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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.09.2018

Blumige Erinnerungen

Der Blumensammler
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Der Roman ist auf drei Strängen aufgebaut: Professor Cole, der bei einer Meeresuntersuchung per UBoot auf Umwegen einen Flugdatenschreiber findet zu einem Flugzeugabsturz, der seit über 30 Jahren ungeklärt ...

Der Roman ist auf drei Strängen aufgebaut: Professor Cole, der bei einer Meeresuntersuchung per UBoot auf Umwegen einen Flugdatenschreiber findet zu einem Flugzeugabsturz, der seit über 30 Jahren ungeklärt ist - Dove, der als Telefonist im Notdienst arbeitet und immer wieder Erinnerungsfetzen eines anderen sieht, nämlich die von Peter Manyweathers, der 30 Jahre zuvor einen alten Liebesbrief in einem Buch fand, in dem die 6 seltensten Blumen der Welt erwähnt stehen und der sich auf den Weg zu eben jenen Blumen machte, um sie in ihrem natürlichen Umfeld zu erleben. Er bildet den dritten Erzählstrang.

Ich habe eine Schwäche für Bücher, die aus verschiedenen Perspektiven erzählt werden. Ich liebe es, wenn das verschwommene Bild durch stetigen Perspektivwechsel immer mehr aufklart und mir als Leser mehr als eine Sichtweise geboten wird.
Und im Gegensatz zu bisher gelesenen Büchern dieser Art habe ich dieses Mal keinen Erzählstrang von dem ich sagen müsste, dass ich ihn nicht mag. Am spannendsten ist zweifellos Peters Strang, am unterhaltsamsten war für mich der von Professor Cole, weil dieser Protagonist schon eine sehr spezielle und direkte Art hat. Leider ist sein Part nur recht klein innerhalb der Geschichte.
Mit und mit entwickelt sich die durchaus spannende Geschichte des Peter Manyweathers und erst recht spät bekommt man eine Ahnung, wie die einzelnen Stränge ein in sich geschlossenes Ganzes bilden. Dabei sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt, dass längst nicht alles in dieser Story tieferer Recherche standhält. Allerdings entschuldigt eine gute Geschichte m. E. so manches. Definitiv kann man dem Autor eine gute Portion Phantasie sowie Fabulierkunst nicht absprechen.
Der Schreibstil ist angenehm flüssig zu lesen und hielt beständig meine Neugier aufrecht, wie sich letztlich alles zusammenfügen mag. Mich hat es über die komplette Lesezeit ausnehmend gut unterhalten und ich habe mich immer gefreut, wenn ich es wieder zur Hand nehmen konnte. Da kann man über die ein oder andere sachliche Schwäche durchaus hinwegsehen.

Fazit: Ein Buch, das ich wirklich empfehlen kann, wenn man auch mal Fünfe gerade sein lassen und sich einer Geschichte hingeben kann.

Veröffentlicht am 30.07.2018

Gork der Kuschelbär

Gork der Schreckliche
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Gork der Schreckliche, ein grünhäutiger Drache, erzählt uns aus seinem Leben...
Geschlüpft ist er auf der Erde als Waisendrache und wurde im zarten Alter von 3 Jahren von seinem Großvater Dr. Schrecklich ...

Gork der Schreckliche, ein grünhäutiger Drache, erzählt uns aus seinem Leben...
Geschlüpft ist er auf der Erde als Waisendrache und wurde im zarten Alter von 3 Jahren von seinem Großvater Dr. Schrecklich zurück auf seinen Heimatplaneten Blegwesia geholt, wo er die WarWings-Militärakademie besucht. Zur Abschlussfeier plant er die Vermählung mit einer angebeteten Drakonette zur Feier der EierLege, um mit seiner Queen einen fremden Planeten zu erobern. Schafft er es nicht, sie zur Queen zu gewinnen, wird er als Sklave auf einem bereits eroberten Planeten eines anderen Paares sein Leben fristen.
So weit so gut - gäbe es da nicht ein klitzekleines Problem. Denn Gork ist nicht wie die anderen Drachen. Sein Spitzname lautet Weichei und sein Wille-zur-Macht-Status liegt bei Kuschelbär. Er hat ein für Drachenverhältnisse schon unanständig großes Herz mit einer gehörigen Portion Empathie für andere Wesen und zu allem Überfluss fällt er auch noch regelmäßig in Ohnmacht, wenn es zu aufregend für ihn wird. Denkbar schlecht mental ausgerüstet startet er also die wichtigste Mission seines Lebens.

Eines sei vorweg gesagt: Wer hier einen gediegenen Fantasyroman erwartet, der hat das falsche Buch erwischt. Zwar sprudelt es nur so vor lauter verrückten Einfällen, aber irgendwie erinnert mich das alles eher an ein Jugendbuch als an Pratchett oder Tad Williams.
Der Schreibstil ist rotzfrech - es wird geflucht und gepöbelt, dass es einem manchmal wirklich zu viel ist. Etwas weniger wäre da vielleicht mehr gewesen. Aber ich konnte insgesamt gut drüber weg lesen, denn es ist tatsächlich sehr flott zu lesen. Man muss sich darauf einlassen, dass dieses Buch von einem pubertierenden Drachen geschrieben wurde und warum sollte er sich gewählter ausdrücken als viele Menschen gleichen Alters?
Die häufigen Wiederholungen hingegen störten mich schon deutlich, vor allem zu Anfang des Buches. Irgendwann habe ich sie überlesen. Mir ist nicht klar, was der Autor mit seinen ständig wiederholten Begriffen (schuppiger grüner Ar..., schwimmhäutige Füße etc.) erreichen wollte. Jedenfalls würde niemand so sprechen - nicht mal ein Pubertier.

Ungewöhnlich die Idee, dass Blegwesia quasi wie ein SiFi-Planet dargestellt wird. Reichlich Raumschiffe, Transmitter, Roboterdrachen und sonstiger technischer Firlefanz wie den Powerstab, den jeder Drache bei sich zu tragen scheint und der ganz offenbar zu jedem Gesicht die passenden Daten nebst Bioranking anzeigt. Es erinnert einen fast an gewisse SocialMedia-Seiten.

Überhaupt finden sich etliche Parallelen zum realen Leben, nur alles stark überzogen. Um Erfolg zu haben braucht man: Stärke, große Hörner, WilleZurMacht, Mut und vor allem ein kleines Herz, um keinerlei Mitleid oder Schwäche zu fühlen. Das kommt einem doch alles ganz vertraut vor, wenn man sich die Machthaber in Politik und Wirtschaft so anschaut.

Alles zusammen genommen hat mich das Buch wirklich gut unterhalten. Leider schaffte es der Autor nicht, Bilder vor meinem geistigen Auge zu erschaffen. Alles blieb ein wenig konturlos und auch die Charaktere blieben leider leer.
Fazit: Ein netter Spaß für zwischendurch ohne besonderen Tiefgang.

Veröffentlicht am 09.07.2018

Und weiter geht es in Fuseta

Lost in Fuseta - Spur der Schatten
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Leander Lost ist inzwischen gut in seinem Leben in Fuseta angekommen. Er wird respektiert von seinen Kollegen und deren Familie und er gibt sich auch die größte Mühe, sich "normalen" Menschen anzupassen, ...

Leander Lost ist inzwischen gut in seinem Leben in Fuseta angekommen. Er wird respektiert von seinen Kollegen und deren Familie und er gibt sich auch die größte Mühe, sich "normalen" Menschen anzupassen, damit er kein Außenseiter bleibt - was gar nicht so einfach ist, da er Asperger Autist und Eidetiker ist. Wie er das anstellt, will ich hier jedoch nicht verraten, denn das Buch bringt so viele gute Einfälle, dass es schade wäre, sie in einer Rezension vorweg zu nehmen.
Zum Kriminalfall: Eine beliebte und erfahrene Polizistin verschwindet - sie erscheint einfach nicht zum Dienst und ist vor allem ohne ihr heißgeliebtes Handy aufgebrochen. Graciana ahnt, dass dies kein gutes Zeichen ist. Kurz darauf wird sie ermordet aufgefunden und erst einmal stehen die Ermittler Graciana, Carlos und Leander recht ratlos da.

Diesen Kriminalfall fand ich deutlich spannender und mitreißender als den ersten Lost-Krimi. Da mich jedoch auch der erste Band schon begeisterte ist keine Frage, dass mich der zweite noch mehr für sich einnimmt.
Er war für mich ein echter Pageturner und ich musste sehr oft schmunzeln und das ein oder andere Mal auch herzhaft lachen, denn die Situationen, die sich durch Losts besondere Begabung ergaben, waren wirklich z. T. sehr amüsant.
Begeistert hat mich, wie Ribeiro es schafft, immer neue Facetten in den Personen (vor allem natürlich die von Lost) anzulegen. Vor allem die Entwicklung, die auch seine Kollegen (allen voran Carlos) durch ihn und mit ihm machen, sind einfach toll zu lesen.
Dieser Roman hat alles, was ein guter Roman für mich haben muss: Spannung, phantastische Charaktere, eine gute Portion Humor und dazu noch recht viel Hintergrundinformationen - sei es zu landestypischen Gerichten und Landschaft oder auch zur historischen Rolle Portugals während und nach der Kolonialzeit. Eine ganze Weile tappt man völlig im Dunkeln und fragt sich genau wie die Kommissare, was wohl alles dahinter stecken mag und erst während der Roman sich entwickelt bekommt man eine Ahnung, wie alles miteinander verquickt sein könnte.
Hoffentlich bleibt uns Lost noch lange erhalten! Wenn das keine TV-Serie wird, dann weiß ich es auch nicht. Als typischen Regionalkrimi würde ich ihn übrigens nicht bezeichnen. Er könnte überall woanders spielen, solange die Protagonisten mitziehen.

Fazit: Lohnt sich auf jeden Fall, wenn man nicht unbedingt bluttriefende Thriller lesen möchte. Hervorragender, kurzweiliger Schreibstil!

Veröffentlicht am 24.06.2018

Zu viel des Guten

Das Eis
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Ausgangspunkt der Geschichte ist das Auftauchen eines schon länger vermissten Mannes, dessen Leiche das wohl nicht mehr so ewige Eis beim Kalben eines Gletschers freigibt. Bei dem Toten handelt es sich ...

Ausgangspunkt der Geschichte ist das Auftauchen eines schon länger vermissten Mannes, dessen Leiche das wohl nicht mehr so ewige Eis beim Kalben eines Gletschers freigibt. Bei dem Toten handelt es sich um Thomas Harding, einen recht charismatischen Umweltschützer, der seit einer Exkursion in eine Höhle unter dem Eis vermisst wird. Es gibt eine gerichtliche Untersuchung über diesen Vorfall, den sein bester Freund Sean Cawson mit viel Glück überlebt hat. Dies bildet den Rahmen für das Buch.
Eingeleitet wird jedes Kapitel von kurzen Geschichten aus der Zeit der ersten Expeditionen in die Arktis, die die zum Teil sehr extremen Situationen beschreiben. Dieser Part gefiel mir recht gut, weil er insgesamt zur Auflockerung beitrug.
Im Rahmen der o g. gerichtlichen Untersuchung erfährt man, wie es zu dem Unglück kam, welche wirtschaftlichen Interessen sich hinter der Erschließung der Arktis verbergen - egal ob als Rohstoffquelle oder als neuer deutlich kürzerer und politisch sicherer Transportweg bis hin zu illegalem Waffenhandel ist alles dabei. Auch der Wandel der Freundschaft (hört bei Geld ja oft auf) und der Klimawandel wird hier angerissen. Letzterer bei der Untersuchung durch den Auftritt eines Gutachters, der leider fast schon als Karikatur rüberkommt. Gewürzt mit ein bisschen Mystik dann und wann und mit einem bekehrten Helden am Schluss lässt mich das Buch etwas ratlos zurück.
Es packt viele unterschiedliche Themen an, will meiner Meinung nach aber zu viel. Man kann einiges über die Arktis lernen und vermeintliche Menschenkenntnis erweist sich im Laufe der Handlung oft als verhängnisvoller Irrtum.
Geschrieben ist es sehr ansprechend und es ist wirklich gut zu lesen, aber ich finde die Verquickung der verschiedenen Bereiche nicht wirklich geglückt.

Veröffentlicht am 23.05.2018

Was verlorene Gegenstände so alles erzählen könnten

Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge
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Schriftsteller Peardew hat in seinem Haus eine stattliche Sammlung an gefundenen Sachen gehortet. Sein Plan ist, dass irgendwann vielleicht jemand etwas ganz Wichtiges zurück bekommt, an dem sein Herz ...

Schriftsteller Peardew hat in seinem Haus eine stattliche Sammlung an gefundenen Sachen gehortet. Sein Plan ist, dass irgendwann vielleicht jemand etwas ganz Wichtiges zurück bekommt, an dem sein Herz hängt. Einst verlor er etwas, das für ihn unglaublich wichtig war und ihn an seine Verlobte band. So steigerte er sich über die Jahrzehnte in diese "Macke" des Sammelns hinein.
Der andere Erzählstrang ist der des Verlegers mit dem Spitznamen Bomber und dessen Angestellter Eunice. Beide Stränge werden parallel erzählt, und das zeitversetzt. Während der Peardew-Strang (nebst dessen Angestellter Laura) in aktueller Zeit spielt, beginnt der Bomber-Strang etwa 40 Jahre früher. Selbstverständlich kreuzen sich die Stränge irgendwann und ergeben ein schlüssiges Ende der Geschichte.
Der Schreibstil lässt sich sehr flüssig lesen und macht auch Spaß. Die Zeitwechsel waren für mich nicht immer so leicht nachvollziehbar, brachten aber das Lesevergnügen nur kurz ins Stocken. Nicht so recht zum Ganzen passte für mich der leichte Mystery-Touch, der immer mehr Platz einnahm in der Geschichte.
Sehr gelungen fand ich hingegen die immer wieder eingestreuten, kurzen Geschichten der Besitzer der Fundstücke. Sie brachten ein wenig Abwechslung ins sich doch recht schnell wiederholende Einerlei der Hauptstränge. Davon hätte ich gerne mehr gelesen und dafür weniger Schmalz.
Insgesamt war das Buch gut zu lesen, auch wenn es mich irgendwie enttäuscht hat. Es hörte sich so vielversprechend an, aber für mich zog es sich insgesamt etwas und vor allem der gegen Ende immer stärker aufflammende Romantikteil hat 1 Pünktchen gekostet in meiner Bewertung.
Wer gerne leichte, etwas verdrehte und vor allem romantische Bücher liest, der wird hier jedoch gut bedient!