glaubhaften Charakteren und schlüssiger Handlung. Es sei aber ausdrücklich gesagt, dass das alles sehr subjektiv ist und sich jeder sein eigenes Bild darüber machen sollte, ob das Buch die Zeit wert ist gelesen zu werden.

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