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Veröffentlicht am 15.02.2022

Ausnahmebuch

Die dritte Hälfte eines Lebens
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Die dritte Hälfte eines Lebens ist in meinen Augen eine wirkliche Ausnahmeerscheinung. Umso schwieriger ist m. E. die Rezension...

Der Roman spielt im fiktiven niederösterreichischen Dorf Krimmwing. Wenn ...

Die dritte Hälfte eines Lebens ist in meinen Augen eine wirkliche Ausnahmeerscheinung. Umso schwieriger ist m. E. die Rezension...

Der Roman spielt im fiktiven niederösterreichischen Dorf Krimmwing. Wenn ich jetzt so drüber nachdenke, könnte ich noch nicht einmal sagen, wann es genau handelt. Es erstreckt sich jedoch über gut 44 Jahre. Genau genommen ist aber auch egal, wann es spielt, denn "in Krimmwing gilt die Zeit nicht", wie Protagonist El-Kah-Ih treffend feststellt. Das Dorf sieht alles und vergisst nichts!
Krimmwing hat anscheinend seine eigenen Regeln und wer sich nicht einordnen lässt, der wird ausgegrenzt. Völlig einerlei, ob wegen seiner sexuellen Orientierung, Hautfarbe, Religion oder physiognomischer Besonderheiten. Die Dorfgemeinschaft ist erbarmungslos und die Dorfkinder sind wie oft die härtesten von allen.
In dieser Gemeinschaft wächst der kleine Seppi ohne seinen Vater auf, denn der war ohnehin als Farbiger nicht gut gelitten im Dorf. Seine Mutter Rosa, wirklich mit ganzem Herzen in ihren Jackson verliebt, ist mit gerade mal 16 Jahren überfordert mit der Situation und zerbricht letztlich in den folgenden Jahrzehnten an ihrer Rolle als Alleinerziehende eines im Dorf unerwünschten, farbigen Kindes. Nicht zuletzt, weil sie beständig hoffte und auch erwartete, dass Jackson eines Tages zurückkehrt und sie abholt. Die Erkenntnis, dass auch er sie verraten hat, lässt sie immer mehr verhärten und Schmerz und Wut auch gegen ihr Kind richten.
Ich musste oft schlucken, was der kleine Kerl alles so zu ertragen hatte. Geholfen hat mir der typisch österreichische, immer etwas kantige Schreibstil der jungen Autorin Anna Herzig, die, selbst mit Migrationshintergrund, allerdings in der Hauptstadt Wien aufgewachsen ist. Der recht distanzierte Stil lässt alles besser ertragen und trotz des Sicherheitsabstands sind mir die Charaktere doch nicht fern geblieben, sondern sogar ziemlich nahe gekommen. Und mit allen Hauptakteuren konnte ich mitfühlen - sogar mir Rosa, die es einem nicht gerade leicht machte.

Das Buch zählt zu den dünneren Exemplaren mit gerade mal insgesamt 130 Seiten und ich habe es an einem gemütlichen Nachmittag eingesogen. Kein leichtes Stück Lektüre, was jedoch niemanden abhalten sollte, der einmal etwas ganz anderes lesen möchte.

Fazit: Nur Mut! Es lohnt sich...

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Veröffentlicht am 16.01.2022

Richtig toll, aber kein wirklicher Thriller

Das Loft
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Sarah, Marc und Henning leben 3 Jahre zusammen in einer gemeinsamen Wohnung, wobei Sarah mit Marc in einer Beziehung ist. Eines Tages findet die Putzhilfe die Küche blutgebadet und von Henning gibt es ...

Sarah, Marc und Henning leben 3 Jahre zusammen in einer gemeinsamen Wohnung, wobei Sarah mit Marc in einer Beziehung ist. Eines Tages findet die Putzhilfe die Küche blutgebadet und von Henning gibt es keine Spur mehr. Der Blutmenge nach zu urteilen dürfte er ermordet worden sein - nur dass sich keine Leiche finden lässt.
Die Aufmerksamkeit der Polizei richtet sich schnell auf das Paar, denn Henning scheint doch eher ein Störfaktor gewesen zu sein, obwohl er der langjährige beste Freund von Marc war. Ein Verwirrspiel nimmt seinen Lauf...

Die Story ist von Linus Geschke hervorragend in Szene gesetzt. Ständig wechselnde Gedankengänge und Erinnerungen der Protagonisten zeigen unterschiedliche Standpunkte und auch Erinnerungen. Mit und mit kommt mehr aus den vergangenen 3 Jahren ans Tageslicht, wobei gerade die jüngste Vergangenheit um das Verschwinden des Mitbewohners lange im Dunkeln bleibt.
Verwirrend fand ich, dass die "Erinnerungen" von Sarah und Marc nicht wirklich deckungsgleich waren - und das in gravierenden Punkten. Selbstverständlich behält jeder Mensch andere Sachen im Gedächtnis, aber im wesentlichen passt es doch wieder überein.
Dies tat der überaus unterhaltsamen Lektüre jedoch keinen Abbruch. Der Autor versteht sein Handwerk ausgesprochen gut und die Seiten fliegen nur so dahin. Die Spannung bleibt bis zur letzten Seite erhalten, wenngleich ich mir unter einem Thriller doch etwas anderes vorstelle. Blut- und Amputationsfreunde werden hier nicht auf ihre Kosten kommen - zum Glück!

Fazit: Ein wirklich toller, lesenswerter Roman ohne viel Thrill und Action

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Veröffentlicht am 05.01.2022

Per Phantasie durch die Galaxis

Die Sternenschnüffler
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Ich habe das Buch dieses mir bis dahin völlig unbekannten Autors geschenkt bekommen.
Es ist ein Science-Fiction Roman, ein Action-Roman und auch noch ein Krimi, zusätzlich mit sehr viel teils schrägem ...

Ich habe das Buch dieses mir bis dahin völlig unbekannten Autors geschenkt bekommen.
Es ist ein Science-Fiction Roman, ein Action-Roman und auch noch ein Krimi, zusätzlich mit sehr viel teils schrägem Humor, der manchmal ein wenig an Douglas Adams erinnert.
Vier Wesen, die scheinbar zufällig aufeinander treffen, gründen eine Weltraumdetektei. Initiiert wird das Ganze von einem plötzlich arbeitlos gewordenen Profi-Jazzmusiker (Man hört im Jahre 2356 also immer noch Jazz!!). Der Musiker und ein Deserteur (beides Menschen), der ziemlich gut Raumschiffe fliegen kann, eine sehr empathische und begeisterungsfähige Echsenfrau deren Farbe in Abhängigkeit von ihrer Stimmung variiert und ein Technikgenie einer unbekannten Spezies bilden ein Amateurteam mit interessanten Fähigkeiten.
Sie geraten in ein großes Weltraumabenteuer, das das ganze Buch über mit viel Action temporeich und spannend bleibt.
Das Buch ist toll geschrieben. Man merkt dem Autor an, dass er seine Protagonisten mag und es ist wirklich leicht, sie mit all ihren Fähigkeiten und Marotten ins Herz zu schließen.
Auch die Beschreibungen der verschiedenen Welten und Landschaften ist sehr überzeugend und macht das Ganze sehr leicht vorstellbar. Durch die Unterschiede der Spezies unter anderem bei den Essgewohnheiten ergeben sich äußerst lustige und teils skurrile Situationen.
Das Buch ist für mich eine sehr angenehme Überraschung und sehr empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 06.12.2021

Deutlich anders, als ich erwartet hatte

Die Dorfschullehrerin
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Kurz zum Inhalt:
Helene tritt 1961 eine neue Stelle als Dorfschullehrerin in einem kleinen Dorf im Zonenrandgebiet an. Als geflüchtete der sowjetisch besetzten Zone (DDR) hatte sie grausame Erlebnisse, ...

Kurz zum Inhalt:
Helene tritt 1961 eine neue Stelle als Dorfschullehrerin in einem kleinen Dorf im Zonenrandgebiet an. Als geflüchtete der sowjetisch besetzten Zone (DDR) hatte sie grausame Erlebnisse, über die sie jedoch bewusst schweigt. Die neue Stelle ist nicht der einzige Grund, weshalb es sie ausgerechnet in dieses Dorf gezogen hat.

Leider hat der Klappentext des Buches meine Erwartungen bzgl. der Handlung in die Irre geleitet. Ich möchte das kurz zitieren:
...begegnet man ihr im ländlichen, erzkatholischen Ort zunächst mit Ablehnung. Der althergebrachte drakonische Erziehungsstil, die Gleichgültigkeit der Kollegen - für die engagierte Helene ist es ein Kampf gegen Windmühlen. In Tobias, dem Landarzt, findet sie schließlich einen Verbündeten.
Von einem Windmühlenkampf oder dergleichen war für mich nicht viel zu lesen. Das oben erwähnte fand, wenn überhaupt, nur am Rande statt. Überhaupt war von einem Kampf gegen althergebrachte Erziehung nur andeutungsweise etwas zu lesen. Es waren Nebenschauplätze, die höchstens für ein paar Seiten des mit etwa 440 Seiten nicht gerade dünnen Buches dienten.
Hauptelement war eindeutig ihr kleines Geheimnis, was ich nicht unbedingt spoilern möchte. Zumindest diese Spannung soll bis Seite 46 bleiben. Ab da ist auch das Geheimnis gelüftet und nun geht es ziemlich spannungsarm weiter. Denn incl. anscheinend unvermeidlicher Romanze ist eigentlich alles vorhersehbar - das Ende eingeschlossen.
Es gibt so gut wie keine Wendungen oder Überraschungen und die Romanze nimmt - Sexszenen eingeschlossen - einen für mich deutlich zu großen Teil der Geschichte ein. Wer jedoch gerne Liebesromane liest, der ist gut aufgehoben. Denn schreiben kann Frau Völler definitiv. Insofern war es auch für mich nicht sonderlich schwer, das Buch zu Ende zu lesen.
Die Charaktere waren gut heraus gearbeitet. Leider auch in vielen Punkten etwas übertrieben. Helene hatte Lehrmethoden, über die sich manche Schule heute freuen würde - zu Beginn der 60er Jahre empfand ich das als total unglaubwürdig. Überhaupt war Helene einfach viel zu perfekt - bildschön, blitzgescheit, über alles informiert, was auf der Welt geschieht, begnadete Tänzerin, die beste Lehrerin, die die Welt je gesehen hatte.... ich weiß gar nicht, wo ich aufhören soll. Es mag sein, dass es solche Superfrauen gibt, aber sie sind für mich in einer Story generell totlangweilig! Keine Ecken und Kanten. Da war mir die Oma drüben schon deutlich lieber.
Auch manche Geschehnisse erscheinen mir einfach zu weit hergeholt. Sicher: Es ist ein Roman und keine Dokumentation - aber wenn man einen ernstzunehmenden historischen Hintergrund darstellen möchte, dann sollte man sich auch ein wenig an den Gegebenheiten der jeweiligen Zeit orientieren und keine Protagonisten erfinden, die denken wie in den 90ern.
Gut fand ich hingegen die parallel laufende Story auf der anderen Seite der Demarkationslinie, die einem zumindest kurze Einblicke in die Welt "drüben" gewährte. Sofern diese Einblicke realistisch sind, was ich nicht wirklich beurteilen kann.
Der für mich interessante und auch angekündigte Teil der Geschichte (schulische Probleme, Erziehungsstil etc.) diente m. E. nur der Ausschmückung und war beileibe nicht Hauptinhalt. Deshalb bekommt das Buch von mir mit viel gutem Willen lediglich 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 31.10.2021

Was für ein toller Roman!

Eine ganz dumme Idee
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...und was für verrückte Verwicklungen...

Der 30. Dezember - ein Bankräuber flüchtet nach missglücktem Banküberfall ausgerechnet in eine gegenüber liegende Wohnung, in der gerade eine Wohnungsbesichtigung ...

...und was für verrückte Verwicklungen...

Der 30. Dezember - ein Bankräuber flüchtet nach missglücktem Banküberfall ausgerechnet in eine gegenüber liegende Wohnung, in der gerade eine Wohnungsbesichtigung stattfindet. Es entsteht eine nahezu haarsträubende Geschichte um den wohl miesesten Bankräuber, aber auch die miesesten Geiseln aller Zeiten.
Wie soll man dieses Buch beschreiben, ohne zu viel vom Inhalt preiszugeben? Der Einstieg ist schon etwas verwirrend, Wie Backman selbst schreibt, geht es in diesem Roman hauptsächlich um Idioten - was ich nach der Lektüre nicht unbedingt unterschreiben möchte.
Definitiv geht es nicht um irgendeine Kriminalgeschichte - sie bildet lediglich eine Art Rahmen, in dem sich sämtliche Protagonisten bewegen. Und derer gibt es eine ganze Menge: 2 Paare, eine alleinstehende und eine ältere Dame, die sich neben der Maklerin an der Wohnungsbesichtigung beteiligen, 2 überforderte Polizisten, eine ebenfalls überforderte Psychologin sowie eben den miesen Bankräuber. Nicht zu vergessen: das Kaninchen...

Obwohl der Einstieg zunächst zusammenhanglos erscheint, fügt sich im Laufe der Story Eins zum Anderen und man ahnt immer wieder kurz, wie alles miteinander verwoben ist. Um durchaus später erneut überrascht zu werden, weil es dann doch nicht ganz so war, wie man 50 Seiten zuvor noch dachte. Teilweise klären Rückblicke die Sicht aufs Geschehen, wenngleich sie einen manchmal auch in die Irre führen (sollen).
Backmans Schreibstil sprüht vor Humor. Ich habe wirklich oft lachen müssen - vor allem manche Dialoge und die Verhöre sind einfach grandios und ich hoffe stark auf eine Verfilmung. Trotzdem schafft er wieder einmal den Spagat zwischen gehobener Albernheit und nötiger Ernsthaftigkeit. Und damit ist dieses Buch reich gesegnet! Nie mit erhobenem Zeigefinger, aber dennoch teilweise erschütternd. Schon bei Ove ist ihm dies trefflich gelungen und er bleibt sich diesbezüglich treu.
Außergewöhnlich finde ich bei Backmans Büchern, dass sie nie bei mir den Wunsch wecken, mich in irgendwelche Protagonisten einzufühlen. Und das ist auch besser so! Stattdessen erreichen sie stets, dass sich starkes Mitgefühl und Verständnis für auch noch so unsympathisch erscheinende Figuren in mir entwickeln. Und manchmal überrollt mich beides gnadenlos an den unvorhersehbarsten Stellen, sodass ich das ein oder andere Mal tatsächlich ein Tränchen verdrücken muss.
Fazit: Was soll ich sagen... Sich drauf einlassen und lesen!

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