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Veröffentlicht am 01.05.2024

Blau wie das Meer

Die Liebe der Lady River
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„Sie roch nach Minze und Meer und sah in ihrem dunkelblauen Kleid und mit den geflochtenen Haaren aus wie das Wasser, wie die Wellen, wie der Wind.“

„Die Liebe der Lady River“ ist der zweite Band der ...

„Sie roch nach Minze und Meer und sah in ihrem dunkelblauen Kleid und mit den geflochtenen Haaren aus wie das Wasser, wie die Wellen, wie der Wind.“

„Die Liebe der Lady River“ ist der zweite Band der Celtic-Dreams-Reihe von Kristin MacIver. Der Roman erschien im Mai 2024 im Droemer Knaur Verlag und ist unabhängig lesbar.
Schottland, 1486. River ist die zweitälteste Tochter des MacKay-Clans und ihr größter Traum ist es, einmal nach Brügge zu reisen. Die Hochzeit mit einem Fremden, dem Clanführer Morgan Sutherland, schreckt sie daher nicht ab. Morgan ist nämlich Kaufmann und Seefahrer, sodass River hofft, mit ihm nach Brügge fahren zu können.
Als die beiden sich dann aber kennenlernen, signalisiert Morgan zwar deutlich, dass er River heiraten möchte, ist ihr gegenüber aber abweisend und unfreundlich. Für River beginnt also ein Kampf um ihre Ehe, bei dem viele Hindernisse zu überwinden sind…

Der Roman von Kristin MacIver ist ein historischer Liebesroman, der im malerischen Schottland spielt. River ist eine fröhliche und freundliche junge Frau, die schon immer von der Handelsstadt Brügge geträumt hat. Fortwährend lässt sie sich die Stadt von ihrem Hauslehrer Jan beschreiben und die Hochzeit mit Morgan scheint sie endlich ein Stück dichter an die Traumstadt zu bringen. Obwohl River schon lange von ihrem Hauslehrer unterrichtet wird, gelingt es ihr kaum, korrekt zu schreiben. Offenbar hat sie eine Rechtschreibschwäche, wodurch sie immer wieder große Selbstzweifel überkommen - nichtmal den Namen ihres zukünftigen Ehemanns kann sie richtig schreiben...
Morgan hat vor Kurzem seine erste Ehefrau verloren und kämpft noch immer mit dem Schmerz über ihren Verlust. Dennoch will er River ehelichen, immerhin war dies der letzte Wunsch seiner Frau und sein Sohn benötigt dringend eine Ersatzmutter. Vollkommen sicher ist er mit der Entscheidung jedoch nicht und obwohl er River durchaus anziehend findend, stößt er sie immer wieder von sich.
Die Beziehung von Morgan und River steht insgesamt unter keinem guten Stern. Eigentlich freut sich nur River richtig auf die Hochzeit, ihre Familie ist zwiegespalten angesichts Rivers Ehemann und auch Morgan sowie seine engsten Vertrauten sind eher skeptisch. River tat mir dabei an vielen Stellen der Geschichte leid. Sie kämpft sehr für ihre Ehe und versucht alles, um Morgan von sich zu überzeugen. Dabei wird ihr ständig unterstellt, böse Absichten zu hegen und tatsächlich geschehen Dinge, die mysteriös wirken.
Morgan und River sind im Grunde wie zwei Magneten, die immer wieder aufeinander zu gehen, dann aber wieder abgestoßen werden. Gepflastert ist ihr Weg mit Missverständnissen und Intrigen, durch welche eine große Spannung im Roman entsteht. Lange war mir nicht klar, wer ein falsches Spiel mit den beiden spielt und hatte auch tatsächlich die falschen Personen in Verdacht…
Die Nebenfiguren im Roman konnten mich nämlich diesmal gar nicht erreichen, ich mochte niemanden! Nicht Jan, nicht Rivers beste Freundin Isla, nicht Hewie, den Freund von Morgan und auch mit Niamh, Morgans Schwester und dessen Mann Logan habe ich mich schwergetan.So fiel es mir sehr leicht, jeden von ihnen zu verdächtigen. Lediglich Morgans Sohn habe ich sehr in mein Herz geschlossen. Es war schön, wie schnell er und River einen Zugang zueinander fanden und wie er Vertrauen zu der eigentlich Fremden fasst.
Kristin MacIver verwebt also die Liebesgeschichte sehr geschickt mit einem Geheimnis, durch das keine Romanseite langweilig wird. An manchen Stellen war mir das ständige hin und her von Morgan und River aber etwas zu viel, wohl auch, weil ich Morgans Haltung nur bedingt verstehen konnte. Ich hätte mir ein wenig mehr Einblicke in seine Gefühlswelt und ein bisschen mehr eigene Meinung von ihm gewünscht. Zwischendurch wirkte er auf mich nämlich eher wie ein Spielball, als wie ein Clanführer.
Auffällig war erneut, wie modern die Figuren und ihre Ansichten gestaltet waren. Für ein Schottland im Jahr 1486 sind die Handlungen doch sehr wenig konservativ und eher tolerant weltoffen. Wie schon in Band 1 der Reihe entsteht dadurch eine insgesamt entspannte Atmosphäre, für mich ist aber eher nicht vorstellbar, dass die Menschen damals tatsächlich so gehandelt oder gedacht haben.
So oder so habe ich Morgans und Rivers Geschichte aber sehr gern gelesen. Hauptsächlich überzeugt hat mich die spannende und mitreißende Schreibweise sowie die Spannung insgesamt, die den Liebesroman von vergleichbaren Geschichten abhebt. Gefallen hat mir auch Rivers Entwicklung. Zunächst ist sie sehr unsicher und versucht irgendwie zu Morgan durchzudringen, später handelt sie dann aber sehr entschlossen und durchsetzungsstark.
Im Roman bekommt außerdem Leaf, die Protagonistin des nächsten Bandes, schon eine etwas größere Rolle. Leaf gefällt mir dabei bisher unglaublich gut und ich freue mich wahnsinnig auf ihre Geschichte!

Mein Fazit: Auch der zweite Band der Celtic-Dreams-Reihe von Kristin MacIver konnte mich also fesseln und mitreißen. Ich habe die Geschichte von River und Morgan sehr gerne gelesen und bin nur so durch die Seiten geflogen! Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung und 5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 01.04.2024

Reisen mit Hund

Deutschland mit Hund
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„Doch Urlaub mit Hund braucht ein wenig Planung, damit die Reise nicht in Stress ausartet.“

„Deutschland mit Hund“ ist ein Reiseführer für Menschen und ihre Vierbeiner von Julia Schattauer. Er erschien ...

„Doch Urlaub mit Hund braucht ein wenig Planung, damit die Reise nicht in Stress ausartet.“

„Deutschland mit Hund“ ist ein Reiseführer für Menschen und ihre Vierbeiner von Julia Schattauer. Er erschien im Juni 2023 im Bruckmann Verlag.

…welcher Hundehalter kennt es nicht? Endlich Urlaubszeit, doch welches Ziel soll man ansteuern, wenn der liebe Vierbeiner mitkommen soll? Welche Urlaubsorte eignen sich, wo soll man übernachten, was kann unternehmen…?
Fragen über Fragen, die nicht immer einfach zu beantworten sind und definitiv Vorausplanung erfordern. Der Reiseführer aus dem Bruckmann Verlag beschäftigt sich mit genau diesen Fragen und hilft so bei der Reiseplanung ungemein.
Anders als bei anderen Reiseführer ist er dabei nicht kleinteilig in einzelne Orte aufgebaut, sondern gröber in Himmelsrichtungen unterteilt. Nach dieser Aufteilung geht es dann feiner um Regionen und Tipps, aber nicht im kleinsten Detail um Städte. Einen Gesamtüberblick über die beschriebenen Reiseziele gibt eine Übersichtskarte zum Buchanfang.
Mir hat diese Einteilung sehr gut gefallen, da man so einen wunderschönen Einblick in ganze Reiseregionen bekommt. Wenn man dann weiter ins Detail gehen möchte, kann man sich spezifischere Reiseführer anschauen, muss sich aber nicht sofort kleinteilig entscheiden und kann sich gröber orientieren und fokussieren.
Bei der Vorstellung der jeweiligen Regionen wird auf Hauptattraktionen gesetzt, dabei aber immer der Hund im Blick behalten. So gibt es zum Beispiel bei Schlössern Hinweise, ob Hunde erlaubt sind oder nicht und wenn ja, ob eventuell ein Maulkorb getragen werden muss oder Anbindemöglichkeiten vorhanden sind. Von entsprechenden Anbindemöglichkeiten halte ich aus diversen Gründen nichts, finde es aber gut, dass im Buch erwähnt werden.
Diese Anmerkungen gibt es auch in Bezug auf Seilbahnen oder Brücken. Der Besuch der Hängebrücke im Harz ist etwa nur bedingt angeraten, da diese aus einem Gitterrost besteht und Hunde auf diesem schlecht laufen können. Diese Betrachtungen haben mir sehr gefallen, denn sie zeigen, dass viel über den treuen Begleiter nachgedacht wurde und helfen sehr!
Gewisse Unternehmungen können so direkt aus der Planung gestrichen, bewusst eingeschlossen oder ohne Hund geplant werden.
Die Unternehmungstipps sind dabei insgesamt vielfältig und umfassen sowohl Wanderungen als auch Städte- oder Museumstipps.
Die unglaublich schönen Bilder laden auf jeder Seite zum sofortigen Reiseantritt ein und machen gemeinsam mit den Beschreibungen wirklich Lust auf das Erkunden Deutschlands.
Auf der Strecke bleiben dabei auch diverse Übernachtungsempfehlungen nicht und sowohl Hotel als auch Campingplätze sind bedacht worden. Außerdem werden auch einige ungewöhnliche Schlafmöglichkeiten genannt, die den Hund nicht ausschließen.
Abgerundet wird der Reiseführer durch allgemeine praktische Tipps fürs Reisen mit Hund - zum Beispiel „Autofahren mit Hund“ oder „die schönsten Hundestrände“. Diese befinden sich immer wieder zwischendurch als „Gut zu Wissen“-Parts. Die allgemeinen Hinweise gefallen mir an sich sehr gut, die Anordnung im Buch dagegen gefiel mir weniger. So sind in diesen Parts auch Tipps für Campingplätze oder Skiferien, welche dann aber nicht in die jeweilige Region passen, die eigentlich grade im Fokus steht. Mich hat die Anordnung dieser Tipps daher etwas irritiert und ich hätte sie mir eher zwischen den einzelnen Regionen oder eben passend zu den Regionen gewünscht.
Darüber hinaus habe ich am Reiseführer aber absolut nichts auszusetzen und kann ihn wirklich von ganzem Herzen empfehlen. Einige der genannten Orte habe ich schon selber besucht und weitere werden nach der tollen Beschreibung mit Sicherheit folgen!

Mein Fazit: „Deutschland mit Hund“ ist ein sehr gelungener Reiseführer, der einem einen schönen Überblick für die Reise mit Hund verschafft und dabei so manchen Geheimtipp bereithält. Er überzeugt durch die Hundeliebe, die aus jeder Zeile herausspricht und durch Hinweise, die deutlich machen, dass die Autorin sich wirklich Gedanken gemacht und umsichtig recherchiert hat. Von mir gibt es daher 4,5 von 5 Sternen und eine klare Empfehlung!

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Veröffentlicht am 20.03.2024

Lebensweg

Du, ich und das glitzernde Meer
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„Ich persönlich glaube, das Leben ist dafür da, um gelebt zu werden, auch wenn es wehtut.“


„Du, Ich und das glitzernde Meer“ ist der erste Band der „Liebe auf Rhodos“-Buchreihe von Lotte Römer. Er erschien ...

„Ich persönlich glaube, das Leben ist dafür da, um gelebt zu werden, auch wenn es wehtut.“


„Du, Ich und das glitzernde Meer“ ist der erste Band der „Liebe auf Rhodos“-Buchreihe von Lotte Römer. Er erschien im Januar 2024 im Montlake Verlag und ist unabhängig lesbar.
Nele ist Single, wünscht sich aber von ganzem Herzen ein Kind. Aus diesem Grund entschließt sie sich für eine Samenspende. Nach der künstlichen Befruchtung reist sie mit ihrem Bruder Marcos nach Rhodos, um dort die Seele baumeln zu lassen und auf das Ergebnis der Befruchtung zu warten. Auf der wunderschönen Insel lernt sie dann aber auch den Animateur Rio kennen, der ihr Herz ungeahnt höher schlagen lässt…

Die Protagonisten im neuen Roman von Lotte Römer sind bereits Ende 30 und haben in ihrem Leben schon einiges hinter sich. Nele ist dabei zufrieden mit sich, wünscht sich jedoch sehnlichst ein Kind. Sie befürchtet, dass es zu spät sein könnte, sollte sie irgendwann noch einen passenden Mann kennenlernen und entscheidet sich so für eine künstliche Befruchtung. Obwohl sie dabei in ihrem Umfeld nicht nur auf positive Resonanz trifft, ist sie fest entschlossen und zählt auf die Unterstützung ihres Bruders sowie ihrer besten Freundin. Sie ist eine fröhliche und herzliche Person, die offen auf Menschen zugeht.
Mit dieser Art nimmt sie auch Rio, den Animateur im Hotel, schnell für sich ein. Er selbst flieht seit einigen Jahren vor seinem Leben und hat auf Rhodos einen Weg gefunden, seine Vergangenheit zu verdrängen. Lockere Urlaubsflirts sind für ihn keine Seltenheit, doch Nele ist irgendwie anders. Schnell merkt Rio, dass Nele mehr für ihn bedeutet, doch obwohl zwischen ihnen alles gut zu laufen scheint, wendet sie sich plötzlich von ihm ab…
Der Roman ist aus wechselnder Erzählperspektive von Rio und Nele geschrieben, sodass Gefühle, Gedanken und Emotionen deutlich und gut transportiert werden. Die Annäherung der beiden ist authentisch und liebevoll gestaltet. Die wunderschöne Inselkulisse gibt der Handlung dazu eine gewisse Leichtigkeit und Romantik.
Obwohl ich mich mit Nele nicht vollständig identifizieren kann, finde ich den Kinderwunsch einer alleinstehenden Frau ein sehr gutes Romanthema. Bisher ist mir hierzu keine Geschichte untergekommen, ich denke aber, dass dieser Wunsch normalisiert und enttabuisiert gehört. Daher finde ich den Roman mit seinen Konflikten sehr wichtig und auch wenn final alles in einem Happy End abschließt, sind die aufgebauten Konflikte authentisch, brillant gewählt und umgesetzt.
Gefallen hat mir auch Neles Bruder Marco, der ein weiteres wichtiges Thema in den Roman hineinbringt. Auch dieser Nebenkonflikt ist meines Erachtens gut dargestellt und umgesetzt.
Eingearbeitet werden natürlich auch typische Liebesromankonflikte und Missverständnisse, bei denen man oft nur den Kopf schütteln kann. Nichtsdestotrotz hebt sich Lotte Römers Roman für mich aber vom typischen Liebesroman ab, da das Setting und der Hauptkonflikt ungewöhnlich gewählt sind. Mir gefällt, dass Nele nicht den perfekten Mann für eine Familie sucht, sondern selbstständig ihr Glück sucht. Die damit verbundenen Schwierigkeiten und Zweifel werden gut eingearbeitet und umgesetzt.
Der Schreibstil ist durchgehend leicht und unkompliziert. An manchen Stellen hat mich die gewählt Umgangssprache etwas irritiert, aber im gesamten Lesefluss nicht gestört.

Mein Fazit: „Du, Ich und das glitzernde Meer“ ist ein ungewöhnlicher Liebesroman mit einem gut gewählten Thema. Ich habe ihn sehr gerne gelesen, konnte mich aber nicht vollständig mit den Figuren identifizieren und wurde daher nicht vollkommen „von den Socken gerissen“. Es gibt aber klare 4 von 5 Sternen für den Roman und eine Leseempfehlung, wenn ihr auf der Suche nach älteren Protagonisten und einer außergewöhnlichen Handlung seid.

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Veröffentlicht am 17.03.2024

Fliegen

Himmelsstürmerinnen - Wir greifen nach den Sternen
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„Sie haben uns glauben lassen, wir könnten etwas erreichen, studieren, etwas verändern, obwohl wir Frauen sind. Aber so ist es nicht.“

„Himmelsstürmerinnen - Wir greifen nach den Sternen“ ist der erste ...

„Sie haben uns glauben lassen, wir könnten etwas erreichen, studieren, etwas verändern, obwohl wir Frauen sind. Aber so ist es nicht.“

„Himmelsstürmerinnen - Wir greifen nach den Sternen“ ist der erste Band der „Himmelsstürmerinnen-Saga“ von Sarah Lark. Er erschien im Januar 2024 im Bastei Lübbe Verlag.
Schottland, 1873: Die drei Cousinen Ailis, Donella und Haily sind Töchter eines schottischen Clans, der Familientraditionen ehrt. Während also Ailis Familie auf einen männlichen Nachkommen hofft, streben die anderen Familien den Clantitel an. Die drei Cousinen jedoch, die später gemeinsam mit Emily, Hailys Kindergefährtin, auf ein Mädcheninternat geschickt werden, haben im Leben andere Ziele als Heiraten. Verbunden werden gerade Ailis, Donella und Emily durch das gemeinsame technische Interesse. Haily ist eher die Außenseiterin mit künstlerischem Ehrgeiz. Obwohl es zunächst so aussieht, als würde das Schicksal die jungen Frauen in alle Himmelsrichtungen verschlagen, bleiben sie schließlich doch aneinander gebunden…

Zunächst einmal muss ich eine Content Note zum Roman anbringen, es kommt zu Gewalt und zum Tod von Tieren. Passt also auf, wenn ihr darüber nicht lesen mögt!

Der neue Roman von Sarah Lark war für mich als treue Leserin natürlich ein Muss. Trotzdem habe ich mich am Romananfang sehr schwer getan, das Buch weiterzulesen. Aufgrund der vier Protagonistinnen dauert die Einführung in die Haupthandlung sehr lange und ist zudem ein wenig kompliziert durch die vielen verschiedenen Figuren. Zusätzlich ist der Schreibstil zu Beginn eher sachlich und Emotionen werden noch nicht gut transportiert. Schließlich kommt es noch zum gewaltsamen Tod und zuvor schon zu Quälerei an Tieren, wodurch ich mich zusätzlich sehr schwer getan habe!
Glücklicherweise ist es aber so, dass die Geschichte spätestens nach dem ersten Drittel an Fahrt aufnimmt. Die Protagonistinnen sind zu diesem Zeitpunkt gut eingeführt und Sympathien und Antipathien klar. Zunächst begleitet man Ailis, welche sehr unvorhergesehen verheiratet wird und in die USA auswandert. Auch die anderen Cousinen verlassen schließlich Schottland und im Laufe der Zeit greift jede auf ihre Weise nach den Sternen.
Während Ailis sich dabei tatsächlich der Astronomie widmet, beschäftigt sich Donella mit dem Fliegen und Haily entdeckt die Theaterbühnen für sich. Auch Emily bricht schließlich ihre Ketten, worüber ich mich wohl am meisten gefreut habe. Ihre Entwicklung ist für mich daher auch am beachtlichsten, denn sie wirkte zunächst eher wie eine graue und stille Maus, die ihre Wünsche niemals durchsetzen wird. Schließlich beweist sie aber allen das Gegenteil und widmet sich der Zoologie und Psychologie.
Der Roman endet dann mit einem großen Knall, den ich so absolut nicht erwartet hätte. Typisch Sarah Lark wird also am Ende abgerechnet und obwohl ich doch überrascht war, war ich nicht unbedingt traurig…
Der Schreibstil ist nach dem holperigen Anfang dann ebenfalls flüssig und mitreißend. Die personale Erzählperspektive wechselt zwischen den Cousinen und Emotionen werden gut transportiert.
Die Autorin greift in ihrem Roman verschiedenste historische und soziale Themen auf und bindet sie brillant in die Handlung ein. So stellt sie anhand der Protagonistinnen deutlich die Rolle der Frau zum Ende des 19. Jahrhunderts dar. Die Rolle als Ehefrau und Mutter war noch sehr etabliert, die jungen Frauen hatten kaum eine Chance aus diesem Konstrukt auszubrechen. Dennoch war Bildung auch für Frauen schon möglich und manche Universitäten ließen sogar schon ein Studium zu. Dennoch war es auch mit entsprechender Ausbildung schwer einen Beruf zu finden und auch noch gut bezahlt zu werden. Weiterhin bestanden große Vorbehalte den Frauen gegenüber, mit denen sich die Protagonistinnen auseinandersetzen müssen. Darüber hinaus geht es auch um Sklaverei und Rassismus in den Staaten sowie um Homosexualität und damalige gesellschaftliche Tabubrüche wie Abtreibung und ungewollte Schwangerschaft. Darüber hinaus werden auch technische Entwicklungen wie das Automobil und Luftschiffe beschrieben und wissenschaftliche Erkenntnisse in Bezug auf die Ornithologie und die Astronomie eingearbeitet. Historische Fakten werden dabei ebenfalls in die fiktive Handlung aufgenommen.
Was in der Tat sehr gewaltig und fast schon überladen klingt, ist allerdings mühelos in die Handlung eingeflochten und keinesfalls kompliziert lesbar. Der Roman lebt von seinen verschiedenen Handlungssträngen, die zunächst auseinander driften, schließlich aber wieder zusammenfließen.

Mein Fazit: Obwohl ich mich beim Lesen zunächst schwergetan habe, muss ich final sagen, dass Sarah Lark wieder ein großartiger historischer Roman gelungen ist. Der Auftakt ihrer neuen Familiensaga stellt starke und mutige Frauen am Ende des 19. Jahrhunderts dar und zeigt, welche Schwierigkeiten und Hindernisse es für sie gab. Nachdem ich mich in die Handlung eingefunden hatte, konnte ich den Roman kaum aus der Hand legen, weshalb ich 4,5 von 5 Sternen vergebe und eine klare Leseempfehlung ausspreche.

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Veröffentlicht am 03.03.2024

Scheidepunkt

Sturmjahre
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„Es ist nicht mehr das vergangene Jahrhundert, wir Frauen dürfen uns nicht für Geld verheiraten lassen. Wir sollten stattdessen allesamt wählen dürfen und studieren.“

„Die Melodie der Freiheit“ ist der ...

„Es ist nicht mehr das vergangene Jahrhundert, wir Frauen dürfen uns nicht für Geld verheiraten lassen. Wir sollten stattdessen allesamt wählen dürfen und studieren.“

„Die Melodie der Freiheit“ ist der dritte Band der historischen Romanreihe „Sturmjahre“ von Lia Scott. Er kann auch unabhängig von den anderen Teilen der Reihe gelesen werden. Erschienen ist der Roman im Februar 2024 im Fischerverlag.
Isabella ist recht behütet bei ihrer Familie aufgewachsen, doch als sie gezwungen werden soll einen englischen Viscount zu heiraten, ist für sie das Maß voll. Sie muss die Heirat verhindern und als letzter Ausweg bleibt ihr nur die Flucht. Dabei trifft sie auf Keillan, welcher ihr übereilt sein Ehrenwort zur Hilfe gibt. Gemeinsam müssen sie sich jetzt in Sicherheit bringen und stellen fest, dass sie einander gar nicht so uninteressant finden…

Isabella und Keillan - Feuer und Wasser. Ja, tatsächlich - unterschiedlicher können die beiden eigentlich kaum sein. Sie, theoretisch wohlerzogen und aus gutem Hause, wobei das eher relativ ist. So ist ihr Vater nämlich der Anführer der Edinburgher Lads, einer mächtigen Untergrundbande. Trotzdem lebt sie aber das gebildete Leben wohlhabender Leute und hatte eine brillante Schulbildung. Sie liest gern, ist politisch interessiert und gerade die Sufragettenbewegung liegt ihr am Herzen. Am liebsten würde sie studieren, doch das ist aufgrund ihres Familiennamens unmöglich. Sie ist temperamentvoll, klug und wissbegierig, eine Hochzeit ist für sie ausgeschlossen. Sie möchte kein klassisches Familienleben oder sich den Wünschen eines Mannes beugen. So bleibt ihr schließlich nur noch eine überstürzte Flucht, die sie auf den Hof von Keillans Familie bringt…
Keillan ist gerade aus dem Krieg zurückgekehrt und fragt sich, was er eigentlich mit seinem Leben anstellen möchte. Er ist ein überaus korrekter und geradliniger Mensch, die leicht kriminellen Machenschaften seiner Geschwister will er nicht unterstützen, die kriminellen Machenschaften von Isabellas Dad lehnt er ab. Was er aber stattdessen will, weiß er eigentlich auch nicht. Als Isabella plötzlich vor ihm steht und ihn um Hilfe anfleht, gebietet ihm sein Anstand, ihr diese zuzusagen. Die Konsequenzen sind ihm in diesem Moment nicht klar und als später feststellt, wem er seine Hilfe zugesagt hat, bereut er seine Entscheidung ganz sicher. Keillan aber steht zu seinem Wort und so beginnt für die beiden eine abenteuerliche Flucht. Auf dieser müssen sie sich als Ehepaar ausgeben und das enge Zusammenleben führt dazu, dass langsam Gefühle zwischen den beiden entstehen…
Ich habe mich schon auf den ersten Seiten wieder unglaublich gut in die Geschichte einfinden können. Dabei fiel es mir zunächst schwer, Isabella als Protagonistin zu mögen. Sie ist zwar klug und gebildet, gleichzeitig aber auch so realitätsfern und anstrengend. Arbeit ist für sie ein Fremdwort und das einfache Leben von Keillans Familie unvorstellbar. Im Laufe des Romans muss sie allerdings erkennen, dass einem im Leben nicht alles geschenkt wird. Sie entdeckt, dass körperliche Arbeit sogar Spaß machen kann und legt so eine enorme Entwicklung hin. Das unbedarfte und altkluge junge Mädchen vom Romananfang wird zu einer lebensfrohen und engagierten jungen Frau, die im Zweifel dort mit anpackt, wo es benötigt wird. Ich bewundere Isabellas Entschlossenheit und ihren Mut und habe sie letztlich sehr in mein Herz geschlossen.
Keillan ist insgesamt eher unscheinbar, dies passt aber vollständig zu seinem ruhigen und besonnenen Auftreten.
Von der Familie Dennon lesen wir in diesem Roman nicht allzu viel, da die Haupthandlung außerhalb von Foxgirth spielt. Nichtsdestotrotz gewinnt man einen guten Eindruck von den Protagonisten der vorherigen Bände und so manche Szene mit der untypischen Familie hat mich doch sehr zum Schmunzeln gebracht!
Langeweile kommt im gesamten Roman nicht auf, spannende und humorvolle sowie ernste, aber auch emotionale Szenen werden geschickt miteinander verwoben. Der Schreibstil von Lia Scott ist unglaublich gefühlvoll und schön, die Seiten fliegen nur so dahin. Für mich war der Handlungsverlauf zudem nicht wirklich vorhersehbar und auch, ob es wirklich ein Happy End geben würde, konnte ich kaum einschätzen.
Die historischen Hintergründe sind ebenfalls gut in die Handlung eingearbeitet, man bekommt einen weiteren Eindruck davon, wie schwer es die Menschen in dieser Zeit nach dem ersten Weltkrieg hatten. Dieser wird erneut durch einen entsprechend atmosphärischen Prolog verdeutlich.

Mein Fazit: Auch der dritte Band der Sturmjahre-Reihe war für mich ein absoluter Wohlfühlroman. Ich habe Keillans und Isabellas Geschichte sehr gerne gelesen und freue mich nun auf den nächsten Band der Reihe. Es gibt daher wieder 5 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung.

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