Profilbild von Lesefee2305

Lesefee2305

Lesejury Star
offline

Lesefee2305 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Lesefee2305 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.09.2024

Wildfang

Der Mut der Lady Leaf
0

„Hör niemals auf zu kämpfen, bevor du nicht gewonnen hast, Wildfang.“

„Der Mut der Lady Leaf“ ist der dritte Band der historischen „Celtic-Dreams-Reihe“ von Kristin MacIver. Er erschien im August 2024 ...

„Hör niemals auf zu kämpfen, bevor du nicht gewonnen hast, Wildfang.“

„Der Mut der Lady Leaf“ ist der dritte Band der historischen „Celtic-Dreams-Reihe“ von Kristin MacIver. Er erschien im August 2024 und ist unabhängig von den anderen Teilen lesbar.

Schottland, 1487: Leaf ist die drittälteste Tochter der MacKays. Obwohl sie als Tochter des Clanchefs eigentlich eine Art Vorbildfunktion hat, ist Leaf eher ein Wildfang, wie ihr Ziehbruder Artair immer sagt. Entgegen der gesellschaftlichen Konventionen sind ihr „weibliche“ Dinge wie sticken oder lesen zuwider. Viel lieber schlägt sie sich mit Artair durch die Natur, übt mit ihm das Kämpfen oder geht zur Jagd. Den Wunsch ihrer Schwestern nach einen Ehemann kann sie nicht nachvollziehen, denn alleine ist sie glücklich frei.
Plötzlich erreicht sie jedoch die Nachricht, dass ihr Vater sie mit Lennox, dem Sohn eines verfeindeten Clans, verheiraten möchte. Durch die Eheschließung soll der Konflikt zwischen den Clans geschlichtet werden. Leaf jedoch hält die Ehe für eine List und beginnt sich und die Dorfbewohner auf die Verteidigung des Clans vorzubereiten. Unerwartet in die Quere kommt ihr dabei der Schmied Grey. Er lässt ihr Herz auf seltsame Art höher schlagen und reizt sie bis zum Äußeren…

Leaf ist unkonventionell, wild und stark. Keinesfalls lässt sie sich die Butter vom Brot nehmen und anlegen sollte sich mit ihr niemand, sie ist eben ein echter Wildfang. Doch in der harten Schale steckt eine weiche Seele. Leaf ist sehr auf das Wohlergehen ihrer Familie und ihrer Mitmenschen bedacht und gerade ihren eigenen Clan möchte sie um jeden Preis schützen. Gleichzeitig kämpft sie gegen eine tiefsitzende Angst, die seit einem Unfall in ihrer Jugend besteht. Einen Mann braucht sie für ihr Glück nicht und schon gar nicht den eingebildeten Lennox Ross. Mit allen Mitteln versucht sie also, sich ihrem Vater zu widersetzen. Gleichzeitig bringen aber der Schmied Grey sowie Artair Leafs Gefühle durcheinander…
Mir hat Leaf als Protagonistin sehr gut gefallen. Sie ist eine liebenswerte und interessante Person und dabei sehr gut charakterisiert. Ihre Gefühle und Emotionen werden greifbar dargestellt. Mir gefällt, wie sie sich für die Dorfbewohner einsetzt und gerade die Trainingseinheiten mit den Frauen des Dorfes haben mich sehr zum Schmunzeln gebracht.
Auch die anderen Figuren sind authentisch beschrieben, sodass man recht Sympathien und Antipathien feststellen kann.
Die Handlung wird wechselnd aus der personalen Erzählperspektive von Leaf und Artair beschrieben, wobei ich sagen muss, dass Artair für mich ein wenig unnahbar bleibt. Gefallen hat er mir aber dennoch und auch seine persönliche Geschichte ist absolut spannend.
Den Schreibstil der Autorin mochte ich ebenfalls sehr. Er ist flüssig und mitreißend, wodurch man das Buch nur schwer beiseite legen kann. Hierzu trägt natürlich auch die Handlung selbst bei, denn sie ist absolut spannend und bringt so manchen unerwarteten Plottwist mit. Entsprechend war auch das Romanende für mich unvorhersehbar und ich kann sagen, das Lesen lohnt sich!
Der historische Kontext ist im Roman eher klein, die Liebesgeschichte sowie der Konflikt darum dominieren die Handlung, welche eben im 15. Jahrhundert spielt. Wie schon in den vorherigen Bänden empfinde ich dich die Figuren sowie ihre Denkweisen als recht modern, mag aber das Setting dennoch gern.

Mein Fazit: Ich mochte Leaf und ihre Geschichte sehr. Ich war schnell in der Geschichte drin und konnte mich beim Lesen meist gut in die Figuren hineinversetzen. Emotionen werden gut transportiert und tatsächlich hoffe ich, dass es eine Fortsetzung der Buchreihe geben wird. Schließlich gibt es weitere Kinder in der Familie MacKay und auch deren Geschichten möchte ich zu gerne lesen… Für „Der Mut der Lady Leaf“ gibt es von mir 5 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.09.2024

Schwarz und Weiß

Ex-Wife
0

„Eine Ex-Frau ist eine junge Frau, für die die Ewigkeit, die man sich bei der Trauung geschworen hat, auf drei, fünf oder acht Jahre zusammenschnurrt.“

„Ex Wife“ ist ein Roman von Ursula Parrott, übersetzt ...

„Eine Ex-Frau ist eine junge Frau, für die die Ewigkeit, die man sich bei der Trauung geschworen hat, auf drei, fünf oder acht Jahre zusammenschnurrt.“

„Ex Wife“ ist ein Roman von Ursula Parrott, übersetzt von Tilda Engel. Er erschien erstmals 1929 und wurde 2024 vom Fischerverlag neu aufgelegt.

Voran möchte ich eine Triggerwarnung stellen, denn Missbrauch wird im Roman mindestens angedeutet und auch Schwangerschaftsabbruch wird thematisiert.

Patricia ist 24 Jahre alt, als ihr Mann sie verlässt. Warum? Das wissen eigentlich beide nicht so genau. Daher ist Patricia auch überzeugt: Peter wird zu ihr zurückkommen. Sie muss nur durchhalten. Durchhalten als „Exfrau“ in der 20er Jahren? Gar nicht so unangenehm, wie es auf den ersten Blick scheint. New York ist bereit für ein neues Frauenbild und tatsächlich findet Patricia sich in ihrer neuen Rolle schnell zurecht. Sie arbeitet hart, verdient gut und kann sich plötzlich alles leisten, was zuvor nicht möglich war. Das New Yorker Nachtleben wird von ihr und ihrer Freundin Lucia entdeckt, Abenteuer werden erlebt und alles scheint prima.
Wenn nicht immer noch der Wunsch nach Peter da wäre, wenn nicht die misogynen Machtstrukturen weiter vorgeben würden, was Frauen dürfen und was nicht. Wenn ein „Nein“ akzeptiert würde und wenn nicht Patricia selbst davon überzeugt wäre, dass ihr recht freizügiges Leben für eine Frau nicht angemessen ist. Und trotzdem kämpft sie sich durch. Sie erkämpft sich einen Platz in der Gesellschaft, hat drei Freunde, einen Feind und einen Liebhaber…
Der Roman ist aus der Ich-Perspektive geschrieben und wechselt am Anfang zwischen Präsenz und Vergangenheit. Später wird er nur noch rückblickend aus der Ich-Perspektive erzählt. Der Schreibstil ist dabei eher ungewohnt und sperrig. Patricias Gedanken sind oft wirr und mir fiel es zum Teil schwer, ihre Gedankensprünge nachzuvollziehen. Auch wechseln die Zeiten, von denen sie erzählt ab und zu, womit ich ebenfalls nicht so gut zurechtgekommen bin. Insgesamt ist auch der Sprachstil in der wörtlichen Rede ungewohnt und fremd. Ich hatte oft das Gefühl, den Inhalt des Gesagten zwar zu verstehen, ihn aber eigentlich doch nicht zu verstehen. Vielleicht ist mir dadurch auch einiges an Kontext verloren gegangen.
Nichtsdestotrotz ist Ex Wife auf seine Art ein spannender Roman. Wir begleiten Patricia auf ihrem Weg von der frisch verlassenen Frau zu einer ingesamt unabhängigen jungen Frau, die ihr Leben lebt. Dabei wirkt sie auf mich aber nur in wenigen Momenten wirklich glücklich. Die restliche Zeit hofft sie, dass Peter zurückkommt oder verurteilt sich selber für ihren Lebensstil. Sie tut Dinge, weil sie nicht „nein“ sagen kann oder zu höflich ist, ihre eigenen Wünsche durchzusetzen.
Obwohl das Frauenbild in den 20er Jahren bereits im Wandel war und moderner wurde, beherrschten die klassischen Rollenbilder noch immer enorm die Gedanken und das Handeln der Menschen. Selbst Patricia und ihre Freundin Lucia, die in einer ähnlichen Situation wie Patricia ist, glauben nicht daran, dass sie als Frau ohne Ehemann zurechtkommen. Sie sehnen sich nach Beständigkeit und Sicherheit, die sie in ihren Augen nur mit einem Mann erreichen können. Erschreckend daran ist vor allem, dass manche Gedanken und Handlungen auch heutzutage, wo sich das Rollenbild drastisch geändert haben sollte, immer noch den Alltag beherrschen. Noch immer werden Frauen nicht als „vollständig“ angesehen, wenn sie alleine durchs Leben gehen und wie oft wird die Partnersuche und Familiengründung als DAS Ziel im Leben angesehen? Wie schwer haben es Frauen immer noch in einer männerdominierten Welt und wie oft wird ein „Nein“ nicht akzeptiert?

Mein Fazit: Obwohl der Roman nun also schon fast 100 Jahre alt ist, sind grundlegende Inhalte noch immer zeitgemäß. Ich habe mich mit dem Lesen leider sehr schwergetan, der Schreibstil lag mir nicht und ich konnte der Handlung nicht gut folgen. Trotzdem hat mich Ex Wife überrascht und gerade die Wendungen am Romanende hätte ich nicht erwartet. Das Ende bleibt offen, aber die Welt ist bekanntlich klein und so denke ich mir einfach, wie es wohl weitergeht…
Von mir gibt es daher insgesamt 3,5 von 5 Sternen. Ich empfehle den Roman durchaus, gerade wenn man gerne Literatur über Frauen und entsprechende Rollenbilder liest. Man sollte sich aber auf den ungewohnten Schreibstil einstellen und sich vielleicht einfach darauf einlassen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.09.2024

Schatten und Licht

Morgan's Hall
0

„Manchmal denke ich, dass egal wie sehr wir uns bemühen, unsere Fehler zu korrigieren und daraus zu lernen, die Vergangenheit immer ein Teil von uns bleibt. Sie ist wie ein Schatten, der uns folgt, selbst ...

„Manchmal denke ich, dass egal wie sehr wir uns bemühen, unsere Fehler zu korrigieren und daraus zu lernen, die Vergangenheit immer ein Teil von uns bleibt. Sie ist wie ein Schatten, der uns folgt, selbst wenn das Licht hell strahlt.“

„Schattenland“ ist der sechste Band der „Morgan-Saga“ von Emilia Flynn. Er erscheint im September 2024 und sollte nicht unabhängig von den anderen Teilen der Reihe gelesen werden.

ACHTUNG, Spoiler enthalten, wenn die vorherigen Bände nicht bekannt sind. Dann bitte nur das Fazit lesen!

Dort wo einst alles begann, setzt sich die Geschichte nun fort. In Wien, wo Dickie und John Isabelle kennen lernten, sind Elizabeth und James nun im Exil. Auf der Flucht, aber endlich vereint. Was zunächst romantisch klingt, wird mit der Zeit eine immer schwerere Last, denn eigentlich sehnen sich beide zurück nach Morgans Hall und sind ständig auf der Hut. Ihre Verfolger könnten auftauchen und was dann passieren könnte, möchte sich niemand ausmalen. Als sich jedoch die Chance bietet, James ehemaligem Schwiegervater das Handwerk zu legen, greifen Liz und James zu. Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft siegt über die Furcht vor dem Entdecken…
Doch auch in Morgan’s Hall geht es weiter und obwohl Tristan bemüht ist, die Morgan’s Company im Sinne von James und Liz weiterzuführen, ist das Geschäft schwerer denn je. Tristan ist kein Geschäftsmann und die Wahl des Bürgermeisters bringt die Familie zusätzlich in neue Gefahr.

Innerhalb kürzester Zeit hatte Emilia Flynn mich mit dem mittlerweile sechsten Band der Morgan-Saga gefesselt. Die Seiten flogen nur so dahin und stets wurde ich aufs Neue überrascht.
Ich habe mit der Familie Morgan gelitten und gehofft, denn obwohl ich kurz an ein nahezu überfälliges Happy End glaubte, kam natürlich alles anders als ich dachte. Emilia Flynn überrascht mit einem weiteren spannenden und emotionalen Band der Buchreihe. Ja, man könnte denken, dass doch nach sechs Bänden langsam genug sei, doch ich sage euch: Da kommt noch was!
Die Geschichte der Familie Morgan ist noch lange nicht zu Ende erzählt. Es gibt so viele Geheimnisse, es gibt Mysterien, die im weltlichen Kontext nicht zu erfassen sind und vor allem gibt es noch immer kein Happy End. Ob es das jemals geben wird, weiß ich allerdings nicht. Wünschen würde ich es aber gerade Isabelle. Sie hatte es nie leicht im Leben und mit jedem Band entwickelt sie sich mehr. Sie ist keine Hassfigur mehr, sie eine ganz normale Person mit Stärken und Schwächen. Diese haben wir alle und jeder macht Fehler. Wer könnte Isabelle da verurteilen?
Gerade diese Realität ist auch eins der Dinge, die ich an Emilias Romanen so sehr mag. Es wird nichts beschönigt oder romantisiert. Es gibt die eiskalte Realität, wodurch die Handlung absolut authentisch ist. Natürlich endet auch dieser Band mit einem Cliffhanger, wobei dieser nicht ganz so fies ist, wie in vorherigen Teilen. Trotzdem bin ich unendlich gespannt, wie es weitergehen wird!
Auch die Figuren sind einzigartig und tiefgründig charakterisiert. Ebenso sind die persönlichen Entwicklungen gut beschrieben und absolut authentisch. Auch wenn eine Figur geht, folgt eine weitere, die ebenso interessant und wichtig für den Handlungsverlauf ist.
Auch die Spannung bleibt nicht auf der Strecke und so gab es immer wieder überraschende Wendungen! Der Schreibstil ist dabei leicht und flüssig. Szenen- und Settingbeschreibungen sind bildlich und anschaulich.
Auch historische Themen werden, wie schon in den vorherigen Bänden, geschickt in die Handlung eingearbeitet. Ebenso finde weitere Themen wie Rassismus und die Verfolgung von NS-Verbrechern einen passenden Platz in der Handlung.

Mein Fazit: Mir hat auch der sechste Band der Morgan-Saga unglaublich gut gefallen. Er ist vielschichtig, facettenreich und ehrlich. Dazu spannend und emotional! Ich konnte den Roman kaum aus der Hand legen, vergebe erneut 5 von 5 Sternen und kann nur sagen: Lest die Buchreihe!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.09.2024

Verschwunden

Pfotenglück – Dackel Max auf Spurensuche
0

„Sie war hier, ist um den Tisch herumgelaufen, aber ich kann nicht erschnüffeln, wohin sie dann gegangen ist. Meine Nase ist komplett überfordert, mein Kopf erst recht - ich kann nicht mehr.“

„Pfotenglück ...

„Sie war hier, ist um den Tisch herumgelaufen, aber ich kann nicht erschnüffeln, wohin sie dann gegangen ist. Meine Nase ist komplett überfordert, mein Kopf erst recht - ich kann nicht mehr.“

„Pfotenglück - Dackel Max auf Spurensuche“ ist ein humorvoller Roman von Sina Beerwald und der zweite Band der Buchreihe „Dackel Max auf Sylt“. Er erschien im März 2024 im Piper Verlag und ist unabhängig vom ersten Teil lesbar.

Ein Jahr nachdem Max auf Sylt seine große Liebe Goldie wiedergefunden hat, reist er erneut auf die Nordseeinsel. Mit dabei sind neben Max und Goldie natürlich Max‘ Frauchen Ronja und Goldies Herrchen Christian, aber eben auch Lasse und Lisa, die Kinder von Christian. Lasse ist erst vier Jahre alt und quirliger als ein Sack Flöhe, Lisa hingegen ist schon vierzehn und hat entsprechend andere Interessen als Familienleben und Camping. Kurz nach der Anreise und einem gewaltigen Streit verschwindet Lisa dann spurlos und als plötzlich auch Lasse weg ist, ist Max und seinem Hunderudel natürlich klar, dass sie die beiden finden müssen…

Nachdem mich der erste Band der Buchreihe tatsächlich positiv überrascht hatte, habe ich mich auf die Fortsetzung sehr gefreut. Dabei lese ich normalerweise keine Romane aus Hundeperspektive oder überhaupt Romane, in denen Hunde eine große Rolle spielen. Oft kann ich mir beim Lesen dieser Geschichten nämlich in Bezug auf die Vermenschlichung des Hundes nur den Kopf schütteln und einfach keinen Spaß daran haben… Als Dackel Max jedoch seine Freundin Goldie gesucht hat, hat mir das Lesen echt Spaß bereitet und so habe ich eben auch Band 2 weitergelesen. Leider muss ich jetzt jedoch sagen, dass der zweite Teil um Max und seine Freunde mich eher nicht begeistern konnte.
Erneut ist die Handlung aus der Ich-Perspektive von Max geschrieben. Dadurch bekommt man einen eher eingeschränkten Blick auf die Ereignisse in der Menschenwelt und so manches Wort ist auch nicht ganz korrekt. Nichtsdestotrotz sind Max‘ Gedanken und seine Wortneuschöpfungen durchaus zum Schmunzeln und seine Liebe zu Goldie ist einfach unglaublich niedlich. Die Perspektive gefällt mir also tatsächlich sehr gut. Auch Max als Charakter sowie die weiteren Hundefiguren und auch die Menschen sind für mich gut gezeichnet und beschrieben. Rasseklischees werden geschickt aufgegriffen und witzig beschrieben. Natürlich ist die Darstellung dabei zum Teil ein bisschen überzogen, aber dies ist eben auch passend zum Genre.
Anders als im ersten Band hat die Handlung für mich jedoch keinen richtigen roten Faden. Durch die Mitreise von Lasse und Lisa scheint der gesamte Urlaub unter einem katastrophalen Stern zu stehen. Schon während der Anfahrt ist die Stimmung angespannt und beim Ankommen am Campingplatz dauert es nicht lange, bevor Lasse die erste Katastrophe auslöst. Kurz darauf passiert dann das nächste Chaos und so überschlagen sich die Ereignisse von einem Drama zum nächsten. Kein Handschlag kann erfolgen, ohne dass alles drunter und drüber geht.
Und als wären Marshmallows im Hundefell und ein Bänderriss innerhalb kürzester Zeit nicht schon genug, verschwindet dann auch noch Lisa und kurz darauf Lasse. Weitere Katastrophen folgen natürlich und mir war dies einfach alles viel zu chaotisch und dramatisch. Es kommt einfach keine richtige Erzählung auf, denn durch die sich überschlagenden Ereignisse unterbricht die Handlung irgendwie immer wieder. Zudem halte ich Lasses Verschwinden für absolut unrealistisch, kann dies aber nicht weiter ausführen ohne zu spoilern.
Was also witzig sein soll, ist für mich dieses Mal eher übertrieben und albern. Die Geschichte des Hunderudels kommt mir dabei außerdem etwas zu kurz.
Gefallen hat mir aber, dass Sina Beerwald neben dem ganzen Familienchaos noch eine weitere tierische Liebesgeschichte einbaut und so auch eine Perspektive für den nächsten Band schafft. Dies kam für mich tatsächlich unerwartet und hat mich durchaus berührt. Außerdem zeigt das Hunderudel erneut, dass es zueinander hält und Freundschaft spielt erneut eine wichtige Rolle in der Handlung, dies mochte ich sehr! Auch der Schreibstil ist insgesamt gut und der Roman leicht lesbar.

Mein Fazit: Der zweite Band der Buchreihe war für mich insgesamt zu übertrieben und albern. Natürlich gab es aber auch niedliche Passagen und Dackel Max und seine Freunde sind durchaus charmant. Trotzdem hat es für mich diesmal nicht richtig gepasst, weshalb ich nur 3 von 5 Sternen vergeben kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.09.2024

Le Cordon Bleu

Mademoiselle Marthe und die Küche der Freiheit
0

Le Cordon Bleu

„Wir müssen die Grenzen aufbrechen, sie überwinden. Wir sind moderne Frauen und sollten uns nicht von alten Konventionen einengen lassen.“

„Mademoiselle Marthe und die Küche der Freiheit“ ...

Le Cordon Bleu

„Wir müssen die Grenzen aufbrechen, sie überwinden. Wir sind moderne Frauen und sollten uns nicht von alten Konventionen einengen lassen.“

„Mademoiselle Marthe und die Küche der Freiheit“ ist ein historischer Roman von Ulrike Renk. Er erschien im März 2024 im Aufbau Verlag und ist ein Einzelband.

Frankreich, ab 1887: Marthe lebt nach dem Tod ihres Vaters mit ihrer Mutter bei ihrer Großmutter in einem kleinen Ort. Beide Frauen kochen gern und Marthes Mutter ist sogar ausgebildete Köchin. So lernt natürlich auch Marthe früh einige Tipps und Tricks in der Küche, wünscht sich aber keinen entsprechenden Beruf, sondern möchte Journalistin werden. Dieser Traum kann sich jedoch nur erfüllen, wenn Marthe und ihre Mutter zurück nach Paris ziehen. Julie nimmt also einen Beruf als Köchin bei einer wohlhabenden Familie an und Marthe kann in Paris das Lyzeum besuchen. Ihren Traum Artikel zu schreiben erreicht sie schließlich und darüber hinaus noch viel mehr. Sie etabliert schließlich, gemeinsam mit ihrer Mutter, die renommierte Kochschule „Le Cordon Bleu“.

Tatsächlich lebt Marthe in einer spannenden Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs. Die Lebensweise der Menschen beginnt sich zu verändern. Die Menschen haben weniger Personal in ihren eigenen Haushalten, es gibt mehr und mehr Restaurants in den Städten und die Technik schreitet im Rahmen der Industrialisierung immer weiter voran. Aber auch die gesellschaftlichen Konventionen beginnen sich zu verändern. Die Gesellschaftsschichten weichen, wenn auch sehr langsam, auf und auch Frauen bekommen mehr Rechte. So durften Frauen zum Beispiel lange Zeit nur in Restaurants, wenn sie Konkubinen waren. Für „ehrbare Frauen“ war ein entsprechender Ausflug nicht tragbar…
Der Roman konzentriert sich hauptsächlich auf die Jugendzeit von Marthe. Es geht um ihre Erfahrungen in der Küche, ihre persönliche Entwicklung, ihre Wünsche und ihren Weg zur erfolgreichen Geschäftsfrau. Leider sind die Abschnitte zum Romanende recht abgehackt und die Zeitsprünge groß. Ich hätte mir hier mehr Details gewünscht und dafür vielleicht in der Jugend ein paar Ausführungen weniger gebraucht. Insgesamt ist die Handlung in fünf Abschnitte unterteilt, welche - passend zum Hauptthema - die Namen eines 5-Gänge-Menüs tragen.
Viel Spannung kommt im Roman nicht auf, die Geschichte plätschert langsam und ruhig dahin, ist aber keinesfalls langweilig. Es gibt viele interessante Details zur gehobenen Küche und auch historische Ereignisse wie zum Beispiel der Bau des Eiffelturms werden geschickt eingearbeitet. Die gesellschaftliche Entwicklung wird über Marthes Geschichte dargestellt und deutlich wird, wie schwer es war, aus einer unteren Schicht in die höheren Kreise aufgenommen zu werden. Marthe gelingt dies mithilfe ihrer Freundin Florence, welche absolut unkonventionell mit der Tochter ihrer Köchin interagiert.
Marthes Entwicklung gefällt mir dabei sehr gut. Sie ist eine starke Figur, ohne dabei auffällig sein zu müssen. Ich mochte ihre ruhige und oft zurückhaltende Art sehr, gefallen haben mir aber natürlich ebenso die Momente, in denen sie offen ihre Meinung sagt. Schließlich hat sie immer wieder gute Ideen und Gedanken, welche in jedem Fall geteilt werden müssen. Schließlich kann sie sogar ihren großen Traum erreichen und etabliert dann zusätzlich zu ihrer eigenen Zeitschrift eine der erfolgreichsten Kochschulen der Welt. Sie setzt sich damit als Frau in einem noch heute von Männern dominierten Berufszweig durch und hinterlässt damit auch heute noch große Spuren. Denn „Le Cordon Bleu“ existiert immer noch, leider ist Marthe Distel aber eher unbekannt. Tatsächlich ist über ihr Leben nur sehr wenig bekannt, wie Ulrike Renk im Nachwort beschreibt. Der Roman ist also hauptsächlich fiktiv und orientiert sich an den wenigen bekannten Fakten. Dies ist sehr schade, denn offensichtlich hat Marthe viel erreicht und die Welt sollte davon wissen…
Aber auch die anderen Figuren mochte ich sehr. Jede ist für sich einzigartig und authentisch charakterisiert und liebevoll gestaltet.
Überzeugen konnte natürlich auch der Schreibstil der Autorin. Er ist wie immer bildlich und flüssig und führt dazu, dass die Geschichte leicht und unkompliziert lesbar ist.

Mein Fazit: Obwohl die Handlung eher ruhig ist, haben mich Marthes Geschichte sowie die Ausflüge in die französische Küche fasziniert und begeistert. Ich bin der Meinung, dass die Welt mehr von diesen starken Frauen wissen und lesen muss und freue mich auf weitere Romane von Ulrike Renk! Für „Mademoiselle Marthe und die Küche der Freiheit“ gibt es von mir eine klare Leseempfehlung und 5 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere