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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.06.2017

Hauptsächlich heiße Luft

Meine geniale Freundin
1

Elena und Lila wachsen in Rione, einem ärmlichen Vorort von Neapel, in den 50er und 60er Jahren auf. Beide verbindet eine in meinen Augen etwas eigentümliche Freundschaft, die gut 6 Jahrzehnte halten wird. ...

Elena und Lila wachsen in Rione, einem ärmlichen Vorort von Neapel, in den 50er und 60er Jahren auf. Beide verbindet eine in meinen Augen etwas eigentümliche Freundschaft, die gut 6 Jahrzehnte halten wird. Dann verschwindet Lila plötzlich so, als hätte es sie nie gegeben. Elena will dieses Verschwinden nicht akzeptieren und entschließt sich daher (angeblich) dieses Buch über ihr Leben und ihre Freundin zu schreiben.

So viel zum Thema des Buches... Bleiben wir zunächst bei den positiven Aspekten: dem Schreibstil. Den habe ich durchweg als sehr angenehm und leicht zu lesen empfunden. Ich war sofort in der Geschichte und konnte mich auch längere Zeit darauf einlassen. Aber....

Es ändert nichts an der Tatsache, dass die Story gut gedacht ist, jedoch einfach unnötig in die Länge gezogen wird wie Gummi. 422 Seiten, in denen knapp 10 Jahre abgehandelt werden. Kleinigkeiten werden erzählt, als wären sie weltbewegend. Gut - vielleicht waren sie für eine 8 oder 9jährige weltbewegend, aber diesem Alter sind die meisten Leser leider entwachsen.
Die Autorin verzettelt sich m. E. in überflüssigen Einzelheiten, die die Geschichte nur künstlich in die Länge ziehen. Auf eine - ich kann es nicht anders sagen - regelrecht geschwätzige Art und Weise. Es erinnert an Menschen, die beim Erzählen vom Hölzchen auf Stöckchen kommen und nach 1 Std. weiß man immer noch nicht, was derjenige eigentlich erzählen wollte.
Dazu kommt, dass die von vielen so hoch gepriesene "lebenslange Freundschaft" für mich nur sehr schwer nachvollziehbar ist.
Gerade Lena geht mir ziemlich auf den Nerv, weil sie bei allem und jedem zwar immer nur an Lila denkt - aber leider nicht, weil sie sich um sie sorgt oder sie sie einfach vermisst, sondern eher als Dauer-Konkurrentin. Beständig fühlt sie sich ihr gegenüber benachteiligt, weil Lila klüger, stärker, selbstbewusster, raffinierter und als Jugendliche dann auch noch schöner ist als sie. Dieses ganze Buch lang ist sie ausschließlich bestrebt, es ihr zumindest gleichzutun oder sogar noch besser zu werden. Es quält sie regelrecht, dass Lila nicht einmal eine weiterführende Schule besuchen muss, um genausogut oder sogar noch besser Latein zu lernen als sie. Weil sie es sich selbst erarbeiten kann mit Büchern aus der Bibliothek und nicht die Schulbank dafür drücken muss. Und es ärgert sie beständig, dass Lila sie nicht beneiden will. Das wäre das, was Elena am meisten ersehnt. Dass ihre Freundin sie so beneidet, wie es umgekehrt der Fall ist.
An kaum einer Stelle fand ich wirkliche Empathie mit Lila, keine Freude über deren Erfolge, sondern als sie feststellt, dass diese durch die Verlobung in die bessere Gesellschaft aufsteigt, wo sie nicht hingehört, geht sie sogar eher auf Abstand. Angeblich, weil Lila nicht mehr sie selbst ist. M. E. aber eher, weil sie nicht mehr mithalten kann, da Lila sie überholt hat, obwohl sie nicht weiter zur Schule gegangen ist.

Was für ein Hype wurde und wird um dieses Buch (bzw. die 4 Bücher) gemacht! Ich kann es beim besten Willen nicht nachvollziehen. Es ist ein gut lesbares und auch durchaus unterhaltsames Buch, vor allem für Menschen, die gerne sich dahinziehende Familien-Epen lesen mögen. Aber mehr auch nicht! "Ein literarisches Meisterwerk von unermesslicher Strahlkraft..."? Also wirklich...

Regelrecht sauer bin ich jedoch über das Ende des Buches - falls man es denn überhaupt so nennen kann. So etwas von Cliffhanger habe ich bisher noch nicht erlebt! Zumindest hätte man das Buch einigermaßen abschließen können (z. B. mit dem Ende der Hochzeitsfeier oder dem Aufbruch in die Flitterwochen). Stattdessen hört es praktisch mitten in einer Szene auf und hinterlässt in mir nur noch das fade Gefühl, hier total ausgenommen und veräppelt zu werden - wenn ich das Buch hätte kaufen müssen.
Für mich ist das ein Grund, mir definitiv nicht mehr das Folgebuch anzutun. Wer es so nötig hat, für den weiteren Verkauf zu solchen Mitteln zu greifen, der soll ruhig auf den ganzen Büchern sitzenbleiben! Das hat einen von den beiden Sternen gekostet, die ich ansonsten vergeben hätte.
Mag sein, dass italienische Leser so etwas akzeptieren oder sogar noch spannend finden. Ich finde es unmöglich!
Warum hat man in Deutschland nicht die Bücher zeitlich sinnvoll gerafft und stattdessen nur 2 dickere Bücher herausgebracht, die man evtl. besser und sinnvoller hätte voneinander trennen können. M. E. ist das bloße Geldmacherei. Zumal ja in Italien längst alle Bücher erschienen sind und hier eine sofortige Veröffentlichung des Komplettwerks durchaus möglich gewesen wäre.
Insgesamt betrachtet war dieses Buch demnach ein Reinfall. Dass eine so interessante Leseprobe so enttäuschend endet, hätte ich mir zuvor nicht denken können.

Veröffentlicht am 23.06.2017

Weder witzig noch spektakulär

Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick oder soll ich noch mal vorbeikommen?
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Zum Glück habe ich es nur gewonnen....

Sonst hätte ich mich geärgert, dass ich dafür Geld ausgegeben habe. Kurz gesagt: Der Titel ist für mein Empfinden schon das Witzigste an dem Buch - wobei ich zugeben ...

Zum Glück habe ich es nur gewonnen....

Sonst hätte ich mich geärgert, dass ich dafür Geld ausgegeben habe. Kurz gesagt: Der Titel ist für mein Empfinden schon das Witzigste an dem Buch - wobei ich zugeben muss, dass ich ungefähr bei Seite 60 die Segel gestrichen und dieses Buch für immer geschlossen habe. Da war mir selbst auf der Toilette die Zeit zu schade für, wo das Buch als Klobuch gelegen hat.

Die Aufmachung ist wirkich schön, aber leider besteht das Buch aus mehr Schein als Sein. Offenbar ist die Plattform spotted.de, mit deren Beiträgen dieses Buch gefüllt wurde, eine Art Partnervermittlung für verpasste Gelegenheiten. Mir war sie zuvor nicht geläufig. Wenn man also jemanden in der Bahn oder im Supermarkt sieht, von dem man meint, dass sich damit was anfangen ließe, dann kann man auf dieser Seite ein statement veröffentlichen und diese Person suchen. Weil man sich nicht direkt getraut hat, sie an Ort und Stelle aufzureißen.

Aus solchen "Suchanzeigen" besteht nun diese "Lektüre". Ziemlich wahllos aneinander gereiht und unter diversen Kapitelüberschriften zusammen gefasst, die aber auch nichts über Art und Weise der darunter stehenden Beiträge aussagen. Mir hat sich nach den 3 Kapiteln jedenfalls keine Zuordnung geoutet. Als ob man sich nach Auflistung sämtlicher Annoncen gedacht hätte "So ganz ohne Kapitel? Nee.... da würfeln wir einfach, welchen Text wir aus den Annoncen zur Kapitelüberschrift erwählen und machen alle 25 Seiten ein neues Kapitel!"

Die Annoncen, die die Autoren - und hier waren sage und schreibe gleich 4(!) aktiv - auswählten, werden wohl schon die Höhepunkte in Sachen Humor darstellen, was in meinen Augen die Frage erlaubt, ob man mit derartigen Statements überhaupt ein Buch füllen sollte. Sie sind nämlich leider kaum witzig und obendrein wiederholt sich alles nur wieder und wieder - was wohl am Sinn der Plattform liegt. Denkt man die ersten 5 oder 6 Seiten noch "Was die Leute alles so schreiben... Aber kann ja noch richtig witzig werden!" wird man spätestens bei Seite 40 erkennen "Nee.... wird nicht mehr witzig".

Ich vermute, die Autoren haben sich von den Erfolgen der Bücher alá "Entschuldigung, sind Sie die Wurst?" o. ä. verleiten lassen, ebenfalls einen gewinnversprechenden Versuch zu machen. Und im Verlag hat offenbar auch niemand gelesen, was da veröffentlich werden sollte, sondern genauso ausschließlich den winkenden Profit vor Augen gehabt. Sonst lässt sich eine solche Veröffentlichung nicht plausibel erklären.

Fazit: Schade um das schöne Papier!