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Veröffentlicht am 29.10.2022

Der 1. Weltkrieg als Geburtshelfer der plastischen Chirurgie

Der Horror der frühen Chirurgie
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Der 1. Weltkrieg war nicht nur der erste Krieg, der die ganze Welt ins Chaos gestürzt hat, sondern auch der erste, in dem neue Waffen mit unglaublicher Zerstörungskraft eingesetzt wurden.
Dies hatte eine ...

Der 1. Weltkrieg war nicht nur der erste Krieg, der die ganze Welt ins Chaos gestürzt hat, sondern auch der erste, in dem neue Waffen mit unglaublicher Zerstörungskraft eingesetzt wurden.
Dies hatte eine Vielzahl an neuen und verheerenden Verletzungen zur Folge. Die furchtbarsten davon, waren Verwundungen des Gesichts, die die Opfer auf das entsetzlichste entstellt und eine Rückkehr in ein normales Leben unmöglich gemacht haben. Viele talentierte und engagierte Ärzte sahen das Elend der Betroffenen und haben versucht, ihnen ein Gesicht zurückzugeben.
Dieses Buch schildert die Verdienste Harold Gillies, einem Pionier der plastischen Chirurgie und zeigt gleichzeitig das ungeheure Ausmaß der Leiden der Opfer.
Ich habe keinerlei medizinische Vorkenntnisse, interessiere mich aber in vielfältiger Weise für Geschichte. Mit ein wenig Bedenken, ob ich die Ausführungen der Autorin folgen kann, begann ich zu lesen.
Es war überhaupt kein Problem, in die Geschichte einzutauchen. Zwar werden einige neue Operationsmethoden im Verlauf des Buches beschrieben, das aber so anschaulich und ohne allzu viele Fachbegriffe, so dass man zumindest eine annähernde Vorstellung davon bekommt.
Gut gefallen hat mir, dass die Autorin einige Opfer namentlich nennt und nähere Details zu ihrem Leben liefert. Das macht das Leiden begreifbarer und ich bekomme einen Eindruck davon, was die Operationserfolge Gillies für den Einzelnen bedeutet haben müssen.
Gillies muss eine beeindruckende Persönlichkeit gewesen sein. Er war ein Perfektionist und mit vielen Talenten gesegnet. Dabei war er empathisch und stets bemüht, seinen Patienten Hoffnung und Lebensfreude zu vermitteln. Rückschläge waren der Ansporn, es besser zu machen. Und er hat sein Wissen freigiebig mit anderen geteilt.
Das Buch liest sich auch für einen Laien verständlich und absolut spannend. Dadurch, dass die Autorin die Fakten mit Personen verknüpft, werden auch Gefühle angesprochen und der reine Sachbuchcharakter tritt damit - in meinen Augen dankenswerterweise - etwas in den Hintergrund.

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Veröffentlicht am 23.10.2022

Erwartet witzig, verblüffend philosophisch

Der will nur spielen
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Ich wollte das Buch lesen, weil ich von Rubey als Schauspieler sehr begeistert bin. Nun galt es, ihn als Autor neu kennenzulernen. Angekündigt wurde das Buch als "abgründig - witzige Geschichte vom Unterwegssein ...

Ich wollte das Buch lesen, weil ich von Rubey als Schauspieler sehr begeistert bin. Nun galt es, ihn als Autor neu kennenzulernen. Angekündigt wurde das Buch als "abgründig - witzige Geschichte vom Unterwegssein " Das weckt natürlich Erwartungen, die erfüllt sein wollen.

Tatsächlich ist das Buch vordergründig das Tagebuch einer Lesereise von Rubey. Das gibt Gelegenheit, absurde Begegnungen zu schildern oder ungewöhnliche Auftrittsorte zu beschreiben oder etwas schräge SMS- Konversationen wiederzugeben. Das ist wirklich witzig und liest sich locker und amüsant.

Die Überraschung waren die Gedanken dazwischen. Rubey sinniert über Gott und die Welt und äußert sich unter anderem darüber, was einen Künstler ausmacht und antreibt und welche Fehler er vermeiden sollte. Diese Überlegungen sind in weiten Teilen tiefgründig und lassen sich auf jeden Beruf oder Berufung übertragen. Manches hat mich überzeugt, anderes eher meinen Widerstand hervorgerufen. Vor allem regt es zum Nachdenken an.

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Veröffentlicht am 20.10.2022

Commissario Casabona und die Mafia

Schatten der Vergangenheit
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Commissario Casabona ist ein guter, aber unbequemer Polizist. Als ein Camorra - Mitglied ihn als Auftraggeber für den Mord an dem neuen Partner seiner Frau nennt, glaubt ein Teil der Polizei dies nur allzu ...

Commissario Casabona ist ein guter, aber unbequemer Polizist. Als ein Camorra - Mitglied ihn als Auftraggeber für den Mord an dem neuen Partner seiner Frau nennt, glaubt ein Teil der Polizei dies nur allzu gern. Casabona kann sich in letzter Sekunde der Verhaftung entziehen.

Casabona weiß, dass er nun aus sich selbst gestellt ist, den wahren Schuldigen zu finden. Er fährt nach Neapel, dort wo er vor vielen Jahren seine berufliche Laufbahn begonnen hat. Ist die Anschuldigung späte Rache oder ist er ein willkommenes Zufallsopfer in der Auseinandersetzung verschiedener Mafiaclans ?

Mit Casabona lerne ich einen sympathischen und integren Ermittler kennen. Obwohl ihn die Trennung von seiner Frau sehr schmerzt, würde er niemals seinen Rivalen ermorden lassen. Umso erschreckender ist es, dass Kollegen aufgrund fadenscheiniger Anschuldigungen einen Haftbefehl für ihn beantragen und auch bekommen und öffentlich seinen Ruf ruinieren, um daraus persönlich berufliche Vorteile zu ziehen.

Was mich sehr beindruckt hat, ist im Gegenzug die bedingungslose Unterstützung ehemaliger und aktueller Kollegen, die Casabona kennen und seine Rechtschaffenheit schätzen. Gemeinsam kommen sie der Lösung des Rätsels näher. Die zeigt das wahre Gesicht der ehrenwerten Gesellschaft.

Ich fand die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird, sehr gelungen. Der Autor bedient sich zweier Handlungsstränge. Der eine erzählt in der Ich-Form die Ereignisse, die unmittelbar Casabona betreffen. So ergibt sich auch die Möglichkeit, die Gedanken und Gefühle des Commissarios kennenzulernen.

Der andere schildert im sachlichen objektiven Stil das Vorgehen der Jäger. Das gibt der Handlung zusätzliche Spannung und macht den Unterschied zwischen beiden Parteien noch deutlicher.

Mir hat der Krimi sehr gut gefallen. Interessant war vor allem, wie schnell Kollegen geopfert werden, wenn es der eigenen Karriere dient. Der Anteil der Mafia war ein weiteres Spannungselement, aber in meinen Augen nicht dominierend.

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Veröffentlicht am 18.10.2022

Holmes bekommt eine kongeniale Partnerin

Das Tagebuch der Irene Adler
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Ich liebe die Sherlock Holmes Krimis. Ich bin jedes Mal fasziniert, wie er durch Beobachtungsgabe und logisches Denken seine Fälle löst. Ich habe ihn aber nie als Mann aus Fleisch und Blut wahrgenommen. ...

Ich liebe die Sherlock Holmes Krimis. Ich bin jedes Mal fasziniert, wie er durch Beobachtungsgabe und logisches Denken seine Fälle löst. Ich habe ihn aber nie als Mann aus Fleisch und Blut wahrgenommen. Holmes und Gefühle - vielleicht romantische ? Never ever !

Nach der Lektüre dieses Krimis weiß ich es besser. Holmes hat Gefühle und eine Ermittlung mit ihm kann richtig witzig sein. Verantwortlich dafür ist Irene Adler, eine alte Bekannte von Holmes, die ein ähnlich großes Selbstbewusstsein wie er besitzt und sich eindeutig für die bessere Detektivin hält.

In einträchtiger Konkurrenz müssen sie einen kniffligen Fall lösen, der durch Irenes Tagebuch, das Holmes zugespielt wird, seinen Anfang nimmt. Auf der Jagd nach einem Frauenmörder geraten die beiden mehrfach in lebensbedrohliche Situationen und der Krimi endet für mich mit einer echten Überraschung.

Dem Autorenduo ist ein absolut überzeugender Krimi gelungen. Irene ist schlagfertig, intelligent und eindeutig skrupelloser als Holmes. Die Streitgespräche der beiden waren einfach umwerfend und haben mich zeitweise vergessen lassen, dass wir dringend einen Mörder suchen.

Durch Irene erscheint Holmes menschlich und dadurch verletzlich und auch liebenswert.

Zusammen sind die beiden unschlagbar und bieten fesselnde und auch witzige Krimiunterhaltung auf sehr hohem Niveau.

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Veröffentlicht am 17.10.2022

Auf und Ab im Strom des Lebens

Zeiten neuer Hoffnung
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Erika ist bei ihrem Mann Erich geblieben, obwohl sie ihn nicht liebt. Sie wollte den Kindern nicht das Zuhause nehmen. Doch aus Kindern werden Leute. Die älteren Söhne rebellieren gegen die Eltern und ...

Erika ist bei ihrem Mann Erich geblieben, obwohl sie ihn nicht liebt. Sie wollte den Kindern nicht das Zuhause nehmen. Doch aus Kindern werden Leute. Die älteren Söhne rebellieren gegen die Eltern und verlassen die Familie.
Da ist Jakub plötzlich wieder da - Erikas große Jugendliebe. Erika verlässt ihren Mann und die kleine Billie. Die Zeit vergeht. Billie wird erwachsen und gründet eine eigene Familie. Auch Paul Sternbacher ist seinen eigenen Weg gegangen.
Liebe Freunde sterben, Kinder werden geboren, Feindschaften überwunden. Was wirklich zählt, ist die Familie.
Mit diesem dritten Band endet die Familiensaga, die Erikas Lebensweg vom tschechischen Dorf Hohenfurth durch Kriegswirren und die Nachkriegszeit nach Wien geführt hat.
Wie durch ein Kaleidoskop erzählt die Autorin prägende Situationen in Erikas Leben, ihrer Familie und alten Weggefährten aus Hohenfurth. Zusammen ergeben sie ein buntes und unterhaltsames Bild sowohl der Akteure als auch der Jahrzehnte, durch die ich sie begleite.
Ohne den Einmarsch der Russen in die Tschechoslowakei hätten Jakub und Erika nicht zusammengefunden. Erikas ältester Sohn begeistert sich für die Raumfahrt und geht in die USA. Die Berliner Mauer fällt.
Manches, was Erikas Familie widerfährt, erscheint eher unrealistisch. So findet Billie sogleich einen Verleger für ihr erstes Buch. Gestört hat es mich nicht, denn die Autorin hat keinen Tatsachen - sondern einen Unterhaltungsroman geschrieben. Da mögen Ereignisse auch mal märchenhaft anmuten, so lange die historischen Basisdaten stimmen.
Was mich dann doch gestört hat, war eine Episode, die sich mit Naziraubkunst beschäftigt - ein immer noch aktuelles und hochsensibles Thema. Hier wird die Autorin in meinen Augen den Opfern nicht gerecht. Das ist eine sehr persönliche Einschätzung und welcher Roman ist schon für alle gleichermaßen perfekt.
Insgesamt nimmt mich die Autorin mit auf eine unterhaltsame Reise durch die letzten Jahrzehnte es vorigen Jahrhunderts und entfaltet einen bunten Geschichtenteppich, der mich zum Lachen und Weinen bringt.

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