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Veröffentlicht am 08.03.2018

Tulpen aus Amsterdam und eine Serie von Morden

Tulpengold
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Der junge Pieter ist gerade mal siebzehn, als er, dem letzten Wunsch seines verstorbenen Vaters gemäß, in den Haushalt des bekannten Malers Rembrandt van Rijn in die Lehre kommt. Er ist neugierig, lernwillig ...

Der junge Pieter ist gerade mal siebzehn, als er, dem letzten Wunsch seines verstorbenen Vaters gemäß, in den Haushalt des bekannten Malers Rembrandt van Rijn in die Lehre kommt. Er ist neugierig, lernwillig und liebenswert, legt aber ein etwas befremdliches Verhalten an den Tag – heute würde man sagen, er hat einige autistische, allerdings nicht zu sehr ausgeprägte Züge, die sich vor allem in seiner unglaublichen Gabe, die verwickeltsten mathematischen Berechnungen in Windeseile anzustellen und auf sein tägliches Leben anzuwenden, aufzeigen.
Er ist ein Mensch, der alle Aussagen wörtlich nimmt und die Gefühle und Gedanken seiner Mitmenschen nicht richtig deuten kann, was ihn des Öfteren in etwas unangenehme, ja sogar brenzlige Situationen bringt.
Es ist die Zeit der großen Spekulation im holländischen Tulpenhandel, Tulpenzwiebeln werden in Gold aufgewogen, es wird mit Kontrakten gehandelt und auf Teufel komm raus spekuliert.
Jeder, vom ärmsten Bürger der all seine Habe einsetzt, bis hin zu den höchsten Kreisen will an den enormen Gewinnen teilhaben, die dieser Handel verspricht.

In diesem Zusammenhang kommt es im Haus des Malers, der immer wieder über seine Verhältnisse lebt, zu ungewöhnlichen Vorkommnissen, die scheinbar mit einer Reihe von Morden die sich in der Stadt ereignen, in Zusammenhang stehen. Ja, es kommt soweit, dass sogar der Hausherr selber in Mordverdacht gerät.

Es ist ein wunderbarer, atmosphärisch dichter und vielschichtiger historischer Roman, den uns Eva Völler hier vorgelegt hat, unglaublich spannend und historisch gut recherchiert, gleichwohl ist die Geschichte um Rembrandt selbst eher fiktiv.

Aber da ist Pieter, ein Protagonist bei welchem dem Leser das Herz aufgeht, so liebenswert dargestellt, so echt in seinen Handlungen und Gefühlen, wie ich selten den Charakter in einem Buch empfunden habe.

Dazu kommt ein einmaliger Sprachstil, der einem das Geschehen so lebensecht vermittelt, als wäre man selbst ein Teil der Geschichte, und der den Leser dazu animiert, dieses spannungsreiche Buch nicht mehr aus der Hand legen zu wollen.

Ich war von Anfang bis zum Schluss gefesselt und würde unglaublich gerne mehr dazu lesen. Ganz ganz großes Kompliment an die Autorin, die uns hier einen tollen historischen Krimi beschert hat, dem es an Spannung nicht mangelt obwohl wir weder blutrünstige noch actiongeladene Szenen verfolgen müssen.

Einfach durch die facettenreiche Darstellung der Umstände und den einmaligen Hauptcharakter Pieter gelingt es ihr, uns in den Bann zu schlagen.

Für mich schon jetzt eines meiner Lesehighlights des Jahres und ich möchte den Roman jedem Leser, egal ob Krimi- oder Histofan, wärmstens ans Herz legen. 5 Sterne mit Nachdruck.


Ganz herzlich bedanken möchte ich mich beim Verlag und Netgallery.com für die Möglichkeit, diesen großartigen Roman lesen zu dürfen.



Autor: Eva Völ

Veröffentlicht am 06.03.2018

Oldtimer, Mord und Diebstahl auf Rügen

Taxi nach Rügen
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Abgesehen davon, dass er wilde Träume von schönen Frauen hat, ist Gramzow ein ganz normaler Taxifahrer auf Rügen, der Tag für Tag um seine Existenz besorgt ist.
Und wenn er einen schlechten Tag hat, wirft ...

Abgesehen davon, dass er wilde Träume von schönen Frauen hat, ist Gramzow ein ganz normaler Taxifahrer auf Rügen, der Tag für Tag um seine Existenz besorgt ist.
Und wenn er einen schlechten Tag hat, wirft er schon mal einen nervigen Fahrgast kurzerhand aus dem Taxi und setzt ihn, mitten in der Nacht, auf einer verlassenen Straße aus. Dumm nur, dass eben dieser Gast tot aufgefunden wird.
Aber es kommt noch schlimmer. Sein Onkel, Klaus mit Namen, involviert ihn in krumme und ganz und gar nicht ungefährliche Geschäfte. Es geht um den Raub von hochkarätigen Oldtimern, die sich anlässlich einer Oldtimer-Rallye auf der Insel befinden. Und schon gibt es einen zweiten Toten.

Kommissar Radegast und sein Team ermitteln und kommen über Gramzow auf eine heiße Spur. Den sympathischen Kommissar und seinen besten Freund Ole schließt man sofort ins Herz. Obwohl dieser durch die Werftenkrise seinen Job verliert, haben sie doch einen gemeinsamen Traum: Das Segeln und hier insbesondere eine außergewöhnliche Yacht, eine Colin Archer. Ob sich dieser Traum verwirklichen lässt?

Ein Krimi, der sich durch die lockere Art und mit einer gut gewürzten Prise Humor leicht lesen lässt und mich persönlich mehr als einmal zum schmunzeln brachte. Irgendwie mag man es gar nicht glauben, wie zielsicher Gramzow von einer Katastrophe in die andere schlittert.
Aber auch die Ermittlungen sind spannend und interessant, wobei der Fokus eindeutig auf der Figur des leicht trotteligen Gramzow liegt. Aber das tut der Spannung keinen Abbruch und am Schluss hat man das Gefühl, dass man ihn weniger als Verbrecher, denn als Unglücksrabe, der wider seine persönliche Überzeugung in eine Mordermittlung und einen Diebstahl verwickelt wurde, wahrnimmt.

Eine Geschichte, die man als perfekte Lektüre für zwischendurch lesen kann, mit Lokalkolorit, der dem Leser die Schönheit der Insel Rügen fein dosiert nahebringt und auch den handelnden Ermittlern Raum für ein Privatleben lässt.

Mich hat sie gut unterhalten und ich vergebe hierfür gerne 4 Sterne und würde mich freuen, mehr von Radegast & Co lesen zu dürfen.




Autor: Witte
Buch: Taxi nach Rügen

Veröffentlicht am 01.03.2018

Eine Täterin stellt sich

Der Augenblick
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Das Verbrechen kennen wir.
Die Täterin auch.
Wo bleibt die Gerechtigkeit?

Das, lieber Leser, ist nach dem Lesen dieses Buches schwer zu entscheiden.
Denn Irene Matt führt uns tief hinein in die Psyche ...

Das Verbrechen kennen wir.
Die Täterin auch.
Wo bleibt die Gerechtigkeit?

Das, lieber Leser, ist nach dem Lesen dieses Buches schwer zu entscheiden.
Denn Irene Matt führt uns tief hinein in die Psyche einer Täterin, die von vorneherein zu ihrer Schuld steht. Und ganz langsam zweifelt man daran, inwieweit man ihr eine Schuld zuweisen kann. Ein Kind wurde getötet. Und der Fall konnte nicht geklärt werden. Alexandra Keller, aus dem Urlaub zurück, versucht den Fall zu lösen, aber es sind kaum verwertbare Spuren vorhanden. Der Fall scheint aussichtslos.

Aber plötzlich kommt doch noch Bewegung in die Angelegenheit. Eine Frau stellt sich, von ihrem Gewissen geplagt, als die Täterin.Warum sie diese schreckliche Tat begangen hat, weiß sie selber nicht und kann es auch nicht begreifen.

Alexandra wendet sich an ihren ehemaligen Ausbilder, den Fallanalytiker Hermann Rau, der eine Therapiegruppe ins Leben ruft und mit dieser Gruppe, bestehend aus sechs straffällig gewordenen Tätern, einem forensischen Psychiater, einem Seelsorger und anderen Teilnehmern versucht, die verschiedenen Taten von Straftätern zu beleuchten. Besonderer Wert wird in Gruppen- und Einzelgesprächen darauf gelegt, die Motive der Tat, bzw. die Auslöser zu solchen Straftaten zu finden.

Abgesehen von den einzelnen Fällen ist es für den Leser interessant, in die Psyche der Täter einzutauchen um zu begreifen, was diese zu ihren Taten veranlasst. Und wenn man den einzelnen Sitzungen folgt, kommt man nicht umhin, sich die Frage zu stellen, ob die Täter nicht auch Opfer waren. In diesem Zusammenhang fragt man sich, inwieweit unsere Gerichtsbarkeit solche Situationen in ihre Urteile einbezieht.

Eine sehr gut ausgearbeitete Geschichte, der man anmerkt, dass die Autorin ihre große Erfahrung als Krisenseelsorgerin und Mediatorin einbringt und die den Leser nicht unberührt lässt. Aber kein Kriminalroman im klassischen Sinne. Hier wird mehr Wert auf die psychologischen Hintergründe der Taten gelegt, was zwar auch sehr spannend ist, aber dem Liebhaber von Action, Tempo und spannender Ermittlungsarbeit nichts bringen wird.

Aus diesem Grund würde ich den Roman diesem Leserkreis nicht empfehlen. Mir persönlich hat der Roman gut gefallen, bis auf eine kleine Kritik am Lektorat, das meiner Meinung nach nicht sorgfältig genug gearbeitet hat.


4 Sterne

Veröffentlicht am 26.02.2018

Klea und ihr Kampf um ein selbstbestimmtes Leben

Klea-Reihe / Klea und der Ruf der Freiheit
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Mit ihrer Protagonistin KLEA hat die Autorin, Sybille Baillon, eine beeindruckende junge Frau geschaffen, die den Leser sofort in den Bann zieht.
Der Roman spielt in einer griechischen Kolonie am Mittelmeer, ...

Mit ihrer Protagonistin KLEA hat die Autorin, Sybille Baillon, eine beeindruckende junge Frau geschaffen, die den Leser sofort in den Bann zieht.
Der Roman spielt in einer griechischen Kolonie am Mittelmeer, um 121 vor Christus, eine Zeit, in der Frauen nichts zu fordern und nichts zu sagen haben.

Klea wächst gemeinsam mit ihrer Kusine Harmonia und ihrem geliebten Halbbruder Dias auf. Aber es ist mehr als nur Geschwisterliebe, es ist eine Liebe, die nicht sein darf. Und damit beginnt eine Verkettung von unglücklichen Umständen, die dazu führt, dass Klea mehrmals in lebensbedrohliche Situationen gerät.
Klea ist sich ihrer außergewöhnlichen Schönheit nicht bewusst und sie ist widerspenstig, aufmüpfig und freiheitsliebend. Geliebt von ihren Eltern, Ana und Oulis, zutiefst gehasst von ihrer bösartigen, hinterlistigen und ränkeschmiedenden Tante. Aber warum? Warum nur will ihre Tante ihr Verhängnis, ja, sogar ihren Tod?
Um dies zu erfahren, müsst ihr unbedingt das Buch lesen, denn mehr werde ich nicht verraten.
Nur soviel: es ist eine fesselnde Geschichte, unglaublich lebendig geschrieben und man fühlt sich nicht nur als Aussenstehender, nein, durch die Art der Schreibweise ist man direkt mittendrin im Geschehen, fühlt mit und lebt mit.
Man taucht ein in die damalige Zeit, ihre Lebensart, ihre Sitten und Gebräuche und auch in die griechische Mythologie.

Ich bin sehr gespannt auf die weiteren Bände dieser Reihe, die mich schon mit diesem ersten Teil in den Bann gezogen hat. Ein sehr gelungener Auftakt, dem ich gerne 5 Sterne und meine Empfehlung gebe.

Veröffentlicht am 25.02.2018

Mord verjährt nicht

Totenweg
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Bjarne Haverkorn, Kommissar aus Itzehoe, kommt nicht zur Ruhe. Immer noch beschäftigt ihn ein Fall, den er nicht lösen konnte und der sich vor mehr als zwanzig Jahren ereignet hat, der Mord an der vierzehnjährigen ...

Bjarne Haverkorn, Kommissar aus Itzehoe, kommt nicht zur Ruhe. Immer noch beschäftigt ihn ein Fall, den er nicht lösen konnte und der sich vor mehr als zwanzig Jahren ereignet hat, der Mord an der vierzehnjährigen Marit.
Auch Frida, die damals beste Freundin der Ermordeten, hat dieser nie gelöste Fall zugesetzt, sie hat ihre Heimat auf dem Apfelhof ihrer Eltern verlassen und ist jetzt Polizeianwärterin für die höhere Laufbahn in Hamburg.
Aber die Vergangenheit holt sie ein.
Als ihr Vater hinterrücks überfallen wird und im Koma liegt, muss sie ihrer Mutter beistehen und kommt zurück. Sie erkennt, dass der Hof kurz vor der Pleite steht und übernimmt die Leitung – und damit auch die Erinnerungen an den schrecklichen Mord.

Bjarne hingegen sieht in den Ermittlungen um Fridas Vater die Möglichkeit, doch noch den damaligen Fall zu lösen. Beide stehen sich anfänglich wegen der damaligen Vorkommnisse, Haverkorn hatte den nunmehr begründeten Verdacht, Frida habe ihm damals Wesentliches verschwiegen und Frida hat nicht nur deswegen Schuldgefühle, hütet sie doch ein schreckliches Geheimnis.

Aber nun stehen sie auf der gleichen Seite und es entwickelt sich Verständnis für den jeweils Anderen. Beide haben mit starken Belastungen in ihrem Privatleben zu kämpfen. Und nun ermitteln sie, jeder für sich, begegnen sich aber immer wieder.

Je mehr Frida sich in die Arbeit auf dem Hof vertieft, desto mehr kommt sie Ungereimtheiten auf die Spur – haben diese auch etwas mit dem damaligen Fall zu tun?

Es ist spannend, die bedächtigen Ermittlungen zu verfolgen, die den Leser auch gekonnt auf falsche Fährten führen und ihn miträtseln lassen, sodass man hautnah in das Geschehen involviert wird. Die Charaktere sind gut herausgearbeitet handeln authentisch und glaubhaft und auch die Atmosphäre des weitläufigen Marschlandes wird von der Autorin hervorragend eingefangen.

Die Geschichte wird im Verlauf der Handlung immer komplexer und facettenreicher und auch Frida und Haverkorn entwickeln sich aufeinander zu.
Bis sich am Schluss die Ereignisse regelrecht überschlagen und der konstant gehaltene Spannungsbogen zu neuen Höhen führt.
Dieses etwas ungleiche Ermittlerduo hat etwas Besonderes, und die Autorin hat hier ein spannendes Duo geschaffen, von welchem ich gerne mehr lesen möchte.
Ich freue mich schon jetzt auf die angekündigte Fortsetzung.

Ganz herzlich bedanken möchte ich mich bei NetGallery.com und dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

Autor: Romy Fölck