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Veröffentlicht am 24.09.2017

Der Dino im Hamsterkäfig (und noch woanders)

Hamstersaurus Rex
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[Vorab: Ein Rezensionsexemplar war mir unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden.]

Auch wenn zeitgleich der zweite Band „Hamstersaurus Rex gegen Eichhörnchen Kong“ veröffentlicht wurde, so ist „Hamstersaurus ...

[Vorab: Ein Rezensionsexemplar war mir unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden.]

Auch wenn zeitgleich der zweite Band „Hamstersaurus Rex gegen Eichhörnchen Kong“ veröffentlicht wurde, so ist „Hamstersaurus Rex“ doch in sich geschlossen; aber dass man nicht auf den Nachfolger warten muss, ist meines Erachtens ein sehr geschickter Schachzug des Verlags: Denn „Hamstersaurus Rex“ ist ein so erfrischendes Kinderbuch, das es zweifelsohne gleich Lust auf weitere Geschichten des Hamsters mit dem Dino-Potential macht.
Vielfach wird dies als „Lektüre für Jungs“ beworben, aber diese Geschlechtsspezifität erschließt sich mir absolut nicht: Ich sehe dieses Buch eher für alle (haustier- und) dinobegeisterten Kinder an, die gerne tierische Abenteuergeschichten lesen. Klar, Sam, der Erzähler des Romans, ist männlich und eine weitere zentrale Figur ist der Schulrowdy; die Klassenstreberin ist eher ärgerlich bis nervig und Sams beste Freundin wird von diesem schließlich weitgehend außen vor gelassen, wodurch das Thema „Vertrauen/Loyalität“ thematisiert wird, aber auch junge Leserinnen dürften sich hier durchaus angesprochen fühlen.

Die gebundene Ausgabe des Romans ist sehr kindgerecht gestaltet: Die komplette Geschichte wird immer wieder durch kleine Skizzen aufgelockert, die auch zur Erzählung Sams passen, der selbst leidenschaftlich gerne zeichnet und Karikaturen anfertigt. Zudem ist der Schriftgrad ebenso wie der Zeilenabstand etwas höher angesetzt als im durchschnittlichen „Erwachsenenroman“, so dass Erstleser beispielsweise auch keine Schwierigkeiten haben sollten, plötzlich in den Zeilen zu verrutschen.

Die Leseempfehlung „ab 9“ sehe ich zudem als Selbstleseempfehlung an: Ich meine, dass man dieses Buch getrost auch schon Erstklässlern kapitelweise als Gute-Nacht-Geschichte vorlesen könnte; inhaltsmäßig hätte ich da gar keine Bedenken.
Für mich spielt „Hamstersaurus Rex“ in nahezu der gleichen Liga wie Rob Dews „A Mammoth Problem“, was mich dereinst schon schwer begeistert hatte (und was bisher aber doch noch sehr unbekannt und auch noch nicht übersetzt worden ist): „Hamstersaurus Rex“ würde ich allerdings etwas vor jener Geschichte, sowohl vom Anspruch als auch von der Zielgruppe her, setzen, sozusagen als „Vorstufe“ bezeichnen, da „Hamstersaurux Rex“ doch auch noch mehr in dieser, unseren realen Welt spielt und „A Mammoth Problem“ mit der außerirdischen Thematik noch mit deutlich mehr surrealer Skurrilität daherkommt.
Empfehlen würde ich definitiv beide Werke und auch, nachdem ich bislang nun nur „Hamstersaurus Rex“ kenne, würde ich ebenso dazu tendieren, gleich den zweiten Band „Hamstersaurus Rex gegen Eichhörnchen Kong“ anzuschaffen, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass ein Kind den Hamstersaurus so blöd finden könnte, dass es dieses Buch weder überhaupt auslesen noch eine weitere Geschichte um den eigenwilligen Dino-Hamster prinzipiell ablehnen würde. (Angesichts der nun bald anbrechenden Zeit: „Hamstersaurus Rex“ kann ich mir auch ganz gut im Nikolausstiefel steckend vorstellen und bis auch ein eher langsam lesendes Kind die Geschichte zu Ende gelesen hätte, käme es wohl zeitlich recht passend hin, den zweiten Band dann unter den Weihnachtsbaum zu legen.)

Veröffentlicht am 12.09.2017

Wenn das Gestern dein Heute kreuzt...

In einem anderen Licht
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[Vorab: Ein Rezensionsexemplar war mir unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden.]

Sicherlich kann es nicht schaden, die Hintergründe des Deutschen Herbstes, der Studentenunruhen und die allgemeine ...

[Vorab: Ein Rezensionsexemplar war mir unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden.]

Sicherlich kann es nicht schaden, die Hintergründe des Deutschen Herbstes, der Studentenunruhen und die allgemeine politische Situationen Deutschlands in den 70ern zu kennen, wenn man sich anschickt, diesen Roman zu lesen. Zumindest ein gewisses Basiswissen sollte vorhanden sein und wird prinzipiell auch vorausgesetzt: „In einem anderen Licht“ verliert sich zwar nie in den politischen Wirren der damaligen Zeit, aber erklärt beispielsweise, oder auch insbesondere, die RAF gar nicht. Obschon: Wie würde man Gewalt und Terrorismus überhaupt erklären können, geschweige denn auch nur wollen?
In „In einem anderen Licht“ kommt sehr schnell der Verdacht auf, dass die großzügige Gönnerin mit dem großen Herzen als junge Frau dem linksextremen Spektrum angehörte; leider bestätigt hier bereits der Klappentext, dass Dorothea Sartorius tatsächlich einer Terrorgruppe angehörte: Im Roman scheint zunächst nur eine solche Mutmaßung, dann eine vage Behauptung, dass dem so gewesen sei, durch, ausgesprochen von einer Person, deren Glaubwürdigkeit für die Journalistin Miriam unklar ist. Es scheint weder Beweise noch Gegenbeweise zu geben und Dorothea Sartorius spricht nicht über diese Zeit ihrer Vergangenheit, sondern fordert Miriam lediglich lapidar auf, ihre Tätigkeit als Journalistin auszuüben. Dabei wirkte „In einem anderen Licht“ für mich von Anfang an, als würde letztlich nur Dorothea Sartorius die „eine“ Wahrheit enthüllen können, wobei der Roman sehr mit der Frage spielte, wie viele Wahrheiten es bzgl. derselben Sache geben könnte und ob die Wahrheit nicht oftmals eine nur subjektive Entscheidung sei. Ob Dinge, die einem falsch erscheinen, mit anderen Augen betrachtet nicht völlig richtig sind etc.

Ich mochte die differenzierte und doch persönliche Art, die den Austausch zwischen den im Allgemeinen sehr klar skizzierten Figuren ausmachte; generell waren die Charaktere sehr feinsinnig gezeichnet und der Roman sog einen letztlich so ein wie man Frischluft an einem klaren Winterabend einatmet, dass ich mich tatsächlich mehrmals ermahnen musste, daran zu denken, dass die Handlung während der Osterzeit spielte. Ich war aufgrund dieser eiskristallklaren Aura eben ständig versucht, die Handlung in die Zeit kurz vor dem ersten Schneefall des Jahres zu verschieben.

Miriams Mann ist auf tragische Weise ums Leben gekommen; sie hat hernach eine Fehlgeburt erlitten und ist somit mit dem inzwischen fünfjährigen Sohn Max zurückgeblieben. Miriam kämpft immer noch damit, ihre Trauer zu bewältigen und sich auf Neues einlassen zu können; auch der Sohn scheint erst allmählich reflektieren zu können, dass der Vater fort ist, und (über)fordert Miriam zusätzlich mit seinen emotionalen Ausbrüchen und der offen ausgesprochenen und ausgelebten Trauer um seinen Vater. Miriam knüpft zaghaft neue Kontakte, auf die Max sich optimistischer zu stürzen scheint, aber sie hängt doch sehr der Vergangenheit nach, in welcher ihre Familie noch vollständig war und diese Traurigkeit erschwert es ihr auch zu bewerten, wie sehr sie die Vergangenheit der Sartorius verschreckt und inwiefern sie die Grande Dame, die sich nun seit so Langem bereits so positiv engagiert, nun eventuell geringschätzt. Ist der Sartorius-Preis letztlich gleichgültig oder gar minderwertig, weil er von einer Frau mit einer (mutmaßlich) dubiosen Vergangenheit gestiftet worden ist; was waren die Beweggründe der jungen Dorothea, sich dem Terror anzuschließen und wie sehr war sie Aktivistin, wenn ihre damalige Gruppe sie letztlich als Verräterin sah?

„In einem anderen Licht“ ist kein ausgeprägter Wälzer, die Linie ist sehr klar und ich habe diesen Roman sehr gerne gelesen, da mich die Antwort auf die Frage, was letztlich mit dem Sartorius-Preis sein würde, so gespannt sein ließ. Ein wenig schwer tat ich mich allerdings mit dem teils esoterisch-spirituellen Verhalten von Dorotheas früherer Weggefährtin, die Geister wahrzunehmen schien; in diesem Zusammenhang gab es einige sehr viele Zufälle von aufeinandertreffenden Personen, was auch entsprechend angesprochen wurde, ob es überhaupt wirklich nur Zufälle waren oder doch mehr Bestimmung dahintersteckte. Ich bin zwar nicht unbedingt nicht schicksalsgläubig, aber das „Schicksal“ wurde mir persönlich letztlich etwas zu sehr ausgereizt und machte die authentische Geschichte schließlich noch ein wenig surreal, was ich einfach schade fand.
(Hinweis für die „Buchausstattungsliebhaber“: Das Cover ist hier nur auf dem Schutzumschlag zu sehen, in den die gebundene Ausgabe gehüllt ist. Unter diesem Schutzumschlag verbirgt sich ein simpler, einfarbiger, im dunklen Blaugrün gehaltener, Buchdeckel.)

Veröffentlicht am 01.09.2017

Herzerwärmend, herzerfrischend und doch mit noch etwas mehr Schrullen als Schmalz!

Herzmuscheln
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Es ist schade, dass „Herzmuscheln“ erst heute, zum September hin, erscheint, wird der Roman doch als „romantischer, sommerlicher Liebesroman“ und „perfekte Urlaubslektüre für Irlandfans“ beworben: Tatsächlich ...

Es ist schade, dass „Herzmuscheln“ erst heute, zum September hin, erscheint, wird der Roman doch als „romantischer, sommerlicher Liebesroman“ und „perfekte Urlaubslektüre für Irlandfans“ beworben: Tatsächlich handelt es sich hierbei um einen schönen Sommerschmachtfetzen, den ich vorab schon Mitte August lesen konnte (ein Rezensionsexemplar war mir unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden), und es ist einfach eine schöne Geschichte, um sie draußen in der Sonne sitzend zu lesen, so dass man nur auf ähnlich schöne, sonnige Herbsttage hoffen kann.
Ist es auch perfekte Urlaubslektüre für Irlandfans? Sicher, vor Allem, wenn man die Connemara-Gegend schätzt; man darf allerdings nicht erwarten, nun einen belletristischen Reiseführer in den Händen zu halten: Die „Herzmuscheln“-Handlung spielt sich doch sehr stationär im/am „Mermaid Cottage“ ab, macht aber dennoch Lust auf einen Irland-Urlaub. Zumindest hatte ich nach dem Lesen nicht geringe Lust, mich auf eine spontane Rucksackwanderung entlang der irischen Küste zu begeben.

Ich mochte die Figuren sehr gerne und all diese Skurrilitäten, wie zum Beispiel den reichlich schrulligen alten Rupert, den Kyla nach ihrer Ankunft in ihrem frischerworbenen Guesthouse vorfindet und der nur lapidar verkündet, er wohne halt da. Auch Ryan sorgt eingangs für einige Momente großen Amüsements, wenn er beispielsweise das Mermaid Cottage nachts durch ein Fenster betritt; ich mochte die "Wohngemeinschaft", die sich hier zusammengefunden hat, sehr gerne und die Romanze oder Nicht-Romanze zwischen Kyla und Ryan wurde auf ebenso angenehme wie unterhaltsame Weise auch nicht völlig fokussiert. Weithin erzählte „Herzmuscheln“ halt doch davon, wie sich Kyla mit der Pension einen langgehegten Herzenswunsch erfüllte und nun begann, sich in ihrem neuen Zuhause einzufinden und ihr Guesthouse in Schwung zu bringen: Da fand ich es allerdings ein bisschen merkwürdig, dass sich bereits während der noch laufenden Renovierungsarbeiten einige Langzeiturlauber, wie u.A. auch Ryan, einfanden und Kyla später doch befürchtete, der offizielle Betrieb würde eventuell doch eher nur schleppend anlaufen. Irgendwie passte für mich das Thema der „ausbleibenden Buchungen“ nicht so ganz zu den eingangs fleißig über das Guesthouse gestolperten Gäste. Ich war auch froh, als mal Gäste auf der Durchreise für nur eine Übernachtung anklopften, denn die Langzeitgäste kamen alle mit Sorgen und Problemen – und fanden im „Mermaid Cottage“ dann wieder zu sich selbst, was in der Masse schon an den typischen Sonntagabend-Schmonzettenfilm erinnerte. Aber dieser Roman war dann halt auch ebenso schön und anrührend wie jene Verfilmungen. Positiv fand ich aber vor Allem auch, dass Kyla und Ryan bis zuletzt als eigenständige Personen dargestellt wurden und dass sie nie auf die „diese Zwei sind einfach nur Eins“-Schiene gedrängt werden, auf welcher sich einer über den Anderen definiert hätte.
Klar, „Herzmuscheln“ ist reine Unterhaltungslektüre und der literarische Anspruch ist dementsprechend nur geringfügig; innert seines Genres ist „Herzmuscheln“ meiner Meinung nach aber nicht zu beanstanden. Ich habe den Roman jedenfalls sehr gerne gelesen und jede Minute davon genossen!

Veröffentlicht am 26.08.2017

Ganz klar sehr viel mehr als nur simple, oberflächliche Unterhaltungslektüre!

Sieh mich an
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An diesem Roman (das eBook hatte ich unentgeltlich als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen) scheiden sich ja durchaus die Geister: ich zähle zu den Fans dieser Ich-Erzählung, an der ich ...

An diesem Roman (das eBook hatte ich unentgeltlich als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen) scheiden sich ja durchaus die Geister: ich zähle zu den Fans dieser Ich-Erzählung, an der ich teils ganz besonders jene Aspekte schätzte, die mitunter bemängelt werden, wie z.B. das offene Ende. Persönlich empfinde ich jenes aber gar nicht als besonders offen; die Kurzbeschreibung verrät ja bereits, dass „Sieh mich an“ im Grunde genommen nur einen einzigen Tag behandelt und dass dieser zu einem Zeitpunkt stattfindet, an dem Katharina sich bereits des „Dingens“ in ihrer Brust bewusst ist, von diesem aber noch keinem erzählt hat und gleich zu Beginn des Buchs wird klar, dass dieser eine Freitag quasi das letzte krebslose Wochenende einläuten soll, ehe sie in der Folgewoche den Arzt konsultiert. Für Katharina ist klar, dass das Ding bösartig ist und dass sie sterben wird; in dieser Hinsicht mag sie resigniert wirken, aber später wird immer deutlicher, dass sie genetisch vorbelastet ist und in ihrer Familie noch niemand diese Erkrankung überlebt hat. Deswegen gehört sie nicht nur zur physischen Risikogruppe, sondern man merkt ihren kreisenden Gedanken auch an, dass sie als Kind völlig damit überfordert war, eine Krebserkrankung bis zum bitteren Schluss zu begleiten und Angst davor hat, dass es ihren Kindern ebenso gehen wird. Die Tochter ist zudem ADHS-diagnostiziert und eh schnell überfordert, während der ältere Sohn bislang eher als ein äußerst gelassener Ruhepol nebenherlief und Katharina mit ihren eigenen Gedanken konfrontiert zu befürchten beginnt, dass ihr Sohn von ihr zu unbeachtet blieb und bereits jetzt auch im Zusammenleben mit der Schwester von dieser schon sehr beansprucht wird. In ihrem Sohn erkennt Katharina sich ohnehin wieder: Wird sich an ihm nun ihre eigene Jugend wiederholen?
Der Roman verfolgt eine hohe Geschwindigkeit, in dem Sinne, dass an diesem einen Tag eben alles geballt auf Katharina einprasselt, und behält bis zuletzt diese gemächliche Melancholie bei, in der Katharinas Gedanken immer wieder abschweifen, in der sie gedanklich immer wieder erörtert, wo sie nun eigentlich steht und was aus all ihren früheren Träumen und Lebenszielen geworden ist. Ist sie glücklich? Und sind Diejenigen, die Katharinas ehemalige Zukunftsvisionen für sich tatsächlich wahrgemacht haben, damit glücklich geworden? Ich mochte diese „was wäre, wenn“-Mutmaßungen und damit verbunden die immer klarer hervortretenden Erkenntnisse, dass auch in ihrem „Traumleben“ nicht alles eitel Sonnenschein gewesen wäre und das Nachdenken darüber, inwiefern sie bereit wäre, ihr jetziges Leben noch zu ändern bzw. zu tauschen.

Das Ende war mir zwar auch ein wenig zu drastisch; da platzte alles aus Katharina heraus, was sich so lange in ihr angestaut hatte und im Prinzip passte es zu ihren von Sorge, und auch Fürsorge, wiedergegebenen Gedanken, aber da dort nun Menschen anwesend waren, die ihr sehr nahe standen, fand ich es irritierend, dass von diesen niemand Katharina in jenen Momenten abschottete, sondern einfach alle ihren nervlichen Zusammenbruch lediglich begafften. Von daher fand ich den Schluss auch ein wenig erschreckend.

Generell bildet dieser kleine Einblick in Katharinas (Seelen)Leben aber in meinen Augen sehr schön ab, wie sich wohl die meisten Menschen an diesem Punkt fühlen würden und mit welchen Gedanken sie sich plagen, wenn sie auf Untersuchungsergebnisse warten bzw. Untersuchungen und medizinische Therapien, die über Tod und Leben mitentscheiden können, erst noch unmittelbar bevorstehen. Ich empfand „Sieh mich an“ als sehr eindrücklich, etwas philosophisch und definitiv auch nachdenklich machend. Toll!

Veröffentlicht am 17.08.2017

Eher düsteres, lokalkoloriertes Psychodrama als Krmi

Kein guter Ort
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Zweifelsohne ist es zu empfehlen, sich vor dem Lesen dieses Romans, den ich in diesem Fall als Rezi-Exemplar via NetGalley erhalten hatte, die ersten Bände der "Arne Eriksen ermittelt"-Reihe zu Gemüte ...

Zweifelsohne ist es zu empfehlen, sich vor dem Lesen dieses Romans, den ich in diesem Fall als Rezi-Exemplar via NetGalley erhalten hatte, die ersten Bände der "Arne Eriksen ermittelt"-Reihe zu Gemüte zu führen: Selbst war ich nun erst bei "Kein guter Ort" eingestiegen und hatte letztlich zwar keine echten Verständnisprobleme, aber dennoch das Gefühl, mir würde Vorwissen fehlen.
Das zeigte sich besonders in der Szene, in welcher der Protagonist sich mit halluzinogenen Pilzen in einen Rausch versetzte, welcher sein Bewusstsein schärfen und überhaupt öffnen sollte - und zugleich kundtat, diese Trance könne durchaus auch durch Meditation herbeigerufen werden. Ich fand es seltsam, dass ein Psychologe, der auch Suchtkranke therapierte, da so frei selbst Drogen konsumierte - wiederholt wurde hier erwähnt, dass es sich dabei um ein Ritual der Samen handelte, welches ihm von der alten Samifrau Akka dereinst nähergebracht war. Das weckte in mir doch die Vermutung, dass ich diese ganze Rausch-Szenerie vermutlich besser nachvollziehen hätte können, würde ich die vorherigen Bände gekannt haben; da hatte ich den Eindruck, dass dem Leser diese Riten in Band 1 und Band 2 wahrscheinlich schon besser ausgeleuchtet worden wären.

Die Kurzbeschreibung finde ich auch etwas irreführend, da eingangs der Fokus völlig auf Kari liegt und Arne vergleichsweise spät auf der Bildfläche erscheint; da muss es erst so kommen, dass Kari ihn aufsucht. Das Hotel Rabenschlucht wird somit also auch erst recht spät zum Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und dennoch bleibt der Fokus weiterhin auf den bisherigen Romanfiguren: Als klassischen Krimi habe ich "Kein guter Ort" erst ganz zum Schluss empfinden; in einem actionreichen Showdown (der allerdings in absolutem Kontrast zum vorherigen eher ruhigen, besonnenen Verlauf stand) zeigte sich schon Thriller-Potential; weitgehend blieb "Kein guter Ort" für mich doch Mystery-Drama.
Die regionale Einfärbung des Romans gefiel mir ausgesprochen gut; das machte durchaus Lust auf einen Urlaub in Südnorwegen; auch die Beschreibung des verlassenen Hotels in seiner abseitigen und nicht ganz ungefährlichen Waldlage fand ich sehr gelungen: Da spiegelte die Darstellung die düstere Atmosphäre sehr gelungen wider. Ohnehin mochte ich den Erzählstil Stäbers sehr gerne.
Ein wenig unglücklich fand ich, dass die Kurzbeschreibung bereits verrät, dass Arne dem Täter tödlich nahe rückt: Denn es sind letztlich nicht einmal eine Handvoll Personen in "Kein guter Ort" involviert, welche mit dem damaligen Mord bzw. den Opfern in Verbindung standen; die Anzahl der Verdächtigen ist also eh verschwindend gering und die Kurzbeschreibung lässt einen sehr schnell auf den richtigen Täter tippen (wenn ich auch kurz darauf zunächst einen anderen potentiellen Täter vermutet hätte, aber mehr als diese zwei Figuren hätte ich ohnehin nicht hinter dem Mord vermutet) - schließlich ist dies auch die einzige Person "von früher", der Arne überhaupt wirklich nahekommt. Für einen kleinen Moment der Überraschung sorgte da eher die Motivation des Täters.

Insgesamt empfand ich "Kein guter Ort" also als sehr unterhaltsamen, etwas spannenden und etwas mehr rätselhaften Norwegenkrimi, der insbesondere durch einen atmosphärischen Erzählstil und tollen Lokalkolorit mich doch zumindest auch insofern zu überzeugen wusste, als dass ich hernach dachte: "Ja, doch, nun würdest du die ersten Bände dieser Reihe aber definitiv auch noch lesen wollen!"