Aufrüttelnd
Davor und DanachWir starten dieses Buch mitten im Geschehen. Mhairi ist auf dem Weg nachhause, auf dem Weg zu ihrer Großmutter, denn sie ist alles was sie noch hat. Die Welt hat sich verändert. Das überleben ist ihr oberstes ...
Wir starten dieses Buch mitten im Geschehen. Mhairi ist auf dem Weg nachhause, auf dem Weg zu ihrer Großmutter, denn sie ist alles was sie noch hat. Die Welt hat sich verändert. Das überleben ist ihr oberstes Ziel, denn durch einen extremen Klimawandel ist das Leben nicht mehr überall auf der Erde möglich. Viele Menschen flüchten aus den betroffenen Ländern der Erde und gehen dabei über Leichen. Auf ihrem Weg begegnet Mhairi einen kleinen Jungen der gerademal 5 Jahre alt ist und nicht mal spricht. Schnell ist klar, das Mhairi sich nicht um ihn kümmern kann, schließlich ist es alleine schon beschwerlich genug zu überleben...
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Die Anspannung ist schon zu Beginn der Geschichte spürbar. Es wird aus der Ich-Perspektive von Mhairi gelesen, so fühlt sich der Leser gleich in die Situation ein, auch wenn ich mir ein wenig mehr Vorgeschichte erhofft hatte. Die Kapitel sind sehr kurz gehalten und haben unbedeutende Überschriften, so wirkt selbst der Schreibstil eher wie ein Tagebucheintrag oder ein Auflisten von Stichpunkten. Es wird nur auf das Wesentliche eingegangen, ohne groß die Umgebung oder die Gefühle zu beschreiben. Es liest sich etwas Monoton, Gefühlsfern und abgestumpft. Das passt sehr gut in die Situation, schließlich ist Mhairi schon eine gewisse Zeit unterwegs und hat viel, weniger schönes erlebt. Die erste Begegnung mit anderen Personen, hat mich direkt spüren lassen, wie heftig Mhairis Situation sein muss um so zu reagieren. Was ich ein bisschen schade fand war, dass nicht darauf eingegangen wurde, wie alles passiert ist. Der "supergau" ist quasi schon passiert und man hat das Gefühl mitten in der Story einzusteigen oder einen zweiten Band zu lesen. Das einzigste was etwas vom "Davor" wiedergibt sind die Rückblicke die Mhairi selbst schafft. Das sind die Momente in denen sie in Gedanken mit ihrem Vater spricht.
Einen direkten Draht konnte ich zur Protagonistin nicht aufbauen, dafür war mir das alles zu fern, ich hatte das Gefühl eher ein außenstehender, als mittendrin zu sein. Trotzdem hatte die Geschichte einen gewissen Sog. Es ist gut rübergekommen, wie sehr sich die Menschheit zum schlechten wenden kann, wenn die Ressourcen knapp werden. Menschlichkeit und Nächstenliebe können dann mal ganz schnell hinten an stehen. Auch unsere Protagonistin selbst hat ihr Päckchen zu tragen, das wird spätestens mit diesem Satz klar:
"In der Zeit vor der Wüste, vor den Soldaten, vor FESTUNG."
Es gibt Dinge, die möchte man ungeschehen machen, oder kann sie selbst nicht verstehen, deshalb ist es manchmal besser etwas wegzuschließen. Mhairi hat diese Dinge in FESTUNG geschlossen. Was genau das bedeutet, erfahren wir natürlich erst zum Ende. Ich war bei den letzten Kapiteln gefangen, geschockt und fassungslos. Dieses Buch hat bei mir einen bleibenden Eindruck, sowie ein paar Tränen hinterlassen.