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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.12.2017

Eine echte Enttäuschung!

Die Bucht, die im Mondlicht versank
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Vorweg: Die Aufmachung des Buches ist sehr schön - vor allem der mit blauen Seesternen bedruckte Buchschnitt.

Sarah und Isla sind eng befreundet seit ihrer Jugendzeit. Als sie erwachsen sind kaufen sie ...

Vorweg: Die Aufmachung des Buches ist sehr schön - vor allem der mit blauen Seesternen bedruckte Buchschnitt.

Sarah und Isla sind eng befreundet seit ihrer Jugendzeit. Als sie erwachsen sind kaufen sie sich nebeneinander liegende Strandhäuser, wo sie regelmäßig den Sommer verbringen.
Beide bekommen zeitnah Söhne - Isla ist alleinerziehend und Sarah inzwischen mit Islas Exfreund verheiratet - die allerbeste Freunde werden. Am 10. Geburtstag von Sarahs Sohn Jacob ertrinkt Marley im Meer. Beide Kinder spielten unbeaufsichtigt am Strand und waren unerlaubt schwimmen gegangen.
Auf den Tag 7 Jahre später verschwindet auch Jacob an fast der gleichen Stelle. Er kehrt nicht von seiner Geburtstagsfeier bei Freunden zurück und es gibt keine Spur, was genau passiert ist.

So verheißungsvoll der Plot auch ist, die Geschichte und vor allem der Schreibstil konnten mich wirklich nur enttäuschen.
Die Geschichte windet sich durch immerhin über 400 Seiten auf eine Art und Weise, dass ich teilweise nur den Kopf schütteln konnte. Die Ich-Erzählerinnen Sarah und Isla schildern abwechselnd die Folgetage nach Jacobs Verschwinden bzw. in Rückblicken die Zeit nach Marleys Ertrinken, wobei auch dieser nie gefunden wurde. Auffallend war für mich, dass Sarah sich eigentlich ausschließlich für sich selbst interessierte und Isla sich seit 7 Jahren inbrünstig in ihrer Leidensrolle suhlte. Ich fand beide rundum unsympathisch.
Ich könnte mir vorstellen, dass diese Geschichte als Film sogar unterhaltsam sein könnte. Hätte ich lieber so lange gewartet...

Die Autorin hat leider einen Schreibstil, der mich absolut nicht mitnehmen kann. Unecht wirkende Dialoge und holprige, gestelzte Schreibweise haben es mir echt nicht leicht gemacht, dieses Buch bis zum Ende durchzuhalten. Es hatte teilweise etwas Pilchereskes an sich, was es für mich schwer lesbar machte.
Es tauchten infolge regelmäßig irgendwelche Sachverhalte und Leute auf, die die bisherigen Ermittlungen alle wieder über den Haufen warfen. Gegen Ende lief das alles im Eiltempo ab und alle paar Seiten präsentierte sich eine neue Verwirrung -
Verzeihung: Erkenntnis. Insgesamt alles etwas überkonstruiert. Meines Erachtens hat sich die Autorin an der selbst gestellten Aufgabe, ein psychologisches Drama zu entwickeln, eindeutig verhoben.

Spoiler
Gegen Ende die Beruhigung - hach... die ganze Aufregung umsonst. Um dann ganz am Ende das Drama doch noch seinen Lauf nehmen zu lassen. Was für ein Quark!

Fazit: Na ja.... Das Thema hatte so viel Potential - für mich war es verschwendete Lesezeit!

Veröffentlicht am 24.12.2017

Der Fall Kallmann...

Der Fall Kallmann
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Es hört sich am Anfang nach einen Krimi an...

Leon Berger tritt im Jahre 1995 in der Kleinstadt K. die Nachfolge des unter rätselhaften Umständen ums Leben gekommenen Lehrers Eugen Kallmann an. Für Leon ...

Es hört sich am Anfang nach einen Krimi an...

Leon Berger tritt im Jahre 1995 in der Kleinstadt K. die Nachfolge des unter rätselhaften Umständen ums Leben gekommenen Lehrers Eugen Kallmann an. Für Leon ist es ein kompletter Neuanfang nachdem er Frau und Tochter bei einem Schiffsunglück verloren hat. Vermittelt wird er durch seine ehemalige Studienkollegin Ludmilla, die aktuell an dieser Schule unterrichtet. Er entdeckt beim Aufräumen des Schreibtischs die Tagebücher seines Vorgängers, wodurch er und zwei weitere Kollegen zu Nachforschungen auf eigenen Faust ermuntert werden. Im weiteren Verlauf geschieht noch ein Mord an einem Schüler, der bei den örtlichen Neonazis wohl eine recht bedeutende Rolle gespielt hat. Auch Drohbriefe mit rassistischem Inhalt tauchen an der Schule auf. Besteht hier ein Zusammenhang?

Was nach einem soliden Krimi klingt ist aber keiner. Die „Krimihandlung“ dient nur als Rahmen für das Bild, das Hakan Nesser von der Gesellschaft zeichnet, kombiniert mit seinen gewohnt philosophischen Betrachtungen über Menschen, deren Verhalten und Einstellungen zum Leben. Dadurch dass er die Geschichte aus immer wechselnden Perspektiven in der Ich-Form erzählt, kommt am Anfang etwas Verwirrung auf, bis man die ganzen Personen eingeordnet hat. Aber es ist dadurch auch der Blick aus der Sicht von mehreren Generationen, was dem ganzen einen zusätzlichen Reiz verleiht.

Die Auflösung geschieht erst nach Jahren und ist meiner Meinung nach sehr schlüssig und rundet das Gesamtbild ab.

Alles in allem ein Buch mit dem an sich Zeit lassen sollte um sich drauf einzulassen, weit weg vom manchen Krimis bei den Aktion die mangelnde Handlung übertüncht.

Veröffentlicht am 13.11.2017

Eine neue Spezies...

Verschieben Sie die Deutscharbeit - mein Sohn hat Geburtstag!
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...die Helikopter-Eltern
Lena Greiner und Carola Padtberg führen sie nach Strich und Faden schonungslos vor, indem sie eine Sammlung eingesandter Beiträge an die Spiegel-Online-Redaktion veröffentlichen. ...

...die Helikopter-Eltern
Lena Greiner und Carola Padtberg führen sie nach Strich und Faden schonungslos vor, indem sie eine Sammlung eingesandter Beiträge an die Spiegel-Online-Redaktion veröffentlichen. Realsatire in Vollendung!
Sicher - nach einer insgesamt 21jährigen Schulzeit mit unseren Kindern waren wir schon einiges gewohnt und erinnerten uns bald an diese Zeit. Die auf dem Gehweg unmittelbar vor dem Grundschulhof-Zugang parkenden SUV-Mütter, die ausschließlich das Wohl ihrer eigenen Kinder interessierte. Oder die Mütter, die ihren Kindern das vergessene Pausenbrot oder auch den Turnbeutel hinterher trugen. Auch noch im 4. Schuljahr (und wahrscheinlich noch länger).
Diese Auswüchse jedoch, die es in vielen im Buch enthaltenen Schilderungen annimmt, waren mir total fremd! Eltern, die mit auf Klassenfahrten wollen und den Lehrer den Unterricht diktieren möchten, die gab es zu unserer Zeit noch nicht. Gott sei Dank!
Das Buch ist in unterschiedliche Kapitel aufgeteilt - von der Schwangerschaft bis hin zum Erwachsenenalter mit Uni bzw. Ausbildung. Manchmal kann man nur ungläubig mit dem Kopf schütteln, was sich Mama und Papa so erdreisten. Manches ist durchaus amüsant - wirklich gelacht habe ich bei diesem Buch jedoch nie. Ganz im Gegensatz zu ihren bisherigen Büchern, bei denen mir teils wirklich die Tränen vor lachen liefen. Insofern war ich ein ganz klein wenig enttäuscht.
Gut fand ich, dass zum Schluss hin noch die Eltern selbst zu Wort kamen, auch wenn die Reaktion einer Mutter haarsträubend war und mindestens so unverständlich wie der überwiegende Teil der bisherigen Schilderungen.
Die Schreibweise ist unkompliziert und flott. Hier kommt es mehr auf den Inhalt als auf großartigen Stil an.

Fazit: Durchaus empfehlenswert wenn man kurze Strecken leichter Lektüre genießen möchte (Klobuch). Für die Lektüre am Stück eignet es sich weniger.

Veröffentlicht am 02.11.2017

Mehr erwartet

»Nö, du störst nicht, ich bin gerade in der Bahn!«
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Christof Dörr hat sich auf Lauschposten in der Bahn begeben und Gespräche seiner Mitreisenden festgehalten. Dabei kommt allerlei zutage, denn mancher lässt die nötige Privatsphäre außen vor und bespricht ...

Christof Dörr hat sich auf Lauschposten in der Bahn begeben und Gespräche seiner Mitreisenden festgehalten. Dabei kommt allerlei zutage, denn mancher lässt die nötige Privatsphäre außen vor und bespricht auch höchst private Themen hemmungslos in aller Öffentlichkeit.
Bei diesen Gelegenheiten wird sowohl mit Mitreisenden laut diskutiert als auch mit eingeschaltetem Lautsprecher geskypt oder telefoniert. Natürlich gibt es auch die ein oder andere Auseinandersetzung zwischen Mitreisenden.

So weit so gut - manches ist durchaus zum Kopfschütteln geeignet, aber noch lange nicht lustig. Ich hatte eher ein Buch in Richtung "Deutschland im O-Ton" erwartet, nur eben auf Bahnfahrten spezialisiert. Dieses Buch ist jedoch nicht halb so lustig und manches Mal dachte ich, ob eigentlich die belauschten Leute oder der Lauscher peinlicher ist.
Fazit:
Wer wirklich ein durchweg lustiges Buch sucht, der wird hier nicht fündig. Höchstens Mittelmaß.

Veröffentlicht am 30.10.2017

Nett und unterhaltsam

Die Wurzel alles Guten
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Pekka Kirnuvaara lebt in Helsinki und arbeitet für eine Werbeagentur. Eines Tages plagen ihn Zahnschmerzen und er sucht einen Zahnarzt mit gleichem Namen (der wohl in Finnland ausgesprochen selten ist) ...

Pekka Kirnuvaara lebt in Helsinki und arbeitet für eine Werbeagentur. Eines Tages plagen ihn Zahnschmerzen und er sucht einen Zahnarzt mit gleichem Namen (der wohl in Finnland ausgesprochen selten ist) auf. Nach kurzer Zeit stellt sich heraus, dass Zahnarzt Esko und Pekka Halbbrüder sind. Über Pekkas Mutter erfahren sie, wo sie mehr über ihren Vater, der beide Familien verlassen hat, erfahren können. Sie machen sich gemeinsam auf den weiten Weg der Wurzelsuche, nämlich auf die Suche nach ihrem Vater. Auf diesem Weg lernen sie nicht nur die Welt etwas besser kennen, sie stellen ebenfalls erstaunt fest, dass ihre Verwandschaft schneller wächst als erwartet.

Ich habe eine Schwäche für humorvolle finnische Autoren. Ich mag die teils abstrusen Ideen, die sie in ihre Literatur einbringen. In dieser Hinsicht war dieses Buch nicht gerade ein Volltreffer. Die Idee ist durchaus witzig, aber der Schreibstil doch halbwegs "normal" zu nennen. Er schreibt gefällig und auf angenehm straffe Art ohne allzu komplizierte Verschachtelungen oder sperrigen Satzbau.
Die Haupt-Charaktere sind ordentlich heraus gearbeitet, sodass man bald die einzelnen Protagonisten recht gut einschätzen kann. Das Buch ist in Kapitel gegliedert, die den Stadien einer Überkronung eines wurzelbehandelten Zahns entsprechen. Diese Stadien lassen sich problemlos auf den Verlauf der Geschichte übertragen. Eine wirklich nette Idee!
Die Kapitel sind unterteilt in Abschnitte, die entweder aus Pekkas oder Eskos Sicht die Ereignisse und Gedanken schildern. Ebenfalls ein nettes Schmankerl, das die Story nochmals auflockert und vor allem den Leser auch nicht im Unklaren lässt, ob der jeweilige Erzähler tatsächlich mit seinen Vermutungen hinsichtlich seines Bruders richtig liegt oder eben nicht.
Insgesamt handelt es sich um ein Buch, das man hervorragend zur Unterhaltung lesen kann. Es ist einfach leichte Lektüre, die gut zu unterhalten versteht. Mehr leider nicht, aber diesen Zweck erfüllt es hinreichend. Selbstredend findet sich genügend Küchenphilosophie darin wieder, die einen hin und wieder genauer hinhorchen lässt.

Fazit:
Ein gelungener Unterhaltungsroman mit wirklich liebenswerten Protagonisten