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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.12.2018

Gut strukturiert & motivierend, aber auch etwas unpraktisch & pathetisch

Fit & stark mit Sophia
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Worum geht's?

„Fit & Stark mit Sophia - Erfolgreich trainieren ohne Geräte" gibt eine Einführung in das Bodyweight- bzw. Eigengewichtstraining.
Reich bebildert und mit vielen verschiedenen Übungen mit ...

Worum geht's?

„Fit & Stark mit Sophia - Erfolgreich trainieren ohne Geräte" gibt eine Einführung in das Bodyweight- bzw. Eigengewichtstraining.
Reich bebildert und mit vielen verschiedenen Übungen mit möglicher Variation der Schwierigkeitsstufen richtet es sich sowohl an Anfänger als auch an Fortgeschrittene.

Was mich neugierig gemacht hat:

Ich bin eher durch Zufall auf Sophia Thiels YouTube-Kanal gestoßen und hatte gar nicht richtig mitbekommen, wie bekannt sie in Deutschland ist. Ich mochte einfach ihre Workout-Videos, die mich zum Training zu Hause motiviert haben.
Auf dieses Buch war ich deshalb sehr neugierig, weil ich damit gern meine Übungen variieren und ergänzen wollte.

Wie es mir gefällt:

Ungefähr ein Fünftel des Buches bildet den Einleitungsteil. Es gibt ein Vorwort, je eine Doppelseite zu Sophia Thiels eigener Erfolgsgeschichte und eine zu denen anderer Frauen, die mit ihren Trainingstipps ihre Wunschfigur erreichen konnten, und dann einige Basics. Zu Letzteren zählen z.B. Gründe für das Bodyweight-Training, das erforderliche Equipment (ausschließlich Gegenstände, die man zu Hause hat oder leicht und günstig besorgen kann), Motivationsregeln etc.
Zu Beginn des zweiten Kapitels kommen noch einige leicht verständliche Informationen zu den verschiedenen Muskeln und Gelenken sowie Hinweise für das Traning hinzu.

Dieser erste Teil ist gut zu lesen und durch die vielen qualitativ hochwertigen Bilder und das Layout macht es Spaß, sich durch die Hinführungen zu blättern.
Allerdings wird ein wenig das Bild vermittelt, als ob Sport alles wäre und man trainieren soll, damit man sich später dann mit seinem Körper ins Fitnessstudio traut. Ich habe das Ganze als etwas zu pathetisch empfunden. Die Erfolgsgeschichten und die Aufnahmen von Sophias durchtrainiertem Körper können sicher auch einschüchternd statt ermutigend wirken.

Der Hauptteil des Buches bietet 100 Übungen, die sinnvoll nach Trainingsphasen (Warm-up, Krafttraining, Finisher Moves, Cool-down-Übungen und als Extra Animal Moves) sowie Muskelgruppen (Bauch, Beine & Po, Rücken, Arme, Schultern & Brust) untergliedert sind.
Die Übungen sind ansprechend mit Bildern und präzisen Beschreibungen präsentiert. Es wird jeweils angegeben, welche Muskeln und Gelenke dabei beansprucht werden, und es gibt verschiedene Schwierigkeitsgrade, zwischen denen man wählen kann.

Zum Abschluss gibt es einen auf vier Wochen angelegten Trainingsplan, in dem für jedes Workout Übungen mit Bildern und den entsprechenden Seitenverweisen zusammengestellt sind. Dahinter folgt noch ein Index aller vorgestellten Übungen.

Der praktische Teil des Buches gefällt mir sehr gut und ich habe mir vorgenommen, zum Jahresbeginn den Trainingsplan auszuprobieren und durchzuziehen.
Wie ich beim ersten Workout-Versuch mit dem Buch festgestellt habe, ist es leider in seiner Unhandlichkeit ziemlich unpraktisch. Man kann es nicht aufgeschlagen bei sich liegen haben, um immer wieder nachzusehen, was als Nächstes zu tun ist. Hier hätte man vielleicht sogar über eine Spiralbindung nachdenken sollen.
Auch zum Mitnehmen eignet sich das Buch nicht wirklich, obwohl es ja extra zum Überall-Trainieren gedacht ist, z.B. wird auf Hotelzimmer verwiesen. Ob man so einen schweren Bildband mit in den Urlaub nimmt, überlegt man sich eher zweimal.

Gegenüber den Trainingsvideos auf YouTube hat das Buch natürlich den Nachteil, dass nur bestimmte Posen und nicht die gesamten Bewegungsabläufe gezeigt werden können. Mir persönlich fällt es dadurch bei manchen Übungen etwas schwer, mich reinzufinden.
Dennoch möchte ich das Buch auch weiterhin begleitend verwenden und denke, wenn man einmal alles durchgegangen ist, braucht man es schließlich nur noch als Gedankenstütze, und die Workouts werden flüssiger.

(Für wen) Lohnt es sich?

Das Buch ist hochwertig, ansprechend und sowohl für einen Einstieg ins Training als auch als Impulsgeber für Fortgeschrittene empfehlenswert.
Man muss sich jedoch darauf einstellen, dass man sich zuerst ein bisschen theoretisch reinfuchsen muss, und dass man die Darstellung von Sport und Traumkörper nicht zu ernst nehmen sollte.

In einem Satz:

„Fit & Stark" ist ein schöner, gut konzipierter Begleiter für Workouts im Bereich Bodyweight-Training mit 100 gut erklärten und sortierten Übungen und einem tollen Trainingsplan; nur die Handhabung des Buches könnte praktischer und der Einleitungsteil etwas weniger pathetisch geschrieben sein.

Veröffentlicht am 25.11.2018

Gute Gedanken für jeden Wochenstart

Montagsgedanken
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Worum geht's?

Für jeden Montag des Jahres findet sich in diesem Buch ein kurzer Impuls für neue Energie im Alltag. Autorinnen wie Valerie Lill, Saskia Barthelmeß, Elisabeth Büchle, Nelli Bangert, Sarah ...

Worum geht's?

Für jeden Montag des Jahres findet sich in diesem Buch ein kurzer Impuls für neue Energie im Alltag. Autorinnen wie Valerie Lill, Saskia Barthelmeß, Elisabeth Büchle, Nelli Bangert, Sarah Keshtkaran und Ellen Nieswiodek-Martin berichten von hoffnungsspendenden Begebenheiten, teilen ihre Gedanken über Gott und die Welt und laden zum Innehalten im allzu oft hektischen Montagstreiben ein.

Was mich neugierig gemacht hat:

Bücher mit täglichen oder wöchentlichen Anregungen zum Nachdenken und im-Kopf-Behalten, deren Einheiten kurz und knackig dazu ermutigen, sich Zeit zu nehmen, um durchzuatmen und sich innerlich neu auf das Wesentliche auszurichten, entdecke ich immer wieder gern. Selbst in stressigen Zeiten sind die ein oder zwei Seiten schnell gelesen, können Wertvolles mit auf den Weg geben und die Herausforderungen des Lebens meistern helfen.

Wie es mir gefallen hat:

Mit der modernen Schriftgestaltung, dem Motiv der gemütlichen Kissenschaukel und dem edlen silbernen Rücken sind die „Neuen Montagsgedanken" schon von außen betrachtet eine pure Einladung zum Lesen und Berührenlassen.
Im Inhaltsverzeichnis erhält man einen ersten Überblick über die Titel der Impulse und über die Autorinnen. Am Ende befindet sich zudem eine Liste mit kurzen Informationen zu jeder Verfasserin. Das Buch hat also den positiven Nebeneffekt, dass man viele Stimmen kennenlernen und vielleicht die eine oder andere Autorin für sich entdecken kann.

Für die Montagsimpulse selbst gilt: In der Kürze liegt die Würze. Sie holen einen direkt ab und sind nicht abgehoben, sondern ganz praktisch und alltagsnah. Es geht um die kleinen und großen Freuden und Sorgen des Lebens, um Familie, Freundschaft, Veränderungen, Gefühle, Verhaltensweisen, Selbstzweifel, Unsicherheiten in Bezug auf die Zukunft und vieles mehr.
Die Texte sind sehr abwechslungsreich, und auch wenn nicht jeder Stil und/oder Gedanke einem zusagt, bewegt ein anderer das Herz dann umso mehr.
Einzig die „Mütter-Themen" habe ich als etwas zu häufig und dicht aufeinander folgend empfunden. Hier hätte noch ein wenig variiert werden können.

(Für wen) Lohnt es sich?

Dieses Buch ist ein tolles Geschenk für sich selbst oder jemand anderen, das nicht nur außen, sondern auch innen viel Schönes bereithält.
Obwohl es in erster Linie von Frauen für Frauen geschrieben ist, schließen die meisten Impulse keine Zielgruppe aus, zumal die Grundgedanken auch dann nichts von ihrem Kern verlieren, wenn die eigene Lebenssituation oder Einstellung anders aussieht als die der jeweiligen Verfasserin.

In einem Satz:

„Neue Montagsgedanken" ist ein empfehlenswerter Wochenbegleiter durch das Jahr, bei dem durch die Vielzahl der Autorinnen und Themen für jeden und jede gute Gedanken dabei sein dürften.

Veröffentlicht am 11.11.2018

Ein raffiniertes, großartiges Buch über die Wechselbeziehungen von Realität und Fiktion!

All of this is true
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Worum geht's?

"Sehen Sie, man kann sich in eine Sache genauso verlieben wie in einen Menschen. Eine Sache kann dieselben chemischen Reaktionen auslösen: Oxytocin und Vasopressin. Weiß ich von Fatima. ...

Worum geht's?

"Sehen Sie, man kann sich in eine Sache genauso verlieben wie in einen Menschen. Eine Sache kann dieselben chemischen Reaktionen auslösen: Oxytocin und Vasopressin. Weiß ich von Fatima. Ihr Buch war der Beweis." (S. 9)

Miri, Soleil und Penny können es kaum glauben, als die umschwärmte Bestsellerautorin Fatima Ro ausgerechnet sie zu ihrer neuen Clique auserwählt. Selbst der verschlossene Jonah, der neu an der Schule ist und nur verhalten Freundschaft mit den drei It-Girls geschlossen hat, scheint in Fatimas Gegenwart aufzublühen.
Gemeinsam beginnen sie Fatimas Theorie der zwischenmenschlichen Beziehungen zu teilen, die zum Ziel hat, einander die tiefsten Wahrheiten anzuvertrauen, und gründen sogar eine neue Bewegung an ihrer Schule. Doch dann erscheint Fatimas neues Buch - und sie finden sich selbst in der Geschichte wieder. Fatima bringt darin ein schreckliches Geheimnis ans Licht. Und nichts kann je wieder so werden, wie es war ...

Was mich neugierig gemacht hat:

Mich hat zum einen die Grundidee mit der geheimnisvollen Bestsellerautorin und ihrem Fan-Club aus der High Society-Szene gereizt, zum anderen die Erzählweise des Buches in Interviews, Tagebucheinträgen und Romanauszügen. Ich war gespannt auf große Geheimnisse und eine Geschichte, in der man nicht weiß, wem man trauen kann.
Außerdem hat die Autorin Lygia Day Peñaflor mich neugierig gemacht, die Kinderstars an Film- und Fernsehsets unterrichtet und mit „All of this is true" ihr zweites Buch vorlegt bzw. das erste, das nun auch in Deutschland erschienen ist.

Wie es mir gefallen hat:

Die ganze Handlung, um die dieses Buch sich dreht, hat sich schon in der Zeit vor Einsetzen der ersten Zeilen ereignet: Nun müssen die Protagonistinnen sich mit dem Geschehenen und seinen Konsequenzen auseinandersetzen.
Während Miri und Penny jeweils ihre Sicht der Dinge gegenüber dem Moderator der Sendung "Nackte Wahrheiten" im Push Channel 21 preisgeben, hat Soleil alles in ihrem Tagebuch festgehalten, dessen Einträge sie dem New York City Magazine zur Veröffentlichung überlassen hat.
Ergänzt werden die Enthüllungen durch Auszüge aus Fatima Ros neuem Roman, der Dreh- und Angelpunkt des Ganzen ist.
Durch die kurzen Abschnitte entwickelt sich ein regelrechter Sog und man verspürt den Drang, ohne Unterbrechung weiterzulesen.

Mich als Leserin und auch Schreiberin konnte Fatimas Figur sehr faszinieren. Bis zum Ende ist es mir nicht gelungen, sie auf eine bestimmte Seite zu stellen. Sie wird nur durch die Berichte von Miri, Penny und Soleil und ihre eigenen Texte greifbar und scheint dadurch geradezu über allem zu schweben.
Durch sie und ihre Werke "Undertow" und "The Absolution" (im Deutschen leider zu "Die Lossprechung des Brady Stevenson" geändert) erhält die Handlung raffinierte Parallelen und wirft interessante Fragen auf: Was kann Literatur leisten und wo stößt sie an ihre Grenzen? In welchem Maße kann sie unmittelbaren Einfluss auf die Wirklichkeit nehmen? Woher beziehen Menschen ihre Inspiration? Wo verschwimmen die Grenzen von Realität und Fiktion, wo die von Vertrauen und Verrat?
Das Buch erzählt eine fiktive Geschichte, in die wiederum zwei fiktive Geschichten eingebettet sind, und das ist schlichtweg genial umgesetzt.

Nach Sympathieträgern sucht man in diesem Buch vergeblich, aber gerade das hat mir sehr gut gefallen. Die Figuren sind schwierig - Jonah mit seinem dunklen Geheimnis, Miri, die sich gern wichtig macht und Fatima als Idol sieht, genau wie alle anderen.
Neben Fatima war für mich besonders Penny sehr gut dargestellt - ihre Beweggründe waren nicht gleich klar, zogen sich aber bei näherem Hinsehen durch all ihre Worte und Handlungen.
Insgesamt hat die Autorin eine sehr authentische und dynamische Figurenkonstellation geschaffen.

Während des Lesens hat man den Eindruck, das Geheimnis um Jonah sei das Spannende an der Geschichte, aber rückblickend ist es für mich etwas anderes: die Verkettung der Ereignisse, die Entstehung und die Folgen von Fatimas Buch.
„All of this is true" ist definitiv kein Mainstream und erhält von mir eine große Leseempfehlung!

(Für wen) Lohnt es sich?

Ich würde das Buch ab ca. 15 Jahren empfehlen, nach oben offen, und zwar für alle, die sich gern auf ungewohnte Arten des Erzählens einlassen und bei einer glänzenden Fassade auch bereit sind, tiefer zu graben.
Das Besondere des Buches entfaltet sich dadurch, dass alles von hinten aufgewickelt wird. Das bedeutet zugleich aber auch einen Schwerpunkt auf den Entwicklungen statt auf spannungsreichen Wendungen. Wer hier Thrillerelemente erwartet, könnte enttäuscht werden.

In einem Satz:

„All of this is true" ist ein unterhaltsamer, ungewöhnlich konzipierter und nachdenklich stimmender Jugendroman, der sich mit einer sehr spannenden Thematik auseinandersetzt: In welchem Verhältnis kann Fiktion zu der Realität stehen und welchen Einfluss kann die eine auf die andere nehmen?

Veröffentlicht am 08.11.2018

Authentischer Liebesroman über Lebensträume, Selbstverwirklichung und Vertrauen

Wieder zurück auf Anfang
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Worum geht's?

"Sie versuchte nun schon so lange, ihren verschwommenen Traum zu erhaschen, doch er schien nie wirklich in greifbare Nähe zu kommen. Weshalb sie wahrscheinlich immer noch haltlos umhertaumelte ...

Worum geht's?

"Sie versuchte nun schon so lange, ihren verschwommenen Traum zu erhaschen, doch er schien nie wirklich in greifbare Nähe zu kommen. Weshalb sie wahrscheinlich immer noch haltlos umhertaumelte und Geschichten schrieb, die sich irgendwie falsch anfühlten." (S. 11)

Kate schreibt Drehbücher für Liebesfilme, doch sie selbst hat den Glauben an das, was darin vorgegaukelt wird, längst aufgegeben. Zurzeit läuft es allerdings mit ihren Projektideen nicht allzu gut. Dabei braucht sie dringend Geld, um sich einen langgehegten Traum zu erfüllen: für die Stiftung, in die ihre Mutter so viel investiert hat, nach Afrika zu gehen.
Sie erklärt sich kurzentschlossen dazu bereit, Colton Greenes Biografie zu schreiben. Colton ist ein Freund ihres Bruders und berühmter Ex-Footballstar. Doch es ist gar nicht so leicht, zu ihm durchzudringen, denn seit dem Verlust seiner Karriere verstekct er sich hinter einer Mauer aus Bitterkeit und Resignation ...

Was mich neugierig gemacht hat:

Neben dem schönen Cover hat mich bei diesem Buch besonders die Tatsache gereizt, dass die Protagonistin Autorin ist. Außerdem hat mir schon ein Blick in die Leseprobe verraten, dass abwechselnd personal von Kate und Colton erzählt wird, und solche Perspektivwechsel mag ich immer sehr.
Ich entdecke gern neue christliche Autorinnen für mich, und kann nach dem Lesen sagen: Melissa Tagg werde ich auf jeden Fall im Auge behalten!

Wie es mir gefallen hat:

Das Herzstück von „Wieder zurück auf Anfang" sind seine liebenswerten Charaktere - allen voran natürlich Kate und Colton. Beim Lesen lernt man sie mit all ihren inneren Konflikten, ihren Träumen und Sorgen kennen. Aber auch Kates Familie schließt man schnell ins Herz.
Neben ihrem Bruder Logan hat es mir ganz besonders ihr Vater Case angetan. Der ältere Mann sorgt für einige tiefgründige Gesprächsszenen, die mir sehr gut gefallen haben.
Das Buch ist nicht unbedingt ein Pageturner, zu dem man immer wieder greifen will, entfaltet dafür aber seine Stäre in den leisen Tönen. Die Entwicklungen und Gefühle werden zu keinem Zeitpunkt überstürzt, sondern nachvollziehbar in ihrem eigenen Tempo erzählt. Schade ist nur, dass besondere Schlüsselmomente oft nicht auserzählt oder nur rückblickend beschrieben werden (ein Beispiel, das noch nicht zu viel verrät: Kates Reaktion auf das Buchangebot wird ausgelassen).

Neben der Haupthandlung um das Kennenlernen und Zusammenarbeiten von Colton und Kate gibt es noch viele weitere Stränge rund um Kates Familie, Coltons Vergangenheit und Bewohner von Maple Valley. Mitunter hätte die Autorin hier vielleicht etwas weniger in die Breite und dafür mehr in die Tiefe gehen können. Einzelne Ereignisse hielten den Fluss des Geschehens eher auf und vermitteln den Eindruck, dass etwas zu gewollt versucht wurde, möglichst viel passieren zu lassen. Kleinere Wendungen wirken dadurch ein wenig konstruiert. Auch das Ende wird so zu sehr in die Länge gezogen.
Obwohl man während des Lesens vielleicht die eine oder andere Vorahnung hat, hat sich in meinem Fall nicht jede davon bestätigt, und in einigen Punkten konnte mich das Buch überraschen.

Aufgrund der vielen weiteren Charaktere und ihrer teils angerissenen Geschichten ist zu vermuten, dass die Autorin weitere Bücher mit anderen Protagonisten plant. Ich bin gespannt, was sie als Nächstes schreiben wird!

(Für wen) Lohnt es sich?

Ich kann den Roman insgesamt jedem empfehlen, der es romantisch mag und zugunsten einer schönen Geschichte über kleine Längen und teils nicht in ihrem ganzen Potenzial perfekt umgesetzte Szenen hinwegsehen kann.
Das Buch ist durchaus tiefsinnig und insgesamt lohnenswert.

In einem Satz:

„Wieder zurück auf Anfang" ist trotz kleiner erzählerischer Schwachpunkte ein schöner und authentischer Liebesroman, in dem mit ruhigen Tönen die Themen Lebensträume, Selbstverwirklichung und Vertrauen verarbeitet werden.

Veröffentlicht am 29.10.2018

Künstlerisch, anspruchsvoll und alles andere als durchschnittlich

Meine beste Bitch
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Worum geht's?

Alle suchten nach Antworten, nach einer Richtung im Leben, um nicht zwischen durchsichtigen, aber undurchdringlichen Wänden, die sich aufeinander zubewegten, zerquetscht zu werden. Viele ...

Worum geht's?

Alle suchten nach Antworten, nach einer Richtung im Leben, um nicht zwischen durchsichtigen, aber undurchdringlichen Wänden, die sich aufeinander zubewegten, zerquetscht zu werden. Viele richtige Fragen blieben dabei auf der Strecke. (S. 353)

Durch ihre Freundschaft zu Nike verändert Fainas Leben sich durch und durch. Umso schwerer fällt es ihr zurückzubleiben und das letzte Schuljahr zu überstehen, als Nike ohne sie in die Welt hinauszieht, um zu studieren und ihr Glück zu finden.
Kaum hat sie das Abi endlich in der Tasche, bricht auch Faina auf: um dem jungen Künstler Julian nach Berlin zu folgen. Um frei, geliebt und alles andere als normal zu sein. Um das Leben zu feiern.
Doch dann ist es ausgerechnet Nike, die Fainas Welt ein weiteres Mal völlig auf den Kopf stellt - und diesmal nicht zum Guten.
Was mich neugierig gemacht hat:

Ich habe das Buch bereits in der Verlagsvorschau entdeckt und freue mich sehr, es hier auf dem Blog vorstellen zu dürfen!
Nach „Love Alice", das ich vor fünf Jahren (!) gelesen habe, war ich sehr gespannt auf das neue Werk der Autorin und wusste, es würde alles andere als ein Mainstream-Buch.
Wie es mir gefallen hat:

Ein Buch mit Anspruch, mit einem Erzählstil, der wie ein fruchtig-schweres Aroma die Seiten durchwirkt, mit künstlerischer Echtheit, einem hohen Maß an geradezu poetischer Skurrilität und den Irrungen und Wirrungen, wie das Leben sie schreibt.
„Meine beste Bitch" zu lesen, ist in jedem Fall ein besonderes Leseerlebnis, und meine Erwartung, etwas in jedem Sinne Außergewöhnliches präsentiert zu bekommen, hat sich absolut erfüllt. Obwohl es eine in manchen Zügen typische Geschichte unserer Zeit ist, bekommt sie ihre unverwechselbare Note.

Man muss sich auf Fainas Welt einlassen - oder besser gesagt: auf ihren Blick auf unsere Welt, ihr Suchen und Finden. Sie ist nicht unbedingt eine Person, in die man sich als Leser vollkommen einfühlen kann. Ein Stück weit bleibt ihre Gefühlswelt ein Rätsel, die meiste Zeit über wahrscheinlich sogar für sie selbst. Auch wenn ich mir manchmal verzweifelt einen direkteren Zugang zu ihr gewünscht habe, hat sie meine Neugier bis zum Schluss aufrechterhalten.
Auch Nike, Julian, seine Schwester, Fainas Freund Achim und interessante Nebencharaktere wie ihr Nachbar aus der Pizzeria sind vielschichtig und haben in der Gesamtkonstellation eine überzeugende Dynamik.

Die Geschichte bietet einen großen Facettenreichtum. Die Themen Identität, Freundschaft, Geltungsdrang, Lebenspläne, Sehnsucht nach Liebe und das Sich-Treiben-Lassen vieler junger Menschen werden genauso ausgelotet wie Fragen philosophischer Natur, vor allem rund um die Begriffe von Kunst und Normalität.

Das Lesegefühl lässt sich kaum beschreiben, es pendelt zwischen einer melancholischen Grundstimmung, Nachdenklichkeit, Fragezeichen und Hoffnungen. Man muss aushalten können, dass sich nicht alles klärt und man manchmal den Eindruck hat, einem könnte etwas Wesentliches entgehen.
Das Buch verlangt einem einiges an Eigenleistung ab - und das macht es auf einzigartige Weise faszinierend. Ich kann nicht behaupten, dass ich alles, was in dieser Geschichte mitschwang, in seiner Gänze erfasst habe; da waren immer diese Zwischentöne, die sich mehr erfühlen als benennen lassen. Vielleicht sind es gerade solche Zwischentöne, die Literatur über das Leben ausmachen.
(Für wen) Lohnt es sich?

Wer auf der Suche nach einem niveauvollen, besonderen Jugendbuch ist, sollte sich „Meine beste Bitch" näher ansehen. Obwohl sich schnell ein Lesefluss einstellt, ist es keine leichte Kost und bietet viel Raum zwischen den Zeilen. Für Leser, die gern alle Details in Beschreibungen und Erklärungen bekommen, eignet es sich daher eher nicht.
Ich würde es ab 16 Jahren empfehlen - für alle, die sich über die Unterhaltung hinaus noch eine tiefere Ebene erhoffen.
In einem Satz:

„Meine beste Bitch" ist anspruchsvolle Coming-of-Age-Literatur, die durch die Art, sich vom Gewohnten abzuheben, ihren ganz eigenen Reiz entwickelt.