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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.06.2017

Ein Buch der besonderen Art

STRAFE
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Der Autor Max Schmeling (benannt nach dem Boxer, weil sein Vater ein großer Fan des Boxers war) erhält einen Brief seines früheren Mitschülers Tibor Schittkowski in dem er gebeten wird ihn zu besuchen ...

Der Autor Max Schmeling (benannt nach dem Boxer, weil sein Vater ein großer Fan des Boxers war) erhält einen Brief seines früheren Mitschülers Tibor Schittkowski in dem er gebeten wird ihn zu besuchen und ihm einen Gefallen zu tun. Tibor übergibt ihm einen Bericht übers sein Leben, verbunden mit der Bitte, oder besser, der Forderung für ihn etwas zu erledigen. Tibor hat nur noch wenige Monate zu leben und muss das vor seinen Tod unbedingt noch erledigt wissen, ist aber wegen seines schlechten Gesundheitszustands nicht mehr in der Lage dazu. Da Tibor Max zweimal das Leben gerettet hat, sieht dieser sich in einer Art Verpflichtung gegenüber Tibor und willigt ein. Ein Schritt, der sein Leben in der bisherigen Form beenden wird.

Im ersten Teil des Buches begleitet man Max Schmeling bei der Lektüre des Berichts über Tibor und lernt auch sehr viel über Max (zum Beispiel seine zwei gescheiterten Ehen und seine zuletzt in die Brüche gegangene Beziehung). Die Figur wird sehr vielschichtig und sorgfältig entwickelt. Ein eher ruhiger, duldsamer Mensch, durchdrungen von einer tiefen Traurigkeit. Er hat seine letzte Beziehung mit einer Psychotherapie versucht aufzuarbeiten. Nach eine längeren Krise gelingt es ihm wieder zu schreiben und er arbeitet gerade an einem neuen Buch.

Der zweite Teil beschäftigt sich mit Paula. Auch hier wird die Person vielschichtig entwickelt, zum Beispiel ihre Kindheit, spätere Entwicklung und Beziehung zu Männern, ihre abgebrochene Gesangskarriere und ihr nie vollendetes Studium, bis hin zur Buchautorin.

Bis dahin ist in dem Buch noch nicht so wirklich was passiert und trotzdem ist man von den Personen und der Art des Schreibens gefesselt.

Im letzten Teil des Buches gelingt es dem Autor eine Verbindung herzustellen und dem bis dato eher unspektakulären Verlauf eine Wende zu verpassen, die ihres gleichen sucht. Von dieser Entwicklung wird nicht nur Max, sondern auch alle die dieses Buch lesen, komplett überrascht. Erst jetzt wird auch klar, warum das Buch Strafe heißt und die Autorin nicht unter ihrem echten Namen veröffentlicht (so sie denn überhaupt existiert .

Wie diese Wendung aussieht und wie sie für Max, Tibor und Paula endet, wird hier natürlich nicht verraten...

Wie so oft faszinierte mich der fesselnde Schreibstil - nicht umsonst wird er als philosophischer Krimiautor bezeichnet. Kaum jemand entwickelt seine Protagonisten so detailliert wie er. An die Existenz einer Co-Autorin kann ich nicht so recht glauben, aber es bringt ein zusätzliches Prickeln in die Story, dass sie wahr sein könnte. Von mir gibt es jedenfalls die volle Punktzahl!

Veröffentlicht am 07.06.2017

Guter Durchschnitt

Mann ohne Herz
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Die Psychotherapeutin Siri Bergman wagt einen Neustart. Nach der Schließung ihrer Praxis beginnt sie einen neuen Job bei der Stockholmer Polizei als Profilerin. Gleich zu Beginn wird sie mit einem erstaunlichen ...

Die Psychotherapeutin Siri Bergman wagt einen Neustart. Nach der Schließung ihrer Praxis beginnt sie einen neuen Job bei der Stockholmer Polizei als Profilerin. Gleich zu Beginn wird sie mit einem erstaunlichen Mordfall konfrontiert. Ein stadtbekannter homosexueller Antiquitätenhändler wird erschossen, sein Herz herausgeschnitten und in einer Silberschale "arrangiert". Im Verlauf des Buches kommen noch mehr Morde an Homosexuellen hinzu und sogar an einem kleinen Jungen, aber es dauert einige Zeit bis das Ermittlerteam die Puzzleteile so zusammengesetzt hat, dass es ein scheinbar schlüssiges Bild ergibt.
Nebenbei werden auch die Gründe für die Schließung der Praxis von Siri Bergmann erklärt und ihr Pivatleben hat auch so einigen Einfluss auf den Fall. Gegen Ende des Buches kommen dann noch einige Wendungen, die Überraschung in die Auflösung bringen sollen.

Das Ende ist etwas gewöhnungsbedürftig. Immer wenn Polizisten Alleingänge wagen, kommt der Eindruck auf, dass es dadurch künstlich spannend gemacht wird. Statt im Team zu agieren oder auf Verstärkung zu warten begibt man sich dann lieber ohne Rückendeckung in Gefahr.
Insgesamt recht unterhaltsam geschrieben und die einzelnen Personen werden gut und lebendig entwickelt. Der Showdown ist dann eher vorhersehbar. Wie bei solider schwedischer Krimihausmannskost üblich, wird das Leben der Ermittler mit ihren Sorgen und Problemen miteinbezogen.

Fazit: Guter Durchschnitt, aber nichts besonderes.

Veröffentlicht am 07.06.2017

Der namenlose Tag

Der namenlose Tag
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Der pensionierte Kommissar Franck erhält Besuch von Ludwig Winther, einem Mann, dessen Tochter sich vor 20 Jahren augenscheinlich erhängt hat. Der Vater des Mädchens wird seit dem Tod seiner Tochter von ...

Der pensionierte Kommissar Franck erhält Besuch von Ludwig Winther, einem Mann, dessen Tochter sich vor 20 Jahren augenscheinlich erhängt hat. Der Vater des Mädchens wird seit dem Tod seiner Tochter von dem Verdacht geplagt, dass sie sich nicht erhängte, sondern dass eventuell jemand nachgeholfen hatte. Der Kommissar, der während seiner Arbeit die unangenehme Aufgabe freiwillig übernahm, die seine Kollegen immer scheuten, nämlich zu den Angehörigen zu gehen und ihnen die Nachricht des Todes zu überbringen und volle 7 Stunden bei der trauernden Mutter blieb, fühlt sich bei seiner Ermittlerehre gepackt und beginnt den Fall neu aufzurollen.
Im Rahmen dieser Ermittlungen gräbt der Kommissar sich mit Beharrlichkeit und sehr viel Empathie durch das Schweigen, Misstrauen und die Vermutungen die diesen Fall umgeben. Es ist erstaunlich wie der Autor es schafft, mit einer an Zeitlupe erinnernden Langsamkeit den Leser in seinen Bann zu ziehen. Der Kommissar besitzt die Gabe, den Menschen die Informationen zu entlocken, ohne den Respekt zu verlieren und lernt dabei durchaus noch so einiges über sich selbst. Die Menschen öffnen sich ihm gegenüber und es finden sehr ruhige und intensive Begegnungen statt. Der Autor offenbart einen sehr detaillierten Blick in die Welt von „ganz normalen Menschen“ und ihren oft vorhandenen Lebenslügen. Und die eine oder andere „Lebensweisheit“, die so zwischen den Zeilen durchsickert, kann durchaus eine Anregung für den Leser sein, manche Dinge in seinem eigenen Leben zu überdenken.
Die Auflösung des „Falls“, die hier natürlich nicht verraten wird, gerät zur Nebensache.

Fazit: Ein Buch, das tiefe Einblicke in die Natur des Menschen vermittelt, geschrieben in einer ruhigen, eindringlichen und sehr berührenden Art und Weise, wenn man sich darauf einlassen kann.

Wer hier Action, Spannung oder irgendwelche perfiden Mordpläne und Verwicklungen erwartet, ist definitiv an der falschen Adresse.

Veröffentlicht am 07.06.2017

Original Meisterfälscher

Original Meisterfälscher
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Die Aufmachung des Buches ist schon hochwertig: gebundenes Buch mit Schutzumschlag, schwarzen Vorsatzseiten, blauen Kapitel-Trennseiten und zahlreiche teils farbige Illustrationen. Dazu ein umfangreicher ...

Die Aufmachung des Buches ist schon hochwertig: gebundenes Buch mit Schutzumschlag, schwarzen Vorsatzseiten, blauen Kapitel-Trennseiten und zahlreiche teils farbige Illustrationen. Dazu ein umfangreicher Anhang aus Anmerkungen, Glossar, Auswahlbibliografie und Register. Ein oder sogar zwei Lesebändchen hätte ich mir noch gewünscht, um sowohl im Buch als auch in den Anmerkungen immer an richtiger Stelle zu sein. So musste ich 2 Lesezeichen bemühen.
Noah Charney ist hier ein unterhaltsames Sachbuch gelungen, was ja leider immer noch keine Selbstverständlichkeit darstellt. Unterteilt in die Kapitel Genie, Stolz, Rache, Ruhm, Kriminalität, Opportunismus, Geld und Macht erklärt er anhand unterschiedlicher Fälschungen, wie mannigfaltig die Beweggründe für Fälscher sein können. Es geht bei weitem nicht immer nur um Geld, wie die Kapitelüberschriften bereits erahnen lassen.
Mit enormer Sachkenntnis - Charney ist Experte für Kunstkriminalität - plaudert er aus dem Nähkästchen. Bei manchen Schilderungen kann man sich ein Lachen nur schwer verkneifen, so charmant und tlw. dreist gingen einige der Fälscher ans Werk. Manchmal kann man nur den Kopf schütteln, dass es so einfach gewesen sein soll. Aber schon auf dem Einband steht des Rätsels Lösung: Die Welt möchte getäuscht werden, also sei sie getäuscht.
Der Leser erfährt nicht nur die spektakulärsten Fälle in Sachen Fälschung, er erfährt auch von ausgetüftelten Methoden zur künstlichen Alterung der Objekte, den teils vorhandenen genialen Fähigkeiten der Fälscher, der z. T. bewussten Falscheinschätzung selbsternannter Kunst-Experten und sonstigen Tricks, um "Nachweise" für die Echtheit der Fälschungen geschickt in Museen oder Verzeichnissen zu platzieren.
Charney hat dazu noch einen sehr angenehmen Schreibstil. Nicht zu fachspezifisch sondern leicht und flüssig kann man sofort in die Welt der Kunst eintauchen. Dieses Buch kann auch Leute unterhalten, die ansonsten nicht so sehr auf Kunst ausgerichtet sind.
Fazit: Ich kann das Buch rundum empfehlen als kurzweilige und dennoch lehrreiche Lektüre.

Veröffentlicht am 07.06.2017

Still

Still Chronik eines Mörders
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Die Geschichte:
In dem Buch geht es um das gesamte Leben von Karl Heidemann. Er wird am Nikolaustag 1982 geboren in dem kleinen Dorf Jettenbrunn, in dem jeder jeden kennt. Vielfältig ist das Beziehungsgeflecht ...

Die Geschichte:
In dem Buch geht es um das gesamte Leben von Karl Heidemann. Er wird am Nikolaustag 1982 geboren in dem kleinen Dorf Jettenbrunn, in dem jeder jeden kennt. Vielfältig ist das Beziehungsgeflecht in der kleinen Dorfgemeinschaften. Es gibt Ausgrenzung, Gerüchteküche, Intrigen, Missgunst, Ehebruch usw . Vieles davon lernt Karl im Laufe seines Lebens im Dorf kennen.
Er wird mit einem unglaublich sensiblen Gehör geboren und schreit von Anfang an das ganze Dorf zusammen. Es ist Fluch und Begabung zugleich und es dauert sehr lange bis die Eltern begreifen, dass die Umwelt wegen des Geräuschpegels für ihren Sohn praktisch unerträglich ist. Durch den Tod der Mutter verbindet er Stille und Frieden mit Tod. Von da an bringt er Stille und damit Tod in die Welt, zuerst in seinem Dorf und danach im ganzen Land.

Die Entwicklung zum mitfühlenden Sterbehelfer ist hervorragend beschrieben. Auch seine am Ende doch unerfüllte Liebe zu dem stummen Mädchen Marie ist sehr feinfühlig geschildert.

Die Sprache des Buches erscheint ein bisschen altertümlich, passt aber meiner Meinung nach perfekt zum Buch. Man schwankt zwischen Unverständnis, Mitleid, Erschrecken und ist oft erstaunt über die Einsichten die sich im Laufe seiner Entwicklung einstellen.

Es handelt sich meiner Meinung nach um ein sprachlich hervorragendes Buch, das keinesfalls einfach nur in die Kategorie Krimi einsortiert werden sollte. Es ist sehr tiefgründig und bewegend und hinterlässt beim Leser viel Gelegenheit über zentrale Themen des Lebens wie Trauer, Liebe, Friede, Freundschaft und Tod etc. nachzudenken.

Ein Buch, das ich mit Sicherheit mindestens noch einmal lesen werde.