Tulpen aus Amsterdam und eine Serie von Morden
TulpengoldDer junge Pieter ist gerade mal siebzehn, als er, dem letzten Wunsch seines verstorbenen Vaters gemäß, in den Haushalt des bekannten Malers Rembrandt van Rijn in die Lehre kommt. Er ist neugierig, lernwillig ...
Der junge Pieter ist gerade mal siebzehn, als er, dem letzten Wunsch seines verstorbenen Vaters gemäß, in den Haushalt des bekannten Malers Rembrandt van Rijn in die Lehre kommt. Er ist neugierig, lernwillig und liebenswert, legt aber ein etwas befremdliches Verhalten an den Tag – heute würde man sagen, er hat einige autistische, allerdings nicht zu sehr ausgeprägte Züge, die sich vor allem in seiner unglaublichen Gabe, die verwickeltsten mathematischen Berechnungen in Windeseile anzustellen und auf sein tägliches Leben anzuwenden, aufzeigen.
Er ist ein Mensch, der alle Aussagen wörtlich nimmt und die Gefühle und Gedanken seiner Mitmenschen nicht richtig deuten kann, was ihn des Öfteren in etwas unangenehme, ja sogar brenzlige Situationen bringt.
Es ist die Zeit der großen Spekulation im holländischen Tulpenhandel, Tulpenzwiebeln werden in Gold aufgewogen, es wird mit Kontrakten gehandelt und auf Teufel komm raus spekuliert.
Jeder, vom ärmsten Bürger der all seine Habe einsetzt, bis hin zu den höchsten Kreisen will an den enormen Gewinnen teilhaben, die dieser Handel verspricht.
In diesem Zusammenhang kommt es im Haus des Malers, der immer wieder über seine Verhältnisse lebt, zu ungewöhnlichen Vorkommnissen, die scheinbar mit einer Reihe von Morden die sich in der Stadt ereignen, in Zusammenhang stehen. Ja, es kommt soweit, dass sogar der Hausherr selber in Mordverdacht gerät.
Es ist ein wunderbarer, atmosphärisch dichter und vielschichtiger historischer Roman, den uns Eva Völler hier vorgelegt hat, unglaublich spannend und historisch gut recherchiert, gleichwohl ist die Geschichte um Rembrandt selbst eher fiktiv.
Aber da ist Pieter, ein Protagonist bei welchem dem Leser das Herz aufgeht, so liebenswert dargestellt, so echt in seinen Handlungen und Gefühlen, wie ich selten den Charakter in einem Buch empfunden habe.
Dazu kommt ein einmaliger Sprachstil, der einem das Geschehen so lebensecht vermittelt, als wäre man selbst ein Teil der Geschichte, und der den Leser dazu animiert, dieses spannungsreiche Buch nicht mehr aus der Hand legen zu wollen.
Ich war von Anfang bis zum Schluss gefesselt und würde unglaublich gerne mehr dazu lesen. Ganz ganz großes Kompliment an die Autorin, die uns hier einen tollen historischen Krimi beschert hat, dem es an Spannung nicht mangelt obwohl wir weder blutrünstige noch actiongeladene Szenen verfolgen müssen.
Einfach durch die facettenreiche Darstellung der Umstände und den einmaligen Hauptcharakter Pieter gelingt es ihr, uns in den Bann zu schlagen.
Für mich schon jetzt eines meiner Lesehighlights des Jahres und ich möchte den Roman jedem Leser, egal ob Krimi- oder Histofan, wärmstens ans Herz legen. 5 Sterne mit Nachdruck.
Ganz herzlich bedanken möchte ich mich beim Verlag und Netgallery.com für die Möglichkeit, diesen großartigen Roman lesen zu dürfen.
Autor: Eva Völ