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Veröffentlicht am 26.02.2023

Ein herrlich leichter und einfühlsamer Liebesroman

Wo die Liebe den Himmel küsst
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Liv und Henry sind ein Paar, sowohl privat als auch beruflich. Sie betreiben gemeinsam ein Lokal in Stuttgart, für das Liv einen Stern erkocht hat. Doch sie fühlt sich erschöpft und hat die Freude am kochen ...

Liv und Henry sind ein Paar, sowohl privat als auch beruflich. Sie betreiben gemeinsam ein Lokal in Stuttgart, für das Liv einen Stern erkocht hat. Doch sie fühlt sich erschöpft und hat die Freude am kochen verloren. Sie braucht dringend Urlaub, was auf Unverständnis bei Henry stößt, der nach wie vor für die Arbeit brennt.

Also fährt Liv alleine in die Kitzbüheler Berge. Dort findet sie nicht nur die erhoffte Ruhe, sondern trifft auch Jakob und seine Familie, die sie herzlich aufnehmen. Und in Stuttgart wartet Henry auf sie.

Mich hat der Roman gut unterhalten. Ich konnte Livs Wunsch nach einer Auszeit gut nachempfinden. Wenn man nur für seine Arbeit lebt - auch wenn man sie liebt - , kommt irgendwann der Zeitpunkt, wo man sich fragt, ob es das war.

Die Autorin beschreibt Kitzbühel und seine Umgebung so anschaulich , dass ich sofort den Wunsch verspürte, meinen Koffer zu packen und Liv hinterher zu fahren. Und zwar genau in die gleiche Pension, die sehr liebevoll beschrieben wird.

Es hat mir das herz erwärmt, mitzuerleben, wie Liv wieder zu sich selber findet und die Welt um sich herum wieder bewusst wahrnimmt. Auch ihre Sympathie für Jakob konnte ich gut nachvollziehen. er ruht in sich, ist zugewandt und teilt ihre Leidenschaft fürs Kochen.

Ich war mir bis zum Ende nicht wirklich sicher, wie sich Liv entscheiden wird. Schließlich verbindet sie mit Henry viele gemeinsame Jahre .Ich glaube aber, sie hat es richtig gemacht und kann sie beruhigt, ihr Leben leben lassen.

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Veröffentlicht am 25.02.2023

Einblicke in die Londoner Künstlerszene zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Die Liebenden von Bloomsbury – Vanessa und die Kunst des Lebens
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Das Buch erzählt die Geschichte der Künstlergruppe im Londoner Stadtteil Bloomsbury. Die Gruppe entstand maßgeblich durch die Initiative der Schwestern Virginia und Vanessa. Der 1. Band der Trilogie stellt ...

Das Buch erzählt die Geschichte der Künstlergruppe im Londoner Stadtteil Bloomsbury. Die Gruppe entstand maßgeblich durch die Initiative der Schwestern Virginia und Vanessa. Der 1. Band der Trilogie stellt Virginia Wolfe in den Mittelpunkt. Hier drehen sich die Ereignisse vorwiegend um ihre Schwester Vanessa, eine Malerin, die leider erst spät Anerkennung erfahren hat.

Vanessa Bell , verheiratet, ein Kind, trifft zufällig am Bahnhof auf den Kunstkritiker Roger Fry. Die beiden beginnen eine Liebesaffäre und Vanessa findet dadurch den Mut, Konventionen hinter sich zu lassen. Verbunden durch die Hingabe an die Malerei hat sie eine enge Bindung an den Maler Duncan Grant, der homosexuell ist. Vanessa verliebt sich in ihn, trennt sich von Frey und muss Duncan mit dessen Liebhabern teilen.

Ein ständiger Begleiter in ihrem Leben ist die Sorge um die Gesundheit Virginias. Diese Sorge teilt Vanessa mit Virginias Ehemann Leonard Wolfe, der seine Frau aufopferungsvoll pflegt.

Vanessa hat sich von ihrem Mann nie scheiden lassen, der sich seinerseits anderen Frauen zugewandt hat.

Dieser Band endet mit der Geburt der gemeinsamen Tochter von Vanessa und Duncan.

Ich muss zugeben, wenn ich an die Künstlerszene zu Beginn des letzten Jahrhunderts gedacht habe, hatte ich immer Paris vor Augen. London war eindeutig ein blinder Fleck für mich. Dank des unterhaltsamen und informativen Romans der Autorin habe ich Zugang zu dieser in meinen Augen gelegentlich exaltierten Künstlergruppe gefunden.

Zu Beginn hatte ich ein wenig Probleme, mich innerhalb des Personenkreises zurecht zu finden, da ich den 1. Band nicht gelesen habe, was ich aber unbedingt nachholen will.

Vanessa ist für mich eine Persönlichkeit, für die ich gespaltene Gefühle habe. Ich habe sie für ihre Fürsorge gegenüber ihrer Schwester Virginia bewundert Sie stellt deren Bedürfnisse oft über ihre eigenen. Ihre Bereitschaft, Konventionen hinter sich zu lassen, fand ich mutig. Heute würde man sagen, sie hat sich selbst verwirklicht.

Ein wenig gram war ich ihr, als sie sich von Roger Frey abwendet, der sicher nicht einfach im Umgang war. Sie behandelt ihn schlecht, stößt ihn regelrecht von sich, ohne sich zu erklären. Fast schon Unverständnis hat da ihre Liebe zu Duncan Grant bei mir hervorgerufen. Manchmal hatte ich den Eindruck, sie liebt gerade das, was sie nicht heben kann. Sie akzeptiert Duncans Liebesverhältnisse zu anderen Männern, ohne selbst körperliche Erfüllung bei ihm zu finden. Erst der gemeinsame Wunsch nach einem Kind führt zur Vereinigung.

Mich haben die Einblicke in diese Welt fasziniert . Ein wenig fühlte ich mich an die 60ziger Jahre erinnert im Hinblick auf wechselnde Partnerschaften und dem Wunsch, altes abzuschütteln.

Der Roman liest sich sehr unterhaltsam und hat mir einen neue Welt eröffnet.

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Veröffentlicht am 25.02.2023

Eine wahnwitzige Aktion in den letzten Tagen des 2. Weltkrieges

In den letzten Stunden der Dunkelheit
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Carvis, Physikstudent und Amerikaner mit deutschen Wurzeln, verbringt 1936 ein Studienjahr an der Berliner Uni. Dort trifft er seine große Liebe Anna und verliert sie wieder, gerade als er ihr einen Heiratsantrag ...

Carvis, Physikstudent und Amerikaner mit deutschen Wurzeln, verbringt 1936 ein Studienjahr an der Berliner Uni. Dort trifft er seine große Liebe Anna und verliert sie wieder, gerade als er ihr einen Heiratsantrag machen will. Da er nie erfahren hat, warum sie sich von ihm abgewandt hat, konnte er sie nie vergessen.

April 1945 Carvis, der sich als Dolmetscher bisher möglichst aus dem aktiven Kampfgeschehen heraus gehalten hat, wird aufgefordert, sich an einer wichtigen Mission zu beteiligen. Er soll zusammen mit einigen wenigen Militärs in das vom Chaos geschüttelte Berlin eindringen und dort den Atomphysiker Bergmann entführen, bevor er den Russen in die Hände fällt. Trotz großer Bedenken willigt Carvis schließlich ein, sieht er doch eine Möglichkeit, Anna wiederzufinden.

Was als gefährliche Mission beginnt, entwickelt sich zum Alptraum. Zwar gelingt es Carvis zusammen mit Sergeant Krokovski nach einigen Umwegen tatsächlich, Bergmann habhaft zu werden, aber noch sind sie nicht wieder aus dem Hexenkessel Berlin raus. Es gilt dem deutschen Militär auszuweichen, sich nicht in Scharmützel verstricken zu lassen, den Russen zu entwischen, die ebenfalls Jagd auf Bergmann machen und zudem rechtzeitig am vereinbarten Treffpunkt anzukommen. Es beginnt eine wahnwitzige und manchmal ans Absurde grenzende Odyssee durch das in Todesqualen liegende Berlin.

Zu Beginn des Buches schildert der Autor in Rückblicken, wie Carvis Anna kennen und lieben lernt. Auch ich konnte nicht begreifen, warum Anna ihm plötzlich die kalte Schulter zeigt , da ich von ihrer Liebe zum ihm überzeugt war. Carvis Wunsch, darüber Klarheit zu bekommen, konnte ich gut verstehen.

Die im Mittelpunkt stehende geplante Entführung Bergmanns ist bereits Ausfluss des sich abzeichnenden Kalten Krieges und der Angst, die Gegenseite könnte zuerst in der Lage sein, eine Atombombe zu bauen.

Der Plan an sich ist sehr gewagt und kann angesichts der Unwägbarkeiten einer sich in Auflösung befindlichen Stadt nur scheitern. Die Ereignisse entwickeln sich rasant und trotz aller Widrigkeiten habe ich von ganzem Herzen gehofft, es geht alles gut. Tatsächlich führen Glück und Carvis Geistesgegenwart dazu, dass sie oft den Kopf aus der Schlinge ziehen können, nur um in neue , noch größere Schwierigkeiten zu geraten. Manchmal grenzt es ans Absurde, was für mich aber nur den Wahnsinn des Krieges widerspiegelt und deshalb meinen Beifall gefunden hat.

Carvis selbst hat mir imponiert. Er reagiert schnell und situationsgerecht und wird immer mehr zum Anführer der Gruppe. Bergmann dagegen hatr meinen Unmut und auch Hass entfacht, je näher ich ihn kennengelernt habe. Er ist der Opportunist par excellence - egoistisch und für mich auch größenwahnsinnig.

Das Ende ist versöhnlich, stellt für mich trotzdem die Frage, ob es das alles wert war.

Der Roman hat mich komplett überzeugt. Die Handlung ist für mich nachvollziehbar und durch ihren hohen Spannungsfaktor fesselnd. Hinzu kommen viele historische Details wie die Olympiade 36. Für mich ist der Roman auch ein Buch gegen das Vergessen und gegen die Grausamkeit und Unsinnigkeit eines Krieges, bei dem es nur Verluste geben kann.

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Veröffentlicht am 19.02.2023

Eine sehr unterhaltsame Mischung aus Intrigen, Mord, Machtkämpfen und Liebe

Das Gelübde der vergessenen Tochter
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Eine junge Frau wird verletzt vor den Toren des Kloster Tannhöhe gefunden und von den Schwestern gepflegt. Da sie vorgibt , ihr Gedächtnis verloren zu haben, gibt man ihr den Namen Laya. Doch Laya erinnert ...

Eine junge Frau wird verletzt vor den Toren des Kloster Tannhöhe gefunden und von den Schwestern gepflegt. Da sie vorgibt , ihr Gedächtnis verloren zu haben, gibt man ihr den Namen Laya. Doch Laya erinnert sich nur zu gut und sinnt auf Rache.

Die Magistra Phillippa , versiert im Intrigenspiel der Mächtigen, sieht in Laya eine geeignetes Werkzeug, sich gegen die Machenschaften der Mönche, die die andere Hälfte des Klosters bewohnen, zu wehren. In den umliegenden Dörfern verschwinden junge Mädchen spurlos. Gleichzeitig gehen die Einnahmen des Klosters zurück. Das spielt in des Hände des geldgieren Bischofs Odo, der das Kloster gerne in Besitz nehmen würde. Die Magistra glaubt die Hände des Abts im Spiel. Um die Verdächtigungen zu entkräften wird Bruder Ansgar vom Abt ausgewählt, Nachforschungen außerhalb des Klosters anzustellen.

Gemeinsam machen sich Laya und Ansgar auf den Weg und stellen zu ihrem Entsetzen fest, dass die Mädchen ermordet wurden und in weit größerer Zahl, als bisher vermutet. Nebenbei kommen die beiden auch Machenschaften des Klosters auf die Spur und erfahren Dinge über die eigenen Familien, die nie hätten ans Licht gelangen dürfen.

Ich finde, der Titel des Buches führt ein wenig in die Irre, denn er gibt keinen Hinweis auf den fesselnden Krimi, der zwischen den Bücherseiten auf mich gewartet hat.

Zuerst möchte Laya nur herausfinden , wer für den Überfall auf sie verantwortlich ist. Schnell kristallisiert sich heraus, dass ein Serientäter die jungen Frauen ermordet. Hängen der Überfall auf Laya und die Morde zusammen ?

Die Einkünfte des Klosters schrumpfen und die Magistra fürchtet, dass die Schwestern des Klosters verwiesen werden. Sind die Mönche für die Morde verantwortlich, um die Frauen aus dem gemeinsamen Kloster vertreiben zu können ? Welche Rolle spielt der intrigante Bischof Odo ? Und warum ist Ansgar gegen seinen Willen im Kloster ?

Stück für Stück erfahre ich die Wahrheit, nicht ohne von der Autorin mehrmals gekonnt in die Irre geführt zu werden. Das Ausmaß an verletzten Gefühlen, Intrigen, Rachegedanken und Machtphantasien hat mich dann überwältigt und entsetzt.

Laya ist eine starke Frauenpersönlichkeit - mutig, intelligent, neugierig und entschlossen , ihren eigenen Weg zu gehen. Ich konnte mich gut mit ihr identifizieren. Sie bleibt sich bis zum Schluss treu , als sie eine Entscheidung trifft, die für ihre Zeit sehr ungewöhnlich ist.

Ansgar brauchte einige Zeit, um mich von sich zu überzeugen. Was mir gut gefallen hat, war wie er sich mit Witz und Verstand gegen die Klosterregeln auflehnt.

Das Ende fand ich absolut gelungen. Ich bekomme befriedigende , wenn auch nicht alle Antworten auf meine Fragen. Gleichzeitig bleiben einige Unwägbarkeiten , die mein Interesse und Neugierde für den Folgeband wecken.

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Veröffentlicht am 19.02.2023

Gewagte Entscheidung

Ein Licht der Hoffnung
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Dezember 41 Luftangriff auf Berlin, bei dem das Ehepaar Huber und die Tochter Annegret, alle überzeugte Nazis, ums Leben kommen. Nur Margarete, das jüdische Dienstmädchen oder besser ausgedrückt Haussklavin, ...

Dezember 41 Luftangriff auf Berlin, bei dem das Ehepaar Huber und die Tochter Annegret, alle überzeugte Nazis, ums Leben kommen. Nur Margarete, das jüdische Dienstmädchen oder besser ausgedrückt Haussklavin, überlebt. Im Bruchteil einer Sekunde trifft sie eine Entscheidung, die ihr Leben rettet und ihr ihre Identität nimmt. Sie entwendet die Papiere der toten Annegret und gibt sich als sie aus.

Nun beginnt ein Leben der Verstellung, der Angst vor Entdeckung, gefangen in einem immer undurchsichtiger werdenden Gespinst von Lügen.

Margarete flieht nach Paris und trifft dort ausgerechnet auf Wilhelm, Annegrets Bruder, SS-Angehöriger, erzogen in einer Napola.-Schule . Er durchschaut Margaretes Täuschungsversuch und beschließt, die Situation zu seinen Gunsten auszunutzen. Als auch Wilhelms Bruder Reiner nach Paris kommt, fühlt sich Margarete wie eine Maus in der Falle. Wo ist der Ausweg ?

Margarete hatte nach wenigen Seiten meine ganze Bewunderung und Anteilnahme. Ich bin nicht sicher, ob ich die Geistesgegenwart besessen hätte, Annegrets Papiere an mich zu nehmen. In Rückblenden wird Margaretes Leben als Haussklavin beschrieben. Ich fand es beschämend und verabscheuungswürdig, wie entmenschlicht sie behandelt wurde. Ich kann mir kaum ausmalen, was es bedeutet muss, plötzlich in die Rolle seines größten Feindes zu schlüpfen und den Anschein zu erwecken, man teile seine Ansichten.

Gerade als ich aufatmen wollte, weil sie in vermeintlicher Sicherheit ist, trifft sie auf Wilhelm. Wilhelm ist für mich eine sehr ambivalente Persönlichkeit. Erzogen in der Nazi-Ideologie sieht auch er in Margot zuerst den wertlosen Untermenschen und behandelt sie auch so. Je näher er sie kennenlernt, um so mehr ändert sich seine Wahrnehmung. Was mich wütend gemacht hat, auch die "Guten" sehen in Margarete nur das Mittel zum Zweck.

Das Ende ist sehr dramatisch und in meinen Augen sehr gelungen. Er setzt einen Schlusspunkt und ist zugleich die Tür in einen neuen Lebensabschnitt, der im Folgeband erzählt wird.

Für mich ist der Roman absolut lesenswert, weil es der Autorin gelungen ist, die schrecklichen Lebensumstände zur Nazizeit unterhaltsam zu schildern, ohne sie zu verharmlosen oder zu banalisieren.

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