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Veröffentlicht am 12.10.2022

Mehr als wahrscheinlich ein neues Lieblingsbuch!

Mehr als wahrscheinlich
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Dieses Buch hatte mich schon von der Widmung an. Der Prolog eröffnete die eigentliche Geschichte mit einem eindrucksvollen Tusch, und ab da war das Lesen für mich ein einziges Mitfiebern, Indiziensammeln, ...

Dieses Buch hatte mich schon von der Widmung an. Der Prolog eröffnete die eigentliche Geschichte mit einem eindrucksvollen Tusch, und ab da war das Lesen für mich ein einziges Mitfiebern, Indiziensammeln, Theorienspinnen, aber auch einfach Begleiten vier besonderer junger Frauen, die doch alle gewissermaßen so sind wie du und ich.

Die Geschichte wechselt personal zwischen CJ, Jordan, Ava und Martha. Obwohl die Protagonistinnen alle sehr gut ausgearbeitet sind und ihre jeweils eigenen Konflikte mitbringen, brauchte ich am Anfang eine Weile, um sie auseinanderhalten und den Damen auf dem Cover zuordnen zu können. Je mehr Zeit ich mit jeder Einzelnen verbracht habe, desto mehr bin ich jedoch ihrer Unverwechselbarkeit auf die Spur gekommen.

Sarah Watson beweist hier auch im Literarischen, dass sie eine meisterhafte Geschichtenerzählerin ist. Mit immer neuen Täuschungsmanövern lenkt sie den Verdacht der Leser*innen von einer Kandidatin zur anderen, sodass die, auf die am Ende wortwörtlich die Wahl fällt, zwar wahrscheinlich auf der Verdächtigenliste war, aber nicht die sichere und einzig mögliche Option.

Die Autorin bringt eine Vielzahl von Themen ein, die junge Menschen bewegen, ohne sie zu zerreden oder die Story damit zu überladen. Es geht um Identität, Familienhintergründe und -beziehungen, politisches und soziales Engagement, Vorurteile (und das jeder sie hat), Zukunftsängste, Uni-/Berufswahl, Leistungsdruck, Depression, Kunst, Adoption, Journalismus, Selbstbewusstsein, Freundschaft und das Über-Sich-Hinauswachsen.
Der Zusammenhalt der Mädchen ist greifbar, gerade dadurch, dass er manchmal auch auf die Probe gestellt wird (durch Neid, Chancenungleichheit, psychische Probleme, scheiternde Pläne, ...). Jede von ihnen lernt in Verlauf der Geschichte ganz viel übers Leben, andere Menschen und vor allem sich selbst, und das berührt und regt zum Nachdenken an.

Richtig spannend wird es nicht nur, was das Rätsel um die spätere Präsidentin angeht, sondern auch, als die Zu- und Absagen der Unis eintrudeln und sich der weitere Weg der vier jungen Frauen entscheidet. Auch eine Personensuche und dezente Liebesverwicklungen sorgen für Abwechslung, und man mutmaßt immer wieder über den Präsidentengatten, der im Prolog bereits vorkommt.
Der Epilog ist – zwischenzeitlich habe ich mich echt gefragt, wie Sarah Watson das hinbiegen will – das perfekte Ende: rührend, aber nicht kitschig, alle wesentlichen Fragen beantwortend und einen Blick in die Zukunft erlaubend, aber offen genug, um der eigenen Vorstellungskraft Raum zu geben.

Toll ist auch, wie der Titel in die Geschichte eingebaut ist – ein zu hundert Prozent passender Aufhänger! Aber mehr verrate ich dazu an dieser Stelle nicht.

Alles in allem ein wirklich spannendes, abwechslungs- und ereignisreiches Buch, das unterhält, ermutigt und einen zum Lächeln bringt.

In einem Satz:

„Mehr als wahrscheinlich" ist ein wunderschönes, raffiniertes Buch über vier starke junge Frauen, die gemeinsam und jede für sich ihren Weg gehen – und eine von ihnen führt der ins Weiße Haus.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.10.2022

Ein Jahr lang das Leben erkunden

Ganz. Schön. Lebendig.
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Was für ein wert- und stilvolles Buch! Die farbige Innengestaltung mit den Fotos und vielen Elementen zum Ankreuzen, Einordnen und Notieren ist hier wirklich mit viel Liebe zusammengestellt worden, und ...

Was für ein wert- und stilvolles Buch! Die farbige Innengestaltung mit den Fotos und vielen Elementen zum Ankreuzen, Einordnen und Notieren ist hier wirklich mit viel Liebe zusammengestellt worden, und nach den ersten Hemmungen macht es richtig Freude, seine Gedanken handschriftlich darin festzuhalten. Schön ist dabei auch, dass genug Platz ist, um das Buch ggf. mehrfach durchzuarbeiten und die Entwicklungen in den eigenen Notizen mitzuverfolgen.

Ein Jahr lang will „Ganz. Schön. Lebendig" seine Leserinnen begleiten. Die fünf zentralen Themenbereiche – Mein Körper + ich, Gemeinde + Glaube, Mein Alltag, Beziehungen, Berufung – werden im Abstand von vier Monaten jeweils einmal wiederholt. So lassen sich Veränderungen in der jeweiligen Kategorie beobachten.
Umrahmt werden diese Blöcke von einem Einleitungsteil (für den ersten Monat: allgemeine Bestandsaufnahme über das eigene Leben) und einem abschließenden Rück- und vor allem Ausblick (für den zwölften Monat).
Die Aufteilung ist gut durchdacht; allerdings hat sie zwangsläufig zur Folge, dass man sich auch ausgiebig mit Dingen auseinandersetzt, die einen eigentlich (zurzeit) gar nicht wirklich beschäftigen und so z. B. Menschen, die sich mit ihrem Körper (meistens) völlig wohlfühlen, aktuell nicht in einer Gemeinde aktiv sind etc. bei einigen Monaten ein wenig außen vor sind.
Außerdem kann es frustrieren, wenn sich binnen der Monate, die zwischen der Themenwiederholung liegen, nichts oder nicht viel getan hat.

Das Buch ist in mehr als einer Hinsicht intensiv. Man sollte wirklich bereit sein, sich die notwendige Zeit dafür zu nehmen und mit sich selbst schonungslos ehrlich zu sein, wenn man es durcharbeitet. Vieles kann herausfordern, da die Fragen natürlich sehr persönlich sind und oft mit starken Emotionen verbunden. Doch wenn man sich darauf einlässt, kann man viel über sich selbst lernen und dabei vielleicht auch einige Überraschungen erleben sowie Wachstumspotenziale erkennen.

Während die Übungen unterschiedlich gut zu mir „gepasst" haben, waren es besonders die kleinen Impulstexte, die mir sehr zugesagt und mich inspiriert haben. Hier gibt es neue Blickwinkel zu entdecken und Mutmachendes mitzunehmen.
Insgesamt bietet das Buch eine sehr gute Möglichkeit festzustellen, wo man gerade steht: wo persönliche Baustellen liegen, aber auch, wo man ganz viel Grund zu danken hat.

In einem Satz:

Mit „Ganz. Schön. Lebendig" haben Elena Schulte und Stennie einen ganz besonderen Lebens- und Persönlichkeits-Arbeitskasten geschaffen, den ich jeder Frau empfehlen kann, die gern einen reflektierten Blick auf sich und ihre Welt werfen möchte.

  • Einzelne Kategorien
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Veröffentlicht am 10.09.2022

Nicht Mädchen oder Junge, sondern einfach Kind sein

Seeräubermädchen und Prinzessinnenjunge
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Das Buch hat mich damit überzeugt, dass es Vielfalt auf eine ganz selbstverständliche Ebene hebt und sich auf spielerische und farbenfrohe Art gegen Schubladendenken wehrt, ohne moralisierend zu werden.
Mara ...

Das Buch hat mich damit überzeugt, dass es Vielfalt auf eine ganz selbstverständliche Ebene hebt und sich auf spielerische und farbenfrohe Art gegen Schubladendenken wehrt, ohne moralisierend zu werden.
Mara ist ein Seeräubermädchen und Milo ein Prinzessinnenjunge – und das ist alles. Es ist, wie sie sind und sein möchten. Niemand stellt die Frage, ob Mara lieber ein Junge oder Milo lieber ein Mädchen wäre, denn darum geht es gar nicht. Jedes Kind darf die Dinge lieben, die es eben liebt. Das biologische oder soziale Geschlecht ändert daran nichts, und mehr noch: hat sehr oft nicht mal etwas damit zu tun. Das alte Blau-Rosa-Denken ist Prägung (auch, dass diese sehr stark ist, schwingt mit, denn besonders Milo hat es mit Gleichaltrigen, die dieser Prägung entsprechen, nicht leicht, wie aber mehr nebenbei angedeutet wird).

Schön finde ich auch, dass die Story nicht bei Mara ist so und Milo ist so stehen bleibt, sondern sich auf die Freundschaft der beiden, die ideenreichen und detailverliebten Spiele und die Entfremdung während Maras Zeit am Meer konzentriert. Trotzdem hätte noch etwas mehr Tempo in die Handlung kommen dürfen; es wird gerade anfangs vor allem beschrieben, wie die Kinder ticken und was sie alles gern mögen. Außerdem bleibt unverständlich, warum Maras Vater und Milos Eltern einander beim Wiedersehen nach dem zweiwöchigen Urlaub ebenfalls distanziert begegnen, statt sich ganz normal zu verhalten und es damit auch den Kindern leichter zu machen.

Die Illustrationen von Lena Hesse sind wirklich toll und die Farbgebung spiegelt die Identitäten der Kinder und die Stimmungswechsel in der Geschichte gut wider.

Das Buch gehört inhaltlich und insbesondere auch sprachlich sicher zu den anspruchsvolleren Bilderbüchern und die Altersempfehlung ab 5 Jahren halte ich für das Minimum. Grundschulkinder können vermutlich mehr damit anfangen.

In einem Satz:

„Seeräubermädchen und Prinzessinnenjunge" ist ein Buch mit einer längst überfälligen Herangehensweise an Rollenklischees im Kinderzimmer und erzählt herzerwärmend von der Fantasie und den starken Bindungen, die die Kindheit reich machen.

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Veröffentlicht am 03.09.2022

Süße, kreative Adaption einer wahren Begebenheit

Pinguine in der Sushi-Bar
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Ich esse zwar kein Sushi – aber ich liebe Pinguine! Daher habe ich mich sehr gefreut, als dieses Buch über eine Verlosungsaktion den Weg zu mir gefunden hat.

Inspiriert wurde die Geschichte von einer ...

Ich esse zwar kein Sushi – aber ich liebe Pinguine! Daher habe ich mich sehr gefreut, als dieses Buch über eine Verlosungsaktion den Weg zu mir gefunden hat.

Inspiriert wurde die Geschichte von einer wahren Begebenheit in Neuseeland, die sich im Jahr 2019 ereignet hat. Eine Zeitungsmeldung hierzu befindet sich auch hinten im Buch.
Unser Papa-Pinguin im Buch trägt daher auch den Namen Wellington (= die Hauptstadt Neuseelands).

Autorin und Illustratorin bleiben der realen Ausgangslage treu, spinnen sie aber weiter: Anstatt dass das Pinguinpärchen umgesiedelt wird, brütet es gemeinsam sein Ei aus und darf bleiben. Schließlich übernimmt die junge Familie sogar die Sushi-Bar und macht daraus einen beliebten Treffpunkt, an dem die Freude herrscht und man sogar auf dem Sushi-Band Karussell fahren kann.

Es ist vor allem eine witzige und niedliche Geschichte, doch ganz nebenbei fließen auch wertvolle Botschaften mit ein: dass es auch oder gerade wenn ganz unterschiedliche Menschen zusammenkommen (hier dargestellt durch verschiedene Pinguin- und andere Tierarten; am Schluss „adoptieren" Wellington und Geraldine sogar noch ein Kiwi-Kind), ein wunderbares Miteinander geben kann. Dass zunächst fremde Orte zum sicheren Hafen und zum Zuhause werden können. Dass Familie und Freundschaften Räume schaffen.

In einem Satz:

„Pinguine in der Sushi-Bar" ist die süße, kreative Adaption einer wahren Begebenheit und sehr liebevoll erzählt sowie illustriert.

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Veröffentlicht am 20.08.2022

Aus dem Herzen ins Herz, aus dem Herzen zu Gott

herzgeborenes
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Sehr handlich kommt dieses Gebetsbuch daher – und schönerweise mit einem Lesebändchen.
Im Innenteil finden sich, nach einem Vorwort mit guten Gedanken zum Beten, über 100 Texte, die am Ende auch noch einmal ...

Sehr handlich kommt dieses Gebetsbuch daher – und schönerweise mit einem Lesebändchen.
Im Innenteil finden sich, nach einem Vorwort mit guten Gedanken zum Beten, über 100 Texte, die am Ende auch noch einmal in einer Übersicht aufgelistet sind. Jeder davon füllt maximal eine Seite und ist in Versform und komplett in Kleinbuchstaben gesetzt.

Die Art der Gebete ist sehr vielfältig. Bei manchen handelt es sich um meditative Gedanken zu den großen Fragen des eigenen Lebens und zum Zustand der Welt; daneben gibt es Bitten zu bestimmten Anlässen oder Themen (z.B. Erwachsenwerden der eigenen Kinder; Sterbefälle; Fastnacht; Kindstod, ...); andere sind vom Aufbau her vertrauten Segensworten nachempfunden; wieder andere klassisch als Zwiesprache zwischen Beter und Gott angelegt.

Die Texte laden nicht nur zum Beten ein, sondern auch zum Weitergraben in Fragen und Ideen, und das gefällt mir sehr gut. Für mich persönlich hätten es insgesamt allerdings gerne mehr von den weniger direkt an ganz bestimmte Lebensereignisse und -phasen gebundenen Worten sein dürfen, die man z. B. gut zur Ermutigung in Karten für liebe Menschen schreiben kann. In vielen Fällen überwiegt ein eher trauriger Grundton.

Ich werde das Büchlein sicher nicht zum letzten Mal in der Hand gehabt haben. Vieles lohnt sich, mehrfach zu lesen, in verschiedenen Situationen unterschiedlich auf sich wirken zu lassen und/oder anderen weiterzugeben ...

In einem Satz:

„herzgeborenes" ist eine Gedankensammlung des Autors, die wortwörtlich aus seinem Herzen geboren zu sein scheint und zum Nachdenken und Selberbeten anregt.

4,5 Sterne