Cover-Bild Die Wurzel alles Guten
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Nagel & Kimche
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 21.08.2017
  • ISBN: 9783312010387
Miika Nousiainen

Die Wurzel alles Guten

Roman
Elina Kritzokat (Übersetzer)

Schon bei der Anmeldung ist es Pekka Kirnuvaara aufgefallen: Sein neuer Zahnarzt trägt denselben ungewöhnlichen Nachnamen wie er. Und dann hat er praktisch die gleiche Nase. Auf Pekkas bohrende Fragen nach Herkunft und Familie antwortet Esko seinerseits mit unablässigem Bohren. Erst kurz vor Ende der Behandlung gibt er endlich zu, dass sie Halbbrüder sein müssen – und willigt ein, mit Pekka nach dem gemeinsamen Vater zu suchen. Auf ihrer Reise finden sie weitere Halbgeschwister; ihr Erzeuger hat eine Spur von Nachkommen durch die halbe Welt gelegt. Eine originelle Komödie aus Finnland über Herkunft, Identität und Vorurteile – und dazu die schönste Geschwistergeschichte südlich des Polarkreises.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.09.2017

Zwei ungleiche Brüder auf der Suche nach dem Vater und sich selbst

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Die Geschichte wird abwechselnd aus Pekkas und Eskos Sicht erzählt, wobei Pekka deutlich mehr erzählt, während Eskos Passagen eher kurz waren. Ich fand das passend, denn es spiegelt die unterschiedlichen ...

Die Geschichte wird abwechselnd aus Pekkas und Eskos Sicht erzählt, wobei Pekka deutlich mehr erzählt, während Eskos Passagen eher kurz waren. Ich fand das passend, denn es spiegelt die unterschiedlichen Charaktere der beiden wider.

Pekka war mir von Anfang an sympathisch. Er ist ein liebevoller Sohn und Vater und steht allem offen gegenüber, geht auf Menschen zu. Amüsant ist seine Angst vor dem Zahnarzt, die letztendlich dazu führt, dass er sich bei Esko einer aufwändigen Behandlung unterziehen muss.

Mit Esko hingegen musste ich erstmal warm werden. Er hat schon fast etwas Autistisches an sich, es wird jedoch im Laufe der Geschichte klar, wieso er so ist, und er macht eine enorme Wandlung durch. Seine Erzählungen werden dann auch immer länger, was ich als gelungenes Stilmittel empfand.

Pekka und Esko sind beide auf ihre eigene Art sehr amüsant und liebenswert. Während Pekka eher mit Selbstironie glänzt, fällt Esko durch seine Schrulligkeit auf. Er ist ganz extrem auf seinen Beruf als Zahnarzt fixiert, und so gibt es in diesem Buch unzählige Metaphern, die sich um die Zahnpflege drehen. Diese sind teils skurril und haben mich sehr zum Lachen gebracht. Einige sind aber auch sehr weise. Mir hat das sehr gut gefallen.

Im Laufe der Geschichte treffen die Brüder auf weitere Personen, die auch alle sympathisch und auf ihre Weise einzigartig sind. Mehr möchte ich aber über diese Figuren nicht verraten.

Der Schreibstil ist lebendig, und ich bin wirklich durch das Buch geflogen. Nousiainen hat einen feinen Humor, den ich sehr mochte. Dennoch kommen auch ernste Themen zum Tragen. Allen voran die Frage nach den eigenen Wurzeln, die Suche nach dem Vater und letztendlich nach der eigenen Geschichte. Es ist für die Brüder ein Selbstfindungstrip, der nicht nur Angenehmes zu Tage fördert. Nousiainen schafft den Spagat zwischen Tragik und Komik meisterhaft. Neben den persönlichen Problemen der Protagonisten kommen auch ernste gesellschaftliche Probleme zur Sprache wie das finnische Gesundheitssystem, der Rechtspopulismus in Skandinavien oder die Entmündigung der Aborigines. Und natürlich alle Aspekte der Zahnhygiene!

Auch die Eigenheiten der Finnen wird hier mit einem Augenzwinkern liebevoll skizziert. Ich musste hier öfter schmunzeln. Ich war scshon mehrere Male in Finnland, und mir kam doch einiges bekannt vor, das ich während meiner Urlaube mit Staunen oder Kopfschütteln wahrnahm. Selbst unter Skandinaviern gelten die Finnen als skurriles Völkchen. Aber genau das macht die Finnen auch so liebenswert.

Mich hat "Die Wurzel alles Guten" sehr gut unterhalten, und ich habe Esko und Pekka sehr gerne auf ihrer Suche nach dem Vater und sich selbst begleitet. Für mich ist dieses Buch ein kleines Highlight, und ich kann es jedem wärmstens empfehlen.

Veröffentlicht am 07.09.2017

Ohne Wurzel fehlt uns was

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Rezension zu „Die Wurzel alles Guten“ von Miika Nousiainen
Inhalt:
Pekka entdeckt, dass sein Zahnarzt eine ungewöhnliche Ähnlichkeit mit ihm hat. Der Mann könnte sein Bruder sein. Nach einigem Sträuben ...

Rezension zu „Die Wurzel alles Guten“ von Miika Nousiainen
Inhalt:
Pekka entdeckt, dass sein Zahnarzt eine ungewöhnliche Ähnlichkeit mit ihm hat. Der Mann könnte sein Bruder sein. Nach einigem Sträuben sieht der Zahnarzt das genauso. Die ungleichen Brüder machen sich auf die Suche nach ihren Wurzeln.

Meinung:
Der Einstieg in das Buch fällt leicht und durch den einfachen Schreibstil lässt sich das Buch schnell und flüssig lesen. Der Perspektivwechsel ist hier super angelegt, da man dadurch viel mehr über die beiden Charaktere erfährt. Das ist gerade bei Esko von Vorteil, der ansonsten eher schweigsam ist. Den Charme des Buches machen die angesprochenen Themen und die Charaktere aus. Auffallend ist sofort die Authentizität der beiden Hauptcharaktere. Pekka und Esko sind von Beginn an interessant und vielschichtig. Beiden schleppen viel mit sich herum und sind alles andere als perfekt. Sie könnten so unvollkommen wie sie sind, in jeder Stadt leben. Toll ist auch, dass die Charaktere sich auf interessante Art und Weise weiterentwickeln, und am Ende immer noch nicht perfekt sind. Diesen Umstand habe ich als sehr erfrischend empfunden, da die Charaktere der meisten Geschichten ja doch perfekt sind und/oder einem Klischee entsprechen. Dies ist hier gar nicht der Fall, auch nicht bei den weiteren Figuren, die im Laufe der Geschichte auftauchen. Über die möchte ich aber nicht zu viel verraten, da sie Spannung in die Geschichte bringen. Gerade zu Beginn ist außerdem beeindruckend, wie Esko und Pekka einander kennenlernen und sich aufeinander einlassen. Der gesamte Roman macht deutlich, wie wichtig Familie und das Wissen um die eigene Herkunft ist. Mich hat der Roman begeistert, da er außerdem soziale und politische Themen anspricht, die zum Nachdenken und zu Diskussionen anregen. Dazu gehören Flüchtlinge/Rassismus/Multikulturalität, Armut und aus ihr begründete Prostitution, die Stolen Generation und weitere. Verpackt sind diese ganzen Themen, und vor allem die Entwicklung der Protagonisten, in eine Zahnsymbolik, die einfach nur genial ist. Vor allem die Verbindung zwischen der Zahnwurzel und der Wurzel im Sinne von Herkunft finde ich sehr passend und ansprechend.
Insgesamt würde ich den Roman jedem empfehlen, der Romane mag, die auf vielen Ebenen zum Nachdenken anregen. Die Reise der Geschwister zu verfolgen ist außerdem sehr interessant und spannend, da sie ungeahnte Wendungen und Überraschungen birgt.

Veröffentlicht am 30.10.2017

Nett und unterhaltsam

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Pekka Kirnuvaara lebt in Helsinki und arbeitet für eine Werbeagentur. Eines Tages plagen ihn Zahnschmerzen und er sucht einen Zahnarzt mit gleichem Namen (der wohl in Finnland ausgesprochen selten ist) ...

Pekka Kirnuvaara lebt in Helsinki und arbeitet für eine Werbeagentur. Eines Tages plagen ihn Zahnschmerzen und er sucht einen Zahnarzt mit gleichem Namen (der wohl in Finnland ausgesprochen selten ist) auf. Nach kurzer Zeit stellt sich heraus, dass Zahnarzt Esko und Pekka Halbbrüder sind. Über Pekkas Mutter erfahren sie, wo sie mehr über ihren Vater, der beide Familien verlassen hat, erfahren können. Sie machen sich gemeinsam auf den weiten Weg der Wurzelsuche, nämlich auf die Suche nach ihrem Vater. Auf diesem Weg lernen sie nicht nur die Welt etwas besser kennen, sie stellen ebenfalls erstaunt fest, dass ihre Verwandschaft schneller wächst als erwartet.

Ich habe eine Schwäche für humorvolle finnische Autoren. Ich mag die teils abstrusen Ideen, die sie in ihre Literatur einbringen. In dieser Hinsicht war dieses Buch nicht gerade ein Volltreffer. Die Idee ist durchaus witzig, aber der Schreibstil doch halbwegs "normal" zu nennen. Er schreibt gefällig und auf angenehm straffe Art ohne allzu komplizierte Verschachtelungen oder sperrigen Satzbau.
Die Haupt-Charaktere sind ordentlich heraus gearbeitet, sodass man bald die einzelnen Protagonisten recht gut einschätzen kann. Das Buch ist in Kapitel gegliedert, die den Stadien einer Überkronung eines wurzelbehandelten Zahns entsprechen. Diese Stadien lassen sich problemlos auf den Verlauf der Geschichte übertragen. Eine wirklich nette Idee!
Die Kapitel sind unterteilt in Abschnitte, die entweder aus Pekkas oder Eskos Sicht die Ereignisse und Gedanken schildern. Ebenfalls ein nettes Schmankerl, das die Story nochmals auflockert und vor allem den Leser auch nicht im Unklaren lässt, ob der jeweilige Erzähler tatsächlich mit seinen Vermutungen hinsichtlich seines Bruders richtig liegt oder eben nicht.
Insgesamt handelt es sich um ein Buch, das man hervorragend zur Unterhaltung lesen kann. Es ist einfach leichte Lektüre, die gut zu unterhalten versteht. Mehr leider nicht, aber diesen Zweck erfüllt es hinreichend. Selbstredend findet sich genügend Küchenphilosophie darin wieder, die einen hin und wieder genauer hinhorchen lässt.

Fazit:
Ein gelungener Unterhaltungsroman mit wirklich liebenswerten Protagonisten

Veröffentlicht am 19.09.2017

Wurzelbekämpfung

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Pekka Kirnuvaara landet auf dem Zahnarztstuhl eines Arztes, der lustiger Weise den selben ungewöhnlichen Nachnamen trägt wie er. Und schnell ist dem Finnen klar, das es sich bei dem Zahnarzt Esko Kirnuvaara ...

Pekka Kirnuvaara landet auf dem Zahnarztstuhl eines Arztes, der lustiger Weise den selben ungewöhnlichen Nachnamen trägt wie er. Und schnell ist dem Finnen klar, das es sich bei dem Zahnarzt Esko Kirnuvaara um seinen (Halb-)Bruder handeln muss. Doch dieser ist anfangs gar nicht so begeistert von Pekka. Doch nach und nach kommen sich die beiden so unterschiedlichen Menschen näher und als sie dann von einer möglichen (Halb-)Schwester erfahren, packen die beiden Finnen ihre Sachen und machen sich auf den Weg zu ihr und in die Welt hinaus.
Pekka und Kirnuvaara, so wie die anderen auftretenden Charaktere, waren ganz einfach wunderbar.
Der Wechsel der beiden Erzählperspektiven aus Eskos und Pekkas Sicht hat mir sehr gut gefallen und ich bin froh, dass der Autor sich auf diese beiden beschränkte und nicht auch noch andere Halbgeschwister mit aufnahm.
Schon an der Wortwahl und dem Erzählton konnte man schnell erkennen, welcher Bruder gerade erzählte, falls man das Buch einmal mitten im Kapitel aus der Hand legte. Dies gefiel mir wirklich außerordentlich gut, da beide Charaktere unheimlich toll gestaltet waren, jeder seine Macken hatte und gut vom anderen differenzierter war. Oftmals verschwimmen in Romanen mit mehreren Erzählperspektiven die Charaktere sehr. Dies war hier nicht einmal der Fall.
Beide Charaktere entwickeln sich mit zunehmender Seitenzahl ganz hervorragend und erscheinen niemals flach.
Obwohl die Geschichte an sich etwas skurril ist, wurde es mir dann leider im letzten viertel etwas zu viel und die Geschichte traf nicht mehr zu hundert Prozent meinen Geschmack.

Es geht um Wurzeln. Sowohl die Zahnwurzeln, die sich so schnell so böse entzünden können, als auch familiäre Wurzeln, die auch gehegt und gepflegt werden müssen. Und erst, wenn das Problem an der Wurzel bekämpft wurde, lässt es sich in Ruhe und Frieden und im Einklang mit sich selber leben.

Der Schreibstil gefiel mir sehr gut. Durch die nicht allzu langen Unterkapitel flogen die Seiten nur so dahin, was unterstützt wurde durch den sehr humorvollen Schreibstil. So musste ich beim Lesen immer wieder schmunzeln.
Der Titel ist wirklich toll gewählt und passt perfekt zum Inhalt. Auch das Cover passt, deutet der Weg doch an, dass es im Leben nicht einen gradlinigen Weg gibt, sondern ab und an auch ein paar Schlenker dabei sind.

Alles in allem hat mich das Buch gut unterhalten können und ich vergebe deshalb 4.5 Sterne.

Veröffentlicht am 06.09.2017

Die Wurzel alles Guten

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Pekka Kirnuvaara muss zum Zahnarzt. Dass sein neuer Zahnarzt ausgerechnet den gleichen und seltenen Nachnamen trägt, macht ihn stutzig. Ist Esko sein Bruder? Auf die Frage nach seinem Vater reagiert Esko ...

Pekka Kirnuvaara muss zum Zahnarzt. Dass sein neuer Zahnarzt ausgerechnet den gleichen und seltenen Nachnamen trägt, macht ihn stutzig. Ist Esko sein Bruder? Auf die Frage nach seinem Vater reagiert Esko zuerst nicht, sondern widmet sich voller Hingabe dem Bohren an Pekkas Zähnen. Doch zum Ende der Behandlung gesteht Esko Pekka, dass sie Halbbrüder sein müssen. Und dann beschließen sie, nach ihrem gemeinsamen Vater zu suchen. Auf ihrer Reise treffen sie auf weitere Halbgeschwister, die ihr Vater auf der ganzen Welt zurückgelassen hat.

Dieser Roman hat mich gut unterhalten, denn er war mal was ganz anderes.
Die Geschichte wird im Wechsel aus den Sichten von Pekka und Esko jeweils in der Ich-Form erzählt. Durch die Überschrift war klar, von wem ich gerade lese und so kam ich auch nicht durcheinander. Durch die Perspektivwechsel bekam ich einen prima Einblick in beide Brüder und konnte die Gefühle und Gedanken von beiden sehr gut kennenlernen. Das brachte mir beide unglaublich nahe.
Der Schreibstil war angenehm und flüssig zu lesen. Dabei wurde alles recht bildhaft beschrieben und ich konnte gut folgen.
Sehr gut gefallen hat mir der leichte Humor, der ganz oft durchkam und mich mehrfach zum Grinsen brachte.
Pekka ist ein ziemlich normaler Charakter, getrennt lebend und Teilzeitvater. Zum Leidwesen seines Bruders Esko, der sich der Zahngesundheit verschrieben hat, investiert Pekka in die Pflege seiner Zähne eindeutig viel zu wenig Zeit und Aufmerksamkeit. Pekka ist ohne Vater aufgewachsen und glaubte stets, dass sein Vater Onni die Familie plötzlich verließ, als er noch ganz klein war.
Esko lebt für seinen Beruf als Zahnarzt und die Zahnhygiene. Er verbringt viel Zeit mit der Pflege seiner Zähne und verzichtet auf Zucker und andere zahnungesunde Lebensmittel. Doch sein Leben außerhalb seines Berufs ist sehr eintönig und langweilig - es existiert eigentlich gar nicht. Kein Wunder also, dass das Auftauchen seines Halbbruders und die anschließende Suche nach dem gemeinsamen Vater sein Leben komplett durcheinander bringt. Wie Pekka ist auch Esko ohne seinen Vater aufgewachsen.
Die Reise der beiden Halbbrüder gleicht einem Roadtrip, der unter dem Stern der Zahnpflege und der Zahnbehandlung steht. Wie sie auf ihre weiteren Geschwister treffen und was sie mit ihnen so erleben, fand ich unterhaltsam, teilweise aber auch nachdenklich stimmen. Eines haben sie alle gemeinsam, nämlich einen Vater, der sich stets aus dem Staub machte und sich nicht mehr blicken ließ.
Das Ende fand ich passend und ich konnte das Buch entspannt zuklappen.

Ein unterhaltsamer, teilweise skurriler Roman, den ich gerne gelesen habe. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.