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Veröffentlicht am 14.06.2022

Gewöhnungsbedürftig

Schallplattensommer
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Als einziges Mädchen im Umkreis von 13 Kilometern ist Maserati Aufmerksamkeit gewohnt. Dabei will sie nur eines: Den Feriengästen selbstgemachte Limonade ihrer Oma servieren und die Tage bis zur Volljährigkeit ...

Als einziges Mädchen im Umkreis von 13 Kilometern ist Maserati Aufmerksamkeit gewohnt. Dabei will sie nur eines: Den Feriengästen selbstgemachte Limonade ihrer Oma servieren und die Tage bis zur Volljährigkeit zählen. Mit der Liebe will sie nichts zu tun haben – und schon gar nichts mit den Annäherungsversuchen der Söhne der reichen Familie, die gerade die Villa im Dorf gekauft hat.
Doch dann stellen Caspar und Theo verbotene Fragen: Warum hat Maserati kein Smartphone? Wovor hat sie solche Angst? Und wie kann es sein, dass ihr Gesicht das Cover einer alten Schallplatte ziert? Plötzlich steckt Maserati bis zum Hals in Geheimnissen zweier Familien und im eigenen Gefühlschaos.

„Schallplattensommer“ von Alina Bronsky macht schon durch das Cover neugierig. Der Klappentext hat mich dann zusätzlich angesprochen, denn ich finde er verspricht nicht nur eine schöne Sommergeschichte, sondern auch eine spannende Geschichte dahinter.
An sich hält der Klappentext auch was er verspricht aber ich bin dennoch zwiegespalten, denn die Geschichte und der Schreibstil sind doch etwas gewöhnungsbedürftig.
Wir begleiten vor allem Maserati in diesem Buch. Ab und zu auch mal die anderen Figuren.
Sie lebt in einem kleinen Dorf und führt dort mit ihrer Oma ein Café. Sie hat die Schule abgebrochen und macht eigentlich nichts anderes mehr außer zu arbeiten und nach ihrer Oma zu sehen, die geistig nicht mehr ganz auf der Höhe ist. Dann zieht eine neue Familie ins Dorf und mit ihr zwei Jungs in ihrem Alter und die bringen sie ganz schön durcheinander.
Der Schreibstil ist recht eigen. Wenig blumig, wenig Umschreibungen und alles ein bisschen hart. Ich hatte manchmal das Gefühl, als würde ich über eine heiße Asphaltstraße laufen. Es wird grade so viel beschrieben, dass man sich die Orte und die Figuren vorstellen kann aber mehr auch nicht. Grade zu den Figuren habe ich dadurch keine Bindung aufbauen können und ein Bild konnte ich mir auch nur schwer machen.
Jeder hat irgendwie ein Geheimnis bzw. eine schwere Vergangenheit. Klar, ist im echten Leben auch so aber hier war es irgendwie komisch. Vor allem, weil alles so ein bisschen zusammenhängt. Maseratis Familiengeschichte und der Hintergrund der neuen Familie und alles wird irgendwann einfach so nebenbei mal erklärt und dann nicht weiter beachtet. Da habe ich mich manchmal gefragt, was das soll und worum es hier eigentlich geht.
Trotzdem zieht die Geschichte den Leser mit und grade, weil es nur knapp 200 Seiten sind, liest man weiter und will wissen, wie es endet.
Ich denke, dass dies ein Buch ist, welches die Leser spaltet aber trotzdem würde ich es dem ein oder anderen empfehlen. Das Buch ist auf keinen Fall schlecht. Es ist eben einfach gewöhnungsbedürftig und nicht für jeden was.

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Veröffentlicht am 11.06.2022

Wundervolle Geschichte

Für immer und noch ein bisschen länger
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Vor sechs Jahren zerbrach Annas Welt in tausend Stücke: Ihr Verlobter Jeremias starb bei einem Verkehrsunfall. Dabei wollte Anna mit ihm den Rest ihres Lebens verbringen. Seitdem lebt sie allein, unterhält ...

Vor sechs Jahren zerbrach Annas Welt in tausend Stücke: Ihr Verlobter Jeremias starb bei einem Verkehrsunfall. Dabei wollte Anna mit ihm den Rest ihres Lebens verbringen. Seitdem lebt sie allein, unterhält sich in Gedanken mit ihrem toten Verlobten und möchte sich nur noch in ihrem Schmerz auflösen. Bis sie umziehen muss und Gunilla kennenlernt, in deren Wohngemeinschaft ein Zimmer frei ist. Die alte Dame hat seit Jahren ihre Wohnung nicht verlassen, und auch ihre Mitbewohner haben sich von der Welt zurückgezogen: Die stille Rose häkelt den ganzen Tag, und Kurt-Georg kümmert sich um alles, nur nicht um sein gebrochenes Herz. Anna beschließt, sie alle ins Leben zurückzuholen. Auch wenn sie dafür ihre eigene Trauer loslassen muss – und ihr Herz einem neuen Menschen öffnen.

„Für immer und noch ein bisschen länger“ ist der neue berührende Roman von Barbara Leciejewski.
Hauptsächlich wird die Geschichte aus der Sicht von Anna erzählt. Sie ist Anfang 30 und hat vor sechs Jahren ihren Verlobten Jeremias bei einem Unfall verloren. Seit dem lebt sie zurückgezogen in ihrer Altbauwohnung in München und geht nur noch zum Einkaufen oder für ihre Arbeit als Pianistin aus dem Haus. Ihre Freundschaften sind abgekühlt und zu ihrem Vater und ihren Halbgeschwistern hatte sie nie eine innige Beziehung.
Doch dann wird ihr die Wohnung gekündigt und sie zieht zwangsläufig in eine ziemlich kauzige Wohngemeinschaft.
Mit ihr leben Dort Gunilla, die ehemalige Opernsängerin die seit Jahren das Haus nicht mehr verlassen hat und ihr erwachsener vermutlich autistischer Sohn. Dazu noch die stille Rose, die nicht redet aber umso mehr häkelt und Kurt-Georg der sich um alles rührend kümmert, nur nicht um sich selbst. Nebenan wohnt noch der blinde, gutaussehende Anders mit seinem dreibeinigen Hund.
Für Anna soll dieses Zimmer nur ein Zwischenstopp sein, doch Anna kann nicht anders als diese Menschen in ihr Herz zu schließen und ihnen ins Leben zurückzuhelfen und ohne es zu merken damit auch sich selbst.
Zusammen mit Anna lernt der Leser nach und nach die Mitbewohner und ihre Eigenarten kennen. In einzelnen Kapiteln dürfen wir auch mal die Sicht der anderen erleben, was es noch bewegender macht.
Die Autorin konzentriert sich vor allem auf die Figuren und weniger auf das Drumherum und erschafft so eine gefühlvolle Geschichte mit einer unglaublichen Charakterentwicklung bei allen Hauptfiguren.
Keine Geschichte, egal ob von Gunilla, Rose, Kurt-Georg oder Anna ist so wie sie auf den ersten Blick scheint und die Veränderungen die in dieser Wohngemeinschaft vor sich gehen, haben mich wirklich mitgenommen und bewegt. Ich hatte das Gefühl als würde ich mit Anna und den anderen zusammen am Esstisch sitzen oder im Salon, während Anna am Flügel spielt und Gunilla singt. Oder ich habe mit Rose gehäkelt oder mit Kurt-Georg gekocht.
Die Autorin nimmt den Leser mit und sorgt dafür, dass sich alle Figuren ins Herz stehlen und man sie nicht mehr loslassen möchte.
Eine wirklich einzigartige, berührende Geschichte!

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Veröffentlicht am 06.06.2022

Leben an der Grenze

Die Dorfschullehrerin
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1964: Als Helene das Angebot erhält, an die Schule in Kirchdorf zurückzukehren, geht sie nur zögernd darauf ein, denn sie befürchtet, dass ihre Gefühle für den Landarzt Tobias ihr Leben erneut durcheinanderwirbeln ...

1964: Als Helene das Angebot erhält, an die Schule in Kirchdorf zurückzukehren, geht sie nur zögernd darauf ein, denn sie befürchtet, dass ihre Gefühle für den Landarzt Tobias ihr Leben erneut durcheinanderwirbeln könnten. Doch nicht nur diesem Problem muss sie sich stellen. An der Schule warten ungeahnte Herausforderungen auf Helene, die ihren ganzen Einsatz erfordern. Ihre zwölfjährige Tochter Marie zeigt sich zunehmend dickköpfig, und ihre Freundin Isabella hat eine Beziehung zu einem schwarzen GI, den die Dorfbewohner mit Argwohn betrachten. Die nahe Zonengrenze sorgt für zusätzlichen Zündstoff in dem kleinen Ort. Und dann wird Helene völlig unerwartet von den Schrecken aus ihrer Vergangenheit eingeholt. Plötzlich scheint alles auf dem Spiel zu stehen, was sie liebt.

„Die Dorfschullehrerin - Was das Schicksal will“ von Eva Völler ist der zweite Band der Reihe um die Lehrerin Helene.
Die Bände können unabhängig voneinander gelesen werden, sollten sie meiner Meinung nach aber nicht, da sie aufeinander aufbauen.
Band zwei steigt ein paar Jahre nach dem ersten ein. Wir begleiten Helene in Frankfurt. Sie und Tobias haben sich aus verschiedenen Gründen getrennt und gut geht’s keinem von beiden damit. Helene bekommt die Stelle als Rektorin in Kirchdorf angeboten und weiß, dass sie aus Karrieregründen einfach nicht ablehnen darf. Sie zieht mit ihrer Tochter Marie wieder in das kleine Dörfchen und stürzt sich in die Arbeit und den Alltag.
Band zwei ist nicht ganz so actionreich und dramatisch wie der erste. Aber dieses Buch ist nicht weniger packend oder gefühlvoll. Es ist eher ein bisschen gesetzter.
Wir erleben Helene, wie sie ihren Weg als Rektorin finden muss und dabei versucht Arbeit und Familie unter einen Hut zu bekommen. Wir erleben Marie, die eigentlich nur ihre Mutter für sich haben will und ihre schrecklichen Erlebnisse noch nicht richtig hinter sich lassen kann. Wir erleben Tobias, der um seine Beziehung mit Helene kämpfen will, auch wenn Helene wegen Marie davor zurückschreckt. Wir erleben Isabella, die es mit einem neuen Rassismus zu tun bekommt. Und wir erleben Christa, die Frau von Helenes Vater, die es mit verschiedenen Hürden in ihrem neuen Leben im Westen zu tun hat.
Die Autorin konzentriert sich dieses Mal sehr auf den Alltag, der sich nun nach der Flucht aus der DDR neu finden muss. Es geht um die Rolle der Frau und Mutter, um bestehenden und sich neu entwickelnden Rassismus, um Trauer, Verlust, ums Weitermachen und ums Kämpfen aber auch um Familie und Liebe.
Ich bin wieder begeistert, wie gut die Autorin recherchiert hat und wie sie die Geschichte trotzdem spannend und nicht belehrend erzählt. Ich konnte von Anfang bis Ende mitfiebern und wollte nicht mehr aufhören zu lesen.
Eine tolle Fortsetzung und ich hoffe sehr, dass noch eine weitere kommt!

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Veröffentlicht am 28.05.2022

Ungewöhnlich gut

Roxy
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Als Isaac der überirdisch schönen Roxy begegnet, zieht sie ihn sofort in ihren Bann. Er fühlt sich lebendig wie nie, alles ist leicht und nichts scheint unmöglich. Isaac ahnt nicht, dass Roxy kein normales ...

Als Isaac der überirdisch schönen Roxy begegnet, zieht sie ihn sofort in ihren Bann. Er fühlt sich lebendig wie nie, alles ist leicht und nichts scheint unmöglich. Isaac ahnt nicht, dass Roxy kein normales Mädchen ist, sondern eine Droge, hergestellt in einem Labor, um die Menschen von ihrem Schmerz zu befreien. Und Millionen Menschen lieben sie dafür. Doch das ist Roxy nicht genug. Sie will beweisen, wie tödlich sie ist.

Die Beschreibung des neuen Fantasy-Thrillers „Roxy“ von Neal und Jarrod Shusterman hat mich direkt neugierig gemacht. Das Cover ist auch sehr gut gelungen.
In dieser Geschichte erleben wir das Wesen der Drogen. Sie bewegen sich wie Menschen, sie denken und fühlen aber sie haben meist nur das Ziel ihren Konsumenten mit in den VIP Bereich zu nehmen und bis zum Ende bei ihnen zu sein.
Vorranging geht es um Isaac und seine Schwester. Er wird aufgrund einer Fußverletzung Schmerzmittelabhängig und sie aufgrund ihrer Konzentrationsstörung abhängig von Amphetaminen.
Die Mittel haben alle Namen. Roxy ist Oxycontin, Adderall ist Addison, Al ist Alkohol usw. Sie haben ihren eigenen Charakter und jeder seine eigene Vorgehensweise.
Das Autorenduo führt uns auf eine Reise zur Medikamentenabhängigkeit, bis hin zum bitteren Ende. Die Seiten werden vielfältig gezeigt. Von Betroffenen, Angehörigen, allem drum herum und eben auch die Seite der Medis.
Es hat ein bisschen gedauert, bis ich mich komplett auf alles einlassen konnte. Ist es doch schon sehr außergewöhnlich. Aber als ich erst einmal in der Geschichte war, hat es mich nicht mehr losgelassen. Auch das Buch „Roxy“ macht ein wenig süchtig und man will dabei bleiben bis zum Ende.
Geniale Idee, genial umgesetzt. Einfach ungewöhnlich gut!

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Veröffentlicht am 28.05.2022

Unglaublich toller Grenz-Roman

Die Dorfschullehrerin
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1961: Als die Berliner Lehrerin Helene ihre neue Stelle in Hessen an der deutsch-deutschen Grenze antritt, begegnet man ihr im ländlichen, erzkatholischen Ort zunächst mit Ablehnung. Der althergebrachte ...

1961: Als die Berliner Lehrerin Helene ihre neue Stelle in Hessen an der deutsch-deutschen Grenze antritt, begegnet man ihr im ländlichen, erzkatholischen Ort zunächst mit Ablehnung. Der althergebrachte drakonische Erziehungsstil, die Gleichgültigkeit der Kollegen - für die engagierte Helene ist es ein Kampf gegen Windmühlen. In Tobias, dem Landarzt, findet sie schließlich einen Verbündeten. Schon bald bedeutet er ihr mehr, als ihr lieb ist. Denn Helene hat ein Geheimnis - sie ließ sich nicht ohne Grund genau an diesen Ort versetzen.

Eva Völler schreibt einfach tolle deutsche historische Romane. Auch „Was die Hoffnung verspricht“, der Auftakt ihrer neuen Reihe, hat mich wieder begeistert.
Der Roman spielt 1961, einer Zeit kurz bevor die Mauer in Deutschland hochgezogen wurde.
Wir begleiten Helene. Sie wurde bei einem Versuch zu fliehen mit ihrer Tochter festgenommen. Nur dank der Hilfe eines Bekannten konnte sie erneut fliehen, musste jedoch ihre Tochter zurücklassen. Nun hat sie sich als Lehrerin in das Grenzdorf versetzen lassen, welches an den Wohnort ihres Vaters grenzt. Sie wartet nur auf die Flucht ihrer Familie.
Wir begleiten sie dabei, wie sie nach und nach wieder Vertrauen fasst, wie sie die Schule im Ort fast schon revolutioniert und wie sie immer wieder darum kämpft, den Mut nicht zu verlieren.
Gleichzeitig erfahren wir durch die Sichtweise ihrer Tochter Marie, wie es ihr im Heim ergangen ist und später dann bei ihrem Opa. Wie sie erst dem System der DDR folgt und dann doch merkt, dass es nicht so gut ist, wie man ihr sagt.
Die Autorin hat unglaublich gut recherchiert und verpackt dies in eine Geschichte mit wirklich tollen Figuren. Dazu lenkt sie auch das Augenmerk auf Details, die zumindest mir vorher so nicht bewusst waren. Sie zeigt Leid, Zusammenhalt, Freude und Angst in Bereichen auf, die man sich heutzutage nicht mehr vorstellen kann.
Ich war von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und bin richtig froh, direkt mit dem zweiten Band weiterlesen zu können. Übrigens Tränchen nicht nur auf den letzten Seiten inklusive.

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